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No. 31. PAPIER-ZEITUNG. 717 (Na, na! D. Red.) und wofür die Firma wenigstens 121/2 Cents (50 Pf.), für die ganze Sendung sammt Doppelporto aber 25 Cents (l M.) aus geben dürfte. Dabei ist noch zu bemerken, dass in den begleitenden Drucksachen die Firma als Fabrik wiederum ganz zurücktritt, während der nächstgelegene lagerhaltende Kleinhändler in den Vordergrund gerückt ist. Die kostbarste und vom ästhetischen Standpunkte reinlichste und gediegenste Reklame machen die reichen und besteingerichteten Eisenbahngesellschaften. Der in den Händen der Redaktion befindliche Stahlstich-Karton ist das erste Blatt einer soeben begonnenen neuen Serie, die von der Reklameabtheilung der Chicago, Rock Island und Pacific Railroad Co. herausgegeben wird. (Schönes grosses Blatt, anscheinend mit Hilfe mechanischer Schraffirverfahren hergestellt. D. Red.). Was mir an diesem Stück besonders bedeutend erscheint, ist weder die technische Leistung, noch der Kostenpunkt, sondern der grosse Takt in der ganzen Veranlagung eines für die Zwecke der ebenso be rühmten wie berüchtigten amerikanischen Reklame bestimmten Kunst blattes, das eine an der betreffenden Bahnlinie gelegene hoch romantische Landschaft darstellt, ohne nur einen Zoll Schienen geleise, geschweige eine jener kolossalen Lokomotiven, die in der Einbildungskraft des Amerikaners zur linken Hand des allmächtigen Dollargottes stehen, wie der Telegraph zu seiner Rechten. Gewiss, wir werden auch in idealer Richtung bessere Menschen! Diese Kartons werden nur in beschränkter Zahl ausgegeben. Man hat dafür 25 Cents einzuschicken, die zur Deckung der Aus lagen für Material und Porto dienen, während die Kosten des Stiches und Drucks von der Bahngesellschaft getragen werden. Die Stiche werden deshalb auf starkem Karton geliefert, weil der Ameri kaner seine Leute zu genau kennt. Wer sich eher zwingen lässt, eine Zeitung zu bezahlen als sie zu lesen, würde sich auch nicht bereden lassen, ein gerolltes Kunstblatt flach zu legen, wenn er nicht dazu aufgelegt ist. Auf und hinter den Bibliothekschränken amerikanischer und deutscher »Kunstverehrer« liegen Tausende von herrlichen Stahlstichen und Chromos, die einfach verstauben und ver kommen. Missachtung unbequem scheinender Dinge und Ober flächlichkeit tritt uns überall entgegen, wo wir auch den Blick hin richten; hier wird es übrigens meist »Bequemlichkeit« genannt. Aus Anfragen von Wien und London geht hervor, dass die Art, wie hier Oelfarbeproben hergestellt werden, in Europa nicht allge mein bekannt zu sein scheint. Die Herstellung dieser Oelfarbmuster ist eine ebenso bedeutende und mühsame Industrie, wie die Her stellung der zum Gebrauche fertigen Oelfarben selbst. Ein derartiges Geschäft in Chicago beschäftigt 6 — 12 Flachmaler erster Klasse, die die Oelfarben mit grossem Geschick auf geeignetes Papier streichen Lohn 2 bis 3 Dollar täglich) und ebensoviele Arbeiterinnen, welche bei 6 bis 8 Dollar Wochenlohn das Schneiden, Einkleben und Fertig stellen der Musterkarten besorgen. (Eine solche gestrichne Muster karte von Heath & Milligans Mfg. Co. liegt uns vor. Die darauf gezeigten Deckfarben haben prächtigen Glanz. D. Red.) »Substantielle Geschäftskarten« ganz amerikanisch-sonderbarer Art sind die folgenden: Patentschlüssel (mit Erkennungszeichen) zum Oeffnen der geheim betriebenen Wirthschaften in Temperen zstaaten, wie Iowa. Hat man 3 — 4 Wochen als Eingeführter kandidirt und sich die nöthige Leisetreterei zu eigen gemacht, so wird man eines Abends, »nachdem sich der Schwarm verlaufen hat«, in den Rang eines Geheimkneipers erhoben und mit einem Schlüssel versehen. Ich trage das in Waverly, la., erworbene Abzeichen dieser Würde als Kuriosität immer noch bei mir, wenn mir auch das Geheimbier noch weniger zusagte, als die öffentliche Dividendenbrühe. Das eine wie das andere bedeutet am letzten Ende einen schmählichen Hohn auf die glorreiche Republik. Soeben schreibt man mir aus Waverly, dass zwei Geheimbier- wirthe verhaftet und gegen je 500 Dollar Bürgschaft für ihr Er scheinen vor Gericht wieder auf freien Fuss gestellt seien. Die Stoffe indessen wurden beschlagnahmt und vernichtet. — Der Schlüssel steht somit zur Verfügung! »This Church for Sale, Cheap!« (Diese Kirche ist billig zu ver kaufen!) — Ein Brettstück, welches in grossen Buchstaben dieses lakonische Angebot verkündet, ist gewiss eine überaus »substantielle Geschäftskarte«. In grösseren Städten, wo die Kirchen wie die Wirth schaften spargelartig emporschiessen, trifft man häufig Gotteshäuser, an deren vier Eckpfeilern derartige oder ähnliche Bretter angenagelt sind. In meinem Archiv ist diese Geschäftskartensorte einstweilen unter den Skizzen vertreten. Der »Anzeigen-Hund« ist ein gegenwärtig viel beliebtes Reklame mittel. Hunde mit scharlachrothen Affenmäntelchen und aufgestickter Reklame mag es auch in Europa geben. Dagegen muss ich stark bezweifeln, ob es dort Hunde mit schriftbepinseltem Rückgrat, Nasen bein , Ohren und Hintervierteln geben dürfte, einfach deshalb, weil ich mir nicht denken mag, dass die deutsche Hunderace so ver kommen sein kann, sich Derartiges gefallen zu lassen. Als ich den hiesigen Koffermacher Nash, der mir die Koffer für die amerikanische Sammlung liefert, fragte, wie er es angestellt habe, seinem weissen Hund, dessen Ururgrossvater einmal ein guter Jagdhund gewesen sein mag, folgende »substantielle Geschäftskarte« aufzuschabloniren: erhielt ich zur Antwort: »Oh, das ist der schon gewöhnt; das kriegt er alle zwei bis drei Wochen abgewaschen und frisch mit derselben Farbe und Schablone aufgezeichnet, die ich für meine Kofferboden benutze.« Während man von einem gewöhnlichen Hund verlangt, dass er nicht herumstrolche, wird diese Untugend dem Anzeigen-Hund zur besondern Pflicht gemacht, und dieser erfüllt seine Aufgabe mit solcher Verständnissinnigkeit, dass ich es längst aufgegeben habe, mich über irgend etwas auch nur im geringsten noch zu wundern. (Fortsetzung folgt.) Maschinenbauanstalt, Eisengiesserei und Dampfkesselfabrik H. Paucksch, Actien-Gesellschaft, Landsberg a. W. 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