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Ar. 214. 13. September ISS». Erzsedirgistyer DvMssremtv. «.m,, « «« »L L Ueber dem Alltag. b0L«koick>»N t ,Sr UI rrlchl dl« Aufgabe eines Thrift««, gwharttg zu reden vr2g>rlv)rN i llberLehren, sondern immerdur Mil Sott grob« und schwierig« Ding« zu vollbringen'. Jningli. Im SckMtzküstlein -es Neuen Testaments ist das Gleichnis vom barmherzigen Samariter eins von den feinsten Kleinodien. Wir sind dem Evangelisten Lukas, der seines Zeichens Arzt war, unendlichen Dank schuldig, daß er (als einziger von allen biblischen Schriftstellern!) diese menschlich-ergreifende Er zählung aus Jesu Munde der Nachwelt überliefert hat. Evangelium Lukas, Kap. 10, ist und bleibt eine Urkunde edel ster Menschlichkeit, welche zugleich edelste Christlichkeit ist. Da bei ist zu beachten: wie einfach, wie ungekünstelt ist das alles geschildert! Keine großartigen Reden über „Humanität", „soziales Mitgefühl", „Solidarität" und dergleichen, sondern Tatsachen und Taten! Der Samariter wußt^ nichts von all' den Ideen, die heute Gemeingut aller Zivili sierten sind, wußte auch nichts von „Wohltätigkeitsverein" und „Evangelisch-sozial", wußte nichts von protestantischer „In nerer Mission" oder von katholischer „Karitas" (alles Er rungenschaften und Segnungen, die hoch zu preisen sind!) — aber er wußte, daß der Mensch zu helfen hat, wo Hilfe not tut; -er wußte, daß eineTat, zur rechten Stunde und am rechten Ort getan, mehr wert ist als hundert ideale Programme und tausend schöne Worte. Darum handelte er und schwatzte nicht. Einen Augenblick lang freilich war's dem samaritischen Manne zumute, als wollte ihm das Herz brechen beim Anblick der Jammergestalt auf der Straße. Am liebsten hätte er laut ausgeschrien vor Schreck und Weh. Aber nur einen Augenblick lang gibt er sich dem Schmerzgefühl hin, denn sofort besinnt >er sich, daß keine Minute durch unnütze Klage vergeudet werden dürfe. Und außerdem: verzweifeltes Händeringen rettet nicht, aber energisches Händeregen. Darum handelt der samari- tische Mann und jammert nicht. Mancherlei Gedanken zuckten wie Blitze durch des Samari ters Hirn. Wie? Wenn die Räuberhorde noch lauerte in, Hinterhalt? War's nicht ratsam, zu flüchten von: unheimlichen Ort? War dieser halbtote Fremdling es wirklich wert, daß Man sein Leben wagte für ihn? Wer würde es ihm, dem ge sichteten Samariter, danken, wenn -er sich plündern, schlagen, erschlagen ließe für einen andern? Wer würde i h m dann die Wunden verbinden, wenn er gleich diesem Unbekannten im Sonnenbrand schmachten müßte? All' solche Gedanken zuckten Vie Blitze durch des Samariters Hirn . . . oder vielleicht auch Nicht? Ja wirklich: der samaritische Mann machte sich keine solchen Gedanken. Er nahm sich gar nicht die Zeit, alle mög lichen Möglichkeiten zu bedenken; denn er brauchte die Zeit zu Besserem und Nötigerem. Ueberhaupt war er einer von den seltnen Menschen, die nicht fragen nach Mühe und Opfer, Lohn und Dank, sondern einzig rind allein nach Pflicht. Und sollte es ihm selbst das Leben kosten — die Stimme des Gewissens befahl ihm zu retten, was zu retten war. Darum handelte er und dachte nicht ans liebe Ich. Er verstand sich auf die „Erste Hilfe", der brave Mann aus Samaria. Lind wie Mutterhand mag seine Helferhand gewesen sein, als er Notverband anlcgte den zerschundenen Gliedern. Stark wie Datersarm war der Retterarnr, der die Last des halb toten Fremden aufs Tier hob. Und Lindigkeit und Kraft taten auch dann noch not, als die Reise weiterging mit dem matten Reiter im Sattel. Doch was kümmerte sich der Samariter darum, daß der Schweiß von seiner Stirn troff, daß der stützende Arm schier erlahmte unter der Last! Auch im Gast haus, das Menschen und Tier freundlichen Willkomm bietet, läßt er nicht ab von geduldiger Pflege. Den ganzen Abend, die ganze Nacht sitzt er am Lager des unbekannten Kranken und erneuert ihm den Verband