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1036 PAPIER-ZEITUNG. No. 44. Uhr statt- findet, eingetroffen, so hat man Gelegenheit, den Raum [46050 von B F und die Holz- Decke ba g o erscheint nun eine schwarze Dienerin und bietet Kaffee in kleinen Tassen an, der anständig stark ist. Der Fremde mustert die Zimmer-Aus- stattung: Wiener Robrstühle, darunter ein oder zwei Schaukelstühle, ein einfacher Tisch und ein Piano, falls Töchter im Hause sind. Wenn es recht nobel ist: ein Wiener Sofa und davor ein Teppich. • E N P s P ü ® 5 Dies ist der einzige Raum im Hause, der Holzfussboden decke hat. Alle übrigen Räume haben Lehmboden, und wird durch das Dach selbst gebildet. Ist man noch rechtzeitig vor dem Essen, das um 5 Schilder, Schaufenster-Preisauszeich- . nun gen, Placate etc. mit Gold- u. Silber prägung, in allen Grössen u. Facon’s — bei । Massenbestellung billiger als jede Concurrenz. i Herm. Etzold, Berlin SW, Ritterstr. 48. P m E 8“ SÄ 43 • 2 + 5 on ® E 6 >o Hund, Katze, Hühner und Enten ist, und in dem ab und zu auch die lieben Schweinchen ihren Besuch machen. In einer Ecke brennt fortwährend ein Feuer, dessen Rauch die Moskitos vertreiben soll. Ein grosser, langer Tisch nebst Bänken ist alles, was von Möbeln zu sehen ist; aber mehrere Hängematten dürfen nicht fehlen. Der Ankömmling sieht sich mit einem Schlage der ganzen Familie gegen über. Eine Vorstellung ist nicht nöthig, aber man muss von der ganzen Gesellschaft jedem die Hand drücken mit der gedankenlos gemur melten Formel »Como vai«, wie geht’s, auf die niemand eine Antwort giebt, und niemand eine erwartet. Nun zu Tisch. Dem Gast zu Ehren, vorausgesetzt, dass der selbe anständig aussieht, giebt es Hühnersuppe mit Reis, Carne secca (gedörrtes Fleisch), gebraten und zu Ragout bereitet, Reis, Bohnen und Eier. Beim reichen Facendeiro giebt es Rothwein zu trinken, beim einfachen Bauern Zuckerrohrschnaps. Das älteste männliche Familinglied hat das Präsidium und neben sich den Gast. Hinter ihm steht ein Negerjunge mit einer Art Fahne zur Verscheuchung der Fliegen. Die Damen zeichnen sich durch Schweigen aus, und es ist auch garnicht gewünscht, dass man sie zur Unterhaltung heranzieht. Nach dem Kaffee wird die Tafel aufgehoben. Die männlichen Personen versammeln sich um den Gast im oben geschilderten Saal, und die Damen gehen ihrer gewöhnlichen Beschäftigung nach: näm lich in der Hängematte zu liegen und Cigaretten zu drehen. Am nächsten Morgen wird dem Fremden die ganze Facenda ge zeigt, was in der Regel mit Besichtigung der Maschinen zum Kaffee reinigen abgemacht ist. Unterdessen ist das Pferd aufgezäumt. Man erhält nochmals eine Tasse Kaffee, einen Händedruck und reitet dann seiner Wege. Im allgemeinen ist es dem einsam wohnenden Brasilianer eine angenehme Abwechslung, wenn ein Reisender einen Abend bei ihm verbringt, und der ärmste Bauer wird dem Passanten mit seiner ganzen Habe aufwarten. Die Gastfreundschaft ist eine schöne Tugend des Brasilianers; Anbieten von Geld gilt dagegen als Beleidigung. In Gegenden, wo keine Eisenbahn vorhanden ist, kann man Dank dieser weitgehenden Gastfreundschaft billig reisen. Der Brasilianer kennt nur eine Leidenschaft: das Spiel. Dieb stähle kommen garnicht vor, Morde nur wegen Spiel oder Liebe. Ein Verbrechen, das öfter vorkommt, ist die Falschmünzerei. In einer Art steht Brasilien einzig da, nämlich darin, dass seit mehr denn 50 Jahren keine Todesstrafe mehr vollzogen wurde. Was den Verkehr in den Städten betrifft, so ist der brasilianische Kaufmann streng ehrlich, aber furchtbar gleichgiltig. Wird er be trogen, so macht er sich nichts daraus. Diese Gleichgiltigkeit zeigt sich auch im öffentlichen Verkehr und in der Verwaltung. Die Gartenanlagen sind vereinsamt, weil der Brasilianer nur aus dem Hause geht, wenn er unbedingt muss. Daher konnte es kommen, dass die Zahnradbahn auf dem Corcorado bei Rio Bankerott machte, obgleich diese Bahn hinsichtlich gross artiger Aussicht noch über der Rigibahn steht. Theater sind selten und schlecht, Konzerte giebt es garnicht. Kurz: es fehlt jedes Leben. In der Verwaltung zeigen sich die Folgen dieser allgemeinen Trägheit deutlich, zumal hier noch ein weiterer Fehler des Brasi lianers zu Tage tritt: das Protektionswesen. Alle Verwandten und Freunde müssen in gute Stellungen gebracht werden, ob die be treffenden Personen etwas taugen oder nicht, ist gleichgiltig. Greift einer in den Stadtsäckel, so fehlt eben der Betrag, da keine