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Der verwandelte Lubbe. Lubbe kann auch anders. Die neue Woche dürfte im Reichstagsbrand- stifterprozetz voraussichtlich den Abschluß der Ber liner Verhandlungen bringen. Eine Sensation bildete mm Montag die Haltung des Hauptangcklagten »ander Lubbe. In ausfälligem Gegensatz zu seiner bisherigen Gewohnheit hält van der Lubbe den Kopf hoch und blickt unentwegt geradeaus. Es wird dann zunächst der Hausinspektor des Reichs tages, Oberverwaltungssekretär Scranowitz, der bereits srüher eingehend vernommen worden ist, noch einmal über einige bisher noch ungeklärte Fragen gehört. Hierbei macht der Zeuge eine ganz neue Mitteilung. Er erzählt: Um Neujahr herum kam ich durch das erste Obergeschoß an Zimmer 9 b (es handelt sich um das kommu nistische Fraktionszimmer) vorbei. Vor 9 b stand ein Mann, der eine Rotfrontkämpferuniform trug. Ich wollte die Tür öffnen, bekam sie aber nur zum Teil auf, weil innen alles besetzt war. Der Mann zog mich dann gleich am Arme weg und sagte: 1 Hier kommt keiner rein! Mein Protest, daß ich der Hausinspektor sei, war vergeb lich. — Oberreichsanwalt: Besteht die Möglich keit, daß jemand seine Hand dazu geboten hat, daß in dieser Zeit Wachsabdrücke von den Schlüsseln gemacht wurden? — Zeuge: Diese Möglichkeit besteht ja immer, wenn jemand gekauft wird. Im allgemeinen war unser Personal sehr zuverlässig. — Auf Befragen des Oberreichsanwaltes erklärt der Zeuge, daß einige An gestellte des Reichstages der KPD. ange-hörten. Nach Aufruf des Zeugen Chefredakteur Dr. Gericke von der Telegraphen-Union macht Seuatspräsident Dr. Bünger zunächst Mitteilung von einem Telegramm des sogenannten Internationalen Untersuchungsausschusses, das dem Senat am 25. September zugegangen ist und das eine größere Menge von Irrtümern enthält. Von dem Telegramm bleibt nur übrig, daß der „Völkische Beobachter" in seiner ersten Ausgabe nach dem Reichstagsbrand gemeldet hat, der Fcstgcnommcnc habe van Derling geheißen. Können Sie, Herr Zeuge, etwas dazu sagen? — Dr. Gericke: Der „Völkische Beobachter" hat aus dem Be richt der TU. den Namen van Derling übernommen. Ich selbst habe diesen Namen in den Bericht gesetzt, weil mir ein Reporter gesagt hatte, es sei ein holländischer Kommunist namens Vanderling verhaftet worden. Eine halbe Stunde später hat mir ein zweiter Bericht erstatter gemeldet, daß der sestgenommene Brandstifter van der Lubbe heißt. Bereits um 2.l6 Uhr nachts wurde uns aus Amsterdam eine Mitteilung der dortigen Polizei mit dem Namen „van der Lübbe" gegeben, und zwar mit „ü" geschrieben. Damit ist aufgeklärt, wie anfänglich dieser Name in der Presse erscheinen konnte. Der Angeklagte Dimitroff fragt, ob bei der Neichsanwaltschaft eine offizielle Mitteilung der bulga rischen Negierung über seine Vorstrafen und seine Nicht identität mit Stephan Dimitroff vorliege. — Ober reichsanwalt: Ich kann nur sagen, daß heute eine offizielle Mitteilung der bulgarischen Regierung ein- gcgangen ist, wonach Giorgi Dimitrosf und der wegen des Kathedralenattentats verurteilte Stephan Dimitroff nicht identisch sind. — Dimitroff: Teilen Sie das dem „Völkischen Beobachter" und der ganzen deutschen Presse mit! Vorsitzender (scharf zum Angeklagten Dimitroff): Nun schweigen Sie! Redakteur Fritz Gärtner von der Telegraphen- Union äußert sich dann ebenfalls über die Frage der zu nächst