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Tine Erklärung Dr. Geblern. Berlin, 18. Nov. Reichewehrminister Dr. Geßler hat dem .berliner Tageblatt" folgend« Zuschrift zugehen lass«: Zu der Darstellung des Herrn Dr. Luppe in der „Frankfurter Zeitung^ habe ich folgendes zu bemerk«: 1. Herr Dr. Luppe erkennt ausdrücklich an, daß di« Darstellung des Herm Emil Ludwig, ich Hütte mit Beauftragten de» Kronprinzen Rupprecht von Bayern verhandelt und ihnen filr den Fall eines Putsches die Neutralität der Reichswehr versprochen, unwahr ist. Da mit ist fostMstellt, daß die von Herm Emil Ludwig gegen mich erhobene Beschuldigung, ich hätte irgendwie aktiv an bayrischen Monarchist« ^Putschversuchen mitgewirkt. entweder von Hern: Emil Ludwig erfunden ist oder auf ein Mißverständnis seiner Unterhaltung mit Herm Dr. Luppe beruht. 2. Im übrigen reproduziert Herr Dr. Luppe ein Privatgespräch aus dem vorigen Jahre, das ich bei einem persönlichen Besuch bei ihm unter vier Augen hatte. Da ich darüber keinerlei Ausschreibun gen blitze, ist es mir nicht möglich, nuine Aeußerung« wört- lich zu wiederholen. Ich kann nur darauf Hinweisen, daß seit dem Zusammenbruch entsprechend meiner ganzen Auffassung mein ganzes öffentliches Wirken lediglich dem Gedanken der Reichseinheit gegolten hat und daß ich öffentlich und privat überall di« Auffassung vertreten habe, daß die Aufwerfung der monarchistischen Frage kn Bayern meiner Ueberzeugung nach das Ende des Reiches und jedenfalls eine schwere Schädigung Bayerns bedeuten würde, und daß sie deshalb mit allen Drit teln verhindert werden müßte. Ich nehme in dieser Sache genau denselben Standpunkt ein, wie olle reichstreuen Bayern, gleichgültig, ob die Republik oder die Monarchie ihr Ideal ist. Was meine angebliche Bemerkung über das Verhalten der Reichswehr im Falle eines monarchistischen Putsches anlangt, so ist es ganz augeschlossen, daß ich mich so geäußert Hobe, wie es Herr Dr. Luppe darstellt. Da sonnt einstweilen Aeußerung gegen Aeußerung über den Inhalt eines zeugenlosen Privatgesprüches steht, glaube ich der restlosen Aufklärung der Angelegenheit, auf die die Osssentlichbeit nunmehr ein Recht hat, am besten zu dienen, wenn ich meinen Parteifreund Abg. Haas bitte, die möglichen Feststellungen zu treffen. Bis dahin werde ich mich weiterer Veröffentlichungen enthalten. * Was Dr. Luppe gesagt haben will. Nürnberg, 13. Nov. Neichswehrminifter Dr. Geßler — so heißt es in den Mitfeilungen Dr. Luppes, des Nürnberger Oberbürgermeisters, zu den Aeußerungen Emil Ludwigs und den Gegenerklärungen des Reichswehrministers — kam Ende Oktober 1924 während der Regierungskrise zu mir auf mein Büro und fragte mich u. a., wie ich die Verhältnisse in Bayern beurteile. Als ich ihm erklärte, daß nach meiner Ansicht in Bezug auf einen Königsputsch -er kritischste Moment wohl überwunden sei, erwiderte er mir mit nein. Die Lage sei abso lut ernst. Rupprecht beabsichtige vorzugehen, und er wolle mir jetzt schon sagen, daß, wenn dies geschehen sollte, die Reichswehr nicht einqreifen wer bei Daß Hr. Dr. Geßler mit bayerisch« Monarchisten gesprochen und ihn« entsprech«-« Zusag« gemacht habe, habe ich Hrn. Emil Ludwig nicht gesagt. Als ich mein« Verwunderung und Erregung über Hrn. Dr. Geßlers Auffassung kund gab, erwiderte er mir, ich kenne eben die Bayern nicht. Die Bayern wollten und brauchten einen König. Den könnte man ihnen auf die Dauer doch nicht vor- «thalten. Der Bürgermeister von Sofia erschossen. Sofia, 13. Nov. Der Bürgermeister von Sofia, Mad- jaroff, wurde heute vormittag auf