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2242 PAPIER-ZEITUNG. No. 83. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiterund Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Verleger- und Druckerzeichen. Von Paul Heichen. (Fortsetzung zu Nr. 81.) Nur wenige unter den Verlegern haben sich grössere Verdienste um die Verallgemeinerung des Sinnes für die veredelnde Kunst der als E. A. Seemann in Leipzig, dessen Er stammt aus Herford in Westfalen, leitete Herausgabe der dritten Auflage von »Pierers’ Konversationslexikon« in Altenburg. 1858 errichtete er in Essen eine Sortiments handlung, erwarb dann einen Theil des Renger'schen Verlags, worunter sich die erste Auflage von Lübke's »Geschichte der Architektur« befand. Auf diesem Boden baute Seemann seit 1861 in Leipzig sein Verlagsgeschäft auf, dessen Aufblühen in Fig 2H - ursächlichem Zusammenhänge mit der Ent wickelung einer stattlichen Reihe von Künstlern (Wilh. Nager, A. Ortwein, Ed. Obermayer, Thausing, C. v. Lützow, H. Hettner) steht. Hervorragende Veröffentlichungen aus dem ausserordentlichen Reichthum an Illustrationsmaterial dieses berühmten Leipziger Verlags sind: »Kunsthistorische Bilderbogen« (auch in englischer, franz ös., holländischer Ausgabe), die »Zeitschrift für bildende Kunst« (seit 1865), Woltmann’s »Hans Holbein«, Thausing’s »Dürer«, Jul. Meyer's »Geschichte der modernen französischen Malerei«, Burck- hardt's »Cultur der Renaissance in Italien«, Ortwein’s »Deutsche Renaissance«, Seidel’s »Residenz zu München«, Hettner’s »Dresdner Zwinger«, »Berliner Schloss« und das auf 6 Bde. berechnete biographische Sammelwerk »Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit«, dessen vierter Band die berühmte Doppelbiographie Rafael’s und Michel Angelo's von Anton Springer enthält. Illustration erworben Signet Fig. 211 zeigt, die Drucklegung und Zu den vornehmsten Kunstverlagshandinngen Deutschlands gehört die Münchener »Ver- Fig. 212. lagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vorm. Friedr. Bruck mann.« Das Signet der- selben (Fig. 212) zeigt den ähnlich dem Titze schen (Papier-Zeitung Nr. 62, S. 1616), von zwei Ge stalten gehaltenen Mono gramm-Schild. Die rechts seitige Gestalt hält in dem aufwärts gerichteten rech ten Arm eine Fackel, im linken ein Buch. Die linksseitige Gestalt hält Palette und Pinsel. Unter halb des Monogramm schilds befindet sich als Abschluss der Zeichnung eine Kartusche mit der Inschrift »Artibus et litte- ris« (den Künsten und Wissenschaften). Die Handlung wurde 15. No vember 1858 als »Verlag für Kunst und Wissen schaft« in Frankfurt a. M. gegründet, 1. November 1861 als»Friedrich Bruck- mann's Verlag« nach München verlegt. Sie zeichnet in der heutigen Weise seit 1. Mai 1883. Der Verlag ist ausserordentlich reichhaltig an Prachtausgaben, Mappen werken, Einzelblättern im Kabinetformat. Weiter Verbreitung erfreut sich die von der Handlung herausgegebene Zeitschrift »Kunst für Alle«. Die »Photographische Union« in München, deren Inhaberin die »Münchener Verlagsanstalt« ist, besitzt ein eigenes, in Fig. 213 wiedergegebenes Signet; Motto: »Im Lichte die Welt«. Figg. 214 und 215 zeigen die Signete der »Typographen des Heiligen Apostolischen Stuhls«, der katholischen Bücher- und Bilder verlags-, Sortiments-, Kunst- und Devotionalien-Handlung von Ben- ziger & Co. in Einsiedeln (Schweiz) und Waldshut (Baden), Fig. 213. mit Zweiggeschäften unter der Firma »Benziger Brothers« in New Fig. 214 York, Cincinnati und Chicago. Die Firma wurde 1792 errichtet, zeichnete zuerst »Gebr. Carl & Nikolaus Benziger«, später als päpstliches Institut für christliche Kunst-, Paramenten- und Or namentenhandlung »Gebrüder Benzinger.« Die Druckwerkstatt ist mit allen graphischen Hilfszweigen verbun den und hat eine ausserordentliche Entwicklung Fig. 2 5. genommen. Der Verlag pflegt römisch-katholische Haus- und Familienbücher und illustrirte Lieferungswerke der gleichen Richtung, wie: Das illustrirte katholische Familien-Blatt »Alte und Neue Welt«, im 26. Jahrgänge, der »Einsiedler-Kalender«, der »Wahrheitsfreund« und der »Hinkende Bote« (beide für Cincinnati); ferner Heiligenbilder in Schwarz- und Farbendruck. Das Signet Fig. 215 zeigt einen Engel als Schildhalter und Schutzgeist des Hauses. Der Schild ist quergetheilt, in der unteren Hälfte gespalten. Im Oberfeld erscheint eine Eule, die Bibel nebst einer ewigen Lampe und das Künstlerwappen in den Klauen haltend. Die unteren Felder enthalten Sinnbilder des Buchhandels; im unten entstehenden Dreieckzwickel ist das Monogramm der Firma angebracht. Die Inschrift auf dem Spruchband lautet: «Inter folia fructus«. Signet Fig. 216 gehört dem Literarischen Institut von Dr. M. Huttier in Augsburg, ebenfalls einer katholischen Verlags handlung. Dem Begründer derselben, dem Benediktiner Dr. Max Huttier, gebührt der Ruhm, mit unter den Ersten zu stehen, die behufs Wieder-Erweckung typographischer Kunst auf die schönen Erstlingsdrucke des Mittelalters zurückgriffen. Sein »Seelengärtlein« und das »Catholicum Romanum«, ein deutsches Prachtgebetbuch für Katholiken, ebenso seine »Chronika eines fahrenden Schülers« sind Druckwerke, die in der Gegenwart ihres Gleichen nicht besitzen. Dr. Huttier gab seiner am 4. April 1874 gegründeten Handlung als Signet den Greif. Nach seinem Tode, 1. Dezember 1887, ging die Handlung auf seinen Nachfolger Michael Seitz in Augsburg über, welcher lange Zeit an Huttler’s Seite gearbeitet hatte und in treuem Gedenken das Geschäfts-Signet erweiterte;. Seitz gab dem spezifisch-katholischen Geschäfte nach mittelalterlichem Vorbild den heiligen Joseph als Patron, worauf sich auch die Spruch-