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816 PAPIER-ZEITUNG. No. 35. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Mäsers Tonplatten. Anstelle der gewöhnlich zur Herstellung von Tonplatten be nutzten Stoffe, wie Holz, Celluloid, Pressspan, Bristolkarton usw., verwendet Herr Julius Mäser, Buchdruckereibesitzer in Reudnitz- Leipzig, einen eigenthümlich hergestellten, aus mehreren Schichten gestrichnen Papieres bestehenden, etwa 2 mm dicken Karton. Der Grundgedanke des Mäserschen Verfahrens zur Platten herstellung hat Aehnlichkeit mit demjenigen, auf welchem das Mäsersche Zurichtverfahren beruht. Wie bei dem letzteren ver schiedene gestrichne Papierschichten vereinigt und bei der Be arbeitung mehr oder weniger tief durchschnitten bezw. durchschabt werden, so sind es beim ersteren gestrichne Kartonbogen, deren Be arbeitung und Abtrennung durch die zwischenliegende kreidige Schicht erleichtert werden soll. Nach erfolgter Bearbeitung wird eine »Schutzmasse« aufgetragen, welche der an und für sich wenig wider standsfähigen Platte die nöthige Oberflächenfestigkeit verleihen soll, die erforderlich ist, um das Abreissen von Randstücken durch die Walzen zu verhüten und die regelmässig wiederkehrende Pressung durch den Druckcylinder bei höherer Auflage auszuhalten. Nachdem man einen Umdruck auf die Platte gemacht hat, klebt man die Platte auf Holzfuss und lässt sie unter Druck trocknen. Sollte der Umdruck nicht gelungen sein, so wischt man mit einem feinen, reinen Schwämmchen die oberste dünne Schicht -weg, lässt trocknen, übergeht dann die Fläche mit feinem Schmirgelleinen, bis sie wieder rein weiss ist, und macht einen neuen Umdruck. Hierauf reisst man mit einer Gravirnadel die Umrisse an und sticht oder stemmt mit einem breiten Stichel das überflüssige Tonpapier -weg. Komplizirtere Muster stellt man mit Hilfe des sogenannten Schabers, eines Messers mit stichelähnlicher Spitze her, indem man damit wie mit einem Radirmesser arbeitet. Nach der Beobachtung des Schreibers dieser Zeilen ist es jedoch empfehlens weither, wenn man den Schaber als Messer betrachtet, mit welchem man also nicht schabt, sondern schneidet. Hiervon hat man den Vortheil, dass die Ränder stets schärfer sind, und man auch weit schneller eine ge wisse Fertigkeit erreicht, so dass man, wenn dies der Fall ist, in vielen Fällen das Anreissen wegfallen lassen und gleich nach er folgtem Umdruck an das Ausschneiden gehen kann. Beim Schneiden muss man stets das Messer in der Weise halten, dass die Platten nach unten breiter ■werden, und man das Heraus zuschneidende bequem abheben kann. Die Platten selbst erhalten dadurch zugleich bessern Halt, als wenn sie senkrecht geschnitten würden. Die spröde obere Masse würde bei senkrechter Messerführung zu beiden Seiten des Schnittes abspringen, während bei schräger Messerführung das Abspringen der Masse nur auf den herauszuschneidenden Theilen stattfindet. Was die Tiefe des Schnittes anlangt, so schneidet man bei kleineren Zwischenräumen bis auf die mittelste Papierschicht; grössere Zwischenräume und Stellen, die leicht schmieren könnten, schneidet man jedoch bis aufs Holz aus. So weit ist dies fast dieselbe Manier, wie bei Tonplatten aus Celluloid, Pressspan oder Karton, nur dass sich Mäsers Tonplatten wegen der Kreide-Zwischenlagen leichter bearbeiten lassen. (Auch der mürbe, holzschliffreiche Karton dürfte zur Erleichterung des Schneidens beitragen. D. Red.) Ihr Hauptvortheil besteht aber da rin, dass man mit ihnen auch Tonplatten in punktirter, gestrichelter und gekörnter Manier herstellen kann. Punktiren kann man die Platte mit jeder stumpfen Ahle, körnen durch Prägen mittels gröberen oder feineren Sandpapiers und stricheln endlich je nach Bedarf entweder mit einer Gravirnadel, einer nicht zu spitzen Ahle, einem Rastrirstahl oder auch, wenn man letzteren nicht hat, mit einer punktirten Messinglinie. Durch Einprägen von Ornamenten können Mäsers Platten ge mustert werden. Hierdurch eröffnet sich ihnen ein weiteres Ver wendungsgebiet, da man nicht nur Tonplatten, sondern auch Leisten, Medaillen, ferner Monogramme und Buchstaben in negativer Form, also weiss auf schwarz, herstellen kann. Man prägt die Platten am besten in der Weise, dass man die noch nicht aufgeleimte Tonplatte auf das Fundament einer Handpresse legt und dann die zu prägenden Ornamente mit dem Gesicht darauf stellt. Ein nicht zu scharfer Druck genügt schon zur Herstellung einer brauchbaren Platte. Bei vorsichtiger Hantirung leiden die verwendeten Typen dabei nicht mehr als durch Stereotypiren, da die Tonplatten, so lange sie noch nicht