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L.'er, Kress m-ElMn Bemerkenswerte Wirkungen von Teereinspritzungen bei Hühnern. — Zahl und Güte der Eier nehmen ab. Von Wilhelm Ackermann. In der Krebsforschung spielt schon seit einiger Zeit der Teer eine bemerkenswerte Rolle, seitdem, sich nämlich heraus- gestellt hat, daß Einspritzungen mit diesem Stoff bei Mäusen, Hühnern und anderen zu Versuchen benutzten Tieren krebs artige Geschwülste, sogenannte Teerkarzinome, hervorzurufen vermögen. Dabei stellte sich, gewissermaßen so nebenbei, die bemerkenswerte Tatsache heraus, daß selbst schon das Be streichen kleiner Hautflecken bei den Versuchstieren eine deut liche Abnahme der Fruchtbarkeit im Gefolge hatte. Die derart behandelten weiblichen Tiere brachten nur wenige und schwach entwickelte Junge zur Welt und büßten allmählich ihre Fort- 'pflanzungsfähigkeit völlig ein. An sich bestände natürlich die Möglichkeit, daß diese Mängel nicht aus die Teerbehandlung, sondern auf die Bildung der krebsartigen Geschwulst zurückzuführen seien. Dem wider spricht indessen der Umstand, daß sie häufig schon vor der Ge schwulstbildung in Erscheinung traten, sa sogar bei Tieren, bei denen es überhaupt nicht zu einer Geschwulst kam. Wenn nun auch kaum noch ein Zweifel daran bestehen kann, daß es der Teer ist, der diese ungünstigen Folgen her vorruft, so tappen wir doch hinsichtlich der Frage, welche Be standteile des genannten Stoffes den entscheidenden Faktor bilden, noch völlig im Dunklen, ebenso wie wir noch nicht wissen, ob der Teer auf die Keimzellen unmittelbar wirkt oder ob diese erst durch eine von ihm veranlaßte allgemeine Er krankung des betreffenden Tierkörpers nachteilig beeinflußt werden. Der Ergründung dieses interessanten Problems dien ten Versuche, welche die Schweizer Prosessoren vr. Bloch und H. Staufer vor einiger Zeit an der Dermatologischen Universi tätsklinik in Zürich durchführten. Wie die Genannten in der „Klinischen Wochenschrift" kürzlich mitteilten, wählten sie zu ihren Arbeiten als Versuchs tiere Hühner, und zwar deswegen, weil bei diesen nicht allein die Eiererzeugung, sondern auch die Befruchtung, das Ergebnis derselben und endlich das Verhalten der Nachkommenschaft sich besonders einfach prüfen lasten. Die Versuchstiere stammten ebenso wie die gleichzeitig bezogenen Kontrollhühner von Hennen ab, die jährlich mindestens 200 Eier zu legen pflegten. Beiden Gruppen standen die gleichen normalen Hähne zur Verfügung. Die 29 Kontrolltiere legten nun innerhalb 14 Monaten 3716 Eier, mithin im Mittel 218 je Huhn. Diese verhältnis mäßig geringe Zahl führen die Forscher Wohl mit Recht auf den Klimawechsel zurück, da sämtliche Tiere von einer 800 Meter über dem Spiegel des Züricher Sees gelegenen Ge flügelzüchterei geliefert waren. - ' Die Versuchshühner erhielten nun zwei- bis dreimal mit Abständen von je einer Woche Einspritzungen einer fünfzig- prozentigen Teeremulsion und einer zwanzigprozenügen Gummilösung in den Brustmuskel. Je nach der Wirkung wurden die Injektionen bis zu höchstens zwölf wiederholt; weniger als fünf erhielt kein Tier. Die Eiererzeugung der so behandelten „Teerhuhner , wie wir sie künftig der Kürze halber nennen wollen, wich von jener der Kontrolltiere nun in der Weise ab, daß einmal die Lcgetäiigkeit sich verzögerte — in der ersten Zeit wurden über haupt keine Eier gelegt — und weiter die Zahl der Eier kaum ein Fünftel