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PAPIER-ZEITUNG. No18 Prüfung d. Leimfestigkeit d. Papiers. Veranlasst durch den Vortrag des Herrn L. Larner in der Generalversammlung des Vereins Deutscher Papierfabrikanten zu München am 13. Juni a. p. über »Festsetzung einer Normaldinte«, welche in Nr. 32 der »Papier-Zeitung« von 1883 wiedergegeben ist, trat ich der Lösung der von Herrn Larner angeregten Frage näher, und legte zunächst meine Ansicht über den Gegenstand in Nr. 38 desselben Blattes dar. Auf Grund der seitdem angestellten Versuche ist es mir nunmehr gelungen, eine auf dem in besagtem Artikel entwickelten Standpunkt beru hende Prüfungsmethode des Papiers auf das Durch schlagen der Dinte zu entdecken. Die Methode hat sich nicht nur bei den ein gehenden und vielfachen Proben, die ich selbst damit angestellt habe, sondern auch bei den Ver suchen, die wochenlang unter Herrn Lamer’s Leitung in der Thode’schen Papierfabrik zu Hains- berg gemacht worden sind, als durchaus zuver lässig bewiesen und zu ganz übereinstimmenden Resultaten geführt bezüglich des Verhaltens der Papiere gegenüber der Durchschnittsqualität der im Handel befindlichen besseren Dinten. Das Prüfungsverfabren ist Folgendes: Die eine Seite des zu prüfenden Papieres wird mittels einer speziell zu diesem Zwecke konstruirten Auszieh feder, deren Beschreibung unten folgt, mit einer Anzahl Strichen von neutraler Eisenchloridlösung bedeckt, welche 1,531 Proz. Eisen enthält. Nach dem Trocknen giesst man auf die Rückseite des Papiers unter Schräghalten desselben, an der Stelle, wo die Striche sind, eine kleine Quantität Aether von 0,726 spezif. Gewicht, welcher mit reinem Tannin gesättigt ist. Ist nun das betreffende Pa- pier gegen Dinte undurchlässig, so wird die mit der ätherischen Tanninlösung behandelte Seite nach dem fast augenblicklich erfolgenden Trocknen keine Veränderung zeigen, im anderen Falle aber, je nach der Durchlässigkeit des Papiers, in mehr oder minder stärkerer Weise die bekannte grün lich-schwarze Reaktion zwischen Eisenchlorid und Tannin sichtbar werden. Die Ausziehfeder ist nicht verstellbar, sondern so adjustirt, dass die beiden Spitzen, welche nicht scharfkantig, sondern abgerundet sein müssen, in einer Entfernung von 1 mm auseinander stehen. Die Backen derselben sind aus Elfenbein, Horn oder Hartgummi herzustellen, also einer Substanz, welche weder das Eisenchlorid zersetzt, noch durch dasselbe angegriffen werden kann. Zur Begründung dieser Prüfungsmethode diene Folgendes: Die Eisenchloridlösung stellt in der angegebenen Zusammensetzung eine Flüssigkeit dar, welche in Bezug auf ihre Fähigkeit, das Pa pier zu durchdringen, dem Durchschnitte der besseren Schreib- und Kopirdinten entspricht. Sie ist, wenn vor Verdunstung ihres Gehaltes an Wasser durch Aufbewahrung in mit gut einge schliffenen Glasstöpseln versehenen Glasgefässen geschützt, absolut haltbar, ohne eine Veränderung zu zeigen, und jederzeit mit Leichtigkeit frisch darzustellen. Da das Eisenchlorid auf dem Pa piere nur wenig bemerkbar erscheint, mithin die Stellen, an welchen dasselbe durchgedrungen ist, noch weniger sichtbar sind, so ist ein an sich farbloses aber empfindliches Reagens nothwendig, um dasselbe, wenn es auf der Rückseite wirklich erscheinen sollte, durch eine möglichst starkfarbige Reaktion deutlich erkennen zu lassen. Es ist aber auch ferner eine nothwendige Bedingung, dass dieses Reagens die Lagerung des Eisenchlorids im Papiere nicht verändert, und an sich ebenfalls durchaus haltbar und unverändert bleibt. Allen diesen Anforderungen entspricht die ätherische Tanninlösung, denn: 1. Sie giebt eine hinlänglich deutliche und empfindliche Reaktion. 