Volltext Seite (XML)
782 PAPIER-ZEITUNG. No 37. lokal, Beuthstrasse 221, am Freitag, 17. Mai, abends 81/2 Uhr statt. TAGES-ORDNUNG: 1. Mittheilungen des Vorstandes. 2. Durchberathung der Tagesordnung der Generalversammlung des Deutschen Papier-Vereins in Hamburg. 3. Bericht des Vereinssyndikus, Herrn Rechtsanwalt Wilmersdörffer, über seine bisherige Wirksamkeit für den Verein. 4. Wahl der Delegirten für die Generalversammlung des Deutschen Papier-Vereins in Hamburg. 5. Antrag wegen Schliessung der Geschäfte an Sonntagen in den Monaten Juni, Juli und August. C. Vereinsangelegenheiten. 7. Fragekasten. Der Vorstand. I. A.: L. Gronau. Schriftführer. Papier-Verein Rheinland und Westfalen. Generalversammlung Sonntag, 12. Mai, morgens 11 Uhr, ' in Unterbarmen, Gesellschafts-Gebäude Union, Alleestr. 56. TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftsbericht. 2. Kassa-Legung. 3. Neuwahl des Vorstandes. 4. Anträge von Mitgliedern im allgemeinen Vereinsinteresse, und deren Besprechung. 5. Wahl eines oder mehrerer Delegirten zu der Generalversammlung des Deutschen Papier-Vereins in Hamburg. Nach der Versammlung gemeinschaftliches Mittagessen (Gedeck 3 M.). Anmeldungen bis zum 9. Mai an Herrn Wilh. Kaemmerer in Barmen erbeten. Der Vorstand Carl Blanke. Mitteldeutscher Papier-Verein. Fachmesse im »Eldorado« zu Leipzig. Herr Buchbindermeister Grundig zeigte seinen in Buchbinderei- Fachblättern viel besprochenen Fadenheft-Apparat, bei welchem ohne Anwendung einer Nadel Durchausheftung ausgeführt wird. Aller dings ist dabei ein beiderseitiger, je etwa 1 cm langer Einschnitt in 3 den Falz erforderlich. Wenn man denselben nicht wünscht, muss die Heftnadel angewendet werden. Das Heften geht dann etwas ’ langsamer, aber immer noch schneller als auf der Heftlade. Der Apparat kann durch die Firma G. Köhler, Leipzig, Humboldstr. 22, 1 bezogen werden. Friedrich Birkenbusch Nachf. in Dresden-A. hatte einen eigenartigen Apparat zum Abkanten und Umbiegen für Schachtel fabrikation ausgestellt. Dieser Apparat biegt die Pappen scharf im rechten Winkel, und zwar so, dass äusserlich keine Trennung der Faser stattfindet. Bei starken Pappen wird vorher eine Nuth ein gehobelt, welche das Umbiegen erleichtert und die Haltbarkeit der Schachteln erhöht. Für cylindrische Schachteln schärft die Maschine die Anschlussflächen aus, so dass die Klebstelle äusserlich nicht vor tritt. Die Firma stellte auch Schachteln verschiedener Art aus, dar unter solche mit Doppelwandung, welche den im Innern verwahrten Gegenständen wirksamen Schutz gewähren, ferner feste und zerleg bare Papphüllen mit und ohne Holzleisten. Die Musterschneidmaschine, welche die Firma F. Martini & Co. in Frauenfeld (Schweiz) ausstellte, hat den Zweck, Muster von genau gleicher Grösse aus Webstoffen, Papier oder Pappe zu schneiden. Sie ist auch zum Schneiden von Besuchskarten u. dgl. verwendbar, welche in langen Streifen, etwa auf einer Kreismesser-Schneidmaschine vorgeschnitten wurden. Die Musterschneidmaschine wird durch Drehen einer Kurbel in Betrieb gesetzt. Von Buchdruckmaschinen waren mehrere kleinere und leichtere Formen vorhanden. Die Maschinenfabrik Albert & Co. in Franken thal, vertreten durch Oscar Kindermann in Lindenau-Leipzig, zeigte eine kleine Schnellpresse mit Eisenbahnbewegung und eine Tiegeldruckmaschine »Stella«. Als selbständige Ausstellungsgegen stände der Firma Kindermann fanden sich in der Nähe eine Stein druck-Handpresse mit gravirter Zinkdruckplatte. Solche mit Kalk schicht versehene Blatten liefert die Firma als Sonder-Erzeugniss. Während der vier Tage ihrer Dauer war die Ausstellung von zahlreichen einheimischen und auswärtigen Fachgenossen besucht. Auch ausländische Einkäufer hatten sich eingefunden, darunter Herr Guillaume Galli, Vertreter von Galli & Co. in Lugano und Monte video, schweizerischer Generalkonsul von Uruguay. Die Lebhaftigkeit des Besuchs war je nach den Tagesstunden verschieden. Den regsten Verkehr, der theilweise sogar eingehende Besichtigung erschwerte, brachte naturgemäss der Sonntag-Vormittag. Dabei konnte man bemerken, dass die bekanntesten Vertreter des Leipziger Papier- und Buchgewerbes erschienen waren und diese Gelegenheit gern zu anregendem persönlichem Verkehr benutzten. Am Nachmittag wurde der Besuch schwächer, und gegen 6 Uhr schloss Herr