jener der Kontrolltiere betrug. Einige von diesen erhielten auch eine Einspritzung nur von der Gummilösung. Da sie daraufhin nicht weniger legten als zuvor, ist der Schluß gerechtfertigt, daß die Wirkung ans die Legetätigkeit ausschließ lich vom Teer ausgeht. Und weiter, daß nicht von einer all gemeinen Vergiftung des Organismus die Rede sein kann, denn sonst wurden die Teerhühner — wie es in der Tat der Fall war — nicht ebensoviel gewogen haben wie die Kontrolltiere. . Die Ergebnisse von Versuchen mit der Brutmaschme zeig ten ferner, daß die Teereinspritzungen nicht allein die Zahl, sondern auk die Beschaffenheit der Eier ungünstig beeinflußten. Denn die Eier der Teerhühner lieferten nur etwa ein Drittel der normalen Anzahl Küken, waren demnach qualitativ ent schieden minderwertig. Eine derartige Wirkung zeigte sich übrigens nicht, wenn die Eier normaler Hühner von einem Hahn befruchtet worden waren, der eine Leereinspritzung von der qleichen Art, wie sie oben geschildert wurde, erhalten hatte. "Was das Verhalten der zweiten Generation angeht, so bektand zwischen den aus „Teereiern" ausgeschlüpften Küken und solchen, die aus normalen Eiern stammten, infofern ein MleMsiöbsiW jene ein geringeres Gewicht aufwiesen. "Im übrigen betrugen sie sich genau wie andere Küken. Vor allem gilt dies hinsichtlich der Legetätigkeit. Eine Teerbehandlung von Nachkömmlingen von Teerhühnern dagegen hatte eine noch stärkere Wirkung als bei den letzteren selbst. Nicht weniger als 65 v. H. der von solchen Tieren gelegten Eier stellten sich als unbefruchtet heraus, erheblich mehr, als es bei der ersten Generation gewesen waren. Das sind immerhin schon recht vielsagende Ergebnisse. Bemerkenswert ist dabei noch vor allem, daß bei einem Tier der zweiten Generation, das während der Versuche starb, in der Bauchhöhle eine große Geschwulst von reinem Eidotter gefunden wurde. Andere Geschwülste konnten bei drei anderen Hühnern derselben Altersklasse ermittelt werden, aber stets nur an der Stelle, wo die Teereinspritzung stattgefunden hatte. Derartige Erscheinungen fehlten bei Hühnern der ersten Gene ration vollkommen. Dies findet Wohl die beste Erklärung in der Annahme, daß die Teerbehandlung der Mutter die Stach, kommenschaft ungewöhnlich empfindlich für Geschwülste ge macht hat. Sternschnuppenfälle im November. Wenn unsere Erde mit gewissen Meteorschwär men zusammentrifft, finden alljährlich zu ganz bestimm ten Zeitpunkten reichlichere Sternschnuppenfälle statt als sonst. Vereinzelte Sternschnuppenfälle können näm lich, wenn der Himmel einigermaßen klar ist, fast in jeder Nacht beobachtet werden. In Gestalt eines mehr oder weniger Hellen Sternes erscheint plötzlich ein auf fallender Lichtpunkt am nächtlichen Himmel, bewegt sich in nahezu gradliniger Bahn über einen Teil des Himmels fort und verschwindet dann ebenso plötzlich, wie er auf getaucht ist. Von Zeit zu Zeit aber nehmen solche „Stern schnuppen" derart an Häufigkeit zu, daß in wenigen Stunden ihrer Tausende gezählt werden können, und dann spricht man von einem „Schwarm". Vor wenigen Wochen erst haben wir einen solchen Stcrn- schnuppenschwarm erlebt, zu einer Zeit, in der er gar nicht fällig und vorgesehen war. Man hat da mals mit einigem Erstaunen von mehreren hundert oder gar mehreren lausend Sternschnuppen gesprochen. Was will das aber heißen gegen die angeblich beglaubigte Fest stellung von wenigstens 240 000 