2. Eine Veränderung der Lagerung des Eisen chlorids im Papiere ist dadurch ausgeschlossen, dass dasselbe im Aether fast unlöslich ist. Wenn das Eisenchlorid nur einigermaassen lös lich wäre und ausserdem die Verdunstung des Aethers nicht fast augenblicklich erfolgte, viel mehr das Papier längere Zeit feucht bliebe, so könnte der Fall eintreten, dass das Eisenchlorid dann noch nachträglich sich nach der Rückseite zöge, und dadurch die Reaktion unsicher würde. Dieser Fall tritt aber nicht ein. 3. Die ätherische Tanninlösung ist unbedingt haltbar, denn selbst wenn etwas Aether verdunsten sollte, so korrigirt sich die Lösung von selbst da durch, dass dann das überschüssige Tannin ausfällt. Zur Beurtheilung der Papiere für die Praxis dürfte das vorstehend mitgetheilte Verfahren voll kommen genügen. Hingegen würde es sich empfehlen, sollte die Methode behördlicherseits und zu gerichtlichen Entscheidungen acceptirt werden, — was mir bei der bisher üblich gewesenen empirischen und sehr subjektiven Prüfung der Papiere mittels Feder und Dinte, recht wünschenswerth erschiene, — für die beiden Manipulationen des Linienziehens und des Uebergiessens mit der ätherischen Tannin lösung zwei Apparate zu konstruiren, welche die Prüfungsweise zu einer solchen machen, die Will kürlichkeiten des Prüfenden absolut ausschliessen. Obgleich nämlich die abgerundeten Spitzen der Ausziehfeder es fast unmöglich machen, das Pa pier zu ritzen — wie dies durch die mehr oder minder spitzen Stahlfedern ja so leicht erfolgen kann, dass beinahe jedes Papier zum Durch schlagen der Dinte, ganz abgesehen von den ver schiedenen Qualitäten der letzteren, gezwungen werden kann — so würde es für den in Rede stehenden Zweck doch entsprechender sein, die Ausziehfeder in ein Gestelle einzufügen. Dieses letztere müsste belastet sein, so dass hierdurch der Druck der in dasselbe fest eingefügten Feder auf das Papier ausgeübt würde, mithin der va riable Druck der Hand ausgeschlossen wäre. Fer ner müsste dasselbe mit Rädern versehen sein, auf denen es über das Papier gleitet. So wenig auch ferner das Uebergiessen der Rückseite des Papieres mit der Tanninlösung dem Prüfenden Gelegenheit zu Willkürlichkeiten bietet, auch etwaige Abweichungen, bestehend in auf irgend welche Weise hervorgebrachter längerer Ein wirkung grösserer Mengen der Lösung, sich durch Ablagerung grösserer Quantitäten Tannin, sowie durch ein anderes Aussehen der Eisenchlorid striche als wie beim normalen Verfahren zeigen müssten, so ist doch auch hier ein Apparat wünschenswerth, der jede Willkür ausschliesst. Dieser würde in der Weise zu konstruiren sein, dass zunächst auf einem Fuss eine schiefe Ebene angebracht wird, auf welcher das Papier befestigt werden kann. Oberhalb des höchsten Punktes dieser Ebene befindet sich ein Glasgefäss in Form einer Bürette, welches das jedesmal zu ver brauchende Quantum Tanninlösung aufnimmt. Diese Bürette, deren Ausflussöffnung mit Glas hahn versehen ist, mündet in eine Vorrichtung, welche die Flüssigkeit über die ganze Breite des Papieres vertheilt. Im übrigen verweise ich zur wei- teren Begründung der Prüfungsmethode noch aufmei- nenbezügl.Artikel in Nr. 38 des vor. Js. der Pap.-Ztg. Bei dem allgemeineren Interesse, welches in den Kreisen der Vertreter der Papierindustrie für den in Rede stehenden Gegenstand vorhanden zu sein scheint, und den an mich ergangenen Auf forderungen wegen Bekanntgebung meiner Prü fungsmethode, sowie auch den Intentionen des 1 lerrn Larner entsprechend, übergebe ich das Re sultat meiner Arbeit hiermit dem Verein Deutscher Papierfabrikanten mit dem Bemerken, dass ich selbstverständlich keinen Anspruch auf irgend welche Entschädigung erhebe, jedoch insofern das geistige Eigenthum gewahrt wissen will, als ich die Bedingung stelle, dass, falls diese meine Prüfungsmethode acceptirt, resp. eingeführt wer den sollte, dieselbe meinen Namen zu führen hat. Zu weiteren schriftlichen, eventuell auch mündlichen Auskünften gern bereit, Tit.: A ug. I^eonh ar di Dresden. N., 2'2. Fehr. 1884. Chemische Fabrik für Dinten. Anm. d. Red. Herr Leonhardi hat sich durch Ermittlung dieses Verfahrens ein Verdienst er worben, welches allseitige Anerkennung ver dient. Zur richtigen Ausführung der „Leon- hardi'schen Prüfung“ gehören indessen auch 625 die von ihm angegebenen Instrumente, und es wäre sehr zu wünschen, dass Jemand deren Herstellung und Verkauf übernehme. Berichte unserer Korrespondenten. Wir