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622 PAPIER-ZEITUNG. No. 27. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. schliche Nlittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Setzmaschinen. V on E. Wentscher. (Fortsetzung zu Nr. 25.) Y oung, Kaufmann, und Delcambre, Spinnereibesilzer, beide aus Frankreich, bauten 1840 die erste noch bekannte Maschine mit Let ternfortbewegung durch Eigengewicht. Die Letternkanäle z stehen hier (wie in Fig. 6) ziemlich stark gegen den Horizont geneigt, dementsprechend steht auch die Leitplatte 1- nicht vertikal, sondern ebenfalls geneigt. Die letztere hat die in Fig. 7 gezeichnete Gestalt, wo bei die hellen Streifen die Kanäle, die dunklen die Zwischenwände andeuten. Bei dieser Anordnung sollte nach Ansicht der Erfinder jeder Buchstabe gleiche Zeit gebrauchen, um bis zur Mündung y zu gelangen, was allerdings soll, dass beim schnellen Arbeiten etwa 2 Buchstaben Zusammentreffen und sich festklemmen. Doch ist diese Anordnung später (1844) aufgegeben und durch eine der Fig. 8 ähnliche ersetzt worden. Statt der Schnüre führen hier Stangen von den Tasten nach den Stössern, welche die Lettern nicht in der Längsrichtung, sondern quer dazu treffen und ausstossen, wodurch geringerer Tastenhub ermöglicht, also auch schnelleres Arbeiten er zielt wird. Das Ausschliessen und Ab- Fig. 6. Fig. 6a. nothwendig ist, wenn vermieden werden herabgelassen. Winkelhaken und Schiff l liegen unmittelbar vor den Augen des Setzers, der zugleich das Ausschliessen besorgt, zu welchem Behufe 3 Fächer n mit Spatien zur Hand sind. Fig. 9. Für das Ablegen beschränkte sich H. zunächst auf einen Apparat, der nur das Aufreihen der mit Hand abgelegtenLet- tern besorgte; erst viel später (1874) konstruirte er eine Vorrichtung, bei der der Arbeiter eine mit Ablegesatz gefüllte Rinne nur noch mit der Hand nach Be darf zu verschieben brauchte, während das Ablösen und Auf reihen der einzelnen Buchstaben automa tisch geschah. Verwandt mit der I Iattersley’schen Ma schine ist die bereits in Nr. 25 beschrie bene Setzmaschine von Fraser aus Edinburgh, 1862, welche sich offenbar wesentlich an die Hattersley’sche Kon legen geschieht auch hier mit der Hand; erst später (1862) baute Young eine Ab legemaschine nach dem Prinzip der sig- nirten Typen. Es folgt Chaix (1844), bekannter Buchdrucker aus Paris. Die Leitplatte der Chaix’schen Maschine ist in Fig. 8 dargestellt. Im übrigen gleicht sie der vorgenannten, zu der Chaix ursprünglich nur eine Ablegemaschine liefern wollte. Die letztere gehört zu denjenigen Ablege maschinen, bei welchen die Lettern mit 7 der Hand abgelegt und mit Rücksicht Fig. 7 auf die Setzmaschine durch einen Mecha ¬ nismus in Reihen geordnet werden. Neus, Agent aus Würzburg, erhielt 1844 ein Patent auf'eine Setzmaschine, bei welcher zum ersten Male auf die Herstellung ge mischten Satzes Bedacht genommen war, und zwar unter Anwendung nur einer Klaviatur, welche durch ein Register abwechselnd mit einer der 3 vorhandenen Schriftarten in Verbindung gebracht werden konnte. Bei seiner Vorliebe für Orgel- und Schleusenbau gab Neus seiner Setzmaschine, die im übrigen nichts Originales aufzuweisen hat, das Aussehen einer Orgel, wandte kTIIT, zur -Auslösung der Lettern Schleusen und zur Weiterleitung flussnetzartige, den Chaix’schen (Fig. 8) ähnliche Leitkanäle an. Einen entschiedenen Fortschritt weist die Maschine auf, welche Hattersley, Maschineningenieur aus Manchester, 1857 baute. Sie ist in Fig. 9 in perspek tivischer Ansicht dargestellt. Ein Haupt vorzug dieser Maschine besteht darin, dass sie in allen ihren Theilen ausserordentlich leicht zugänglich ist. Entschieden zu tadeln ist dagegen die über reiche Anwendung von Schnüren, auf deren Mängel bereits hinge wiesen wurde. Von den Tasten a laufen über die Rollensysteme c d Hanfschnüre b nach den Stössern e; Gummischnüre f dienen dazu, die Stösser e immer wieder in die normale Lage hoch zu heben, während die Gummischnüre g auf die in den Kanälen h befindlichen Lettern einwirken, um dieselben ständig gegen die Stösser zu führen. Diese Einwirkung geschieht, indem die zuerst senkrecht geführten Schnüre über Rollen, die dicht über den Typenkanälen angebracht sind, waagerecht weitergeführt werden, bis ans Ende der Typenkanäle, wo sie ein Gleitstück gegen die Typenreihe pressen. Auf solche Weise werden die Lettern beständig nach vorwärts, gegen die über der Leit platte liegende Mündung der Letternkanäle, gedrängt. Der in der Zeichnung angehobene Deckel m der Leitplatte k wird beim Betrieb Fig. 10. Pena (1870), Farnham (1872) und Pattyson (1875). dass eine ihm Hat- kon- Fraser ursprünglich nur Ablegemaschine für die werthvoll erscheinende tersley’sche Setzmaschine struiren wollte. Die Fraser’sche Ablegemaschine ist die genaue Umkehrung seiner Setzmaschine, und ihre allgemeine Anord nung ergiebt sich, wenn man Fig. 4 auf den Kopf stellt. Jede bei y eintretende Letter des Ablegesatzes m wird so ge leitet, dass sie in den ihr zu gehörigen Sammelkanal z ge langt. Dies geschieht durch überleitende Zungen oder Wei chen, die überall dort angebracht sind, wo sich ein Kanal der Leitplatte spaltet. Ist nun z. B. der Buchstabe a abzulegen, so drückt der Arbeiter die Taste a, wodurch sich die Weichen so einstellen, dass nun der Buch stabe a nur nach dem für ihn bestimmten Sammelkanale sei nen Weg nehmen kann. Aehnlich der Fraser’schen Maschine in Konstruktion und Anordnung der Hauptbestand theile sind die amerikanischen Maschinen von Foster (1868), de la struktion anlehnt, ohne alle ihre Mängel, aber auch ohne alle ihre Vorzüge zu haben, wie eine Vergleichung der Zeichnungen Fig. 4 und Fig. 9 und der zugehörigen Er läuterungen leicht ergeben wird. Hier sei noch erwähnt, Fig. 11. Setzmaschine trug. Als dieser Ein weiterer Fortschritt tritt in der Maschine von Kastenbein aus Kassel, später in Brüssel, zu Tage (1871), von der Fig. 10 einen senk rechten Querschnitt, Fig. 11 eine An sicht der linken Hälfte der Leitplatte darstellt. Herr K., seines Standes Kaufmann, lernte einen Schriftsetzer kennen, der sich lange Zeit mit dem Plan einer nach kurzer Zeit starb, war die Er-