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958 PPIER-ZEITUNG. N:26 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Fabrikaten der Papier- u. Schreib- waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten, kostenfrei besprochen. Stuhlsitze aus Papierstoff. August Schick in Frankfurt a. M. hat die Einführung von Stuhl sitzen aus Papierstoff oder Lederpappe übernom men, die von der Haarwood Manufacturing Comp. in Boston fabrizirt werden. Der Rohstoff zeigt Aehnlichkeit mit der in den Jahrgängen 1878 und 1879 beschriebenen »vulkanisirten Faser«, die bereits auf der Papier-Ausstellung 1878 in Form von Stuhlsitzen, Eimern, Rollschuhen und dergl. ausgestellt war. Nach den uns vorliegenden Proben zeigt das neue Fabrikat ebenfalls grosse Festigkeit. Einzelne lackirte Stücke zeigen die Farben Braun, Rothbraun und Rohrfarben, in denen die »amerikanischen Fibre-Stuhlsitze* zu haben sind. Durch geeignete Pressung hat das Fabrikat lederähnliches Aussehen erhalten. Es wird an Stelle von Rohrgeflechten mit Messing-Nägeln auf den Sitz befestigt und soll, ohne zu brechen, ein Gewicht von 10 Ctrn. tragen können. Wasserzeichen. Die Fabrik von Siebwalzen und Schöpfformen mit Wasserzeichen in Wildpark bei Potsdam betreibt jetzt als Spezialität die Herstellung feiner Wasserzeichen-Metall gewebe (Egoutteure) zur Er zeugung kunstvoller Wasser zeichen bei der Fabrikation von Papier. Besonders ge lungen scheint das beistehend abgebildete Wasserzeichen zu sein, welches den Kopf des Reichskanzlers Fürsten Bis marck inmitten eines Lorbeer kranzes und einer bezüglichen Inschrift mit Verzierungen zeigt. DiePatentpapier-Fabrik zu Penig hatte dem fürstlichen Jubilar am I. April eine Aus wahl Papier mit diesem Was serzeichendargebracht. Schrift und Verzierung treten in scharfen klaren Linien her vor, während der Kopf por trätähnlich, nach Art derLitho- phanieen, mit Schattirung im durch fallenden Licht er scheint. Wie klar das Was serzeichen ist, zeigt sich am besten aus der davon abge nommenen Photographie, bei welcher der Kopf ebenfalls nicht in Umriss-Linien, son Jedes Muster ist in 6—8 verschiedenen Farb tönen vertreten, welchen durch Goldbronzirung, Firniss-Ueberzug, sowie durch glatten oder mehr artig gepressten Grund ganz verschiedene Wir kung verliehen wird. Die meisten Muster sind zu Ueberzugpapicren bestimmt; ein anderer Theil soll als Vorsatzpapiere bei Buch-Einbänden Ver wendung finden und auch auf diesem Gebiet den Walzendruck ersetzen. Wir müssen davon absehen, die uns vorgeleg ten zahlreichen neuen Muster zu beschreiben, weil man sich ohne Original von der Farbenwirkung und ohne Abbildung auch von der Zeichnung keine Vorstellung machen kann. Den früher erwähnten Modepapieren: Leder-, Krokodil- und Schlangenhaut-Nachahmung, reiht sich neuerdings ein Malachitpapier an, welches, wie jene, als Ueberzug bei allerlei Gegenständen Verwendung findet und den prächtig grünen Ma lachitstein nachahmt. Die Firma kann mit Genugthuung auf die Ent wickelung ihres Geschäftes verweisen, welches jetzt 7 lithographische Schnellpressen und etwa 170 Leute, zu welchen noch 2 - 300 Gefängniss-Ar- beiter kommen, beschäftigt. Ihre neue Spezialität findet ausgedehnte Verwendung. In fast allen grossen Städten des In- und Auslandes sorgen erzeugt, und dadurch solche Anlagen gewinn bringender gemacht. Joachim & Sohn in Schwein furt haben bereits mehrere derartige Maschinen aufgestellt. Demnächst gelangt eine an E. Kröhl in Pawlowsk bei St. Petersburg gelieferte Ma schine in Betrieb, auf welcher mit 3 Siebcylindern, 3 Walzenpressen und 3 Trockencylindern von je 1} m Durchmesser gute feste Papiere gefertigt werden sollen. Diese Maschine ist bei 1 m Ar beitsbreite für 80 — 90 Fuss Geschwindigkeit und für eine Leistungsfähigkeit von 50—60 Ctrn. täglich veranschlagt, die sich in starken Sorten bei ent sprechend grosser Trockenpartie noch erhöhen lassen soll. Deutsches Reichs-Fecht-Post ist die Bezeich- nung eines Billet-Briefpapiers, in dessen obere linke Ecke und auf die Umschlag-Klappe Zeichen für Oberfechtmeister, Fechtmeister oder Fecht schüler geprägt sind. Die Schachteln sind mit dem Bild eines Herolds geziert, dessen Wappen den Wahlspruch zeigt: Viele Wenig machen ein Viel, Vereinte Kräfte führen zum Ziel. Damit auch durch den Verkauf dieser Schachteln Beiträge in die Kasse der Fechtschule fliessen, liegt in den Kassetten mit je 12 und 24 Bogen und Um schlägen eine Karte, gegen deren Rückgabe die Verleger Naumann % Co. Liegnitz, 5 bezw. 10 Pfen nige an die Deutsche Reichs- Fecht-Schule zahlen. Diese über ganz Deutsch land verbreitete Bewegung hat es bekanntlich fertigge