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790 PAPIER-ZEITUNG. No. 34. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Setzmaschinen. Von E. Wentscher. (Fortsetzung zu Nr. 32.) Abweichend von den vorbesprochenen Maschinen, aber sehr eng mit einander verwandt, sind die Maschinen von Richards aus Amerika (1875), Fischer & v. Langen aus B elefeld (1879) und Prasch aus Wien (1879). Bei Prasch (Fig. 23, Ober ansicht und Längs schnitt) gelangen die durch Druck auf Taste b mittels Winkelhebels- c und Stössers d aus den Letternkanälen a aus gestossenen Lettern auf das um Walzen g, h laufende Transporttuch f. Die kleine in verti kaler Richtung nach gebende Walze e ver mittelt dabei gleichför migen Uebergang aus der einen Geschwindig keit in die andere, während die auf dem Tuch aufliegenden Schienen k die Lettern so leiten, dass alle an nähernd gleich lange Wege bis zur Ausmün dung y zu durchlaufen haben und auch bei schneller Aufeinanderfolge daselbst in richtiger Ordnung erscheinen. Die nun folgende Ueberleitung in die Sammel rinne z dürfte sehr bedenklich und häufigen Störungen ausgesetzt sein. Sobald nämlich die nach y geführte Letter das Transporttuch verlässt, sinkt sie durch ihre Schwere längs des gekrümmten Kanals r herab und tritt auf die um o pendelnde, durch ein Lauf gewicht n ausbalancirte Waage m über. Diese senkt sich sogleich und lässt die Letter längs der Zunge s herabgleiten, wobei die gleichfalls durch Gewichte ausbalancirten Klinken p, q dafür sorgen sollen, dass die Letter sich nicht verdreht. Im Kanal z angekommen, wird die Letter sogleich durch den Stösser t, der gegen das federnde Ende von 8 wirkt, vorwärts getrieben, um Platz für die nächste zu schaffen. Be hufs Kontrollirung des Letternlaufs ist die eine Seitenwand dieses Apparats aus Glas hergestellt. Richards und Fischer & v. Langen haben gleichfalls ein Trans porttuch f (Fig. 24), doch statt der Leitschienen zwei Riemen b, c, die um horizontale Rollen d. e und m, n laufen, und zwar mit grösserer Geschwindigkeit als das Transporttuch f. Als letzte in diese Gruppe gehörige Maschine wäre die von Winder aus Bolton in England (1880) zu nennen, welche in Fig. 25 im Längsschnitt dargestellt ist Zunächst ist hier die Ausstossung der Lettern maschinell. Drückt man auf die Taste a — welche diesem Druck übrigens nur nachgiebt, wenn die hin- und her Fig. 25. gehende Querschiene w ihren Hub nach links vollendet hat — so wird wegen des Eingriffs des Tastenhebels z mit der horizontalen Stange b letztere so verschoben, dass die vertikale Stange d in die Kerbe c der Stange b einfallen kann. Infolgedessen senkt sich das Ende e der Ausstösserstange f, welche um den an w befestigten Zapfen g oscillirt, während sich das andere Ende derselben hebt. In dieser angehobenen Stellung beim nunmehr wiederbeginnenden Vorgang der Schiene w schiebt der Stösser die unterste Letter aus dem Kanal h heraus. Dieser Kanal ist unterhalb mit einem Schlitz versehen, durch den die Stange f hindurchtreten kann. Hat Schiene W ihren Vorschub beendet, welcher Moment in der Zeichnung darge stellt ist, so wird durch Nase r, den durch sie beeinflussten Hebel s, Hebel t und Querschiene u die Stange b wieder vorgeschoben, wo durch Stange d wieder angehoben und das vordere Ende von f ge senkt wird, so dass der Stösser, ohne die Lettern zu streifen, in seine Normallage zurückkehrt. Auch ist ersichtlich, dass alle Stösser, deren zugehörige Tasten nicht angeschlagen sind, zwar bei jedem Hin- und Hergang der Schiene w mitgehen, aber unter den untersten Buchstaben verbleiben, ohne dieselben zu treffen bezw. zu streifen. Die ausgestossenen Buchstaben gelangen auf den mit intermittirender Bewegung um Scheibe p laufenden endlosen Riemen o, dessen oberes Trum auf den freien aufwärts gebogenen Enden der beiden um l schwingenden Hebel k aufliegt und durch die auf Rollen m einwir kenden Daumenscheiben n abwechselnd gehoben und gesenkt wird. Der Riemen befindet sich stets in gehobener Lage und in Ruhe, wenn ihm eine Letter zugeführt wird, damit letztere stets mit Sicher heit in die richtige Lage gelangt. Sodann senkt er sich, vermuthlich um bei der gleich darauf beginnenden Horizontalbewegung ein An stossen der mitgeführten Letter an den Kanalenden unmöglich zu machen. c) Maschinen, bei denen die Lettern durch hin- und hergehende Treiber bezw. Greifer nach der Sammelstelle transportirt werden. Die älteste Maschine dieser Abtheilung, sowie die älteste be kannte Setzmaschine überhaupt, ist die des englischen Ingenieurs William Church aus Birmingham, patentirt im Jahre 1822. Sie ist in Fig. 26 in Vor deransicht und in Fig. 27 im Querschnitt dar gestellt. Church war ein Allerwelts - Erfinder, der nicht nur die erste Setzmaschine kon- struirt hat, sondern auch als der erste Er finder einer Lettern giessmaschine und zwar einer Komplett giessmaschine, zu be trachten ist. Er hielt es nämlich für das Rationellste, den ge brauchten Satz nicht abzulegen, sondern gleich einzuschmelzen und umzugiessen. Ich erwähne diese That- sache ausdrücklich, um die in manchen typo graphischen Hand büchern enthaltene Angabe, dass die Giessmaschine ame- Fig. 26. rikanischen Ursprungs sei, zu berichtigen. Derselbe Church konstruirte ferner eine Schnellpresse, eine Presse für Zeugdruck und noch eine ganze Reihe anderer für die mecha nische Technologie wichtiger und interessanter Maschinen. Er ist mithin als einer der produktivsten Erfinder des Jahrhunderts zu be trachten. Die Ch.’sche Setzmaschine besteht aus einem hölzernen Rahmen A, dessen senkrechte Pfosten durch Querbalken A\, A^ verbunden sind. Am Balken A ist die horizontale Platte B und darauf das pultartige vertikale Gestell D befestigt, auf welchem die von der Giessmaschine zu füllenden Kanäle a ruhen. Am Balken As sitzen die winkelhebeiig geformten Tasten c, mit ihren oberen Enden durch Schlitze f in Platte B hindurchtretend und durch Spiralfedern e stets in normaler Lage gehalten. Ein Druck auf Taste b befördert somit die unterste Letter aus dem zugehörigen Kanal auf die vordere Bahn der Platte B, wobei sie durch die vorgelegte Leiste g an weiterem Vorgehen gehindert wird. Unmittelbar danach beginnen die Treiber hi ihre Bewegung, die aus einem Hin- und Rückgang besteht, und schieben jede durch Tastendruck ausgestossene Letter nach der