und kühlt ihm die Stirn. Aber wie? Waren nicht andere Leute im Gasthaus, die sich zum Liebesdienst bereit fanden? Doch was fragte der samaritische Mann — nach ,anderen Leuten"! Selbst ist der Mann, das war sein Wahlspruch. Wer bei Helfcrarbeit „auf die anderen" wartet, wartet nicht selten vergeblich. Auch am nächsten Morgen denkt der Samariter nicht daran, daß nun eigentlich „die an- deren" verpflichtet seien zur Krankenpflege; nein, er selbst und er allein will das Begonnene vollenden und bezahlt im voraus Kost, Unterkunft und Pflege für seinen Schützling. Mit einem Wort: erhandelt — und rechnet nicht auf „die andern". Hoch klingt das Lied vom braven Mann! Hoch klingt das Lied vom ritterlichen Netter aus Samaria! Lieber Leser, wenn du einmal in Not bist, ich wünsche dir einen Helfer, wie der war auf dem Wege von Jerusalem nach Jericho. Und wenn du deinen Nächsten in Not siehst, ich bitte dich in des Barm herzigen Samariters Jesu Namen: rede nicht, jammere nicht, zähl' nicht aus die andern, sondern seieinMensch,gehe hin und — „tue desgleichen"! Truckenbrodt, Lößnitz. OerMche Augelegenheilen. * Von der Staatlichen Kraftwagenverwaltung werden zurzeit 58 Kraftmagenlinien betrieben, die insgesamt eine Länge von 984 Kilometer aufweisen. Die Zahl der auf den staatlichen Kraftwagenlinien beförderten Personen betrug im Januar 1925 209 936, Februar 197 914, März 233 020, April 242 347, Mai 281817, Juni 360 962, Juli 430 539. * Der Obererzgebirgische Gastwirtsverband feierte am 9. September in seiner Gründungsstadt Eibenstock seinen 30. Geburtstag. Unter den Klängen heiterer Marschmusik trafen die Festteilnehmer gegen 2 Uhr im Deutschen Haus zur Festversammlung ein. Namens des festgebenden Vereins be grüßte dessen Ehrenvorsitzender, Gustav Bretschneider, die Versammelten, insbesondere die Ehrengäste, Bürger meister Hesse, Dr. Mitzschke, Syndikus der Wirtschaftlichen Vereinigung in Aue, den stellv. Vorsitzenden des Sächsischen Gastwirtsverbandes, Franz Schmidt-Leipzig, den Ehrenvor sitzenden vom O. E. S.-B., Jansen-Aue und tu« derzeitigen Verbandsvorsitzenden, Lein-Schwarzenberg. Di« vom Der- bandsvorsttzenden, Hrn. Lein, geleitete Tagung ging statt und reibungslos von statten. Die Versammelten wahrten echte Kollegialität, indem sie einen bei einer Gastwirts-Aus stellung entstandenen Fehlbetrag eines Brudervereines. mit tragen halfen. Von einschneidender Bedeutung für das Gast. Wirtsgewerbe ist die sich unsozial auswirrend« Getränke- steuer, eine Steuerlast, die geeignet ist, manchem Gastwirt das Fundament seiner Existenzfähigkoit zu zerstören. Der Dezirksverband der Amtshauptmannschast Schwarzenberg und einige Städte mit revidierter Städteor-nurm, darunter an erster Stelle der Tagungsort, haben di« höchste Steuernorm eingeführt. Obwohl nach der Pauschalabgabe im Jahre 6V 000 Mark für Zwecke der Wohlfahrtspflege aufzubringen waren, ist ab 1. Februar d. I. Versteuerung nach dem Ginzelverckaus Bestimniung geworden. Durch diese Maßnahme hat sich die Einnahme für den Bezirk auf 120 000 Mark automatisch er- höht; dies bedeutet für das Gastwirtsgewerbe eine erschreckende Last, zumal der Mehrbetrag bisher nicht auf die Verbraucher umgelegt worden ist. Syndikus Dr. Mitzschke beglückwünschte im Auftrage der Wirtschaftlichen Vereinigung den Verband zum Jubelfeste und betonte, an der Ermäßigung der Ge- tränkesteucr wacker mitzuarbeiten. Ein entsprechender An trag des O. E. G.-V. an den Bezirksverband SHwarzonberg um Ermäßigung der Getränkesteuer um die Hälfte wird ein stimmig beschlossen. Der Unsitte des wilden Ausschankes von Dier in Schrebergärten, Kantinen durch Private usw. will der Verband durch Fühlungnahme mit den Brauereien wirksam begegnen. Der Tätigkeitsbericht der Fachkommission laßt er kennen, daß der Verband sich bemüht, hinsichtlich der Konzes sionserteilung die Ehre des Gastwirtsstandes jederzeit zu wah ren. