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Papierschneider, gestellt werden; denn es hängtviel mehr vom Holländer müller ab, dass irgendwelche Papiersorte entsprechend gut auf der Maschine fertig gebracht wird, als vom Maschinenführer. Ist eine gute Papiermaschine vorhanden, und guter, der anzufertigenden Papiersorte angemessener Ganzzeug zubereitet, so besteht die Kunst des Maschinenführers nur darin, dass er den Funktionen der einzelnen Theile der Papiermaschine seine Aufmerksamkeit widmet. Trotz aller dieser Aufmerksamkeit kann er aber aus schlecht zubereitetem Ganzzeug, mögen die dazu nöthigen Stoffe noch so richtig gewählt sein, kein schönes Papier machen. In früheren Zeiten, als man noch nichts von Surrrogaten und Ersatzstoffen wie: Holz- oder Strohstoff, noch viel weniger von Esparto und Holzzellstoff wusste, sondern nur Lumpenstoffe verarbeiten musste, gab es auch geschicktere Holländermüller, die mit den damals noch üblichen kleinen Holländern in jeder. Hinsicht gute Papiere zu mahlen verstanden. Heutzutage jedoch ist man infolge der grossen Um wälzung in der Papierfabrikation, die durch Einführung und Ver wendung von allen möglichen Faserstoffen, sei es mit oder ohne Lumpen, vor sich gegangen ist, nur zu sehr bemüht, die Arbeit des Ganz zeugmahlens von der Geschicklichkeit und Achtsamkeit des Holländer müllers unabhängig zu machen. Wir haben deshalb alle möglichen Veiänderungen, wenn auch nicht alle Mal mit Verbesserungen, in der Konstruktion der Holländer erhalten. Ich betrachte dies als Be weis dafür, dass man sogar glaubt, der den Holländer bedienende Arbeiter spiele nur eine ganz untergeordnete Rolle. Es handelt sich freilich bei den verschiedenen Neuerungen in der Konstruktion der Holländer nicht immer nur um Erzielung eines besseren Fabrikats, sondern häufig auch um eine in kürzerer Zeit zu schaffende grössere Menge fertigen Papieres, und durch letztere Absicht hat sich die irrationelle, und wie vorher gesagt, sogar rohe Art und Weise, wie sie schon bei der Füllung des Holländers stattzufinden pflegt, erst recht ausgebildet. So findet man z. B. Fabriken, und zwar garnicht wenige, die zu wenig Holländer haben, oder sich bei der Verwerfung ihrer früheren kleinen und Aufstellung ganz grosser Holländer arg getäuscht haben, sowohl in Bezug auf ihre vorhandene Kraft, als auch in der Mahldauer dieser Ungeheuer. Sie wollen durchaus die Menge Papier fertig bringen, welche nöthig ist, um die sogenannten Regiespesen für 100 Kilo Papier soviel als möglich herabzudrücken, weil sie sonst nicht imstande wären, mit der Konkurrenz bezüglich des Verkaufspreises gleichen Schritt zu halten. Da steht womöglich der Werkführer hinter dem Holländer- müller und treibt ihn an, dass ja der Stoff rechtzeitig fertig wird, damit die Papiermaschine nicht etwa abgestellt werden muss. Um dies zu vermeiden, werden Holzstoff, Zellstoff, Strohstoff, selbst der Lumpenhalbzeug, ja sogar die durch den Kollergang vielleicht schon todt gemahlenen Papierstücke in sinnloser Reihenfolge und mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit in den Holländer geworfen, das nöthige Wasser zugelassen und eine gehörige Menge Kaolin-Erde hinzugefügt. Gut soll es sein, wenn letztere wenigstens vorher aufgelöst und durchgeseiht war, denn ich habe schon beobachtet, dass sie in ganz trockenem Zustande hineingeschüttet wurde, sammt allen von der Verpackung herrührenden Unreinigkeiten. Dann wird sofort die Holländer