Winckler die Ausstellung. Einladungskarten, welche im Ausstellungsraum selbst gedruckt waren, luden die Aussteller und Besucher nebst ihren Damen für 8 Uhr nach dem Zoologischen Garten ein, und dort fand sich mit Einbruch der Dunkelheit auch eine zahlreiche Gesellschaft zusammen, welche bei prachtvollem Wetter unter frühlingsgrünen Bäumen das Gelingen der Ausstellung feierte. Die Fachmesse nahm grössern Raum in Anspruch als die Frühlingsfachmesse im Vorjahr, welche den Schreiber dieser Zeilen ebenfalls besuchte. Äusser dem Hauptsaal im ersten Stockwerk des Eldorado waren mehrere Nebenräume zugezogen und besonders mit kleineren Maschinen, welche zum Theil im Betrieb gezeigt wurden, gefüllt. Im Ganzen waren etwa 70Firmen mit ungefähr 180 Nummern ver treten. Aufzählung derselben und ihrer Ausstellungsgegenstände kann an dieser Stelle umso eher unterbleiben, als jedem Aussteller für Be sprechung seiner neuen Erzeugnisse die Neuheiten-Abtheilung der Papier-Zeitung zur Verfügung steht. Nur diejenigen Erzeugnisse sollen herausgegriffen werden, welche unbedingt neu und bemerkens- werth erschienen. Unter den Maschinen und Geräthen fand zunächst eine neue Lederschärfmaschine von Gebr. Brehmer in Plagwitz-Leipzig Beachtung, welche dem Buchbinder die mühsame Arbeit des Dünn schabens von Leder an den Rändern abnimmt. Scharfe rotirende Messer hobeln das Leder an der Fleischseite glatt und gleichmässig so ab, dass es nach der Kante hin ganz allmälig dünner wird und dort Papierblattstärke erlangt. Bei einmaligem Durchgang wird eine Schärffläche von 16 mm und weniger erzielt; lässt man aber das Leder zweimal durchgehen, so kann die Schärfung bei regel mässiger Verjüngung nach der Kante etwa 30 mm breit werden. Die Maschine arbeitet gut und dürfte bald für die Grossbuchbinderei Be deutung erlangen. Rockstroh & Schneider, Maschinenfabrik in Dresden, brach ten ihre »Deutsche Victoria-Tiegeldruckpresse« zur Anschauung. Diese Tretmaschine lehnt sich an das bekannte System Gally an und hat gleich diesem Cylinderfarbwerk. Um die Leistungsfähigkeit der Ma schine zu zeigen, hatte die Fabrik sehr verständige Maassregeln ge troffen. Sie hatte einen Prospekt in guter Satz-Ausführung und ansprechender Farbengebung herstellen lassen, und während die ver schiedenen füllenden Töne nebst Gold bereits vorgedruckt waren, wurde auf der Ausstellung selbst die »schwarze Form« aufgedruckt. An der Maschine hantirte ein Leipziger Maschinenmeister, dessen sicheres Arbeiten und sachgemässe Erklärungen günstigen Eindruck machten. Hilfsmaschinen für Buchbinderei, insbesondere Drahtheftmaschinen verschiedener Art hatten Gebr. Brehmer in Plagwitz-Leipzig, C. L. Lasch & Co. in Reudnitz-Leipzig und Dietz & Listing in Leipzig ausgestellt. Letztere Firma zeigte namentlich kleinere zweckmässig gebaute Papier-Schneidmaschinen, von welchen auch Karl Krause in Anger-Leipzig verschiedene neuere Formen vor führte. Louis Schopper in Leipzig, dessen leistungsfähige mecha nische Anstalt sich besonders in den Dienst des Papiergewerbes stellt, zeigte vorzugsweise Waagen verschiedener Art, darunter seine Quadratmetergewichtswaage und seinen neuen Festigkeitsprüfer, der ebenfalls zu den Hebelwaagen gezählt werden kann. Unter den eigentlichen Papier- und Schreibwaaren fand sich ebenfalls viel Neues. Luce & Ensslen, Federhalterfabrik in Heidel berg, haben ihren zahlreichen zweckmässigen Schreibwerkzeugen neue Formen von Brieföffnern und nie klexenden Linealen zugefügt. Neu sind ferner rund ausgehöhlte Federkästen und Tusch- bezw. Pinselwaschgläser mit Deckelrand zum Abstreichen des Pinsels. Die bekannte Glasfeder von Gustav Pickardt in Bonn war in zahlreichen Exemplaren und Ausstattungsarten vertreten. Ihre Leistungen sind jetzt anscheinend gleichmässiger und zuverlässiger geworden als bei der ersten Fabrikation. Eine andre Neuerung auf dem Gebiet der Schreibwaaren stellte die »Meteorfüllfeder« von Joh. Koch & Co. in Zürich- Aussersihl dar. Diese Feder scheint das alte Problem der Tinten zufuhr aus dem hohlen Halter gelöst zu haben. Man kann beliebige Federn aufstecken und veranlasst durch Linksdrehen der Halterhülse, dass aus einem bis zum Hohlraum der Feder geführten gebogenen Röhrchen ein Tropfen quillt und in den Spalt der Eitler hingt. Das Leipziger Kunstgewerbemuseum vefanschaulchte die