irrtümlichen Schreibweise des Namens van der Lubbe. Der Vorsitzende stellt fest, daß dieser Fall damit hinreichend aufgeklärt sei. Nunmehr stellt auch Dimitroff einige Fragen an van der Lubbe. Er tut das aber in einer außerordentlich provozierenden und scharfen Art. Er fragt z. B.: Ist van der Lubbe auf seiner Wanderschaft in Deutschland mit Kommunisten in Verbindung getreten? — VanderLubbe antwortet: Nein, nickt viel. Eine weitere, in sehr scharfem Ton gehaltene Frage, ob dabei auch über die Inbrandsetzung des Reichstages gesprochen worden sei, veranlaßt den Vorsitzenden, ihn zu ermahnen, seine Fragen ruhig zu stellen, weil man sonst annehmen müßte, er wolle nur eiuschüchtern. Dimitroff ruft fast schreiend: Wen will er schonen mit feiner Schweigsamkeit? Van der Lübbes Verteidiger sieht sich schließlich ver anlaßt, die Frage aufzuwerfen, ob es zweckmäßig ist, van der Lubbe in dieser Art durch Dimitroff noch weiter be fragen zu lassen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wird der national sozialistische Reichslagsabgeordnete Dr. Albrecht ver nommen, der zur Zeit des Reichstagsbrandes am Neichs- tagsufer wohnte. Er litt an einer Grippe und lag zu Bett. Abends klopfte das Dienstmädchen an die Tür und teilte mit, der Reichstag brenne. Darauf ist der Zeuge ohne .Kragen und Schlips und ohne Hut zum Reichstag hin- übergestürzi, um aus einem Aktenfach wichtige Papiere berauszuholen. Er stürzte die Treppe hinauf in der Rich tung nach dem Umgang. Dort war alles verqualmt. Er lief aber trotzdem hindurch und entnahm die Papiere dem Schrankfach. Aus demselben Wege entfernte er sich eiligst aus dem Reichstage. Aus diesem Vorfall schließt an scheinend der Angeklagte Torgler, daß es sich bei der Mel dung von dem fluchtartigen Verlassen des Reichstages um diesen Zeugen gehandelt habe. Der Pförtner des Reichstages Wendt sowie der Polizeioffizier haben die Angaben des Zeugen in vollem Umfange frühe? bestätigt. Auf eine Frage des Angeklagten Torgler, ob er nicht vie Zeitungsmeldung. daß Torgler und Koenen gegen 10 Uh: den Reichstag fluchtartig ver laffen hätten, auf sich beziehen mußte, erwidert der Zeuge: Das war schon desh.-lb unmöglich, weil ich allein, ohne Hut, ohne Kragen und Schlips gegangen bin. Es folgt die Vernehmung eines Zeugen aus Hennigsdorf, des Friseurs Grawe, der sich in Haft befindet und wegen Krankheit an den Zeugentisch herangesähren werden muß. Van der Lubbe wird erneut zur Gegenüber« stellung vorgeführt und dabei gleichzeitig auch in ein längeres Verhör genommen. Es herrscht dabei lautlosL Stille im Saal. Bau der Lübbes Aussagen sind so zögernd, leise und mitunter auch so widerspruchsvoll, daß man kein klares Bild über seinen Aufenthalt in dieser Gegend bekommt. Vorsitzender: Sie sollen an einem der beiden Tage vormittags in dem Hausflur gewesen sein. Ist das richtig?— Van der Lubbe: Das kann ich nicht sagen. — Vorsitzender: Wo waren Sie denn am Sonntag? — Van der Lubbe: Bei den Nazis, in Spandau, vor Hennigsdorf. — Vorsitzender: Wissen Sie, was das sür Leute waren? — VanderLubbe: Einfache. — Vorsitzender: Haben Sie die Leute ge kannt? — Van der Lubbe: Nein. — Vorsitzen der: Was wollten Sie überhaupt dort? — Van del Lubbe: Ich wollte Essen haben. Dann werden van der Lubbe eine ganze Reihe Fragen vorgelegt. Teilweise antwortet Lubbe zögernd, nach längerer Überlegung, auf andere wieder ganz