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Begrüßung der „Aston" Retter. Die „PhoebuS"-Mannschaft wieder in Deuttchland. I« Harburg-Wilhelmsburg sand an Bord des Motorschiffes .Phoebus" die Begrüßung der heim gekehrten ,A krön"-Retter durch die Behörden und Len Harburger Magistrat statt. In einer Begrüßungsansprache betonte Oberbürger meister Dr. Dyes, daß gerade in dieser Zeit der Ver hetzung eine solche Heldentat von besonderer Be deutung sei. Die Rettung der wenigen überlebenden Be satzungsmitglieder des Luftschiffes „Akron* habe dem Ausland gezeigt, wie hilfsbereit und opfer willig das gleiche Deutschland auf dem Posten sei, gegen Las man mit Namen wie „Barbaren" und „Greuelver- Lrecher" vorgehe. Deshalb sei es ihm eine besondere Freude, dem Kapitän, dem ersten Offizier und einem Bootsmann, die sich besonders um die Rettung bemüht hätten, eins Anerkennungsmünze zu überreichen. — Der amerikanische Generalkonsul Kehl erklärte, daß es ibm eine besondere Freuds sei, auch im Heimatlands der Retter diesen danken zu können. Kapitän Dalldarf gab Auskünfte über jene Nacht des Schreckens, als vor den Augen der „Phoebus"-Mann- schäft die „Akron* abstürzte. SfterreW Entgleisungen gegenüber Deutschland. Erklärungen des bayerischen Ministerpräsidenten. Die „Neueste Zeitung" in Innsbruck veröffent licht eine Unterredung mit dem bayerischen Ministerpräsi denten Siebert über die letzten Zwischenfälle zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Ministerpräsident Siebert erklärte u. a., daß man in allen deutschen Regie rungskreisen über die Haltung und die Äußerungen der österreichischen Regierung und Presse tief befremdet sei. Man könne in Deutschland nicht verstehen, daß die nationalsozialistische Bewegung derart in Österreich angeseindet werde. Es sei unver ständlich, daß man in Wien erkläre, Deutschland wolle sich in die inneren Verhältnisse Österreichs einmischen. Die bayerische Negierung und die Reichsregierung dächten in keiner Weise daran, sich einzumischen. Wenn man auch von den Äußerungen österreichischer Rezierungskreise Deutschland gegenüber tief betroffen sei, so lehne Deutschland doch eine solche Politik gegenüber den Wiener Regierungsstellen ab, weil es nicht zuletzt davon fest überzeugt sei, daß auch in Österreich das deutsche Volk aus eigener Kraft den richtigen Weg finden werde. Die „Neueste Zeitung" in Innsbruck wurde wegen der von ihr veröffentlichten Unterredung.mit dem bayerischen Ministerpräsidenten bezeichnenderweise beschlag nahmt. Parteikabirrett Dollfuß im Enischeidungskamps. Wachsende Erregung tn Österreich gegen die „Diktatur". In vielen Orten Österreichs ist eS wiederum zu Demonstrationen der nationalgrsinnten Bevölkerung gegen die Parteiherrschaft der Regierung Dollfuß einerseits und zu Aktionen von Teilen der Bundeswehr, der Gendarmerie und Polizei zusammen mit Abteilungen der regierungs- treuen Starhembergschen Heimwchr gegen die National sozialisten gekommen. Das Unisormverbot, das sich ein seitig gegen die rechtsgerichteten Organisationen wandte, hat die schon lange schwelende Erregung zur Siedehitze gesteigert. Das Kabinett Dollfuß, das seit der Bewilli gung der in ihrem Wert überaus zweifelhaften Lausanner Anleihe um seine Existenz kämpft, bedient sich dabei schon seit einiger Zeit ausgesprochen diktatorischer Mittel. Aus allen Teilen des Landes mehren sich die Mel dungen über Demonstrationen und Zusammenstöße. In Salzburg, wo der Parteitag der zur Zeit noch stärksten Regierungspartei, des österreichischen Zentrums, ver handelte, kam es zu Schlägereien zwischen Starhemberg schen Heimwehrleuten und Nationalsozialisten. Ein Teil der Salzburger Neustadt wurde schließlich durch Militär abgesperrt, wobei auch Drahtverhaue benutzt wurden. Ähnliche Zusammenstöße wurden auch aus Linz, Klagenfurth und Graz gemeldet. In Innsbruck marschierte die eben erst als Hilfs polizei vereidigte Heimwehr Starhcmbergscher Richtung am Sonntag durch die Stadt. