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PAPIER-ZEITUNG. Mo. 52. d. J. 55 1. auf den qm betragen haben, was genau mit dem April-Durch schnitt der letzten 7 Jahre überein stimmt, somit als normal zu be trachten ist. Seitdem sind auch die Mai-Niedersehlagsbeobachtungen eingegangen, welche 56 1. auf den qm Landesdurchschnitt ergeben. Hierauf trug derselbe Redner aus der »Zeitschrift für Papier«, Nr. 21 vom 15. Juni d. J, einen mit »Verbesserung der Wasserkräfte« über schriebenen und von Herrn Herrmann Gmeiner-Benndorf, K. S. Kom- missionsrath, Dresden-A., Schweizerstr. 21, unterzeichneten Artikel vor, welcher dahin gipfelt, den Wasserbetriebswerken durch Anlegung von Sammelbecken oder Thaisperren einen gleichmässigeren Wasser zufluss zu schaffen, als es jetzt der Fall ist. Aus einem in diesem Artikel mitgetheilten, auf eine hierauf bezügliche Petition eingegan genen Schreiben des Königl. Sachs. Ministeriums des Innern geht hervor, dass die K. S. Staatsregierung sich für derartige Anlagen interessirt und geneigt ist, »diese Frage in weitere Erwägung zu ziehen, wenn die Gesuch steller zunächst diejenigen Quellengebiete bezeichnen, für welche Sammelbecken besonders erwünscht erscheinen, und wenn ferner die Petenten gewillt sind, zur Erfüllung ihrer Wünsche ent sprechende Opfer zu bringen, sowie der Bildung von Genossen schaften zur Anlegung, Benutzung und Unterhaltung derartiger Sammelbecken förderlich zu sein.« Der Verfasser fordert alle sächsischen Wasserkraftbesitzer und die Vorstände der Vereine von solchen auf, ihm mit Rath und That in dieser hochwichtigen Angelegenheit zur Seite zu stehen, usw. Er werde keine Opfer und Mühen scheuen, das Ziel zu erreichen. Es entwickelte sich eine lebhafte Aussprache hierüber. Man erkannte an, dass es einen nicht zu unterschätzenden Werth habe, die von Jahr zu Jahr zurückgehenden Wasserkräfte wieder zu verbessern, besonders bei den jetzigen hohen Kohlenpreisen, man sprach sich aber auch dahin aus, dass die Zeit zur Anlegung von grossen Thal- sperren, die am wirksamsten sein würden, insofern wohl vorüber sei, als solche infolge der höheren Kultur auch der oberen Thal- gegenden wahrscheinlich zu kostspielig werden dürften. Dagegen wurde sehr eingehend geltend gemacht, dass mit Herstellung einer Anzahl kleinerer Sammelbecken an den Quellen und Zuflüssen eines Flussgebiets viel erreicht werden könne. Dazu liessen sich auch im Gebirge noch vorhandene frühere Teiche verhältnissmässig billig wieder herstellen und benutzen. Dabei wurde auch mit hervorgehoben, dass die Wiesenbewässerungen nicht selten besonders den Wasser werken an kleineren Flüssen werthvolles Wasser entziehen, und zwar gewöhnlich in trocknen Zeiten, wo es die Werke am nöthigsten brauchen. Das Interesse, welches sich für dieses Thema in der Versammlung zeigte, lässt hoffen, dass man der Aufforderung, sich zu Hause weiter damit zu beschäftigen, nachkommen wird. Nach Vorzeigung und Besprechung einiger technischen Neuheiten, wurde bestimmt, dass die nächste sächsische Holzschleifer-Versammlung nicht vor Monat August stattfinden solle. Schluss 5 Uhr. Papiermarkt in Amerika. Aus Philadelphia wird uns unterm 11. Juni von einer ersten Papier-Grosshandlung mitgetheilt, dass Zeitungsdruck jetzt dort bei grossen Abschlüssen 2 3/ Cent das engl. Pfund, d. h. 26 Pfennig das Kilo kostet. Als Schreiber