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diesem Problem sich abgegeben, sondern viel -u rasch die in die Arbeitsnot Gebannten auf das bessere Jenseits vertröstet und sie nur zu geduldigem Ausharren bet ihrem Schicksal ermahnt. Da» find Sackgassen, in denen man stecken -leibt. Sind Rettungswege sichtbar? Eines ist ge wiß. Nie ist in der Geschichte ein Tatbestand an sich gefährlich, schlimm ist erst die ethische Hilfslosigkeit der Betroffenen, dre mit dem Tatbestand, dem Schicksal nicht fertig werden, an sei nem Sinn und so dem Sinn des Lebens verzweifeln und da durch der Menschenwürde verlustig zu gehen drohen. Darum ist es wohl nötig, bessere soziale Verhältnisse anzubahnen, das Gefühl als ein selbstverständliches zu erwecken, man soll den Arbeiter human, als vollwertigen, als sozial ebenbürtigen Menschen behandeln. (Sozialreform.) Darum sind auch die gewerkschaftlichen Bestrebungen auf zeitlich kurze und gerecht bezahlte Arbeit unentbehrlich; sie arbeiten mit nicht nur an einem wirtschaftlichen, sondern einem Kulturproblem. Denn die Naturschönheiten, sogut wie die Bildungsgüter (Kunst, Wissenschaft) sind für alle da, ohne gewisse freie Zeit, ohne gewissen Besitz ist man aber davon ausgeschlossen. Der sozialdemokratische „Vorwärts" in der Nummer vom 4. 6. 25 betont mit Recht, daß Hellpach die innigen Zusammenhänge des Materiellen und Ethischen (beide Dinge nur verschiedene Seiten desselben Problems) hier nicht so hinlänglich betont hat, wie es bei seinem starken Wirklichkeitssinn gewiß seine Meinung ist. Aber Hellpach kam es eben darauf an in uner bittlicher Nüchternheit vor allen kleinen Mittelchen, bezw. ihrer Ueberschätzung zu warnen. (Dazu gehört auch die des Zeit- und Lohnproblems — oder ist die Enttäuschung der Massen ange sichts der vorübergehend günstigen Lösung nach dem Zusam menbruch nicht ein Beweis dafür, daß es sich hier noch um etwas ganz anderes handelt?) Dies ganz andere ist eben das Ethische. Das haben auch angesehene sozialistische Führer wie Konrad Haenisch anerkannt. Daran würde auch die vom Sozialismus erstrebte Vergesellschaftung der Produktionsmittel nicht das Mindeste ändern. Denn es geht hier nicht um Er zeugung eines Zustandes, sondern um Werden und Wachsen eines neuen Menschentyps. Die Frage ist also: Wie ist die mit dem andringcndcn Amerikanismus immer weiter gehende Nationalisierung der Arbeit mit Sinn und Würde des Menschen zu vereinen? Obwohl von der Un entbehrlichkeit einer aus dem Ewigen gespeisten Welt- und Lebensdeutung im tiefsten überzeugt, gesteht sich Hellpach ein, daß im gegenwärtigen Europa Millionen und aber Millionen einer jenseitig getönten Arbeitsethik unzu- länglich sind. Angesichts dieser Tatsache drängt aus tak tischen Gründen alles auf eine Zwischenlösung hin, die von der unerbittlichen Wirklichkeit der Arbeitsnot (bei aller Hoffnung auf Milderung) nichts abschwächt, sondern mit großzüoiger Erfassung einer weit- und tiefgreisenden psychologisch-pädago gischen Aufgabe beim jugendlichen Arbeitsvolk einsetzt. Die jugendliche Menschheit hungert nach Einordnung. Hell pach konnte schon eindrucksvoll auf Erfahrungen aus der Fachschulpädagogik in Baden Hinweisen, durch die jene zugleich gütige und ernste, weil letzlich im Göttlichen wur zelnde Sinndeutung des Lebens an die Jugend herangetragen werden müsse. Schon beginnen die Religionsgemeinschaften, voran die