der Straße in der Nähe des Rathauses von dem vor kurzem aus dem Dienste entlasse nen Direktor der städtischen Bäder, Tomoff, erschossen. Als der Täter sah, daß sein Anschlag geglückt war, beging er Selb st mord. Phantasten -es rveneralagaulea. Und di« Wirklichkeit. Berlin, 13. Nov. Der Generalagent Gilbert ist aus Pari» nach Berlin zurückgekehrt. Lr hat in Poris der Repa- rationskommission Bericht erstattet und den Pariser Zeitungen von gestern kann man entnehmen, daß der Aaent sichhoff - nungsfreudig über die weitere Erfüllbarkeit des Dawes- plane» durch Deutschland ausgesprochen hat. In eln«m „Jour nals-Bericht heißt es, die Wirtschaftskrise Deutschlands sei nur eine vorübergehende. Reich, Gemeinden und Industrie seien durch den genial« Aufwertungsplan kostenlos in den Besitz unermeßlicher Besitztümer gelangt. Jed« Ainsenlast sei aufgehoben und der augenblickliche Bargeld- mangÄ sei kein Mangel an illeichtum, an Besitz. Da» fron- zösische Staatsbudget könne auf Jahre hinaus mit den Ein- nahm« des Dawesplanes rechnen und darauf den Sanie rungsplan des Franken aufbauen. * Berlin, 13. Nov. Im Gegensatz zu Gilberts Ausführun- gen über die deutsche Wirtschaftslage steht der Notschrei der Zechenbesitzer des Ruhrveviers. Menn sie den für verbindlich erklärt« Schiedsspruch der Lohnerhöhung erfüllen sollen, dann müssen sie alle Betriebe einschränken und Massenentlassungen bis zu 50 Prozent der Be- legschaft« vornehmen. Sie hab« inzwischen eine Besprechung beim Rcichswirtschastsminister nachgesucht, um die letzte Konse- quenz zu vermeiden und auf die Unhaltbarkeit hinzuweisen, daß sie Lohnerhöhungen ohne Mittel, ohne Tariferhöhungen zah len sollen; denn schon setzt werden auf mittleren und kleineren Zechen des Nuhrreviers die Löhne der Zcchenarbeiter nur noch ratenweise gezahlt. Berlin, 13. Nov. Der Berliner Industrie sind in den letz- den Tagen für fast 30 Million« kurzfristige Kredite ge kündigt worden. Auch aus Hamburg wird gemeldet, daß die Amerikaner einen Teil der Werften und Schiffsreederei« gegebenen Kredite zum 31. Dezember gekündigt haben. Parteikonferenzen. Berlin, 13. Nov. Die Tagesordnung für den in Berlin stattfindend« deutschnationalen Parteitag ist nun endgültig festgesetzt. Am Sonntag, den: 15. November, tritt im Plenarsaal des Preußischen Landtages die Partcirertretung zusammen. Zunächst wird eine Besprechung des Parteitages stattfinden, dann werden der Jahresbericht und der Kan en tricht erstattet und Satzungsänderung« vorgenommcn werden. Schließlich komm« Anträge zur Beratung. Der ordentliche Reich sparteitag tritt am Montag, dem 16. November, zusammen. Nach der Eröffnungsansprache des Parteivovsitzenden Dr. Winkler und nach weiteren Be grüßungsansprachen hält das Hauptreferat Reichstagsabgeord- ncter Graf Westarp über -euftchnatlonals Außenpolitik. Eine Aussprache wird sich anschließen. Nach der Mittagspause wird Reichstagsabgeordnetrr Dr. Rademacher über Deutschlands Wirtschastsnot sprech«. Lasse!, 13. Nov. Am 15. November tritt der Reichs parteiausschuß des Zentrums zusammen, um die Tagesordnung des Parteitaaes einer Vorbesprechung zu unter ziehen und auch den Fall Wirth zu erörtern. Der optimistische Churchill. Edinbonrgh, 13. Nov. In «irrer hier gehaltenen Rede sagt« Churchill u. a., er glaube fest daran, wenn keine Unter brechung durch industrielle Kämpfe oder sonst eine verhängnis volle Katastrophe, der inan nicht vorbeugen könne, eintrete, so werde England mit dem neuen Jahre ein Wiederaufleben und eine nrerrliche Besserung der Geschäftstätigkeit erleben und, wie es ihm