ds. Amerika 1873 verliess, kostete Zeitungsdruck noch etwa 7 Cent, d. h. 2 1/2 mal so viel als jetzt. Es scheint zweifellos, dass die amerikanischen Papierfabriken bei diesen Preisen ohne Nutzen, grossentheils mit Schaden arbeiten. Jedenfalls werden nur diejenigen Fabrikanten solche Preise ertragen, die über grosse Wasserkraft verfügen, selbst schleifen, billiges Holz und billige Kohlen haben. Manilla-Papier, d. h. gemsfarbiges, aus Jute angefertigtes Pack papier, bringt jetzt bei grossen Abschlüssen 4 1/ Cent das eng], Pfund oder 40 Pfennig das Kilo, während es 1873 nahezu doppelt so viel kostete. Diese Preise sagen deutlich, dass in den Ver. Staaten erheblich mehr Papier erzeugt als verbraucht wird und bestätigen die Aus führungen unseres amerikanischen Korrespondenten in Nr. 40. Gesellschaftsspiele und Spielkarten. In Nrn. 17 und 24 theilten wir neuere Bestimmungen der öster reichischen Finanz- und Zollbehörden mit, wonach alle Gesellschafts spiele, bei welchen Einzelkarten zur Verwendung kommen, künftig wie Spielkarten behandelt und stempelpflichtig sein sollen. Diese Bestimmungen kamen bei Gelegenheit der Etatsberathung auch im österreichischen Abgeordnetenhause zur Sprache, Der Abgeordnete Mauthner sagte dort u. a. Folgendes: »Das .Grausamste hat die Finanz-Landesdirektion mit dem Erlasse vom 8. Dezember1889geleistet, aus dem Grunde, weil derselbe die unschuldigen Kinder trifft. • Sie hat verfügt, dass dem durch das Gesetz vom 15. April 1881 ge regelten Spielkartenstempel alle Arten' von Karten unterliegen, mit welchen gespielt werden kann, somit auch die in Kartenform vorkommenden Unter haltungsspiele. Das trifft die Kinderspiele. Sehen Sie sich einmal die Spiele an, um die es sieh hier handelt. Ich habe einige mitgebracht, sie sind be lehrenden Inhalts (Heiterkeit). Da ist z. B. das »Terzettspiel«. Es enthält Karten mit Bildern von grossen Dichtern und Tonkünstlern nebst Lebens beschreibung, für die Kinder sehr lehrreich. Eine Belastung mit 60 Kr. Stempel würde den Verkauf sehr erschweren. (Sehr richtig!) Da haben Sie ferner »Das Orakel«. Es besteht aus verschiedenen Karten, die Fragen und Antworten enthalten. Auf der einen steht die Frage, auf der andern die Antwort. So zieht z. B. das Kind die Frage: »Was geben wir dem Feindchen lieber, Eine Ohrfeig’ oder einen Nasenstüber?« Darauf lautet die Antwort: »Kitzlich Ding; darüber, mein’ ich, Sind die Gelehrten noch nicht einig.« Und dafür soll man 60 Kr. zahlen! (Lebhafte Heiterkeit.) Da ist ferner der »Kikeriki«, ein Spiel mit verschiedenen Thieren. Jedes Kind zieht eine Karte. Helene zieht den Kuckuk, Otto den Frosch; Helene ruft: »Kuckuk !« und Otto: »Quack, Quack!« Bevor aber Helene: »Kuckuk!« und Otto »Quack! rufen, müssen sie an den Staatsschatz 30 Kr. zahlen. (Lebhafte Heiterkeit.) Das ist zu viel. Dazu kommt aber noch, dass, wenn dieser Er lass der Finanz-Landesdirektion aufrecht erhalten bleibt, diese Spiele überhaupt unterdrückt sind; denn sie könnten dann nach dem Spielkartengesetz nur geschlossen verkauft werden, und es ist doch bekannt, dass die Eltern, wenn sie solche Spiele kaufen, erst genau zusehen, ob sie für die Kinder auch passen. Wenn die Spiele nur geschlossen verkauft werden dürfen, so werden die Eltern sie einfach nicht kaufen. (So ist es! links.) Die Finanzbehörden mögen aber mit solchen neuen Reformen