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2686 PAPIER-ZEITUNG. Actien ■ Gesellschaft Chemische Fabrik vorm. Dr. A. Haagen, oermond (Holland). Spezialität in wasserlöslichem Pariser - und Berlinerblau für Papier-Fabriken, sowie in Stahlblau und anderen Farben für Buntpapier- und Tapetenfabrikation. [52770 stehen zu Diensten. [52769 Metalltücher, einfach und drellirt, von besonderer Stärke, Egoutteure, velin, gerippt und mit kunstvollen Wasserzeichen empfiehlt die Metalltuch- und Egoutteur-Fabrik von Andreas Kufferath Mariaweiler bei Düren. Empfehlungen erster Häuser des In- und Auslandes Accu in ul ator en (elektrische Str omsammler, „System Correns“) I). R. Pe. Nrn. 51031, 52853 und 54371, laut verschiedener Gutachten von höchstem elektrischem Nutzeffect, liefern bei geringstem Gewicht u. Volumen (12 Ampere Std. pro 1 Ko. Plattengewicht) zu billigsten Preisen mit weitgehendsten Garantien für gleichbleibende Capacitat und Haltbarkeit die Berliner Accumulatoren-Werke E. Correns & Co. Bureau: Kirchstr. 24. 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Vogts und dem Vorsitzenden des Hauptvorstandes der Allgemeinen Deutsche) Kunstgenossenschaft, Professor A. v. Werner, stattfanden. Der kurz Bericht, welchen der Letztere am 3. November im Verein Berline Künstler über die Deutsche Ausstellung in London erstattete, um welcher Gegenstand der öffentlichen Besprechung geworden ist, ha nun auch zu einem Rundschreiben des Herrn A. v. Werner an di Vorstände' der deutschen Orts-Kunstgenossenschaften geführt, ii welchem durch Abdruck einer Reihe von Schriftstücken die Stellung des Hauptvorstandes der deutschen Kunstgenossenschaft zu de ganzen Angelegenheit klargestellt wird. Aus den Schriftstücke) geht hervor, dass der Hauptvorstand und sein Vorsitzender für da: Fiasko der Deutschen Ausstellung in London — dieselbe hat mi einem Defizit von 400 000 M. abgeschlossen — nicht verantwortliel zu machen ist. Interessant in diesem Rundschreiben sind di beiden zuletzt veröffentlichten Schriftstücke. Das eine ist ei) Schreiben des Herrn B. W. Vogts an Herrn A. v. Werner, in welchen jener um eine Erklärung darüber ersucht, ob dieser die vonden Zeitungei ihm in den Mund gelegten Bemerkungen wirklich gethan hat. Professo: A. v. Werner antwortete darauf in einem längeren Schreiben von 15. November, in welchem es u. a. heisst: »Ich habe über meine persönlichen, in London empfangenen Eindrücke mitgetheilt, dass ich von der Oertlichkeit und Inscenirung der Ausstellung aufs Aeusserste degoutirt gewesen sei und mich, angesichts der Faaden Bemalungen mit deutschen Landschaften, der Rutschbahn und sonstiger Ein richtungen im Ausstellungsgebiete des Eindrucks eines Jahrmarkttrödeli nicht habe erwehren können. Als ich am 27. Juni die Ausstellung besuchte um Herrn v. Ernsthausen zu treffen, fand ich im Hauptraume am Eingange einen Zug Volunteers aufgestellt. Auf meine Frage, wozu? wurde mir aus dem Publikum die Mittheilung, man erwarte den Herzog von Connaught unc Gemahlin, während mir von Herren des Komitees — wenn ich nicht irre — gesagt wurde, derselbe dächte garnicht daran, dies sei lediglich eine Veranstaltung Herrn Whitley’s (vielleicht eine Vorstudie für den Kaiserem pfang?). Der Herzog war garnicht in London und kam natürlich auch nicht. Alsdann sah ich durch den Park eine Rotte von 50 - 60 Männern in alten, scheinbar vom Trödler entnommenen deutschen Uniformen und Waffen aller Gattungen einherwandeln: es wurde mir erläutert, dass dieselben als Repräsentanten des deutschen Heeres ausgestellt würden. Im Anschlusse an dieses für mein Auge beleidigende Schauspiel wurde mir von Herren aus der deutschen Gesellschaft mit Entrüstung mitgetheilt, dass im Aus stellungsparke bereits die Szene aufgeführt worden sei, wie der Prinz von Wales den deutschen Kaiser begrüsste. Beide zu Pferde; der (falsche) Prinz von Wales sei dabei vom Pferde gefallen; auch die Gestalt des ehrwürdigen Generalfeldmarschalls Grafen Moltke sei als Maske dem Publikum vorge führt worden. Dass der angeblich bevorstehende Besuch Sr. Majestät des Kaisers, noch bevor Allerhöchstderselbe in London eingetroffen war, in ausgiebigster Weise als Reklamemittel benutzt worden war, dafür giebt — äusser allem, was ich selbst in London davon erfuhr — ja die wundervoll grosse, in Buntdruck ausge führte Einladungskarte ohne Datum, deren Geschmacklosigkeit allein schon genügte, den deutschen Namen in England für immer in Verruf zu bringen, das beste Zeugniss. Und in dem Protokolle der Sitzung des geschäftsführen- den Ausschusses vom 5. Oktober d. Js. wird unverhohlen ausgesprochen, dass der unterlassene Besuch Sr. Majestät dem Verkaufe der Ausstellungs- Gegenstände geschadet habe. Also auch die Person Sr. Majestät sollte oder musste für Herrn Whitley Reklame machen. Das Alles, was ich möglicher weise mit dem Namen »Tingel-Tangel« bezeichnet habe, dies Spielen mit Dingen, welche uns gerade dem Auslande gegenüber heilig und theuer sein sollten, und die gerechte Entrüstung darüber, welche mir aus hochachtbaren Kreisen der deutschen Kolonie in London ausgedrückt worden ist, das hat mir als Deutschen allerdings die Schamröthe ins Gesicht getrieben. Sollte ich überzeugt werden können, dass alles, was ich da gesehen und gehört habe, garnicht existirte, oder dass ich überhaupt nicht in London gewesen und die Ausstellung gesehen hätte, dann würde mein Urtheil oder meine Empfindung gegenstandslos sein Mit vorzüglichster Hochachtung usw. A. v. Werner. Dieses herbe Urtheil eines befugten Kritikers bestätigt die Be fürchtungen, welche wir vor und während der Ausstellung aussprachen. Es gereicht uns daher zur Befriedigung, dass das deutsche Papier gewerbe Zurückhaltung zeigte und nur schwach vertreten war.