zukomme, sich eines gesteigert« Wohl standes erfreuen dürfen. Den Locarno-Pakt bezeichnete Churchill als den D e r si ch eru ng s p l a n für vier großeNationen. Rücktritt de« polnische« Kabinett». Warschau, 13. Nov. Ministerpräsident Grabski hat dem Staatspräsident« mitgeteilt, daß er als Ministerpräsident und Finan-mtnister demissioniere. Gleichzeitig hat er dem Wunsch« Ausdruck gegeben, mit der Wetterführung der Geschäfte nicht betraut zu werd«. Daraufhin ist da» ganze Kabinett zurück- getreten. Korfanty abgesetzt. Warschau, 13. Nov. Ministerpräsident Grabski hat jetzt offiziell erklärt, daß Korfanty, der gegen das Lrmächtigungs- gesetz gestimmt hat, aus sämtlichen staatlichen Unternehmungen in Oberschlesien als Regierungsvertrrter zurückgezogen wird. Paiuleve» Tanieruugsprogramm. Pari«, 18. Nov. Ministerpräsident Painleve hat sich heute vormittag lange mit dem Generalb«rtchterstatter für das Budget im Senat, Senator Deranger, unterhalten und so dann eine Abordnung der radikalen Senatsfraktion empfan gen. Hierauf begab er sich in das Ministerium des Auswär- Ligen, wo er mit Briand eine Unterredung hatte. * Verhinderung der Kapitalflucht aus Frankreich. Paris, 13. Nov. In der Fraktionssitzung der Sozialisten teilte ein Abgeordneter mit, daß er in der Kammer drei Neso- lutionsentroürfe einbringen werde, die die Kapitalflucht verhindern sollten, die unter d« gegenwärtigen Umständen zunehme. Er werde besonders verlangen, die Regierung möge beim Bölkerbund beantragen, di« internattonale Unterdrückung der Steuerhinterziehung und die Dankkontrolle ins Auge zu fasten. Eine neue Verschwörung iu Italien. Paris, 13. Nov. Nach einer Funkmeldung aus Rom ist inan bei der Untersuchung des gegen Mussolini geplanten Attentats einer Verschwörung auf die Spur gekommen, die eine Revolte in der Armee zum Ziel hatte. Nach der „Epoce" ist der Herd der Verschwörung in Paris. Das finnische Flottenprogramm. Helsingsors, 13. Nov. Der Reichstag behandelte heute die Gesetzesvorlage betreffend den Aufbau einer für die Küsten verteidigung bestimmten Flotte. Nach dem Vorschlag der Agrarpartei wurde die Bewilligung von 215 Million« im Laufe von 4 Jahren angenommen. Die Vorlage wurde wieder an den großen Ausschuß zurückgewies«. Der Premier minister kündigte an, das Gesamtkabinett wevd« sein Abschieds gesuch Linreichen, falls die Flottenfvage nicht so geordnet werde, daß durch das besagte Gesetz 315 Millionen oder durch das Gesetz selbst 215 Millionen und durch ein« Budgetbeschluß weitere 100 Million« bewilligt wevden. Dis Franzosen weichen vor den Drusen zurück. London, 13. Nov. Die Drusen hab« an der Grenze von Palästina neu« Angriffs gegen französische Truppen unter- nr,nnnsn. Die Franzosen mußt« sich nach erbitterten Kamps« zurückziehen. Die christlichen Einwohner der von den Drusen eroberten Dörfer flohen aus Furcht vor Metzeleien nach Transjordani«, wo die Engländer den Grenz schutz in den letzten Tag« bedeutend verstärkt hab«. Dombeufunde im Nil. Kairo, 13. Nov. Wie verlautet, förderten die Justizbehör den bei der Untersuchung der in letzter Zeit in Aegypten be gangenen politischen Verbrech« neues, wichtiges Beweis- material zutage. U. a. hat man im Nil Bomben gefunden. Nur ein Traum. Skizze von Fr. W. v. Oesteren. Sie standen beide im gleich« Alter, im gleich« Berufe und waren Freunde in des Wortes edelster Bedeutung. Dis Egon Reuß als Dreißigjähriger sich ganz eckt und tief ver liebte und sich verlobte. Damit schien das Ende ihrer Freund schaft gekommen. Konrad Lepren empfand diese Liebe seines Freundes wie