Volltext Seite (XML)
PAPIER-ZEITUNG. No. 27. soll, so kann man eine solche Handlungsweise nicht verstehen. B. Reinhart Schmidt, Elberfeld. folgende Firmen beigetreten: H. C. Bestehorn, Aschersleben H. Gonnermann, Darmstadt Eugen Lemppenau, Stuttgart Ernst Mayer, Heilbronn Paulmann & Kellermann, Elberfeld B. Dondorf, Frankfurt a. M. Richard Holzrichter, Barmen M. Mayer, Coblenz Carl Pflüger & Co., Nürnberg Aug. Ruf, Constanz Wenn man berücksichtigt, dass der betreffende Fabrikant 2 M. Fracht für 100 kg (gegen 28 Pf. für 100 kg, die Einsender Dieses, welcher mit mässig erhöhtem Preise bei den erwähnten Abschlüssen zu konkurriren hatte, berechnen muss) in Kalkulation zu ziehen hat, und wenn es seine Richtigkeit hat, dass derselbe auf den Versammlungen der rheinischen Kollegen dem Beschluss einer Preiserhöhung um 15 pCt. beigetreten sein Zellstoff in Amerika. Wertheim & Co. aus Kassel haben in den letzten Jahren das bedeutendste Einfuhrgeschäft von Zellstoffen in New York gemacht. Ihre Mitbewerber und die Schutzzöllner in den Ver. Staaten schrieben diesen Erfolg dem Umstand zu, dass Wertheim & Co. den Werth der eingeführten Zellstoffe zu niedrig angaben, dadurch Eingangszoll sparten und infolgedessen billiger als Andere verkaufen konnten. Sie wurden wahrscheinlich beim Zollamt in New York deshalb verklagt, und dieses fand denn auch bei den nächst eingegangenen Sendungen, dass dieselben 12 1/ bis 25 Procent zu niedrig berechnet waren. Der Eingangszoll auf Zellstoff beträgt in den Ver. Staaten 10 Procent des Werthes, und der angegebene Werth darf 10 Procent von dem wirklichen Werth im amerikanischen Hafen ab weichen. Da aber die Zollbeamten eine Unterbewerthung von 121/2 bis 25 Procent fanden, so erkannte das Zollamt auf Erhebung des zu wenig ge zahlten Zolls und der Strafe. Infolge der von Wertheim & Co. erhobenen Beschwerde wurden Experten vernommen, die zum Theil auch Einfuhrhäusern angehörten und der Beurtheilung des Zollamts bei traten. Das Fachblatt »The Paper Mill«, welches diese Thatsache mit einer Reihe hämischer Bemerkungen begleitet, schätzt, dass Wert heim & Co. für Mehrzoll und Strafe 4000 bis 0000 Dollar zu zahlen haben werden. Preiserhöhung. (Eingesandt aus Süddeutscldand^ Es dürfte die betheiligten Kreise interessiren zu hören, dass trotz der allgemein als nothwendig anerkannten und allseitig beschlossenen Preiser höhung doch noch Fabrikanten die Kühnheit hatten, in den letzten Tagen Abschlüsse für den Rest dieses Jahres zu wesentlich niedrigeren Preisen als im Vorjahr zu machen. Es betrifft dies Packpapiere, die allerdings in bedeutenden Quantitäten bezogen werden, die aber schon seit Jahren mehl- als schlecht bezahlt wurden, mithin eine Preiserhöhung doppelt nöthig gebrauchen konnten. Papierstoff aus Kartoffeln. Die Rückstände der Stärkefabrikation werden schon seit Jahren zu minderwerthigen Pappen verarbeitet, zu besseren Papieren eigneten sie sich bisher nicht, und die faserlose Beschaffenheit der Zellenwände der Kartoffeln liess auch annehmen, dass sie keinen guten Papierstoff liefern können. In der Versammlung des Vereins Deutscher Spiritus-Interessenten zu Berlin am 31. März wurde jedoch eine neue Spiritus-Bereitung vorgezeigt, die auch für unser Fach wichtig zu sein scheint. Pro fessor Wallraf, Lehrer der Chemie an der technischen Hochschule zu Aachen, führte eine Einrichtung zur Herstellung von Spiritus im Betrieb vor, die er schon seit Jahr und Tag auf dem Mustergut Bongarten bei holländisch Vaels bei Aachen benutzt. Er nimmt den Kartoffeln die Schalen ab und gewinnt, da das Fuselöl nach seiner Ermittelung nur aus den Schalen stammt, völlig fuselfreien Spiritus durch Behandlung der Kartoffeln mit Chemikalien, d. h. indem er einfach den Spiritus herauszieht. Er liess die Einrichtung in der Versammlung arbeiten, und nach dem »Berl. Tagebl.