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß der nächste Der- bandstag in Schönheide stattfindet. Ein stattlicher Festzug bewegte sich ins Feldschlößchen zur Festtafel. Die Hermann/ sche Kapelle sorgte für stimmungsvolles Tafelkonzert. Bürger meister Hesse hielt eine treffliche Ansprache, die mit einem Hoch auf den Obererzgebirgischen Gastwirtsverband schloß. Dom Derbandsvorsitzcnden wurde folgenden Mitgliedern, die dem Verband seit seiner Gründung in verdienstvoller Weise die Treue gehalten haben, je eine künstlerisch ausgeführte Urkund« unter gleichzeitiger Ernennung zu Ehrenmitgliedern über- kiMoiwW NsrslWSM, L«e Lckneeberesr Limite 23. bernrul 259. plonos «armoniums / Sprood-^pporst« / SedsIIp»,««, in grüüter ^U8v.skl. — Soquem» 11 r » k In a x — 6s. 40000 bclekn-Oescdülte boulen durcb ikre Orokeinkouksenos8sn8cbakt, dm „küslla", xemeinsckaktlick ein. Olme jede 2vi8cben8teIIe werden dis beben8Mltts! direkt beim krreuAer oclsr kskrikanten ermorden, kommen in IVagenIsdungen rum Verend und werden durck dis kktsks - SssedLtts dem VerbraucAsr ruZekükrt vor vswsls ist 0s I «W MM» M w AW Mks «eraMen ü r«!züie» krreiiSer u. VervrauMer »ein wer «Ue LÜkliÄ-ÄkZÜiMk! L^ksMen Lrrevger u. VervrsiMer SevS wer Me Rsvena Erkfeld. Roman von Joachim von Dürow. (Nachdruck verboten.) (27. Fortsetzung.) Ueber uns hängt immer ein fremder Wille und Husum llte dessen Macht verspüren. Es war ein Wendepunkt in inem Leben. Gleichsam unter dem Griff einer unsichtbaren Hand zog Husum in die Pension Erkfeld ein. Und wie zog er ein! Der Droschkenkutscher lüstete den Hut: „Danke schön, -Herr Baron!" Behagliches Grinsen in den Zügen des Man nes, der das Gepäck brachte: „Wenn Sie wieder was brau chen, ich bin gern zur Stelle, Herr Graf!" Solch behagliches Grinsen wurde verständnisvoll von Marie, dem Zimmermädchen, erfaßt und nach -er Küche hin überbracht. Das war einer, der geben konnte und gab. Man ging hin, wie mit einem kleinen Flüglein unter der Sohle. In Husums offenem Antlitz hatten augenscheinlich weder Leid noch Liebe mit Furchenziehen herumgearbeitet, trotzdem ;r den Damen gegenüber blicken und reden konnte, immer um einen Schatten kühner, als die andern Männer. Trotz eines bangen Gefühls, das sie bei Husums erstem Anblick gefaßt hatte, fühlte sich auch Rovena nicht unangenehm davon berührt. Außerdem war irgendetwas in dem Mann, das den Widerhall in ihr auslöste. Der Daron Hatto zur Zeit seiner Studien viel und gern gelesen. Aber dm Born des Lebens suchte er in dm Büchern nicht; der hatte sich ihm auf getan in den Einsamkeiten, in die ihn seine Art des Reisens in verschiedenen Kontinenten hineingeführt. Los vom Staube der Heerstraße; tagelangcs Wandern, untevm Fuß direkt Gottes Erde. Herz und Blick offen für die Daseinsbetätigung ihrer Geschöpfe. Husum hatte eine nie ersterbende Freude daran, das Tierleben in seinen ureigensten Bewegungen zu belauschen: Vögel, die einander leichtfertige Botschaften zu- tragen; Schlaumeier unter ihnen, die sich gegenseitig zu bla- Mieren suchen und das alles ohne jme verbitternden Empfindungm, wie sie sich dem Ergründe! der menschlichen Psyche mehr oder minder herausstellen. In seiner muntern anregenden Art berichtete Daron Husum eines Tayes von einem Besuch, den er aut ^?m . Wei ßen Hirsch" in Dr. Lahmanns Sanatorium „Bin ich -a in Vermittlung eines mir bekannten Arztes an der Liegehalle vorbeigeschlichen —" -Sind Si« wirklich geschlichen?" fragte Rovena lachend. „Nun, so auf meine Art. — Die Leute, die da lagen und schliefen — oder so taten — bis an die Nasen zugcdeckt, inter essierten mich wenig. Um so mehr aber die Eichhörnchen und Meisen, die sich durch gelegentliches Füttern mit den Kur gästen auf du und du gestellt. Was meinen Sie — schwingen die Kerle, die Eichhörn chen, sich den Herren Und Damm ab und zu auf die Brust, setzen sich scharf Auge in Auge mit ihnen: Wirst du mir eine Nuß geben oder nicht? — Wenn sie die Nuß nun