suchen in allen Städten und Industrie-Bezirken der Erde Korrespondenten, welche uns gegen freies Abonnement, auf Wunsch auch gegen Honorar, regelmässig berichten, was in ihrem Bezirk im Papierfach vorgeht. Wir wünschen be sonders Nachrichten über neu entstehende Geschäfte und Fabriken, Ausdehnung oder Verkleinerung alter Geschäfte und Fabriken, kurz über Alles, was für unsere Leser von Interesse ist. Die Mittheilungen sollen nur das Wissenswerthe in beliebigem Styl enthalten — die abgerundete Form werden wir denselben geben. Aus Böhmen. April 1884. Der grosse Holzreichthum Böhmens, theils auch Mährens, sowie die unerschöpflichen Wasserkräfte, werden jetzt mit vereinten Kräften zur Verarbeitung von Holz zu. Papier ausgebeutet. Unsere braunen gekochten Papiere und Holzpappen beherrschen den ganzen österr.-ungarischen Markt. Eine Ver einigung sämmtlicher böhmischen und mährischen Holzschleifer ist zu Stande gekommen und theils auch stramm — während etwa 3 Monaten, — gehalten worden. Gegenwärtig scheint sie ins Wanken gerathen zu sein, da man viel von Ver handlungen hört, die fortwährend in Elbogen stattfinden, um, wenn irgend möglich, die so er- spriesslichliche Konvention aufrecht zu erhalten. Die Gründe des Wankens sind mannigfaltig, und es scheint leider noch sehr fraglich, ob sie sich alle werden überwinden lassen. Der schwer wiegendste ist zweifellos die Ueberproduktion, her vorgerufen durch die deutsche Konkurrenz. Die inländischen Schleifer waren durch die ausländische Konkurrenz gezwungen, mehr Pappen als Stoff zu verkaufen, und merkwürdigerweise war der Ab satz derselben seit Inkrafttreten der Konvention ganz besonders schwach, so dass sich in den Fabriken grosse Lager aufthürmten und die Kleineren schon bedenklich unter der Last stöhn ten. Dazu kommt noch, dass die bisherige Orga nisation der Vereinigung etwas eigenthümlich zu sein scheint. Feste Preise sind zwar angesetzt, zu denen verkauft wird, doch haben einige Agenten der Fabriken ihren Absatz zu diesen Preisen direkt bei den Konsumenten gesucht und dadurch den Grossisten, die ja den gleichen Preis bezahlen sollen, jede Konkurrenzfähigkeit unmöglich ge macht. Letztere boten natürlich Alles auf, um aus anderen Quellen, oft selbst mit Opfern, Holz pappen zu beschaffen, und dadurch ist die Ueber produktion der Vereinigung noch bedeutend ver mehrt worden. Während des Winters stellen sich die Holzpappenverhältnisse hier viel günstiger durch den äusser allem Verhältniss zum Sommer stehen den Verbrauch. Im Sommer gehen nämlich viele Arbeiter, darunter auch die Schachtelmacher, auf ihre Dörfer, um ihre Felder zu bebauen, so dass sämmtliche Werkstätten stark einschränken, viele sogar ganz einstellen, und erst im Herbst nach der Ernte wieder mit der Arbeit beginnen. Wenn die Vereinigung keine Mittel und Wege findet, um ferner zu bestehen, so kommen wir in eine Preisschlenderei, von der man sich im Aus land schwerlich einen Begriff wird machen können, denn hierzuland bewegt sich alles in Extremen. Von den neuen im Bau begriffenen Fabriken werden zwei in Böhmen, Chrudimer Kreis, nach »Mitscherlich«’schem System eingerichtet und sollen Grosses versprechen. Die Maschinen werden trotz des hohen Zolles sämmtlich aus Sachsen bezogen. Ausserdem hört man überall von Neuanschaffungen, Vergrösserungen der Papiermaschinen, Holländer, Kalander etc., welche sämmtlich aus dem Ausland kommen. — In Kleinskai, wird die Zeitungs druck-Papierfabrik verändert, und zur Bereitung von Stoff nach Ekman’s Sulfitverfahren eingerichtet. Seit einiger Zeit sieht man hier auf dem Markte, aus einer Galizischen Fabrik stammendes, mit »Nantina« bezeichnetes Papier, welches sich in den Sorten, die mir als Schreib-, Druck- und Buntpapier in die Hände kamen, durch vorzüg liche Leimung, Glätte und Festigkeit auszeichnet und bald völligen Eingang hier finden dürfte. Die Fabrik arbeitet nach Greilinger Verfahren mit Zusatz von Cellulose. Sehr bedeutend kann jedoch dieser Zusatz nicht sein, da die Preise, in An betracht der hohen Cellulosekosten, sehr niedrig sind.