« floss nach Ab lauf von drei Stunden und zwölf Minuten reiner Spiritus krystallklar heraus. Während bisher aus 50 kg Kartoffeln etwa 600 Literprocent Spiritus gewonnen wurden, flossen hier 826 Literprocent in fusel freiem Zustand aus dem verschlossenen Apparat. Dem Versuche wohnten Finanzminister von Scholz, Steuerdirektor Fahrenwald und Geh. Ober-Finanzrath Wenck bei, weil das Verfahren eine völlige Umwälzung der Spiritus-Industrie und -Besteuerung veranlassen würde. Die Rückstände sollen nicht mehr von der Landwirthschaft als Futter verbraucht werden, sondern zur Papiererzeugung dienen. Der breiartige Rückstand soll nämlich ein so wirksames Binde mittel liefern, dass ein Papier, welches aus den geringsten Roh stoffen hergestellt ist, bei entsprechendem Zusatz des Rückstandes in Bezug auf Zähigkeit und Festigkeit dem besten chinesischen Fabrikat gleichkommt. Von den Proben, die vorgelegt wurden (dieselben wurden in einer rheinischen Fabrik gefertigt), erwies sich z. B. ein Papier, welches aus 60 Theilen Holzstoff, 25 Theilen Schwerspat, 10 Theilen ordinärem Hadernzeug und 5 Theilen des Brennereirückstandes zusammengesetzt war, bei der vierfachen Zusammenlegung als unzerreissbar, obwohl es nur die Stärke von Seidenpapier hatte. Ein »Dokumenten-Papier«, welches aus 50 Theilen Holzstoff, 40 Theilen Hadernzeug und 10 Theilen Rück stand gefertigt war, hatte die Schmiegsamkeit und Festigkeit des Pergaments, und ähnlich war es mit den anderen Sorten bis hinab zu den aus Stroh erzeugten Packpapieren. Diese Darstellung ist zu wunderbar und stellt die bisherigen Anschauungen zu sehr auf den Kopf, als dass wir sie ohne weitere Beweise glauben könnten. Wir werden jedoch die Sache verfolgen und unsere Leser unterrichtet halten. Die Hauptversammlung wählt alljährfich einen Vorsitzenden, einen Schatz meister und einen Schriftführer, welche zusammen den Vorstand bilden; wählbar sind Theilhaber oder Prokuristen der beigetretenen Firmen. § 6. Jede beitretende Firma zahlt einen jährlichen Beitrag von 20 Mark. Auf Grund dieser Statuten sind dem Verein am 16. März 1890 Verein Deutscher Briefumschlagfabrikanten. In einer in Frankfurt a. M. am 16. März ds. Js. abgehaltenen Versammlung wurde einstimmig beschlossen, zum Zweck der Wah rung der gemeinsamen Interessen einen »Verein Deutscher Brief umschlagfabrikanten« zu begründen und die nicht anwesenden Firmen zum Beitritt einzuladen. Es wurden nachstehende Statuten des Vereins festgesetzt, und mit der vorläufigen Leitung der Vereins angelegenheiten bis zur ersten Hauptversammlung die Herren Friedr. Kellermann - Elberfeld, Carl Mayer-Coblenz und Reinhart Schmidt- Elberfeld betraut. Die erste Hauptversammlung wurde auf Mitte Juni in Frankfurt a. M. in Aussicht genommen. Es wurden die vorliegenden schriftlichen Mittheilungen verlesen, und zwar von den Herren Eug. Hoesch & Orthaus in Düren, Gebr. Hoffsümmer in Düren, Max Krause in Berlin, Carl Sonnabend in Berlin, sowie ein Brief des Herrn Max Orthaus, welcher von Herrn Carl Blanke in Barmen ermächtigt war, in dessen Namen zu be richten. Aus diesen Mittheilungen ging hervor, dass die Berech tigung und Zweckmässigkeit der Bestrebungen des Vereins von allen Seiten anerkannt wird, und dass in vielen Punkten eine Ver ständigung zu gemeinsamem Vorgehen der deutschen Briefumschlag fabrikanten mit Leichtigkeit erzielt werden kann. Es wurden nun die einzelnen Punkte des Coblenzer Protokolls besprochen und neue Anregungen gegeben bezüglich der Behandlung des Ausschusses von Briefumschlägen, Vereinfachung der Packung u. a. m. Auch wurde darauf hingewiesen, dass neben der Auf besserung des gedrückten Verdienstes der Verein seinen Mitgliedern ungeahnte Vortheile würde bieten können, z. B. durch Festsetzung von Bestimmungen, welche die Papierfabrikanten den Vereins mitgliedern gegenüber stets einzuhalten hätten. In der Erwägung, dass es zweckmässig sei, die Einführung von Reformen nicht zu überstürzen, wurde einstimmig beschlossen, zu nächst nur mit der Preiserhöhung vorzugehen. Die weitere Berathung der angeregten Punkte und eventuelle Beschlussfassung, insbesondere wegen gemeinsamer Maassnahmen über gleichmässiges Vorgehen betreffend Zahlungsbedingungen, Be rechnung der Kisten und der Frachtverhältnisse, wird für die in Aus sicht genommene Hauptversammlung des Vereins vertagt. Vorsitzender der Versammlung war Herr Reinhart Schmidt- Elberfeld, Schriftführer Herr Carl Mayer-Coblenz. Die vorläufigen Statuten lauten: § 1. Zweck des Vereins ist die Pflege der gemeinsamen Interessen der deut schen Briefumschlagfabrikanten. § 2. Der Zweck des Vereins soll erreicht werden durch regelmässig wieder kehrende Besprechungen, sowie durch Verabredungen, sowohl über das Ver halten gegenüber den Papierfabriken, als auch über Preise, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen der Briefumschläge. § 3. Die Besprechungen sollen mindestens jährlich einmal in einer Haupt versammlung stattfinden. Andere Versammlungen des Vereins beruft der Vorstand nach Bedürfniss; er muss innerhalb 4 Wochen eine Versammlung berufen, wenn dies von 5 Vereinsmitgliedern beantragt wird. § 4. Bei Abstimmungen giebt jede Firma eine Stimme ab.