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine ungeheure Erregung, die sich in stürmischen Kundgebungen gegen diesen Teil der Heim wehr Luft machte. Die in großer Zahl aufgebotenen Gen darmerie- und Polizeiabteilungen verhielten sich während dieser Demonstrationen des Publikums völlig passiv. Andererseits wurden die Umzüge und Kundgebungen der Nationalsozialisten in Innsbruck von der Be völkerung überall stürmisch begrüßt. In Wien wurde eine Kundgebung der hün dischen Jugend lediglich deshalb verboten, weil in ihr der Wills zur völligen Eingliederung in den Rahmen der nationalsozialistischen Jugenderziehung zum Ausdruck kommen sollte. Unterdessen ist die österreichische Regierung ihrerseits eifrig bemüht, das unaufhaltsame Vordringen der nationalen Bewegung in der österreichischen Bevölkerung auch mit solchen Mit teln aufznhalten, die nicht mehr einwandfrei zu nennen sind. Der Bundeskanzler Dollfuß hat sich mit seiner kürzlichen Absage an den Anschlutzgedanken nicht begnügt. Er hat sich jetzt auf dem Parteitag der Christlichsozialen in Salzburg in aller Ruhe völlig undiskutierbare Aus fälle seines Justizministers Dr. Schuschnigg gegen Deutschland angehört, der dem Reich unterstellte, es wolle Österreich wie eine Kolonie behandeln, und der Bundeskanzler hat auch nichts dagegen gehabt, daß sein Heeresminister Vaugoin von den Kundgebungen der Nationalsozialisten als dem „lächerlichen Gehabe einiger Buben" sprach. Dollfuß hat dann selbst in einer Ansprache angckündigt, die Regierung werde von allen Beamten einen neuenTreueid verlangen, und zwar einschließ lich der Pensionäre. Ferner werde die Regierung für ein halbes Jahr alle Gcmeindewahlen in Österreich verbieten. Der Zweck dieser Maßnahme liegt auf der Hand: die Re gierung Dollfuß will unter allen Umständen verhindern, daß die wahre Volksmeinung sich in Gemeindewahlcn ausdrückt, bei denen die Vertreter der nationalen Bevölke rung stärksten Zuwachs erhalten würden. Es erscheint außerordentlich zweifelhaft, ob die schon fast terroristischen Maßnahmen der Regierung Dollfuß die Entwicklung zur nationalen Einigung in Österreich noch lange aufhalten können, zumal weder die Zusammen setzung der Regierung noch die des Parlaments auch nur annähernd der Gesinnung der heutigen Mehrheit des öster reichischen Volkes entspricht. Dar tragische Schicksal Sr. Obersohrens. Ein aufschlußreicher Brief. Die deutschnationale Pressestelle teilt u. a. mit: „Der tragische Tod Dr. Oberfohrens, der alle mit tiefer Erschütterung erfüllt hat, die mit ihm in der Deutschnatto nalen Volkspartei gekämpft haben, hat einen Teil der Linkspresse zu Kombinationen veranlaßt, die unrichtig sind und die zum Teil darauf ausgehen, den Tod Ober- fohrens mit der Behandlung, die seitens der Deutsch nationalen Volkspartei erfahren habe, in Verbindung zu bringen. Wir sind deshalb gezwungen, einen Brief zu ver öffentlichen, den Oberfohren am 12. April an Herrn Dr. H u g e n b e r g gerichtet hat: „Sehr geehrter Herr Hugenberg! Man hat mir mitgetetlt, daß Sie trotz aller Mißhelligkeitcn zwischen uns in der Fraktion doch noch gute Worte für mich gefunden hätten. Das veranlaßt mich, offen einzugestchen, daß ich falsch gehandelt habe und daß ich die aus meiner falschen Handlungsweise ent standenen schweren Schädigungen der Partei aus das tiefste bedauere. Zur Sache kann ich nur sagen, daß nach meinem festen Eindruck mit den Briefen schwerer Mißbrauch getrieben worden ist. Andererseits ist das, was ich erlebt habe, in den letzten Wochen fast übermenschlich gewesen. Schon vorher ksakke^nrM Vkr Vermut ver porrrrskyen EMMcklSng fast z« Boden geworfen. Ich bin jetzt mit den Nerven vollständig fertig. Weitere Auseinandersetzungen kann ich nicht mehr er* tragen. Ich bitte Sie infolgedessen, auch in Erinnerun« an die vielen zusammen geführten Kämpfe, Lie Angelegen-? heit beiznlegen." Das Beileid