walze auf die Platte gelassen, dass das Schnarren eine wahre Freude ist! — Der Holländermüller schaut auf die Uhr, nach 2 Stunden, höchstens 21/2, länger darf es ja mit Füllen und Leeren nicht dauern, muss der Stoff in der Bütte sein! Ist nun noch dazu der Zellstoff oder der Holzstoff oder Strohstoff einiger maassen ausgetrocknet, dann wird mit dem Rührscheit nachgeholfen, die Stoffe werden damit unter die Walze gestossen, dass diese nur so in den Lagern hüpft. Der Holländermüller kümmert sich dabei nicht darum, ob sich dadurch Stücke von den trocknen Stoffen zwischen den Walzen schienen festklemmen, die später beim Leeren des fertigen Ganzzeugs sich vielleicht herausarbeiten und als unge mahlener Stoff in Brocken auf der Papiermaschine die Schlitze der Knotenfänger verlegen. Sie werden dann einfach vom Maschinen führer während der Arbeit herausgeworfen und bilden also nicht nur einen empfindlichen Verlust, sondern fehlen auch im Papiere, sofern es sich um Cellulose handelt, mitunter als einzige Halt gebende Fasern. Sieht man die Rührscheite an, so fällt es auf, wie abge nützt diese mitunter sind, und man glaubt, dass der Stoff im Holländer sehr fleissig damit aufgerührt worden ist, weil solche Ab nützung stattgefunden hat, wird aber bald eines Anderen belehrt, wenn man die vorher erwähnte Manipulation des Stossens der Stoffe unter die Holländerwalze beobachtet hat. Dabei kommt es vor, dass gleich ganze Stücke vom Rührscheit, welches doch meistens von Holz ist, abspringen und namentlich in der Masse zu besseren Papieren nicht geringe Verunreinigung durch die abgehenden Holz splitter verursachen. — Dabei wird dann auch in höchst primitiver Weise geleimt, der Leimkocher kommt mit seiner kleinen Einrichtung bei dieser Galoppfabrikation nicht nach, und es wird keine Rück sicht darauf genommen, ob die Harzlösung mal zu heiss in den Holländer gegossen wird. Wann dies geschieht, — darauf kommt es garnicht an. Wie soll mit solchem sinnlosen Betrieb ordent liches Papier gemacht werden können?! Es liesse sich noch manches sagen, worin bezüglich des Ganz zeugmahlens gesündigt wird, allein ich will es bei dem Erwähnten bewenden lassen, weil vielleicht mancher Leser dieser Zeilen im Stillen sich sagen könnte: »was hilft mir die ganze lange Litanei über die Art und Weise, wie die Ganzzeugbereitung nicht ausge führt werden soll; ich möchte lieber wissen wie es richtig ge macht wird.« Dazu gehört vor allem eine maschinelle Fabrik einrichtung mit der nöthigen Wasser- oder Dampf kraft, oder beiden zusammen, um die erforderliche Zahl Holländer von entsprechender Grösse treiben zu können und die zum täglichen Erzeugniss nöthige Menge Ganzzeug so fertig zu stellen, dass die vorhandene Papier maschine vollauf beschäftigt ist, und das Papier wirklich gut und absatzfähig wird. Darunter ist zu verstehen, dass der Ganzzeug zubereitung für die verschiedenen Papiersorten nach ihren verschiedenen Zusammensetzungen die nöthige Mahlzeit, auf die ich weiter unten zurückkomme, gegeben werden kann. — Werden Stoffe wie: Holz zellstoff, Strohstoff oder Holzstoff dazu verwendet, so soll es nur in ganz feuchtem Zustande geschehen, damit die Auflösung im Holländer ohne gewaltsame Hilfe des Arbeiters vor sich gehen kann. Wo dies nicht zu ermöglichen ist, weil diese Stoffe sehr häufig in absolut trocknem Zustande eingekauft werden, brauchen dieselben vorherige Behandlung im Kollergang oder gründliches Erweichen in Wasser. Lumpenhalbzeuge