katholische Kirche mit ihrer Fähigkeit einfühlenden Verstehens das sozial-ethische Gebot zu erfassen; ihre rege Aktivität wird hoffentlich ihrer evangelischen Schwester und Tochter immer mehr Ansporn und Vorbild sein. Letztere hätte nach des Vortragenden Ueberzsugung ihrer Eigenart ge mäß die Mission, eine neue Welt von einheitlichen religiösen Vorstellungen als Weltanschauungshintcrgrund für sie Sozial-, Pädagogik und Derussethik zu schaffen, die auch den heute Ro- ligionsfrcmden eine Heimat werden könnte; eine grandiose Aufgabe für Jahrzehnte. Ungemein wertvoll ist auch die sozial-ethische Vorarbeit, die hier der Sozialismus getan. Sie wird freilich tragischer Weise weithin gelähmt, ja aufgehoben durch seine stofflich-materialistische Zielsetzung, von der man hoffen muß, daß sie bald abgelöst wird. Viel hingebungsvolle Kleinarbeit wird bis dahin nötig sein. Doch berechtigt der neue Geist lebendiger Jugend, auch die zahlreicher als an früheren Tagungen auf dem Kongreß an wesende Jugend, zur Hoffnung. Ein jugendlicher Fabrik arbeiter (vom Bund deutscher Iugendvcreine), der in der Aus sprache verständnisvoll für den innersten Geist des Vortrags, das Verlangen nach einer neuen Wirtschafts- und Gesellschafts ordnung, nicht nach menschlich-irdischem Maßstab, sondern im Blick auf die ewige Ordnung begründete, war selbst ein Stück wünschenswertester deutscher Wirklichkeit. Doch ließ sich der Vortragende durch solche erfreuliche Erfahrung nicht zu allzu kühnen Hoffnungen verführen. Er schloß vielmehr mit einem demütig frommen Ausblick. Ob das in mühseliger Kleinarbeit langsam Reifende sich dereinst zu einer neuen großen geistig-seelischen Totalität zusammenfügcn wird — wir wissen es nicht. „Seele willst du dieses finden, such's bei keiner Kreatur." . Breslau. Pfr. Wilhelm Gottschick. z Oertliche Angelegenheklen. 1 * Der Schiedsspruch für den Bergbau angenommen. Eine in Zwickau stattgefundene Funktionär- und Betriebsrütekon- ferenz des Dergarbeiterverbandes hat den Schiedsspruch, der eine lOprozentige Lohnerhöhung vorsieht, angenommen. * Schiüisspruch für die Eisenbahnarbeiter. In den neuen Schlichtungsverhandlungen zur Beilegung des Tarifkonfliktes bei der Rcichsbahngesellschaft wurde folgender Schiedsspruch gefällt: 1. Unter Berücksichtigung der allgemeinen Wirtschaft- lichcn Verhältnisse und im Hinblick auf die von der Reichs- regierung eingeleitete Preissenkungsaktion bleiben die bis herigen Grundlöhne mit den von: 1. September von der Rcichsbahngesellschaft vorgenommenen Aendcrungen bis auf weiteres bestehen. 2. Die von der deutschen Roichsbahngesell- schaft eingeführten Ortslohnzulagen gelten als tarifliche Rege- lung. Besondere Härten, soweit Einzelfälle in Frage kommen, sind noch durch Vereinbarung zwischen den Tarifparteien aus zugleichen. 8. Die Schichtlohnzulagen sind vom 1. September von 10 auf 20 Pfennig erhöht. 4. Auf Schrottmeister, Mecha niker und Handwerker, die mit der Zusammensetzung der Far- ben und ihrer Ausgabe betraut sind, sind die Bestimmungen in dem 8 28 im Verein mit Saß 3 des Tarifvertrages anzu- wenden. 6. Die im Verwaltungswege cingeführten Rangier zulagen behalten Gültigkeit bis zum Ablauf des Nahmen- tarifs. 