mittels der Schutzmasse gefestet wurden, ziemlich weich sind. Auch kleine Illustrationen in Negativ- und Silhouett-Manier lassen sich mit Hilfe der Tonplatten herstellen. Die ersteren werden mit der Gravirnadel, die letzteren unter Zuhilfenahme des Schabers oder Messers angefertigt. Den Umdruck hierzu stellt man her, indem man das Bild mit Kopirtinte auf nicht zu schwaches Post papier zeichnet, die Tonplatte ein wenig mit einem Schwämmchen befeuchtet, die Zeichnung mit der Bildseite auf die Tonplatte legt und wie mit einer gewöhnlichen Kopie verfährt. Bei ganz kleinen Sachen genügt schon blosses Ueberstreichen mit dem Falzbein. Man darf allerdings eine solche Platte erst bearbeiten, nachdem sie wieder völlig getrocknet ist. Die »Schutzmasse«, welche der Erfinder seinen Platten beigiebt, wird in Verbindung mit dem ebenfalls beigegebenen »Schutzwasser« dünn auf die fertig bearbeitete Platte gestrichen. Ihre Einwirkung ist sehr auffallend. Aus der spröden, porösen, saugenden, leicht an greifbaren Schicht wird eine feste, harte, celluloidähnliche Masse mit mattglänzender, Farbe gut annehmender, aber nicht aufsaugender Oberfläche, welche mehrere Tausend Druck aushalten dürfte. Auch Korrekturen fehlerhaft bearbeiteter Stellen lassen sich aus führen. Man bringt an die schadhafte Stelle einen Tropfen dick an geriebener »Korrekturfärbe«, lässt trocknen und schabt dann den aus der Ebene herausragenden Theil .fort. Solche Nachbesserungen werden mit Vortheil nach erfolgtem Aufstrich der Schutzmasse vor genommen. Wenn der Druck beendet ist, wäscht man die Platten mittels eines mit Benzin oder Terpentin getränkten Wattebausches. Wasser, besonders warmes, darf dazu nicht verwendet werden. —n. Zeilenmaass. Für jede Werk- und Zeitungsdruckerei ist ein Zeilenmaass fast unerlässlich. Wenn man sich auch beim Werksatz das sogenannte Kolumnenmaass aus einer Zusammenstellung von Stegen und Qua draten oder aus einem entsprechend abgesägten oder eingeschnitzten Holzsteg herstellen kann, so giebt es doch zahlreiche Fälle, in welchen nicht allein das Abmessen einer bestimmten Länge, sondern auch die Ermittelung der in dieser Länge enthaltenen Zeilenzahl eines bestimmten Kegels erforderlich ist. Solchen Zwecken dient das Zeilenmaass, welches von der Firma Scheiter & Giesecke in Leipzig geliefert wird. Es ist aus vernickeltem Eisen gefertigt und hat das durch nach stehende Abbildung veranschaulichte Aussehen: A To EmztzenäzannnlinntanafenulzrEumtr*usrtiFrtmzFrtmfurY Die gewöhnliche Eintheilung ist folgende: auf der Oberseite 90 Petit und 72 Korpus; auf der Unterseite 120 Nonparail und 60 Cicero. Auf besonderen Wunsch werden auch andre Eintheilungen ausgeführt. Die Maasseintheilung durch vertiefte Striche und Zahlen ist sehr genau und sauber. Zwei Knöpfe an der Oberseite erleichtern die Hantirung. Äusser in Buchdruckereien kann das Zeilenmaass auch in Verlagsanstalten und Zeitungs-Expeditionen, die nach Zeilen rechnen (die Papier-Zeitung rechnet bekanntlich nach Millimetern), vortheilhafte Anwendung finden. Büchertisch. Adressbuch der deutschen Zeitschriften und der hervor ragenden politischen Tagesblätter. Bearbeitet von 0. Sperling, Leipzig, 1890. Expedition des Zeitschriften-Adressbuchs. Preis 4 Mark. Das sehr ausführliche, 152 Seiten umfassende Werk bietet eine wohlgeordnete Uebersicht über die in Deutschland, Oester reich-Ungarn und der Schweiz in deutscher Sprache erscheinenden Zeitschriften, ihre Redakteure und Verleger, die Zeit der Gründung, Format, Häufigkeit des Ei scheinens, Auflagehöhe, Preis, Anzeigen gebühren, Spaltenbreite usw. Die einzelnen Angaben, insbesondere diejenigen über Auflagehöhe scheinen in der vorliegenden Ausgabe gewissenhafter behandelt zu sein als in den früheren Jahrgängen. Wo der Herausgeber keine zuverlässigen Zahlen ermitteln konnte, hat er das betreffende Feld leer gelassen. Die erwähnten Angaben sind tabellarisch geordnet, und hinter den ausgefüllten Feldern folgen noch je 5 leere, in welche der Besitzer des Buchs beliebige Notizen eintragen kann. Die Gruppirung der Zeitschriften erfolgte natur gemäss nach ihrer Zugehörigkeit zu den verschiedenen Berufs- und Wissenschaftsgebieten. Im zweiten Theil des Buchs sind die be deutenderen politischen Tagesblätter aufgeführt, und zwar nach Ländern und Provinzen. Der dritte Theil umfasst Anzeigen ver schiedener Zeitungen und Zeitschriften, eingeleitet durch eine lesens- werthe Abhandlung über amerikanische Fachzeitungen, der vierte ein alphabetisches Verzeichniss der in der ersten Abtheilung ent haltenen Zeitschriften, nach Titeln geordnet, und der politischen