vorsichtiger sein. Unmittelbarer Erfolg ist durch diese öffentliche Darlegung noch nicht erzielt worden. Auch deutsche Zollbehörden scheinen neuerdings in ähnlicher Weise wie die österreichischen vorgehen zu wollen. Die Firma Adolf Engel, Berlin S W., theilt uns mit, dass bei einem ihrer Kunden in München ein Oberkontrolleur des dortigen Hauptzollamts er schienen sei, nach Wahrsagekarten gefragt und ein grosses Protokoll darüber aufgenommen habe. Er forschte nach, wer diese Wahrsage karten fertige, wer Exemplare gekauft habe usw., um alle Betheiligten wegen Stempeldefraudation heranzuziehen. Diese Nachforschungen gehen angeblich vom Berliner Zollamt (?) aus; die Münchener Zoll behörde hält solche Karten nicht für stempelpflichtig. Die Firma Engel legte uns Muster der beanstandeten Wahr sagekarten vor. Es sind 48 Kärtchen, bedruckt mit mystischen Zeichen und kleinen farbigen Bildern, nebst einer Gebrauchs anweisung, alles in gemeinsamer Hülle untergebracht. Die An wendungsart der Karten ist grundverschieden von derjenigen der Spielkarten. Man legt sie in bestimmter Ordnung auf den Tisch und ermittelt aus der Gebrauchsanweisung unter Berücksichtigung der gegenseitigen Lage der Karten ihre Bedeutung. Eine Benutzung zu regelrechtem Kartenspiel erscheint völlig ausgeschlossen, da weder Bildergruppen noch Werthunterschiede vorhanden sind. Zubereitung des Papier-Ganzzeuges. Von Bernhard Dropisch, Papiertechniker. Es giebt nicht viele Fabriken, in denen die Manipulation des Ganz zeugmahlens auf rationelle und sachgemässe Weise ausgeführt wird. Zum grössten Theile geschieht es auf unverständige, geradezu rohe Weise, so dass es nicht zu verwundern ist, wenn in solchen Fabriken das fertige Papier mit allerlei Mängeln behaftet erscheint, unter denen schlechte Durchsicht, Lappigkeit, Mürbe, schlechte Leimung und zu rauhe Oberfläche die vorherrschenden sind, deren Ursache aber dann gewöhnlich ganz wo anders, als in der Behandlung der Stoffe im Ganzzeugholländer gesucht wird. Zum Oeftern wird nämlich die Schuld daran dem Maschinenführer aufgebürdet, wenn nicht gar die Konstruktion der Papiermaschine herhalten muss. Da heisst es z. B.: der Maschinenführer arbeite mit zrt viel oder zu wenig Wasser auf dem Siebe, er lasse zu viel oder zu wenig schütteln, er ziehe die Pressen zu viel oder zu wenig an, oder er lasse das Papier zu trocken werden und die Satinirwalzen zu wenig funktioniren und dergl. Im grossen Ganzen wird aber nur der Ganzzeugbereitung im Holländer viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt; dorthin sollte der Werkführer seine Hauptaufmerksamkeit wenden. Ich halte es deshalb auch für verkehrt, mit Vorliebe Werkführer zu nehmen, die früher Maschinenführer waren, wie es so häufig vorkommt, weil diese in der Regel die meiste Zeit, aus alter Gewohnheit, im Maschinen raum bei Ihresgleichen sich aufhalten, und auch selten imstande sind, einem Holländermüller gegenüber in belehrender Weise als Vor gesetzte aufzutreten. Gute Maschinenführer, die ihre Maschine selbst ständig zu führen imstande sind, giebt es eine Menge, aber ge schickte, intelligente Holländermüller nicht viel. Von Rechtswegen sollte wirklich guten Holländermüllern mehr Lohn gezahlt werden als Maschinenführern, während jene in der Regel hinsichtlich des Ver dienstes nur in die Reihe der Maschinenführergehilfen, der sogenannten