schlagartig, sogar ohne, daß der Dolmetscher zu übersetzen braucht. Er blickt dabei des öfteren den Fragesteller ganz offen an. Rechtsanwalt Pellmann: Hat Lubbe auch von Männern Geld bekommen? — Lubbe (sehr schnell ein fallend): Ich habe kein Geld von einem Mann bekommen. — Pellmann: Hat er sich mit Männern überhaupt unterhalten? — Lubbe: Ja. — Vorsitzender: Wußten Sie, daß die Leute in dem Hause Kommunisten waren? — Lubbe: Nein, das wußte ich nicht. — D i- mttroff: Ist Lubbe allein von Berlin nach Spandau gegangen? — Lubbe: Allein. Auf die Frage Dimitroffs, ob er am nächsten Morgen mit jemand anders nach Berlin gegangen sei, er widert von der Lubbe sehr schnell: Allein. Weitere Fragen Dimitroffs veranlassen den Vorsitzen den, van der Lubbe noch einmal zu fragen, ob er die Brandstiftung ausgeführt hat. Van der Lubbe antwortet mit Ja. — Dimi tra f f: Ist es richtig, daß er das allein gemacht hat? —i Wan der Lubbe: Ja. — Vorsitzender: Es war niemand dabei? — Van der Lubbe: Nein. — Vor sitzender: Es hat Sie auch niemand dazu veranlaßt? — VanderLubbe: Nein. Torgler: Woher hat van der Lubbe die flüssi« gen Brennstoffe bezogen und wie hat er sie ms Haus gebracht? — VanderLubbe gibt die Antwort: Die habe ich gekauft. Es wird ihm auf Veranlassung des Obereichsanwalts nochmals die Frage vorgelegt, oberauchdieflüssi- gen Brennstoffe besorgt hätte. Van der Lubbe gibt darauf lächelnd zur Antwort, er meine nur die Pakete, die Kohlenanzünder. — Vorsitzender: Damit können Sie doch den Reichstag nicht angesteckt haben!? — Van der Lubbe: Es waren nur die An zünder. Damit schließt dis Verhandlung. Die Schlachtvi'ehmSMe im SMer^ Bericht der Genossenschaftlichen Neichs-Viehverwertung m. b. H„ Berkin Das Angebot auf den Schlachtviehmärkten war in allen Gattungen tm Laufe des Oktober wesentlich stärker als im Vormonat. Diese Erscheinung ist nichts ungewöhnliches, sondern pflegt in allen Jahren einzutreten. Eine Ausnahme machen die Schafe, deren Angebot um über 10 Prozent kleiner war. Der Rinderauftrieb, der insgesamt rund 118 000 Stück betrug, war damit um etwa 21000 Stück oder über 16 Prozent stärker als im September. Naturgemäß dis größten Zunahmen hatten die Ochsen zu verzeichnen, da im Oktober der Abtrieb von den Weiden in verstärktem Umfangs vorgenommen wird. Ihr Auftrieb nahm infolgedessen um über ein Viertel zu. Kühe und Färsen batten ebenfalls mit über 17 Prozent noch beachtliche Auftriebssteigerungen zu ver zeichnen, während das Angebot an Bullen nur knapp 5 Prozent größer war. Kälber und Schweine waren um rund 13 bzw- rund 14 Prozent mehr angeboten. Im Vergleich mit dem Oktober des Vorjahres war der Rinderauftrieb um knapp 2 Prozent, der KälberauftrieS um fast 15 Prozent größer. Schweine dagegen wurden etwas weniger angeboten, und auch der Zutrieb zu den Schafmärkten erreichte nicht ganz die vorjährige Höhe. Trotz des so erheblich höheren Angebots War die Preisbildung doch einigermaßen befriedigend. Die Rindermärkte lagen für die Jahreszeit sogar ungewöhnlich fest, und im Durchschnitt der größten Märkte haben die Preise für Bullen und Kühe um etwa 1,5 bis 2 Prozent anziehen können. Der Ochsenpreis blieb unverändert. Im Durchschnitt wurden für beste Quali täten gezahlt bei Ochsen 30,70 Mark, bei Bullen 28,30 Mark, beiKühen 26,70 Mark je 50 Kilogramm Lebendgewicht. Im Vergleich mit dem September des Vorjahres lagen diel Preise