bracht, durch Sammeln von Cigarren-Spitzen, Fahrkarten, alten Stahlfedern, Apfelkernen etc., sowie durch anderes »Fechten«, durch die von den Fechtern bei ihren Zusam menkünften bezahlten Strafen etc., eine Summe von 40000° Mark zu beschaffen, womit sie in Lahr i. Baden ein Waisenhaus gegründet und mit 40 Waisenkindern schon eröffnet hat. Wer diesen Bestrebungen Interesse ent- gegenbringt, wird auch dem von Naumann & Co. unter nommenen Fechtversuch seine Anerkennung nicht versagen. Jedenfalls dürfte er unter den vielen tausend Jüngern der Schule Anklang finden. Grüsse in die Ferne ist die auf tiefblauen Grund in Silber gedruckte Aufschrift dern als Schattenzeichnung wiedergegeben ist. Derartige Wasserzeichen kommen übrigens jetzt sehr in Aufnahme. Sie bilden eine sehr gefällige Verzierung des Papiers, können aber auch dazu dienen, den betreffenden Papieren einen gewissen Schutz gegen Nachahmung zu gewähren. Sie werden darum vielfach bei Herstellung von Wechsel formularen, Anweisungen und anderen Werth- papieren verwendet. Fantasie-Papiere. Der Firma Rob. Leunis & Chapman in Hannover gebührt das Verdienst, durch Schaffung geschmackvoller billiger Fantasie- Papiere die Fabrikation und Verwendung feinerer Kartonnagen gefördert zu haben. Sie fabrizirt als Spezialität seit einigen Jahren eine Mittel-Sorte, die weniger kostspielig ist, als feine Chromobunt drucke. Die Firma erreicht dies, indem sie, unter Anwendung von verhältnissmässig wenig Farben, effektvolle Muster komponirt und in grossen Auflagen auf lithographischen Schnellpressen her stellt. Die Schachtel-Fabrikation hat diese zuerst in Nr. 24 von 1884 uns. Blattes erwähnten Fan tasie-Papiere sehr gut aufgenommen. Sie war im wesentlichen auf gestrichene Buntpapiere ange wiesen, während ihr diese in immer neuen Mustern erscheinenden Chromopapiere die Möglichkeit ge währen, sehr gefällige Mittelsorten bei Fabrikaten anzuwenden, für welche früher nur Walzendruck- Papiere verbraucht wurden. Agenten für dauernden Absatz; und in jüngster Zeit mit Nord- und Süd-Amerika, Australien und Japan angeknüpfte Verbindungen haben zur Folge, dass der Export von Fantasiepapieren jetzt eine bedeutende Rolle spielt. Auf der Antwerpener Ausstellung sind Leunis & Chapman auf Platz Nr. 471 im Musik-Salon durch einen indischen Tempel vertreten, der in allen seinen Theilen, Bau, Kartonnagen und Etiquetten, in ihrer Anstalt angefertigt ist. Doppel-Cylinderpapiere. Neuerdings wird den Cylinderpapiermaschinen mit 2 oder 3 Siebcylindern auch in Europa mehr Beachtung zugewendet, weil deren Anlage und Betrieb billiger und einfacher sind, als von Langsiebmaschinen, und weil sie sich, entgegen dem bisherigen Vorurtheil, für viele Stoffe ganz gut eignen. Die Beschreibung einer solchen Maschine mit Zeichnung haben wir in Nr. 47, Jahrg. 1883, gebracht. Die uns jetzt vorgelegten, aus mehreren Papierbahnen bestehenden, Proben sind, obwohl aus geringen Rohstoffen erzeugt, in Bezug auf Festigkeit, Griff und Aussehen vom Langsieb-Papier kaum zu unterscheiden. An den Randstreifen sind die verschiedenen Lagen infolge etwas verschobener Bahn deutlich zu erkennen. Während man in Deutschland auf Cylinder- maschinen nur geringe Rohstoffe oder Abfall zu verarbeiten gewohnt war, werden jetzt durch Ver wendung besserer Rohstoffe verkäuflichere Papiere einer kleinen Mappe, die eine Tasche zur Aufnahme von Erinnerungs-Postkarten mit Bildern, eine Feder oder einen Schreibstift und ein auswechselbares Löschblatt enthält. In den uns vorgelegten Proben befinden sich beispielsweise 10 Postkarten mit Abbildungen rheinischer Glanzpunkte wie Loreley, Niederwald, Kölner Dom, Rheinstein etc., die in anderen Gegenden durch ortsgemässe Bilder zu ersetzen sind. Die Fabrikanten Herren Streich & Woydt, Herlin S., Dresdenerstr. 35, liefern die »Grüsse in die Ferne« in zwei Formaten, nämlich in Postkarten - Grösse 10/14 cm und 15X23 cm für 2 Postkarten-Taschen. Die ein fachen billigen Mappen machen mit ihrer dunkeln Bekleidung und blauseidnem Rücken einen eleganten Eindruck. Sicherheitspapier. In Ländern wo das Check oder Anweisungs-System verbreitet ist, wird es häufig zu Betrügereien benützt. Der Fälscher ver schafft sich gegen Baarzahlung eine Anweisung eines guten Hauses auf dessen Bankstelle und er höht die kleine Zahl, z. B. 5 £, durch geschicktes Auslöschen und Neuschreiben der Zahlen und Worte auf einen hohen Betrag z. B. 500 £. Um dies unmöglich zu machen, hat man die Zahl noch durch ausgestanzte Löcher wiederholt, sie eingebrannt u. s. w. Geschickte Fälscher haben aber die ausgestanzten Löcher so auszufüllen ver- I standen, dass sie aus dem wieder ergänzten Pa-