Volltext Seite (XML)
2416 PAPIER-ZEITUNG. No. 89 fallenden Lichte durchscheinenden Platten ausgewalzt und getrocknet. Aus diesen Platten, die vollkommen ungefährlich sind, wird schliess lich das rauchlose Pulver selbst in Form kleiner viereckiger Blättchen ausgeschnitten oder auch in Form linsenartiger Körner ausgestanzt. Ein besonderes Trockenverfahren entfernt den in der Fabrikation ver wendeten Essigäther fast vollkommen, so dass das fertige Produkt kaum noch nach Aether riecht. Nach dem Körnen (Ausschneiden der Blättchen u.s.w.) schleift ein Rolliren mit Graphit die beim Schneiden rauh gebliebenen Kanten ab, damit eine zu rasche Fortpflanzung der Entzündung von Korn zu Korn vermieden werde. Die Fabrikation hat es in der Hand, durch die Dicke der Platten und die Grösse der Blättchen oder Körner die Verbrennungsgeschwindigkeit in weit ein facherer und intensiver wirkender Weise den verschiedenen Verhält nissen von Waffe und Geschoss anzupassen, als dies beim alten Schwarzpulver möglich war. Bei uns pflegt man die Platten für kleinkalibrige Infanteriegewehre etwa 0,3 mm stark zu machen, die für Geschütze etwa von 0,7 mm an aufwärts. Neuerdings ist zu rauchlosem Pulver mehrfach Holzzellstoff be nutzt worden, und soweit wir erfahren konnten, mit Erfolg. Es er scheint deshalb nicht unmöglich, dass Holzzellstoff in Zukunft den wesentlichsten Rohstoff des Pulvers bilden wird. Obige Angaben zeigen auch, dass zur Verarbeitung des Zellstoffs für Pulver ähnliche Einrichtungen dienen wie zu seiner Umwandlung in Papier. Es wäre eine eigenthümliche Erscheinung, wenn Holzzellstoff in Form von Papier als wichtigster Träger der Kultur in Zukunft als Pulver gleichzeitig deren heftigster Zerstörer würde. und Gold bedruckten Kaliko-Umschlag gebunden ist. Schrift und Verzierungen sind mässig hochgepresst, so dass eine dem Lederschnitt ähnliche Wirkung entsteht. Die Proben sind so gewählt, dass von jeder Grösse ein ganzer Bogen eingefügt wurde, von den in derselben Grösse vorräthigen Farbschattirungen je ein Blatt. Folgende Grössen sind vertreten: 58:85, 49:66, 53:70, 57:90 cm. Die feste Einfügung in eleganten Band schützt die Proben vor dem Papierkorb und vor unbeabsichtigter Verzettelung. Von Hartleinen und Billetpost aus den Fabriken von Johannot & Co. in Annonay hat die Firma Zähe & Luy, Berlin C., Schlossplatz 3, Niederlage übernommen. Diese schönen französischen Papiere sind, wie aus den uns vorgelegten Proben zu ersehen ist, sehr zäh, von hellem, etwas lautem Klang und bläulich abschattirt. Edwin Bormanns Säck’sche Allerwelts-Bostkarten. Zehn Postkarten, aus zartviolettem Karton geschnitten, auf der Rückseite mit hübschen Vignetten und Versen in sächsischer Mundart bedruckt, sind das neueste Erzeugniss von Edwin Bormanns Selbstverlag in Leipzig. Die sehr zierlichen und sauber gravirten Vignetten zeigen Darstellungen, welche auf sächsische Landschaften, sächsische Erzeugnisse und Lebensgewohnheiten Bezug haben. Eine grosse Rolle spielen die Kaffeetasse, die Gose, sowie der gemüthliche »Sächser« mit Schlafrock, Nachtmütze und langer Pfeife. Auch Bilder aus der Sächsischen Schweiz, die Pleissenburg, die grosse Elbbrücke in Dresden, das sächsische Wappen, Erzeugnisse von Meissener Porzellan usw. sind vertreten. Von den Versen geben wir zwei Proben: Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster und Erzeugnisse der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Gobelin-Malerei. Für verschiedene Zwecke der Innen-Deko- ration wird von Malern,nicht selten ein derber, mit dünner unge bleichter Kette und kräftigen gebleichten Einschlagfäden gewebter Leinen- oder Hanfstoff verwendet, auf welchem sich mit stumpfen Leim- oder Temperafarben Wirkungen erzielen lassen, welche den jenigen gewebter Gobelins nahekommen. Im Gegensatz zur üblichen Oelmalerei wird der Stoff nicht durch kräftige Grundirung und Unter malung »getödtet«, sondern man grundirt nur ganz leicht oder lässt denselben mit seiner warmen angenehmen Farbe und interessanten Musterung »nackt« zur Geltung kommen. Auch die Farben werden nicht aufgeschmiert, sondern nur mager aufgetragen, so dass selbst unter den bemalten Stellen das Gewebe erkennbar bleibt. Diese von Künstlern sehr geschätzte Technik sucht die Firma Hempel & Schwerin in Berlin SW. 12 auch Dilettanten zugäng lich zu machen, indem sie auf Gewebestücken von abgepasster Grösse mittels der Steindruckschnellpresse dekorative Vordrucke anbringt, welche nach beigegebenen Vorlagen ausgemalt werden sollen. Die ziemlich reichhaltige Sammlung solcher Vordrucke enthält dekorative Bilder für die Felder spanischer Wände (Paravents), Füllungen von leistenbegrenzten Wandflächen, Schmuckbilder für Wandtaschen, Lampenteller, Deckchen, Bürstentaschen usw. Beim Malen wird der Stoff in bekannter Weise in einen Rahmen gespannt und je nach Wahl der Farbengattung verschieden grundirt. Auch Aquarellfarben können zur Anwendung kommen; sie wirken aber matter als die von der Firma beziehbaren Gobelintinten und die zur Gobelinmalerei besonders geeigneten, allerdings etwas schwer zu handhabenden Temperafarben. Zusammenlegbare Verpackungskartons für Zuckerwaaren, Thee, Drogen, Pulver, Seife, Flaschen usw. liefern Kröbler & Lahode in Dresden-Neustadt. Diese Schachtel-Ausführungen, von welchen uns ein Muster vorliegt, bieten den Vortheil, dass sie flach versandt und am Bestimmungsort mit leichter Hantirung zu Hohlkörpern geformt werden können. Der Boden schliesst sich unter leichtem Druck nahezu selbstthätig. Lichtechte Umschlagpapiere. Bei vielen der im Handel befind lichen Umschlagpapiere zeigt sich der Uebelstand, dass sie nach erfolgter Verarbeitung, namentlich dann, wenn sie eine Zeitlang in Buchhändler-Auslagen dem Sonnen- oder Tageslicht ausgesetzt waren, verblassen und Missfärbungen annehmen. Für den Verleger ist dies eine sehr unangenehme Erscheinung, denn er kann mit Sicher heit darauf rechnen, dass der Sortimenter zunächst nur die tadellosen Exemplare verkauft und die in der erwähnten Weise entstellten zurückgehen lässt. Es ist daher ein dankenswerthes Unternehmen, wenn eine Papier-Grosshandlung, wie die Firma Fr. Adam Seidel in Leipzig dies that, eine Zusammenstellung von Umschlagpapieren herausgiebt, deren Lichtechtheit erprobt wurde. Wir empfingen diese Zusammenstellung, welche in einen kräftigen, mit drei Farben Wie der Magen nach en Butterbemmchen, Wie die Zunge nach en Deppchen Bier, Also labbert längst, mei theires Lämmchen, Meine Seele nach än Brief von Dir. Es giebt zwee Flissigkeiten erschter Klasse, Fier selbge schwärm’ ich ohne Underlass; De eene schlirf' ich aus der Gaffeedasse; De andre ditsch ich aus dem Dindenfass. Die »Säckschen Bostkarten« eignen sich besonders gut zum Ver kauf in den von Vergnügungsreisenden besuchten Orten Sachsens, werden aber auch anderswo wegen ihrer hübschen Ausstattung und des in ihren Versen enthaltenen glücklichen Humors bereitwillige Käufer finden. Vertifol oder Blattwender ist ein zweckmässiges Geräth, welches Herrn L. Mannes in Berlin W., Courbierestrasse 2, unter Nr. 96 des Gebrauchsmusterregisters geschützt wurde. Es besteht aus einem federhalterartigen polirten Stiel mit Metall hülse, in deren Ende ein würfeliges Stückchen weichen Radirgummis eingefügt ist, während aus einem seitlichen Schlitz der Hülse ein trapezförmiges Gummistück herausragt. Das Geräth hat demnach das Aussehen eines Hämmerchens. Es dient dazu, Blätter eines Buches mühelos und ohne Beschädigung derselben umzuwenden. Seine An wendung ist besonders bei solchen Büchern zweckdienlich, deren Blätter sich schlecht erfassen lassen, also z. B. bei Kopirbüchern, ferner beim Abheben von Seidenpapier-Schutzblättern bei Kunstdrucken usw. Die Hantirung des Blattwendens wird in derselben Weise bewirkt, wie es die meisten Menschen (nach schlechter Gewohnheit) mit dem Finger machen. Man tupft in der Nähe der Ecke auf und staucht das Blatt nach dem Rücken zu bauchig empor. Die mässige Klebrigkeit des Gummis veranlasst, dass das Blatt, aber stets nur eins, dem Drucke folgt.