Sternschnuppen, die in der Nacht vom 12. zum 13. November 1833 beobachtet worden sein sollen! November und August — das waren von jeher die wichtigsten Sternschnuppenmonate. In den Nächten vom 8. bis zum 12. August weint der heilige Laurentius seine „Tränen", die als Laurentius- schwarm bekannten Sternschnuppenfälle, die, weil sie aus dem Sternbilde dos Perseus zu kommen scheinen, auch Perseiden genannt werden. Den Novembcrschwarm aber, der aus dem Sternbilde des Löwen (Leo) zu kommen scheint, nennen wir Leoniden, wobei .jedoch bemerkt sein mag, daß es in der Zeit vom 2 7. bis zum 29. November noch einen zweiten» kleineren Schwarm gibt, die Bieliden. Was nun die Leoniden betrifft, so waren sie früher in Perioden von je 33 Jahren ganz besonders stark. Als jedoch im Jahre 1899 die 33 Jahre wieder einmal um waren und die Leoniden in Scharen wiederkommen sollten, sollen sie in der Nähe der Planeten Saturn und Jupiter so stark aus ihrer Bahn gelenkt morden sein, daß sie nicht mehr in Erdnähe kamen. Ob sie für immer entschwunden sind, weiß man noch nicht genau. Im vorigen Jahre, als sie wieder massenweise hätten kommen müssen, kamen sie w i e d e r n i ch t, aber es kann sein, daß sie sich nur verspätet hatten, und daß hie plötzlichen Sternschnuppenfälle, die wir vor wenigen Wochen erlebten, mit den novemberlichen Sternschnuppen in irgendeinem Zusammenhangs standen. Kleinere Schwärme dürften wir jedoch in den Nächten vom 12. bis zum 14. November immerhin zu sehen bekommen. Segen üblen ^unügerucü OK loroklont üie QuaUtsts-Lrreugnisse von Wett^uk Ruck Ou muKt keifen! Arbeite mit am Minterkiifswerk RMeWc Zirmen m MMuff Md wWtkd halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Maschinenbau und Reparatur Schwepke, Franz. Ing., Bismarckstr. 35. 511. Agentur für Versicherungsgesellschaften Wilhelm, Berthold, Feldweg 283 O. Anzeigen-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Str. 29. 6 (auch für auswärtige Zeitungen) Bank- und Wcchselgeschäfte Stadtbanl und Sparlaffe, Rathaus, v-s- 102 Wilsdruffer Bank, e.G.m.b.H., Freiberg.Str.108, s-H- 491 Botcnfuhrwerk Jlschner. Otto, Bahnhofstraße 127. »^>584 Buchbinderei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. 6 Auto-Reparaturwerkstatt, Kraftfahrzeug-Vertrieb, Tankstelle, Oele, private Automobilfahrschule, Fahr räder und Motorfahrräder, Nähmaschinen Fa. Arthur Fuchs, Markt 8. 499 Fell- und Häutehandlung Stolle, Robert. 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Ihr ganzes Wesen atmete geheimnisvollen Zauber aus. „Wer ich bin? — Oh —" Sie verzog den Mund in einer reizend-schelmischen Weise und legte den Kopf ein wenig schief. „Herrgott — Mädel —" Etwas sinnend — verträumtes, war in ihren Zügen, da sie ihn so anblickte. „Und wenn Sie es wüßten, Meister Strauß? Was dann?" „Oh — dann — dann wllßt' ich, daß ich Sie wiedersehe, Mäderl." „Wünschen Sie das?" Sie bog sich leicht in seinem Arm zurück. Schlank und geschmeidig, voll elastischer Kraft. „Don Herzen —", brach es über Strauß' Lippen. „So haben Sie es schon — wievielen gesagt, Strauß?" „Alle Mäderln aus Wien sind süß," bekannte er frei mütig. „Aber die eine — die einzige —" „Ich weiß schon, die einzige, die Sie brauchten fürs Le ben — die ist halt nimmer darunter gewesen, gelt? Und wievielen habend schon das gesagt, lieber Meister Mu sikus?" Er wehrte ab und sah sie ernst, fast zornig an. „Keiner!" stieß er hervor. „Glauben's, daß der