6. Ueber die Neuregelung der Wirtschaftsbeihilfe haben die Parteien zunächst im Rahmen des Antrages der Gewerk- schäften in Verhandlungen zu treten. — Die Erklärungsfrist läuft bis zum 15. September. * Schiedsspruch für die Neichsarbeiter. Im Reichsarbeits ministerium wurde gegen die Stimmen der Arbeitnehmer fol gender Schiedsspruch gefällt: 1. Keine allgemeine Lohnerhöh- ung. Dio Parteien sind aber gehalten, mit Wirkung vom 1. September 1V25 ob in eine Nachprüfung der örtlichen Löhne zu treten. 2. Keine Aenderung der Löhne für weibliche Ar- beiter. 3. Heraufsetzung der Löhne für jugendliche Arbeiter entsprechend den Anträgen der Arbeitnehmer. 4. Keine Lohn kürzung bei Herabsetzung der Arbeitszeit unter 51 Stunden. 5. Erklärungsfrist bis 14. September. * Schneeberg, 12. Sept. Nach einer der hiesigen Schützen gesellschaft heute gewordenen Mitteilung, hat der Vorstan des Deutschen Schützenbundes beschlossen, das 18. Deutsche Bundesschießen im Jahr« 1927 in München abzuhalten. Schneeberg, 12. Sept. Im Seminarsaale wir- Sonnabend, den 19. September, abends ft9 Uhr, Konzertsänger Kurt Wüstner die „Dichterliebe" von Robert Schumann singen. Der Vortrag dieses 16 Gesänge umfassenden Meisterwers, um rahmt von Erläuterungen des Sängers, dürfte der Aufmerk, samkeit weiter Kreise begegnen, weshalb schon heute darauf hingewiesen lei. Schneeberg, 12. Sept. Auf die Montag abend 8 Uhr in der Gastwirtschaft „Zur Post" stattfindende Hausbesitzerver- sammlung, die eine wichtige Tagesordnung aufweist, wird noch besonders hingewiesen. Schwarzenberg, 12. Sept. Gestern abend hielten die Stadt verordneten wiederum vim öffentliche Sitzung ab. Erschienen waren 24 Stadtverordnete und 6 Stadträte, außerdem Stadt baudirektor Tilsen. Den Vorsitz führte Vorsteher Dr. Fröbe. Zunächst wurde eine Ratsvorlage, die einige Abänderungen der Satzung für die städtische Klöppelschule vorsieht, einstimmig angenommen. Der 2. Punkt der Tagesordnung betraf die Herabsetzung des Wasserpreises für die Industrie. Diese zahlt jetzt einen Zuschlag von 25 Prozent zu dem ortsüblichen Preise von 28 Pfg. für 1 cbm Wasser. Nach der Natsvorlage soll dieser Zuschlag in Zukunft wegfallen. Stadtv. Rauchfuß (bür- gcrlich) begründet die Berechtigung der Ermäßigung. Die Stadtv. Berger, Krause (KPD.) und O. Riedel (SPD.) wan den sich gegen die Herabsetzung. Mit Rücksicht auf die Finanz lage der Stadt könne man der Industrie ein solches Geschenk nicht machen. Stadtbaudirektor Tilsen wies darauf hin, daß schon niedrere Betriebe das Wasser nicht mehr der städtischen Wasserleitung entnehmen, weitere Betriebe würden gegebenen falls ebenso "verfahren, wenn nicht der Wasserpreis herabgesetzt würde. Schließlich wurde die Herabsetzung mit 13 bürger- Uchen gegen 11 Stimmen der Linken beschlossen. Einstimmig beschloß man die klobernah ine einer bleibenden Verbindlichkeit hinsichtlich der Instandhaltung des neu angelegten Fußweges mit Längsschleuse in der Karlsbader und Erlaer Straße. So dann gelangte die in der letzten Stadtverordnetensitzung zurück- gestellte Ratsvorlage, die einige Abänderungen des Erbbau vertrages betraf, zur Behandlung. Der Berichterstatter Stadtv. Rauchfuß (bürgerlich) empfahl Ablehnung der Ratsvorlage. Ein Antrag des Stadtv. Just, 8 6 des Vertrages nach der Ratsvorlage zu ändern, wurde gegen 6 Stimmen abgelehnt. Die vom Rat beschlossene Abänderung des 8 10 fand ein stimmige Ablehnung. Es bleibt daher bei der bisherigen Fassung des Vertrages, wonach die vor Abschluß des Vertrages entstandenen Kosten bereits im Erbbauzins mit enthalten sind