um 8 bis 10 Prozent höher. Eine Ausnahme machen auch hier wieder die Ochsen, die sich nur unwesentlich bessern konnten. Saisonmätzig abgeschwächt waren die Kälbern Märkte. Gegenüber dem Vorjahr lagen die Preise um etwaj 10 Prozent niedriger. Recht günstig entwickelten sich die LämM"er- und Hammelpreise, die Besserungen vom rund 5 Prozent aufzuweisen hatten. Die Schaspreise zogen nicht so stark an. Ganz ungewöhnlich war aber Pie Stabilität der Schweinepreise. In früheren Jahren pflegte im Oktober jeweils ein Preis-« rückqang einzutreten, während in diesem Jahre trotz des so stark vermehrten Auftriebs die Preise nicht nur voll behauptet wurden, sondern darüber binaus Im Durchschnitt aller Märkte Gewinne von über 7 Prozent bei Fettschweinen und von fast 6 Prozent bei Fleischschweinen verzeichnet werden konnten. Die Preise vom Oktober des Vorjahres wurden um 12,5 hzw. 11,5 Prozent überschritten. Zusammenfassend darf Wohl gesagt werden, daß die Aussichten auf den Viehmärktcn für die nächsten Wochen durchaus mit einigem Optimismus betrachtet werden können. Es soll jedoch nicht versäumt werden, auch an dieser Stelle nochmals nachdrücklichst darauf bin- zuweiscn, daß das Angebot in allen Gattungen, besonders aber bei Schweinen, zeitlich und örtlich möglichst gleichmäßig verteilt werden muß, um Überschicküngen einzelner Märkte zu Verbindern. Es hat sich in den letzten Wochen wieder gezeigt, wie scharf auch heute noch die Märkte auf zu großes Angebot reagieren. Oer Henker in Österreich. Ein Verwandter des verstorbenen letzten österreichi schen Scharfrichters Lang, der 50jährige Johann Lang, wurde nach der Verhängung des Standrechts zu in Henker bestellt, da der Sohn des alten Scharf richters die Übernahme des Amtes verweigert hat. Ein Walzer aus Wien Roman von Paul Hain. 1. Fortsetzung Nachdruck verboten Den Josef hinter ihm hielt's nun auch nicht mehr. Er stand auf, legte die Geige auf den Stuhl — bei der Musik fiedel ein anderer, wenn er's aushalten kann! Lächelnd sah. ihm Johann nach, wie er, nicht viel kleiner als er selbst, schlank und rank und nur etwas jünglings hafter noch, sich schnell «in Mädel griff und mit zu walzen begann. Ach ja, so genau nahm man's bei der Stranßschen Ka pelle nicht. Wer Lust zu tanzen hatte, nahm sich selber fünf, zehn Minuten Urlaub — aber er kam wieder. — „Ah — das also ist der Strauß —?" Am offenen Saaleingang standen zwei Mädchen in De- gleitung zweier vornehmer Kavaliere. Die kleine Gesellschaft mußte eben gekommen sein. Die Mädchen waren einfach, aber mit sichtlichem Geschmack gekleidet. Die braunlockige, die eben gesprochen batte, blickte fragend ihren Begleiter an. Er hatte ein hübsches, etwas leichtsinniges Gesicht. Sein Freund klemmte das Einglas fester ins Auge, beide schmunzelten. „Ja — das ist der Strauß —" ) „Ich hab' ihn nie gesehen, Franzl —" / „Na — da schaust ihn halt — den Walzerkönig von Wien. Pöh — eine verflixt dicke Luft hier —" Franzl, der junge Elegant mit dem leichtsinnigen Ge sicht, der ganz gewiß ein k. und k. Offizier in Zivil war, auch wenn ihn die schnarrende Aussprache nicht verraten hätte, zog die Nase kraus. Das Lächeln in dem wundervoll zarten und ebenmäßigen Gesicht des Mädchens — ein Gesicht von seltener und ver wirrender Schönheit — schien zu verblassen. Die blauen Augen starrten wie gefangen über die Köpfe der Tanzenden hinweg zu Strauß