sollen je nach dem Grade ihrer Härte oder Weich heit im Halbzeugholländer so vorbereitet sein, dass z. B. Halbzeuge aus baumwollnen Lumpen in der Faser lang gelassen, leinene aber kürzer, fast wie 8/4 Zeug gemahlen herauskommen, weil sich baum wollene Halbzeuge bekanntermaassen viel schneller in Ganzzeug ver wandeln lassen, als leinene. Wird nun der Holländer beschickt, oder eingetragen, so sollen erst die harten Stoffe wie Zellstoff, oder von Lumpenhalbzeugen die leinenen Sorten in den Holländer gebracht und derselbe mit nur so viel Wasser angefüllt werden, dass die Walze die Stoffe in kreisende Bewegung bringen kann, wozu so lange Zeit gelassen werden muss, bis die Stoffe vollständig, d. i. ohne Klumpen auseinander gegangen sind. Hierauf können die übrigen weichen Stoffe wie baumwollene Halbzeuge und die kürzeren als: Holzstoff, Strohstoff und Esparto zugetheilt werden, wozu die Wassermenge bis auf 3/4 des Rauminhalts des Holländers zu ergänzen ist. Um dann die Bewegung der Stoffe gut in Gang zu bringen, muss der Holländermüller allerdings mit dem Rührscheit nachhelfen, aber nur in der Weise, dass er vor und hinter der Walze die Stoffe gleichmässig zu vertheilen sucht. Ob man die Holländer, abgesehen von ihrer bekannten Fassung, von 80, 100 oder 2—500 kg. stark oder schwach füllen soll, richtet sich mehr danach, ob das zu fertigende Papier auf der Maschine dick oder dünn werden soll, oder ob trotz Anwendung geringerer Stoffe das Papier möglichst fest und zäh werden soll. In letzterem Falle, sowie bei dünnen Papieren, ist es nöthig, den Holländer so reichlich mit den Stoffen zu füllen, dass gerade noch die kreisende Bewegung der selben im Holländer stattfinden kann. Ein Gleiches muss geschehen, wenn man auf gute Leimung und schöne Durchsicht, z. B. bei Schreib- papieren, rechnet. Bei dicken Papieren hingegen braucht der Hol länder nicht sehr voll eingetragen zu werden, damit der Stoff leichter und schneller durch die Walze kurz gemahlen werden kann, wie es zur Herstellung dicker Papiere auf der Papiermaschine erforderlich ist. Es können aber auch dicke Papiere gemacht werden, deren Fasern zum Zwecke grösserer Zähigkeit lang sein sollen, ohne dass der Stoff auf dem Siebe der Papiermaschine durch Festhalten des Wassers Schwierigkeiten bereitet. Zu diesem Zweck soll der Stoff ebenfalls wie bei den dicken Papieren mit kurzen Fasern in geringerer Menge in den Holländer kommen, aber langsamer mit der Walze ge mahlen werden. Alle Papiere, welche aus Ganzzeug gemacht sind, der durch dickes volles Einträgen der Stoffe in den Holländer her gestellt worden ist, erlangen die Eigenschaft, dass sie zäher, elasti scher und glätter auf der Maschine werden und schöne Durchsicht haben. Der Ganzzeug wird nämlich im Holländer schmieriger oder fetter, und dies bewirkt, dass das Wasser auf dem Siebe der Papier maschine schwieriger von der Masse abzieht und dadurch den Fasern längere Zeit geboten wird, sich mit Hilfe der Schüttelung gut unter einander zu verfilzen, wodurch die grössere Zähigkeit hervor gebracht wird. Der Holzstoff, falls solcher darin ist, wird besser in die übrigen Fasern eingehüllt, und das Papier wird infolge dieser innigen Verfilzung auf dem Trockencylinder, also schon in unsatinirtem Zustande, glätter. Ist der Holländer im gefüllten Zustande gut im Gange, und sind die verschiedenen Stoffe gleichmässig untereinander vertheilt, so wird die bestimmte Menge von mineralischen Füllstoffen zugegeben. Wie