ein ihm angetanes Unrecht, wie eine Untreue ..und stellte Egon vor die Wahl. „Entweder ich oder sie/ sagte er. Und dabei blieb er hartnäckig und wies schroff den Wunsch des Freundes ab, Ilse, die Braut, kennen zu lernen. Und so kam es zum Bouch; die Freunde mieden einander fortan. Das währte fast zwei Jahre lang. Ws, vielleicht dank einem Zufall, vielleicht dank Ilses aus Liebe zu ihrem Mann geborenem Herzenswunsch, Konrad Legren di« jung« Frau kenn« lernte. Er sprach mit ihr, tanzte intt ihr, fand sie entzückend und ahnte nicht, daß sie Lie Frau war, um derent willen er den Freund pveisgegeb« hatte. Da kam dieser hinzu. Din« frostige Begrüßung fand statt. Ilse aber lachte. »Herr Leyr«, gestatten Sie, daß ich Sie mit meinem Mann bekannt mache?'' — Leyr« errötete, verwirrt, beschämt, stand einige Augenblicke ratlos. Doch dann ließ er sein Herz sprech«, das hier in keinem Widerstreit zur Vernunft stand. „Gnädige Frau, ich danke Ihnen, daß Sie mir mein« Freund wieder- geschenkt haben/ sagte er, küßte Ilses Hand und umarnrte den Freund. Konrad Leyr« und Egon Reuß waren von Stund an wieder die Freunde von «Hedem. Daß ein drittes Wesen, ein Weib, untrennbar von ihrem Freunvesbund geworden war, trübte diesen nicht. In: Gegenteil; Leyren fand Ilse nach wie vor entzückend, sah aber nie in ihr das an Geist, Herz und Leib begehrenswerte Weib, sondern die Frau des anderen, dem sie Geliebte und Kamerad war. Und ihn: selbst wurde sie Freund und Kamerad, wurde Ihm wie sine Schmelter. Gemein sam waren si« fröhlich, ja, manchinal ausgelass« heiter, wäh- oend der schwerblütige Egon ernst blieb; gemeinsam trugen sie zu dritt Leid und'Sovg«, di« das Leben brachte. Mehr als ein Johr verstrich. Da Einte Ilse eines Tages: „Egon, soll« wir nicht für Konrad eine Fvau suchen, damit wir «in Vierblatt bild«?" Ihr Mann stimmte ihr zu. Aber Leyr« stieg da» Mut zum Haupt; er wehrte heftig ab. „Nein, ich will nicht, Ilse, ich will nicht, Egon. E» soll zwischen uns bleib«, wie es ist. Wer weiß, wie es würde, wenn ?l Ich will nicht. Sprecht nie mehr davon!" Und sie sprachen an jenem Abend nicht mehr darüber. Konrad Leyr« träumte in der folgenden Nacht. Zum erstenmal träumte er von Ilse, sah und fühlte hüllenlos ihre Schönheit, hielt sie in heißem -verlangen umfaßt und küßte si« in atemraubsnder Seligkeit. Mit schweren Gliedern und dumpsem Hi« erwachte er am Rlorg« und fühlte das Herz wie einen tot« Klump« in seiner Brust lasten. Am Nachmittag sollte er, der Verabredung gemäß, mit Egon und Ilse Le/amm« sein. Er ging nicht zu ihnen, ge- braucht« «ine Ausflucht, blieb daheim. Er hatte Angst vor Lem Wiedersehen. Wer einmal mußte dieses ja erfolg«. Leyr« schlug die Zähne in die Lippen und sagte sich immer wieder: „Sie ist dein Freund, deine Schwester." Und ging am dritten Tag Len Weg zu d« Freunden. Ilse war allein und empfing ihn voll Freude, aber auch mit leichtem Vorwurf. „Frage nicht, warum ich nicht gekommen bin," bat Konrad. Und die junge Frau fragte nicht. Sie selbst war unbefangen und voll kameradschaftlicher Herzlichkeit, wie sie es immer gewesen. Er iedoch war ein anderer. Er mochte noch so entschloss« gegen die Erinnerung des Traumes ankümpf«, — es fruchtete nicht, Ler Traum war stärker als sein redlicher Wille. Immer wieder glaubte er, Ilse zu fassen, zu fühlen, zu küssen — wie im Traum. Er litt Oual«, er ertrug es nicht. Jäh verabschiedete er sich in wirrer, fast schroffer Weise. „Was ist dir, Konrad? Egon kommt gleich. Warum bleibst du nicht? Warum bist du so sonderbar?" fragte die junge Frau bestürzt. „Frage nicht/ sti«ß er finster und rauh hervor und ver- ließ sie wie flüchtend. -Am selben Abend reist« er ab, ohne Abschied zu nehmen. Egon und Ilse wußten nicht mehr, was si« darüber denken sollten. Auf Reis« wollte Konrad Ilse vergeh«, der Qual entfliehen, di« ihm die nahe Berührung brachte. 