Hugenbergs und der Fraktion. Dr. Hugenberg hat an Frau Dr. Oberfohrens folgendes Telegramm gesarcht: „Tiefbewegt durch den- plötzlichen Tod Ihres Gatten spreche ich Ihnen zugleich im Namen der Deutschnationalen xFront aufuchtiges Beileid aus. Dr. Hugenberg. Die deutschnationale Reich^agsfraktion drahtete: „Zum tragischen Tode Ihns Gatten spreche ich Ihnen namens der deutschnationalemMeichstagsfraktion aufrichtigstes Beileid aus Wir werdender Kämpfernatur des Heimgegangenen, der die Fraktion in schwierigen Zeiten zielbewußt geführt hat, stets esin ehrendes Angedenken bewahren. Schmidt-Hannover." Kleine Nachrichten. Rosenbergs in London. Dr. Rosenberg, der Leiter der Auswärtigen Ab-, teilung der NSDAP., hatte. in London eine Unter redung mit dem UnterstaMftkr>etär Vansittart im englischen Außenministerium, die Llne Stunde dauerte. An ihr nahm auch Graf Got 1 friektvon BiSmarch der Herrn Rosenberg begleitet, teil. Vollmachten für Dr. von WiMrfeldt. Beim Eintritt in die Reichsregierung hatte Dr^ Hugenberg den Vorsitzenden der deutschnationalen Landtagssraktion, Dr. v o n Winterfeldt, mit seiner Stellvertretung in der Parteiführung beauftragt.. Dr. Hugenberg hat diese Stellvertretung jetzt dahin erweitert, daß er Dr. von Winerfeldt sämtliche Vollmach sie n für die Führung der deutschnationalen Front über tragen bat. Oberbürgermeister Dr. Verger, Oppeln, verhaftet.^ Der mit der Prüfung der Geschäftsgebarung des früheren Oppelner Oberbürgermeisters Dr. Berger be traute Untersuchungsausschuß trat unter dem Vorsitz des kommissarischen Bürgermeisters Leuschner zu einer Sitzung zusammen, der auch der Oberstaatsanwalt des Landgerichts beiwohnte. Auf Grund der Untersuchungen wurde Dr. Berger sofort verhaftet. Ihm werden eine Anzahl Verun treuungen zur Last gelegt. Kieler Rädelsführer von Isis verhaftet. In Köln wurde der seinerzeit als „Arbeiter--und Soldatenrat" berüchtigte Karl Schwarz, der beim Arbeitsamt Köln beschäftigt wurde, durch die Kriminal polizei verhaftet. Er steht im dringenden Verdachts an der damaligen Revolte in Kiel, bei der Offiziere der Kaiserlichen Marine erschossen wurden, eine führende Rolle gespielt zu haben. Slf SltlerjuiMN beim Autounglück verletzt Ein Lastkraftwagen mit Hitlerjungen, der aus Aller dorf in Dithmarschen kam, verunglückte in Oster-Röhfeld bei Rendsburg. Der Lastkraftwagen hatte einen .zwei rädrigen Anhänger, der mit Hitlerjungen vollbesetzt war. In der großen Kurve im Ort mußte der Lastkraftwagen einem Personenkraftwagen ausweichen. Dabei geriet der Anhänge gegen einen Kant st ein und stürzte um. Von den Insassen wurden elf Hitlerjungen verletzt. Sieben von ihnen mußten ins das Rendsburger Städtische Krankenhaus geschafft werden. Die Ver letzten haben Knochenbrüche, Schnittwunden, Hautabschür fungen usw. davongetragen. Oer Alionaer Bluisonniag. 15 Kommunisten auf der Anklagebank. In Altona begann der Prozeß gegen 15 Kommunisten, die an dem Feuerüberfall auf einen, nationalsozialistischen Umzug am 17. Juli 1932 beteiligt waren. Der heimtückische Angriff kostete wie erinnerlich achtzehn Menschen dqs Leben, während viele andere mehr oder weniger schwer verletzt wurden. 18. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ja, Fräulein Reusch, die" wissen, was zupacken - heißt." Sie nickte, aber mußte dabei denken: Trotz ihrer Größe wohlgebaute Hände — richtige Manneshände. Und etwas Leidenschaftliches lag in dem stark hervor- tvetenden Geäder. „Nun — Sie sind ja so still," mahnte er. „Ach, — ich muß eben nur denken, wie Sie es so haben aushalten können da drüben. Zehn volle Jahre in solcher Einsamkeit." „Ja, es war nicht immer leicht." „Was fingen Sie denn nur mit Ihrer freien Zeit an?" „Die gab es nicht viel. Und wenn es Feierabend war, wurde es auch gleich Nacht. Noch ein paar Zigaretten draußen Vorm Haus — dann war der Tag wieder einmal um." „Aber die langen Sonntage?" „Allerdings. Nun — da gab's eben auch zu