hinüber. .... .Aber Jetty Leise lachend stieß die Freundin neben ihr sie schnell in di« Seite. „Lin entzückender Künstlerkopf," fügte sie hinzu. „Wie? Er spielt wundervoll —" Lächelnd blickten sich di« beiden Herren an, wohl im stillen etwas neibvoll belustigt von dem Eindruck, den Strauß auf ihre Begleiterinnen machte. Teufel, ja — der Kerl war ja auch noch immer ein verflixt hübscher Bursche. „Aber Jetty —I" „Lassen Sie mich —" Ja, oas war nun schon etwas Sonderbares. Strauß hatte di« Gesellschaft an der Tür bemerkt. Neue Gesichter, die er hier noch nie gesehen hatte. Aber nun starrte er, auf den Stufen des Podiums stehend, mit großen Augen auf das Mädchen, und es war, als Hütten sich beider Blicke ineinan der auf eine magische Art verfangen. Das Mädchen bewegte sich plötzlich nach vorn. „Wo willst du hin, Jetty —?" Ein kurzes Zurückwenden des Kaufes auf dem sanken Halse. „Laßt mich " „Aber das ist doch unmöglich — hier in diesem Saal — bitL schön, das ist doch — i werd' dich begleiten — so wart' doch schon —". Aber da war nichts mehr zu begleiten. „Kathie — was sagst nun?" Vorwurfsvoll sahen die Herren das andere Mädchen an, das aus blanken Schwarzbeerenaugen lustig lacht«. „Sie wird sich den Strauß halt näher ansehen wollen —" sagte sie vergnügt. „I find' das ganz in der Ordnung —" „Iessas — aber sowas —", näselte der Herr mit dem Monokel, „also Ideen habt ihr — Ideen — richtige, kleine Frauenzimmerchenideen — Hetze —" Johann Strauß stand ganz still. Langsam sank ihm die Geige vom Kinn, während die Kapelle weiterspielte. Wie müde hing ihm der Bogen in der Hand. So blickte er der Näherkommenden entgegen, die mit einer berückenöen Anmut sich durch das Gewimmel der Tan zenden hindurchwand, das iveitgebauschte Kleid graziös an sich ziehend. Strauß lächelte. Es war das Lächeln eines Kindes, wie er es hatte, wenn ihm sonst ein neuer, schöner musikalischer Einfall kam. Mit einer plötzlichen Bewegung legte er Geige und Bo gen beiseite. Nickte flüchtig einem der Violinisten zu, der so»" fort aufstand und das Dirigentenpult einnatzm — 2. Kapitel. Es war alles wie selbstverständlich. „Ha — also, ein Mäderl — das keinen Tänzer hat, wenn der Strauß spielt? So ein hergeflogenes Frühlingswölklein. aus dem Wiener Wald? Ja — wie ist denn das? Das kann i nit dulden, Mäderl —" Er streckte die Arme leicht wie fragend aus. Neigte den Kopf ein wenig mit einer ergebenen, nicht unstolzen Be wegung. Das Mädchen nickte kaum merklich. Und mit einem sanf ten Lächeln sagt« sie: „Da kann man wohl nicht nein sagen, wenn der Herr Strauß selber um einen Tanz bittet —" Leicht und anmutig schmiegte sie sich in seinen Arm, und gewandt und sicher, mit der tänzerischen Einfühlsamkeit der großen Musikanten, führte er sie durch den Strom der Tan zenden. Sie sahen einander an und lächelten. Johann Strauß, sonst gewiß nicht auf den Mund gefallen, brachte kein Wort heraus. Eine wunderbare und seltsame Beklemmung harte ihn ergriffen und ließ ihn stumm diese kurze Verbunden heit mit der Fremden im Tanz genießen. Sie hatte die Augen geschlossen und sich so ganz wie träumend der Sicher heit seiner Führung hingegeben. Wie ist das möglich, dachte er dunkel, Ich halte ein Mäd chen im Arm, das ich nie gesehen, und ich bin wie verzau bert. Ich bin ein Jüngling mit meinen dreißig Jahren. Wie ist denn das möglich? Dieser Walzer dürfte nie enden., (Fortsetzung folgt.).