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No. 45. PAPIER-ZEITUNG. 959 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreib waaren-Gewerbes, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Lebende Bilder könnte man, allerdings in etwas anderm als dem landläufigen Sinne die beweglichen Figuren und Gruppen nennen, welche die Firma Hahn & Müller in Leipzig als Sonder- Erzeugnisse fertigt. Die Figuren sind nach den altbewährten Grund sätzen der Hampelmann-Technik ausgeführt, doch sind nicht alle, sondern nur einzelne Gliedmaassen beweglich. Mit diesen üben sie aber eine ungewöhnlich ausdauernde Thätigkeit aus, solange ihre durch Ofen- oder Lampenwärme bezw. durch ein Triebwerk erzeugte Lebenskraft anhält. Solche »lebende Bilder« könnten an sich keineswegs als Neu heiten gelten, denn die jetzt blühende Generation kennt sie bereits von ihren Jugendjahren her. Die genannte Firma sorgt aber in jedem Jahr für einige interessante Neuheiten, und in der reichhaltigen Sammlung sind jetzt beinahe alle Handwerke vertreten, bei welchen regelmässige Arm- oder Fussbewegungen ausgeführt werden. Ausser dem giebt es darin allerlei drollige Szenen des täglichen Lebens, die manchmal mit grossem Verständniss für komische Wirkung aus geführt sind. Die interessanteste diesjährige Neuheit wurde schon in unserm Bericht über die Leipziger Fachmesse in Nr. 37, Seite 783, erwähnt. Wie neben stehende verkleinerte Wiedergabe erkennen lässt, ist es ein Schau stück von kräftiger Wirkung. Der Inva lide mit Stelzfuss dreht einen Leierkasten, dessen Spiel weise und Klang färbung durch eine Spieluhr trefflich wiedergegeben wird, und sein Weib erklärt den andächtig zuhörenden Kindern die hinter dem Ausschnitt der Schautafel wechselnd vortretenden Anzeigen und Bilder. Einem solchen Bilde wohnt zweifellos grosse Anlockungskraft inne, nament lich für die kleine Welt, und es kann sich daher ein grosses Absatz gebiet erobern. Aus diesem Grunde hätte es auch verdient, in einem mehr künstlerisch karikirten Stil ausgeführt zu werden, etwa so wie Oberländer, Jüttner oder Manzel derartige Sachen zeichnen. Während das Leierkastenbild durch Federkraft bewegt wird, dient zum An trieb andrer lebender Bilder, z. B. des nebenstehend abgebildeten, Geflügel fütternden Mädchens aufsteigende Ofen wärme, welche auf waagerecht gestellte Windmühlflügel wirkt. Da indess niedrige Oefen, auf welche man die »lebenden Bilder« stellen konnte, mehr und mehr aus sterben, so wird wohl künftig eine andre Triebkraft ermitteltund an gewendet kann Sand, der schon mehrfach zu ähn- wurde, als Ersatz für aufsteigende er- ein oberschlächtiges Rad in Bewegung setzen. Die technische Ausarbeitung der Bewegungsmechanismen, welche bei all diesen beweglichen Bildern aus wenigen gebogenen Drähten, Stiften, Korkstückchen, Blech- und Glasplättchen bestehen, ist durchweg vorzüglich und lässt auf grosse Erfahrung schliessen. Wunschkarten mitPhotographieen und künstlichen Blumen. Eine andre sehr ansprechende Neuheit der Firma besteht aus grossen schwarzen, sehr dicken Kartons von verschiedener Formgestaltung, welche mit schrägem Goldschnitt und Aussparungen zur Einfügung von Photographieen in Kabinetgrösse versehen sind. Gut ausgeführte künstliche Blumen sind in malerischer Anordnung seitlich ange werden müssen. Vielleicht liehen Zwecken verwendet wärmte Luft dienen, und bracht, und an geeigneter Stelle steht in flotter goldgeprägter Schreibschrift die Inschrift »Herzlichen Glückwunsch«. Mittels steifer Kartonfüsse können diese Karten schräg aufgestellt werden. Andere kleinere Karten enthalten in den Ausschnitten Städte- Ansichten, sind mit gepressten Blumen beklebt und enthalten In schriften wie »Gruss aus Leipzig«, »Gruss aus Hamburg« usw. Der Wetterprophet. Kalender für 1890. Diesen Namen hat die Firma Koch & Walther in Dresden einem Abreisskalender für 1890 gegeben, dessen Rück wand in Farbensteindruck einen zierlichen Fischbehälter darstellt, in welchem links ein Laubfrosch auf seiner kleinen Leiter sitzt, während rechts ein silberschuppi ger Fisch umherschwimmt. Fri sche Heckenrosen ragen über den Rand des Behälters, auf dessen Boden Korallen liegen. Heber die Anzeichen, durch welche eine be vorstehende W etter -V eränderun g angekündigt wird, giebt folgende Inschrift Auskunft: Wenn’s fischlein blau, die Sonne scheint, Wenn’s fischlein roth, bald Hegen droht. Der künstlerisch schön ausge führte Abreisskalender wird so wohl mit Einrichtung zum An hängen wie zum Aufstellen ge liefert. Letzteres scheint uns für einen Fischbehälter allein sinn ¬ gemäss. Abkühlung der Arbeitsräume. Die Abkühlung der Wohn- und Arbeitsräume ist im Sommer eine für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Arbeiter wichtige Aufgabe. Ausreichende Abkühlung kann erzeugt werden, wenn man einen mit Stoff bespannten Rahmen in das Fenster setzt und diesen öfters mit Wasser begiesst, sodass der Stoff immer feucht bleibt. Im Grossen lässt sich ähnliche Wirkung erzielen, wenn man die Fenster des Saals mit Rollvorhängen ver sieht, welche auf eine Stange aufgerollt und herabgelassen werden können, ganz so wie die bisher gebräuchlichen »Rouleaux«. Als Stoff verwendet man grobmaschigen Baumwollstoff, dessen Fäden nur schwach gedreht und nicht appretirt sind, sodass sie grösstmögliche Saugfähigkeit besitzen. Ueber die Fenster; und die dort befindlichen Rollgebänge wird eine enge Bleirohrleitung geführt, in welcher in passenden Entfernungen feine Löcher eingebohrt sind. Diese Löcher sind zu Anfang der Leitung feiner und werden gegen das Ende der selben zu grösser, um gleichmässige Befeuchtung zu erzielen. Ein in die Rohrleitung eingeschalteter kleiner Hahn ermöglicht die Rege lung des Wasserzuflusses, je nach dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Die Verdunstung wird natürlich bei trockener Luft stärker sein, als nach einem Gewitter. Deshalb wird nach einem solchen die Vorrichtung nur wenig wirken. Allein diese Ausnahme kann nicht in Betracht kommen. Mir war es möglich, ein Zimmer, welches 2 dieser Vorrichtungen hatte, von 19° C. auf 14° C. abzukühlen, ohne dass die Helligkeit des Zimmers durch die herabgelassenen Roll gehänge verringert wurde. Die Luft im Zimmer war weit angenehmer und reiner als zuvor. Namentlich in Arbeitsräumen wo Staub vorhanden ist, sollte diese Vorrichtung nie fehlen, denn in feuchter Luft kann sich Staub weit weniger bewegen, als in trockener. M.