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634 PAPIER-ZEITUNG. No. 30. Deutscher Papier-Verein. 10. General-Versammlung in Hamburg, Freitag, 31. Mai, vormittags 10 Uhr. (Lokal wird noch bekanntgegeben.) TAGES-ORDNUNG: 1. Bericht des Vorsitzenden über das abgelaufene Vereinsjahr und sonstige Mittheilungen des Vorstandes. 2. Rechnungslegung des Kassirers und Bericht der Revisoren. 3. Neuwahl der Kassen-Revisoren. 4. Neuwahl des 1. und 2. Vorsitzenden für die nächsten 3 Jahre. 5. Antrag auf Ernennung eines Ehrenmitglieds. 6. Bericht der Vorstände der Zweig-Vereine. 7. Vertheilung der Diplome für langjährige Dienstzeit. 8. Beschluss über Beschaffung besondrer Diplome für mindestens fünfundzwanzigjährige Dienstzeit. 9. Antrag des Vorstands, den unentgeltlichen Beistand des Vereins- Syndikus auf sämmtliche Klagen der Mitglieder auszudehnen. 10. Anträge der Zweig-Vereine und Mitglieder, soweit dieselben bis 30. April eingegangen sind. 11. Wahl des Ortes der nächsten Generalversammlung. Wir laden unsere Mitglieder und alle Fachgenossen, sowohl Papierhändler als auch Fabrikanten, welche Papierhändler zu Kunden haben, zur Theilnahme freundlichst ein. Beabsichtigte Vergnügungen werden noch mitgetheilt. Der Vorstand des Deutschen Papier-Vereins. I. A.: Reinh. Tetzer, 2. Vorsitzender. Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfall verhütung. Im Programm der Ausstellung ist der »Fürsorge für Verletzte« eine besondre Abtheilung gewidmet worden, welche Vorrichtungen zur ersten Hilfleistung, Verbandstoffe und chirurgische Geräthe umfassen wird. Da Verbandmittel ohne zweckentsprechende Anleitung wenig nützen, sollen Vorträge mit anschliessenden Uebungen stattfinden, welche die Behandlung der Verunglückten bis zum Eintreffen des Arztes lehren. Der Ausstellungs- Vorstand hat sich zu diesem Zweck mitdemBe- gründer der Deutschen Samaritervereine, Prof. Dr. Esmarch, sowie mit Vorstand und Mitgliedern des Berliner Samariter-Zweigvereins in Verbindung gesetzt, und deren Unterstützung zugesagt erhalten. Solche Vorträge sollen während der Dauer der Ausstellung an jedem Montag und Dienstag Nachmittag stattfinden und namentlich die in versicherten Betrieben am häufigsten vorkommenden Unfälle behandeln. Um auch den die Ausstellung besuchenden Arbeitern diese Vorführungen zugänglich zu machen, werden sie am ersten und dritten Sonntag jeden Monats vormittags wiederholt werden. Der Zutritt zu den Vorträgen ist unentgeltlich, doch sind die Be sucher verpflichtet, ihre Namen einzuzeichnen und jedes Kommen und Gehen während der Vorträge zu unterlassen. Saugkasten-Deckel für Papiermaschinen. Raguhn, 8. April 1889. No. 24 brachte einen Bericht über meine Saugkasten-Deckel. Inzwischen haben nun dieselben noch eine wesentliche Verbesserung erfahren, nämlich insofern es mir gelungen ist, die Löcher derselben auf beiden Seiten mit einem kleinen Konus zu versehen. Infolgedessen bieten meine Deckel den weiteren Voitheil, dass sie, wenn die obere Seite nach längerem Gebrauch vielleicht etwas abgenutzt ist, nur herumgedreht und mit der unteren Seite nach oben noch für einen vielleicht gleich langen Zeitraum verwendet werden können. Dadurch machen sich die Deckel, welche an und für sich schon die grösste Gewähr für eine möglichst lange Haltbarkeit bieten, mit der Zeit reichlich bezahlt, umsomehr, als ich die Deckel, wenn es nothwendig : sein sollte, von Zeit zu Zeit immer wieder auf’s genaueste auszurichten im stande bin, — was bei gegossenen Platten mit. der Gefahr des leichteren ' Brechens und folglich auch mit grösseren Schwierigkeiten verknüpft ist. Gottlob Heerbrandt. i Stockfleckiges Papier. ■ Stockflecke im Papier kamen in früherer Zeit, als wir noch keine 1 Filztrockner hatten, sehr häufig vor, und zwar meist bei Herstellung : ganz ungeleimter Papiere zum Bücherdruck, für Zeitungs- und Kupfer- 1 druck, besonders wenn der erste Trockencylinder nicht genug geheizt , und der Trockenfilz schon stark, gebraucht waren. Das Papier lief dann eine Zeit lang ganz gut, bis sich auf dem laufenden halb 1 trockenen Bogen vereinzelt ganz nasse Stellen zeigten, die dann auf 1 dem folgenden heissen Cylinder trockneten. Diese Flecken nahmen 1 oft grösseren Raum in Anspruch als das unveränderte Papier, mussten 1 beim Trocknen zusammenschrumpfen und bildeten in der Durchsicht dunkle Flecken, ungefähr wie doppeltes Papier, in der Aufsicht aber 1 weissere Stellen von festerem Gefüge. Diese Flecken erschienen weder in j regelmässiger Form noch in regelmässiger Wiederkehr, sondern nur g da, wo der Trockenfilz nicht trocken geworden war. Man konnte : diesem Uebelstand nur dadurch abhelfen, dass man die Papiermaschine abstellte und den Trockenfilz ordentlich trocken werden liess. Bei geleimtem Papier kamen diese Flecken