Johann Strauß ein immer verliebter Narr und Hanswurst ist? I bitt' schön Sein Arm drückte sie fast schmerzhaft. Schnell sagte sie mit weicher Zärtlichkeit: „Nein — das glaub' ich wirklich nicht. Verzeihen Sie. .Sie können sehr böse werden, ja?" Er lachte leise auf. „Nur, wenn man nit glauben will, daß ich jemanden zum Zerdrücken gern hab'." Wieder schloß sie die Augen wie im Traum. „Ich heiße Ietty —," murmelte sie. „Ietty? Ietty? Und wie weiter? Mäderl? Himmels- engerl? Wie weiter?" „Also dann — Ietty Challupetzki. Ist der Meister Strauß nun zufrieden?" „Stoch nicht. Wo wohnt das braunlöckige IUngferlein?" „Er fragt mich bis aufs Strumpfband aus —" „Gesteh Sie's nur, Mädel. I bitt' von Herzen —" „Ganz tief aus'm Herzen heraus, wo das bisserl Men- schenehrlichkeit steckt?" „Grad' von daher, Ietty!" „Ja — dann also: In der kleinen Ninggassen Sw. 12. Mehr aber sag' ich net. Groß blickte sie ihm in die Augen, als wollte sie ihm bis auf den Grund der Seele schauen, und ein kleines wehes und doch zugleich süßes Zucken stand augenblickslang in den Win keln ihres roten Mundes. „Und ich, — dank' Ihnen schön, Mäderl. Don ganzem Herzen dank' ich. Und wenn ich einmal die Ringgassen ent- langkomm', dann wird die Jungfer nicht böse jein, wenn ich sie auf einen Sprung begrüßen tat?" „Bös wird sie nicht sein —Jette sagte es still und lä- chelte fremd. „Oh — schon am End'?" stieß Strauß bestürzt hervor, da die Musik sich wohl schon Blasen an die Finger gespielt. Ehe Strauß es sich versah, hatte Ietty Challupetzki sich aus seinem Arm gewunden. „Also vergeß Er's nicht," rief sie ihm leise zu, „und nun will ich Sie nicht länger Ihrer Pflicht entziehen." Er wollte ihr nach. Aber schon drängten sich Menschen dazwischen. In dem Gewimmel sah er noch einmal flüchtig ihren braunen Lockenkopf — erhaschte einen letzten Blick und konnte ihr nur noch ein „Servus, mein Mädel" nachrufen. Dann wurde er wie von selbst wieder auf das Podium zu seiner Kapell« gespült. Auch das „Josefl" tauchte sehr vergnügt auf. Johann Strauß griff ihm fröhlich in den dichten Schopf. „War's nett, Brüderlein?" „Fesch. Und du? Du hast auch eben getanzt, gelt?" „Fesch!" gab Strauß ebenso zurück und lachte. „Ach, Brüderlein, unser Wien ist doch die schönste Stadt der Welt, he? Und nun ist Pausen, und wir wollen uns ein Paa^ Wursteln kaufen von der Guglhupfern, wie man sie auch nur in Wien kriegt." „Grad wie dein' Walzer, Johann," komplimentierte Josef und faßte den Bruder unter dem Arm, ihn mit sich ziehend. „Weißt — warum machst nicht einmal ein Lied auf die Wie ner Mäderln? Den Wiener Wald und die Donau und den Prater und alles, was weiß ich, hast schon zu Walzern ge macht. Aber so eiu richtiges, fesches Liedl auf unsere Wie ner Engerln — das tät ich mir noch wünschen, du!" Sein Jungengesicht strahlte verschmitzt. Johann Strauß lächelte froh: „Hast recht, Josef!. Wird schon noch kommen, dauert alle» seine Zeit. Aber es kommt bestimmt, verlaß dich darauf!^ Während er mit seinem Bruder durch den Saal schritt, flog sein Blick nach links und rechts über die Tischreihen, aber von Ietty war nichts mehr zu sehen, so scharf er auch Ausschau hielt. Auch in den angrenzenden Nebenräumen konnte er sie nicht entdecken. „Du bist ja so unruhig, Bruderherz," sagte schließlich Iosefl. „Suchst wen?" „Nicht daß ich wüßt!" log Johann auf Biegen und Bre chen. „Rian geht halt so spazieren, net wahr?" (Fortsetzung folgt.)