wirk same Kontrolle geübt wird. Dass öffentliche Kapitalien verschwanden, war bis jetzt nichts Verwunderliches, und man gab sich gar keine Mühe nachzuforschen, denn man fand den Dieb doch nicht, oder fürchtete gar einen Verwandten zu entdecken. Derartige Unter schlagungen gelten nicht als Verbrechen — das ist »aranjado« (= Arrangement? D. Red.) Diesem Unwesen zu steuern, giebt sich die jetzige republikanische Regierung alle Mühe und tagtäglich er fährt man neue Enthüllungen. Unter den Bewohnern sind die Neger und Mulatten der Zahl nach am stärksten vertreten. Diese Menschen, welche bis zum 13. Mai 1888 noch Sklaven waren, bilden den Arbeiterstand auf den g p4 rt 'S d g- 808 Schmidt, Kranz & Co., Nordhausen Filiale in Berlin S., Kommandantenstr. 50, I. Facenden. Kräftig, aber faul, arbeiten sie daselbst für geringen Lohn, bauen sich aber lieber in der Nähe einiger Städte ihre Hütten. Sie arbeiten dann nur, um nicht zu hungern, oder verkaufen Früchte in der Stadt. Seit der Emanzipation haben ungemein viel Schwarze die Facenden, auf denen sie zu arbeiten gezwungen waren, verlassen, weshalb man sich nach andern Arbeitern umsehen musste. Da der Facendeiro jetzt seine Arbeiter bezahlen muss, nimmt er auch lieber europäische Kolonisten. Aus diesem Grunde entstanden auch alsbald Vereine zu dem Zwecke, Arbeiter kostenfrei einzuführen, und es wurden grossartige Ein wanderet herbergen gebaut. So ist z. B. diejenige von S. Paulo eine wahre Musteranstalt, ein grossartiger Bau mit luftigen Räumen, Waschanstalten und Zollabfertigung. Von den Einwanderern sind hauptsächlich die Portugiesen, Italiener und Deutsche in Betracht zu ziehen. Zur Landarbeit taugt der Portugiese nicht; er zieht jede andere Arbeit in der Stadt vor. Ihm kommt es sehr zu statten, dass Portugiesisch die Landessprache ist, weshalb er bald zum Wohlstand gelangt. Aber er hat für das Land keinen Werth, denn er siedelt sich nicht an, sondern kehrt nach Portugal zurück, sobald er etwas verdient hat. Ebenso macht es der Italiener, nur dass dieser ein brauchbarer Landarbeiter ist. Er siedelt sich auch an, verkauft aber, wenn er genug verdient hat, sein Grundstück an einen Landsmann. Anders der Deutsche, dem seine selbstgebaute Scholle zur zweiten Heimat wird, oder der an seinem selbstgegründeten Geschäft hängt. Daher kommt es, dass, obwohl die deutsche Einwanderung der Zahl nach die schwächste, der deutsche Einfluss fast der stärkste ist und die meisten Han dels- und Geschäftshäuser deutsche sind, während es feste italienische Firmen garnicht giebt. Dieser Umstand ist um so erstaunlicher, als gerade der deutsche Einwanderer sich in der ersten Zeit durch aus nicht in die neuen Verhältnisse schicken will. Die Leute kommen mit überspannten Erwartungen, und wenn sie sehen, dass sie ebenso arbeiten sollen wie drüben, sind sie enttäuscht. Dann passt ihnen die Zeiteintheilung nicht, dass von 6 — 10 gearbeitet, dann warm ge frühstückt und von 11—5 gearbeitet und dann Mittag gegessen wird. Sie wollen keinen Reis und keine Bohnen essen und haben sonst noch allerlei auszusetzen. Dann wird geschimpft und krakehlt und haarsträubende Briefe nach der Heimath geschrieben. Ganz anders lauten die Briefe zwei, drei Jahre später, aber das Land wird verschrieen und Auswandererverbote werden erlassen. Nützt etwa das Verbot der Auswanderung der deutschen Industrie? Fördert nicht vielmehr der Deutsche in der Fremde den Absatz vaterländischer Erzeugnisse? Oder braucht ein mächtiger Staat wie Deutschland die Auswanderung zu verbieten, wo er doch seine Landeskinder durch seine Konsuln schützen kann? Und gerade hier in Brasilien greifen die Konsuln und die Gesandtschaft energisch ein, wenn ihnen gemeldet wird, dass irgend ein Deutscher ihrer Hilfe bedarf. Allerdings, wenn die Deutschen selbst die Krakehler sind, so können sie von Konsulat und Gesandtschaft nur abgewiesen werden. Leider pflanzt sich der Krakehl in den deutschen Zeitungen weiter, und so erhalten die mit den näheren Verhältnissen unbe kannten Landsleute von Brasilien ein verkehrtes Bild. (Fortsetzung folgt.) unue, eugeuvuen, du uav mnal ueegennelt, uel iauul zu sehen, der der gewöhnliche Aufenthalt der ganzen Familie einschliesslich Präcisions - Sicherheits- Aufziige fir hydraulischen, Transmissions- und Handhetrieb für Personen- und Lastbeförderung. Einfache Handaufzüge für alle Zwecke. Krahne. Winden aller Art. Flaschenzüge. empfiehlt die • Specialmaschinenfabrik für Hebezeuge