tun. All' die notwendigen Schreibereien, zu denen man in Ler Woche nicht kam. Na, und blieb wirklich noch so viel Zeit am Nachmittag, so hing man sich die Flinte um und kletterte in den Bergen umher. Daß man viel leicht mal ein Murmeltier schoß oder einen Geier." „Mein Gott — was für ein entsetzliches Leben! Und Las so tagaus, tagein." „Ja, ein Vergnügen war's freilich nicht. AVer ich wußte doch auch, warum ich's tat: Diese zehn Jahre sollten mich frei und unabhängig machen für mein ganzes späteres Leben." „Und sie haben es getan?" -La." Nur das kurze Wort kam zur Antwort, aber sein ganzer Stolz klang daraus. Ein harter Mannesstolz, dessen höchstes Genügen es war, seinen Willen Lurch- gesetzt zu haben, mit noch, so großen Opfern. Da betrachtete sie ihn mit einem verwunderten Blick und sagte dann: „Wie anders muß das doch in einem Manne aus- schen." „Inwiefern?" „Daß Ihnen die Arbeit ' Z anders ersetzen konnte!" . „Alles?" Bertsch sah sie plötzlich an mit einem eigenen Aus druck, doch dann zuckte er die Achseln. Marga aber forschte weiter. „Haben Sie denn wirklich niemals ein Bedürfnis nach Menschen gehabt da droben?" „Kanm. Zudem — kam man wirklich mal zusammen, so gab's ein Saufen ohne Ende. Pardon, aber es war so. Und das ist nicht nach meinem Geschmack." „Nun ja, die Männer. Aber entbehrten Sie denn nie einen gesellschaftlichen Umgang verfeinerter Art? Auch mit Frauen?'' „Frauen? Ja —" Es war, als löste das Wort in ihm Erinnerungen aus von ganz besonderer Art. Und wieder streifte sein Auge über sie hin mit jenem seltsamen Ausdruck. Wie ein Dehnen und Recken ging es dabei durch seine starken Glieder. „Freilich — die fehlten einem wohl manchmal." Marga Reusch fühlte diesen Blick über sich hin gleiten, und heiße Quellen schossen unter ihm auf in ihrem jungen Blut. Sie senkte Lie dunklen Wimpern, aber das tiefe Atemholen konnte sie doch nicht vor ihm verbergen. Er gewahrte es. Da leuchtete es langsam auf in seinen Augen. Aber er sprach nichts. Dies Schweigen hatte etwas Verwirrendes fürMarga. So brach sie denn die Stille mit irgendeinem schnell hingeworfenen Wort: „Nun, jetzt haben Sie das alles ja hinter sich. Jetzt können Sie das Versäumte doch nachholen." .Das will ick auLI" Wie sonderbar er das sagte! Ihre Finger falteten schneller an dem Spitzentuch in ihrem Schoß. Dann hörte sie ihn wieder einschenken. Einmal — zweimal, auch ihr Glas. Und nun klang es her zu ihr, mit einem seltsam schwingenden Unterton. „Ich habe in der Tat manches nachzuholen, und Sie sollen mir dabei helfen." Rasih sah sie zu ihm auf. Lächelnd saß er da, ein wenig zu ihr vorgeneigt; seine Rechte schob ihr den Sektkelch hin. „Ja, Sie — oder sollten Sie nicht ein ganz guter Führer sein zu diesem Ziele?" „Nun —- wieder den Weg zu den Menschen zu fin den. Zum frohen, leichten Genießen des Augenblicks." „Ich habe da eine Stunde in guter Erinnerung — eS ist freilich schon ein Weilchen her." Sein Auge suchte sie bedeutungsvoll mit einem dunk len Aufglühn. Sie wich ihm aus, immer stärker be unruhigt. „Ich weiß nicht, wie Sie das meinen." „Besinnen Sie sich wirklich nicht mehr? Damals — bei unserem letzten Beisammensein — auf der Kirmes!" Ein leises Aufrascheln ihres Kleides. Aber keine Antwort. Da beugte er sich noch näher zu ihr hin. „Es war das so seltsam damals. — Ich hab' noch manchmal daran denken müssen, Fräulein Margas Doch nun lehnte sie sich zurück, mit kurzer Bewe gung. Kalt traf ihn ihr Blick. „Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen." „Wirklich nicht?" Er lächelte. „Soll ich Ihre Er- innerungen vielleicht ein wenig auffrischen? Wie — „Ich lege keinen Wert auf Erinnerungen. Im übrigen — Sie sind mir vollkommen unverständlich!" Und sie erhob sich „Oh — Sie wollen mich schon verlassen?" „Es ist Zeit. Gut' Nacht." Bertsch sah ihr nach, wie sie so ging. Ganz nahbarkeit. Als ob sie nie an seiner Brust-aelege« mit wilden Küssen -»2 Ms kleine Bacchantin!