seltener vor, hielten aber die Tinte nicht so gut wie die Umgebung, schlugen auch öfter ganz durch und mussten als Ausschuss herausgenommen werden. Bei Zeitungs- und Bücherdruck wurde weniger darauf geachtet, mehr bei Kupferdruck. Diese Flecken liessen sich weder durch Anfeuchten noch auf andere Weise entfernen, machten sich aber nach Monaten und sogar Jahren, je nachdem sie trocken oder feucht gelagert waren, unangenehm bemerklich. Sie wurden erst gelblich, dann nach und nach dunkler bis braun, so dass man auf den Gedanken kam, es könnten Eisenflecken sein. Ich bemerkte diese Flecken zuerst an einem Rest von starkem Kupferdruck-Ausschuss, der wegen dieser dunklen Flecken aussortirt war und in einem trockenen Raume aufbewahrt wurde. Als der Kunde nach einem halben Jahre noch einige Bogen von diesem Papier verlangte, sah ich zu meinem nicht geringen Schrecken, dass alle Bogen von hellen gelben Flecken durchsetzt waren. Vor einigen Jahren sah ich ganze Werke billiger Ausgaben hervorragender Schriftsteller, die in der Mitte der dreissiger Jahre gedruckt waren, von diesen Flecken stellenweise durchsetzt, die vielleicht auf die geschilderte Weise entstanden sind. Bei farbigen Papieren, bei Rosa und Roth, (ungeleimt) wurden diese Flecken, wie durch Ammoniak, bläulich; das mindere Halten des Leims auf diesen Stellen scheint auch auf Ammoniak zu deuten. Vielleicht ist der Trockenfilz an verschiedenen Stellen in faulender Zersetzung gewesen und hat auf diese Weise Ammoniak abgegeben! Alter Papiermacher. Talkiren von Papier. Das »Journal des Fabricants de Papier« vom 1. März 1889 bringt die Beschreibung einer Einrichtung der Firma Hohenstein & Lange in Berlin zum Ueberziehen von Papier mit Talk auf beiden Seiten. Das Papier wird zwischen den beiden mit Filz überzogenen Walzen a und b durchgeführt. Ueber a befindet sich ein Zu führungstrog f, der mittels Kurbel, wie die Mehl zuführung der Mahlgänge, geschüttelt wird, und aus dessen unterer Lochreihe der Talk gleich mässig auf die Walze a fällt. Die andere Walze b dreht sich in einem Talkbehälter i, der wie die Zuführung von einer Kurbel in schüttelnde Bewegung versetzt wird und dadurch seine Talkfüllung gleichmässig an ie in solcher Weise mit Talk versehenen Walzen a und b übertragen diesen auf beide Seiten des zwischen ihnen durchgehenden Papiers. Badische Anilin- und Sodafabrik. Ueber die grossartige Anlage der Badischen Anilin- und Soda fabrik in Ludwigshafen bringt der »Pfälzische Courier« ein inter essantes, gut geschriebenes Feuilleton, dem wir nachstehende Angaben entnehmen. Als am 15. Mai 1865 der erste Spatenstich zu der »Grossen Fabrik«, wie die Anstalt heute im Volksmunde heisst, geführt wurde, stand da, wo jetzt der »Hemshof« sich ausbreitet, äusser einigen Bauernhöfen kein einziges Haus. Jetzt reiht sich dort Strasse an Strasse, und etwa 400 der Anilin- und Sodafabrik gehörige Gebäude bilden eine ansehnliche Stadt, deren Aus sehen vermöge ihrer raschen Entwicklung an amerikanische Industriestädte erinnert. Etwa ein halbes Hundert thurmhoher Schlote überragt die ver schiedenartigen Gebäude, dicke Wolkenballen strömen aus ihnen heraus und mischen sich mit den grauen Rheinnebeln. Die zahllosen Feuerheerde der Fabrik verschlingen grosse Kohlenmengen. 150 Dampfmaschinen mit 60 Dampf kesseln verbrauchen täglich 8000 Gentner Kohlen, 20000 Kubikmeter Gas und 20000 Kubikmeter Wasser. Daher liegt auch Jahr aus Jahr ein eine kleine Kohlenflotte am Rheinufer, und ununterbrochen sind 3 Dampfkrahnen in Thätigkeit, um die massenhaften Vorräthe an Heizstoffen aufzuspeichern, die zum ununterbrochenen Betrieb der Fabrik erforderlich sind. Berechnet man die Tragkraft eines Güterwagens zu 10 Tonnen (= 10 000 kg), so braucht die Anilinfabrik allein für täglichen Bedarf eine Ladung von 40 Eisenbahn wagen Kohlen, und um ihren jährlichen Verbrauch auf einmal zu decken, bedürfte es eines Güterzuges von der halben Länge der oberrheinischen Tiefebene oder von Strassburg bis Mainz. Nicht allein die stetig fortschreitende Erweiterung der gesammten An lage, auch der durch die Feuerung nothwendige Ersatz der zerstörten Theile fordert ununterbrochene Bauthätigkeit. Wo es gilt, eine neue, Erfolg ver heissende Erfindung so rasch wie möglich auf den Weltmarkt zu bringen, können Baupläne nicht von langer Hand vorbereitet werden; wie der Augen blick es fordert, muss mit kürzestem Zeitaufwand allen Anforderungen ge dient, das scheinbar Unmögliche möglich gemacht werden. 900 Arbeiter der Fabrik gehören allein dem Bauhandwerk an, und dieses kleine Heer von Handwerkern wird noch verstärkt durch ein paar Hundert Arbeiter aus den grossen Baugeschäften der Stadt. Im ganzen zählt die Fabrik heute 3100 Arbeiter und' Aufseher, und das Direktions- und Beamtenpersonal Walze b