und die Stadtgemeinde bei Ablauf des Erbpachtes auch des gemeinen Wertes der s. Zt. auf dem Grundstücke vorhandenen Anpflanzungen usw. zu zahlen hat. Der Antrag Oskar Riedel und Genossen, Verbot des Rauchens in Schulräumen bei Sitzungen der städtischen Körperschaften betr., fand Annahme. Im Anschluß hieran beantragte Hr. Schieck (KPD.), die Stadt- Verordnetensitzungen künftig in einem außerhalb der Schule gelegenen Räum abzuhalten. Auf Vorschlag des Hrn. Vor steher Dr. Fröbe wurde beschlossen, den Rat zu beauftragen, den Stadtverordneten Vorschläge für die Verlegung des Sitzungszimmers zu unterbreiten." — Es folgte nichtöffentliche Sitzung. ** Hermannsgrün. Einem Schneider fiel eines Morgens ein lebendiger Ochse durch das Dach hindurch in das Bett auf dem Oberboden. Zum Glück hatte er bereits das Bett verlassen. Der Ochse hatte auf einen: hinter dem Hause gelegenen Felsen geweidet, glitschte aus, überschlug sich und fiel auf das mürbe Dach, das er durchschlug. Es war nicht leicht, ihn Lie steile Bodentreppe herabzubringen. ** Chemnitz. In Göppersdorf hatte eine in einem Fabrik betrieb beschäftigte Arbeiterin ihr Frühstücksbrot auf eine Ar beitstafel gelegt. Unglücklicherweise befand sich an dieser Stelle eine Stecknadel, die sich an das Brot heftete und von dem jungen Mädchen beim Essen verschluckt wurde. Durch einen Arzt konnte die Nadel entfernt werden. Stimmen aus dem Leserkreis. Zum Streik über die Sta-thatlenfrage. In meine idyllische Sommerfrische weht mir die Post einige Zeitungsblätter aus der Heftmt. Die Stadthalle be trifft ihr Inhalt. Erfreulich ist er in der Hauptsache nicht, denn er zeigt neben der wahren BürgertugenL (die Freude am gemeinsamen Wachstum« und geineinsamen Schaffen) Lie Lust am Nörgeln und bloßen negativen Kritisieren, im übrigen auch ein recht hartnäckiges Nichtverstehenwollen. Muß man denn alles dreimal sagen, ehe es gelöffelt wird? Muß alles gleich mit zynischer Schadenfreude "begossen werden, war auch fehl- geschlagen erscheint, es aber im übrigen gar nicht ist? Diese Gesinnung ist kein Ruhmesblatt für den Bürger unserer Stadt. Dies im allgemeinen. Nun zu den einzelnen Kämpfern. 1. Zunächst einmal dem Herrn H. („Noch ein ins Wasser gefallenes Projekt") zur Antwort: „Das Hotelprojekt ist durch aus nicht ins Wasser gefallen. Es wird weiter verfolgt. Non: ist nicht an einem Tage erbaut. Die Stadt Aue errichtet in diesem Jahre etwa 30 Wohnhäuser, ein großes Polizeigebäude nebst Nebenanlagen, eine recht ansehnliche Erweiterung des Schlachthofs. Eine stärkere Belastung ist dem Bauamte mit seinem gegenwärtigen Apparate wahrlich nicht zuzumuten, wenn alles glatt laufen soll. Das ist der eine Grund, wes wegen wir den Hotelbau nicht forciert haben. Der andere liegt allerdings auf finanziellem Gebiete. Früher war es für einen Bürgermeister sehr einfach, baulich zu schaffen. Wenn die technischen Planungen vorlagen, wurde die Zustimmung der städtischen Körperschaften ei'ngeholt. Die Finanzierung machte sich von selbst, denn Anleihegelder standen jederzeit ohne Schwierigkeit zur Verfügung. Heute steht nichts zur Ver fügung. Der "ganze Finanzbedarf muß erst nmhsam beschafft werden und das ist die Hauptaufgabe. Und das ist auch der Grund, weswegen die Oeffentlichkoit in viel größerem Umfange als früher mit den Planungen vor ihrer Durchführung befaßt werden muß. Ist das nun endlich begreiflich? Wenn