haben, machen sie sich nicht etwa auf und davon. O bewahre! Da wird auf dem eingemummelten Patienten genagt, geknackt. Auf der Spitze des Stiefels abseits sitzt bereits die Meise mit ihrem Gilet und lauert mit blanken Perlenaugen auf Reste." Rovma gab sich den Eichkätzchen mit Interesse hin. Das gewisse bange Gefühl bei der ersten Begegnung war ihr ab handen gekommen. Der Gast war da, und es war gut, daß er da war. Am Schluffe eines behaglichen Mittagessens kam wieder ein Moment, an dem sich die Professorin zum Mittelpunkt der Gesellschaft machte. Ihr Gatto hatte neben Hohm und höchsten Beziehungen auch solche zu einer Bühnengröße gehabt. Diese gastierte heute abend im „Lohengrin" und hatte ein paar Billette ihr zur Verfügung gestellt. Wer von dm Herren oder Damen davon Gebrauch machen wollte? Die freundlichen Wirtinnen würden so liebenswürdig sein, für ein früheres Abendbrot der Theaterbesucher zu sorgen. „Um keinen Preis!" war der gleiche Gedankengang bei Kurt wie bei Husum; man könne durch diesen „Lohengrin" um Las Ziel der beiderseitigen täglichen Gedankenfahrt kom men; des Abends an einem Tische zu sitzen mit ihr —Rovma! Ebenso ohne jedes Schwanken ging der Chinese vor: „Ick kenne dm Oper. Ich finden es nicht würdig, wenn Leutnant sick bedankt bei eine Gans!" Somit war das Gefolge der Professorin nur sehr klein; und mit vorgeschobener Unterlippe verließ sie das Zimmer. Aber kaum, daß die Tür sich hinter ihr geschloffen hatte, brachte Husum allerlei Geplantes vor: Er habe die große Bitte an die Gesellschaft, sich heute nach dem Abendessen zu einem kühlen Trunk hier im Salon versammeln zu wollen. Ob es ihn, dabei gestattet sei, zwei Bekannte von der Schul zeit her, «inen Oberst und einen Major a. D., beide große Jäger vor dem Herrn, dazu einzuladen. Und siehe da, sie kamen alle, auch Gräfin Alexandra, Gräfin Alexandra! — Cs ist eine alte Erfahrung, daß un frohe Menschen sich mit Vorliebe an ihren Gegensätzen ersti- scheu, Husum war der erste Gast in der Pension Erkfeld, der für die Gräfin etwas bedeutete. Der erste unter den Geladenen, der sich am Abend im Salon einfand, war Li Fo. Gr war überhaupt allezeit voran, wo es galt, die Genußfreudigkeit des Genesenden zu betä, tigen. Mit der Zeit trat bei Li Fo auch das Stadium ein, wo seine persönliche Eigenart aufhörte, brach zu liegen. Unter anderem gelangte das Sichwundern bei ihm von neuem zu seinem Recht; vor allem das Sichwundern über die Frauen hier zu Lande und ihre Bedeutung in der Gesellschaft. Wenn in China der Ehemann von seinem Weibe spricht, so fetzt er, wie er es beim Borstenvieh tut, das Wort: „Mit Erlaubnis zu sagen" voraus. Und hier zu Lande? Beinahe hätte Li Fo einen Jauchzer des Amüfiertseins ausgestoßen, als beim Ein tritt der Gräfin Alexandra die bereits anwesenden Herren sich wie gefedert von ihren Sitzen erhoben. Befriedigt aber fühltet er sich noch nicht — die Mädel fehlten. Die hatten es ihm angetan; insonderheit Cecile mit dem seinen Profil und dem gewissen Blumenhaften, das ihr treu geblieben war. — Kamen sie denn noch nicht? Ja — da waren für! Li Fo schnellte empor, ordentlich soldatenstramm, schob Sessel herbei und war sehr zufrieden mit sich. Er blickte verstohlen auf, ob er auch Eindruck gemacht habe? Dann gab er sich, von der körper lichen und seelischen Leistung ermüdet, dem Behagen hin, Ro vena und Cecile abwechselnd anzusehen. Ja, was war demr das? Cevile sah heute so anders aus, so jung und rot. Es gibt Verhältnisse im Leben, in denen das leise Kni- stern eines Briefes Heller klingen kann als Posaune und Zimbel. Ein solches Schreiben hatte der heutig« Tag ins Haus gebracht und in Leciles Hand. Ab und zu fuhr dies« Hand prüfend nach der Tasche dos Kleides herunter, ob auch" der Brief noch da wäre. (Fortsetzung folgt.) prodedoee und Mustriede Orosc-ars über 88u8tIne»pNve« koitvulo» und uvvervlndlick druck »I4nda"-0s»öNRd«m m. d. Serba IV S7.v<Uo«»t»Ss SS.