'Aber es wurde schlimm«; Nacht um Nacht kam Ilse im Traum zu ihm — nicht als Freundin und Schwester, sondern als liebendes schönes Weib. Bereits zwei Wochen später kehrte Konrad Leyr« von der Reis« zurück. Er sah sehr verändert aus; in sein« Augen brannte eine unstete Flamme. Seltsam, das Bewußtsein, in ihrer Nähe zu weilen, goß Ruhe in sein Herz und machte seine Nächte traumlos. Aber sie wiederzusehen, wagt« er Tage um Tage nicht. Endlich raffte er sich auf. Sie war« Leide daheim, Egon und Ilfe, als Konrad Leyren kam, und begrüßten den ^Freund wie ein verlorenes Kind, ohne indes zu fragen. Kvnrad atmete auf. Er schien gesundet. Aber als er Len Freund und dessen Frau einig« Zärtlichkeiten tauschen sah in Blicken, Worten und Gebärden, da packte ihn ein« neue Qual, die einer fressend«, brennenden Eifersucht. Und nneder schied er ungfltüm, schroff. Er ging nicht mehr zu d« Freund«, zumal der Traum von Ilses Liebe ihn seit dem Wiederseh« wieder allnächt. Uch heimzusuch« begann. Bitterkeit gesellte sich zu seiner Ver- düsterung, er fühlte, daß sein Leben zerstört war, und fluchte dem Traume. Da suchte ihn eines Tages Egon Reuß auf und verlangte drängend als Freund Rechenschaft. Konrad Leyren blieb stumm. „Also, du willst nicht mehr mein Freund sein?" fragte Reuß endlich. Leyr« sah ihm finster ins Gesicht. Und plötzlich schrie er heraus: „Nein. Ich hasse dich." Und wiederholte, wiederholt« wie ein Toller schreiend, die Züge entstellt: „Ich hasse dich/ Egon Neuß ging wortlos. „Ilse, wir kenn« Konrad Leyren nicht mehr," erklärte er seiner Frau, die ihn daheim erregt erwartete. Sie schrak zusammen, erbleichte. „Erzähle/ würgte sie hervor. Und Reuß erzählte. Ilse hörte wortlos zu, das Antlitz blutlos fahl, die Augen geweitet. Sie sprach kein Wort. Tage verstrichen und wurden Wochen. Im Hause Reuß war es, als wäre ein Kind gestorben. Kein frohes Lachen wurde laut. Ilse sah, wie ihr geliebter Mann litt, ob er auch kein Wort darüber sprach, und litt selbst am tiefsten durch dieses Leid ihres Mannes. Darum faßte sie einen Entschluß. Ihr würde Konrad vielleicht verraten, was ihn so gewandelt hatte; sie wollt« ihn zum Geständnis zwingen. Heimlich ging st« zu ihm. Leyren erzitterte über und über, als Ilse unversehens vor ihm stand. Dr faird kein Wort. Mit brennendem Blick starrt« er sie an. Die junge Frau fühlte tiefstes Mitleid, als sie den Freund wiodersah. Grpßer Gott, was konnte einen Mensch« in so kurzer Zeit so zerstörend wandeln? .Konradi" Ihre Stimme bebtc. Sie streckte mit tiefem Blick ihm beide Hände entgegen. Er wich wie entsetzt zurück. „Rühr' nach nicht an/ stieß er heiser hervor. Aber ihre Füße, ihre Hände, ihr« Blick« folgten ihm. Ta griff er jäh in ein« Lade. Ein Revolver streckte sein« blitzenden Lauf dem jungen Weib entgegen. Ilse schrie auf. ,„Konrad!" — Jetzt wich s i e zurück. Und er — er folgte ihr, in der Hand und im Auge ein« tolle Todesdrohung. Sie wich, wich, bis er die Wohnungstür hinter ihr ins Schloß schmetterte. Dann brach er in einem Sitz zusammen und saß regungs los. Stundenlang. Im Dämmerlicht des Abends erhob er sich jäh. In flieg«, der Hast warf er einige Worte auf ein Blatt Papier. Gleich darauf zerriß ein Schuß die Still« des Raumes. „Din Traum hat mich getötet" stand auf dem weißen Blatt.