zum Hotelbau 50000 RM. Bavkapital gebraucht wurde und die Interessenten vielleicht noch 60 000—70 000 Reichsmark für Einrichtung und Betrieb brauchen, so ist es wohl nicht verwun- derlich, wenn heute finanziell so gut gestellte Interessenten nicht auf den ersten Anhieb gefunden werden. Daraus einen Rückschluß auf die Finanzierungsmöglichkeit der Stadt zu schließen, ist völlig verfehlt. Denn wir rechnen bei keinem Gesellschafter mit einer Beteiligungssumme von auch nur an. nähernd solchen Ziffern. Diele kleine Summen sollen ein großes geben. Das ist bürgerliches SchaffenI Also alles in allem: die recht hämisch anmutende Feststellung: „Noch ein ins Wasser gefallenes Projekt" war verfehlt und durchaus unzeit- gemäß. 2. Nun zum „Schulfreund". Er beginnt seine Ausführun- gen mit der freundlichen Feststellung, daß die Stadtverwaltung ein großes Projekt, das „Stadion", noch nicht einmal regelrecht beendigt hat, während sie zu einem anderen übergehe. Bitte, lieber Schulfreund, wollen Sie endlich einmal festhalten, daß die Stadthalle kein Projekt der Stadtverwaltung ist? Das ist das erste. Fünfmal ist es wohl schon gesagt. Und nun das Stadion. Die Stadtverwaltung hat bisher nur von einen: Sportplätze gesprochen. Die allgemeine Vorlage ist zur grund- sätzlichen Entschließung wohl im Mai oder Juni bei den Stadt verordneten gewesen. In diesen Tagen, nach der Aberntung der Felder, werden Sie, lieber Schulfreund, auf dem in Frage kommenden Gebiete eine Anzahl Leute beschäftigt sehen mit der Aufnahme des Geländes. Das ist die erste Arbeit zur prak tischen Durchführung, zur Massen- und Kostenberechnung. Früher ließ sich diese Arbeit tatsächlich nicht machen, denn es stand Getreide auf den Feldern. Warum nun diese gehässige Rederei von einem weiteren noch nicht regelrecht beendigtem Projekte? Sachlich wollen Sitz, und das ist das Ausschlag, gebende, in allererster Linie den Bau der Oberrealschule geführ- det sehen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Als bauliche Auf- gäbe der Stadtgemeinde stehen oa 3 in ungefähr gleichem Range, Krankenhaus, Oberrenlschule und Gewerbeschule. Das ist ja gerade auch unsere Absicht, daß keines von diesen Pro jekten der Stadthalle wegen zurückgestellt werden soll. Des- halb wollen wir die Stadtgemeinde als solche mit unserem Ziele nicht befassen. Welche von jenen Aufgaben der Stadt nun tatsächlich den Vorrang verdient, dariiber haben die städtischen Körperschaften zu entscheiden. Irgendeine Stellungnahme in der Presse zu dieser Frage lehne ich «deshalb ab. Wenn Sie nun aber der Meinung zu sein scheinen, der Plan der Stadt- Halle könne dem Oberrealschulbau Mittel entziehen, so dürfte das ein völliger Irrtum sein. Daß aus dem Kreise der Bür gerschaft heute für einen der Baupläne, die als rein städtisch« Ausgaben bezeichnet werden müssen, Gelder etwa als freiwillige Darlehen ausgebracht werden könnten, halte ich für schwerlich möglich. Die Frage der Stadthalle aber steht und fällt mit der Frage ihrer wirtschaftlichen Rentabilität. Dies aber zu untersuchen und im Falle eines positiven Ergebnisses für die Finanzierung zu werben und sie schließlich durchzuführen, dazu ist der Verein Stadthalle «da. Ist das nun klar? Im Schluß- satze erheben Sie gewissermaßen einen Vorwurf daraus, daß auch für die Oberrealschule bereits Pläne bearbeitet sind. Ja, das sind sie. Warum nun die gehässigen Nachsätze, daß das Projekt wohl auch schon wieder stillschweigend verschwunden sei. Nein, durchaus nicht. Ich lege aber Wert darauf, daß die Planungen für wichtige, öffentliche Bauten rechtzeitig und ein gehend durchgearbeitet werden, Lainit, wenn künftig mit öffent lichen Mitteln gebaut wird, auch möglichst Bauten entstehen, die in «das Stadtbild passen und die der Stadt zur dauernden Zierde gereichen. Denn wahrlich, auf diesem Gebiete ist in der Vergangenheit reichlich gesündigt worden. 3. Nun noch „Dem alten Auer" ein ganz kurzes Wort ins Stammbuch: Ihr neuer Standpunkt ist ungefähr: Gegen das Projekt selber ist nichts einzuwenden; es wird nur zur Unzeit verfolgt, da jetzt große wirtschaftliche Schwierigkeiten drohen. Die allgemeine Wirtschaftslage ist uns so gut bekannt wie Ihnen. Glauben Sie denn, wenn Sie die Wirtschaftslage ver stehen, daß es für die Wirtschaft nun dienlich ist, wenn alley Unternehmungsgeist noch gedämpft und unterdrückt wird? Glauben Sie "denn nicht, daß jedes große Unternehmen auch unserer Wirtschaft unmittelbar wieder zugute kommt? Ob unser Unternehmen wirtschaftlich möglich ist, das wird unser Verein prüfen. Sie leugnen, daß Ihr« ersten Ausführungen persönlichen Charakter gehabt haben. Darüber können wir das Urteil jedem Leser Ihres Artikels ruhig überlassen. Hier nützt das Ablehnen nichts. Und wenn Sie Schiller und noch 10 andere Autoritäten ur Ihr Zitat anführen es bleibt trotzdem ohne Sinn. Sie zi- ieren gerne, erfassen aber wohl den Sim: der Zitate nicht ganz. Der junge Dr. S. hat Sic etwas scharf angefaßt. Das ist wahr. Ater trotz alledem ist seine Polemik auf einen vorneh meren Ton gestimmt als die Ihrige. Wenn Sie auf einmal dem „Alten Auer" Leute wie Kircheis, Nöll, Wellner usw. gleichsetzen, Männer, die jener Dr. S. vielleicht mindest so gut einzuschätzen vermag wie Sie und nicht niedriger bewertet, so betreiben Sie Spiegelfechterei. Unter „Alten Auern", hat Dr. S., wie jeder weiß, der feine deutsche Sprache versteht, ganz andere Typen gemeint, den Typ nämlich, der aus Ihren Ausführungen heraussprach. Und Les weiteren erhoben Sie einen Vorwurf daraus, daß Lie Pläne angeblich 2 Jahre geheim gehalten worden feien, Sie, der Siv sich gerade in Ihren ersten Ausführungen darüber aufregen, daß man mit dem Plane an die Oeffentlichkoit trete. Widerspruch auf Widerspruch. Zum Scblusse: Der Weg, den wir gehen, erst Projekt, dann Renta- bintätsberechnung, ist falsch. Sie fordern Projekt und Ren tabilitätsberechnung. Guter Mann, Sis verstehen sich selber nicht. Sie erkennen nicht, daß in dem vor: Ihnen gebrauchten Wort „Projekt" zwei Bedeutungen stecken. Einmal bedeutet es nämlich, Lie allgenreine Idee, vas Ziel, das sich unsere Ver einigung steckt. Gegen dieses haben Sie geeifert. Dann ge brauchen Sie dasselbe Wort für Spezialprojekt und behandeln es aber, als sei es gleichen Sinnes. Ein Spezialprojekt können wir erst aufstellen, wenn «die Mittel für dieses zusammenge bracht sind. Und Lie soll unser Verein aufbringen. Ist das Spezialprojekt vorhanden, Laun können wir Rentabilitätsbe rechnungen aufstellen. Ist Ihnen das nun klar geworden? Wenn Sie das von vornherein erkannt hätten, so Hütten Sie sich Ihre Ausführungen vielleicht ersparen können. z. Zt. ZeIl am See, am 8. September 1925. Bürgermeister Hofmann. Der Kelten für kskrrsd, Motorrad und Automobil vle ^«Itinsrke bür-1 tür yuatttLti