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Kuba will Amerikas Eingreifen vorbeugen. Versuche zu neuer Regierungsbildung. Angesichts der Gefahr einer amerikanischen Inter vention bei den Wirren auf Kuba versammelten sich im Präsidentenpalais in Havanna sämtliche Führer der kubanischen Parteien und einigten sich auf eine allgemeine Zusammenarbeit. Es wurde beschlossen, daß Kuba noch vor der Ankunft des mit der Durchführung der Marinedemonstration betrauten amerikanischen Unter staatssekretärs Swansons an Bord des amerikanischen Kreuzers „Indianapolis" zum — wie es heißt — „Höf lichkeitsbesuch des amerikanischen Botschafters Welles" einen neuen Präsidenten haben müsse. Trotz des Verbotes der Regierung haben in Kuba große kommunistische Kundgebungen stattgefunden, auf denen die Bevölkerung aufgefordert wurde, die Lan dung von amerikanischen Seesoldaten und Truppen mit Gewaltzu verhindern. Kurze politische Nachrichten. Zur Vermeidung von Überfliegungen der benach barten Staatsgrenzen, namentlich durch polnische Sport flugzeuge, wurden von der polnischen Regierung verschärfte Strafvorschriften gegen unbefugtes überfliegen fremder Hoheitsgebiete erlassen. (Solche Vorschriften auf dem Papier hat es in Polen allerdings schon seit Jahren gegeben.) * Seit dem 15. August ist in der Zahl der Arbeits losen im Rheinland bis zum 31. August 1933 ein weiterer Rückgang um 18 000 zu verzeichnen. Die Zahl der Arbeitslosen hat die 600 000-Grenze erreicht. Gegen über dem für den 15. Februar 1933 festgestellten Höchst stand ist die Zahl der Arbeitslosen bis zum 31. August 1933 insgesamt um 144 000 zurückgegangen. Ein neuer Korruptionsskandal. Der Direktor der Straßenbahnen in Hannover verhaftet. Wegen verschiedener zu beanstandender Vorgänge in der Geschäftsführung bei den überlandwerken und Straßenbahnen Hannover wurde der Direktor Schmude festgenommen. Die Ermittlungen ergaben, daß Direktor Schmude durch verschiedene Machenschaften sein Gehalt von ursprünglich 20 000 auf 80000 Marl erhöht hat und daß für die beiden Direktoren des Unternehmens eine Kapitalversicherung von 200 000 Mark abgeschlossen wurde, die für den Fall des Ausscheidens zu drei Viertel zur Auszahlung kommen sollte. Die beiden Direktoren haben sich ferner die zur Ausschüttung gelangende Dividende in Höhe von 10 000 Mark als zinsloses Darlehen vorstrecken lassen. Direktor Schmude war früher demokratischer Stadtrat in Fank- furt am Main. Sa- llrleil Im Sippel-Prozeß. Das Gericht fällte Im Hippel-Prozeß folgen des Urteil: Die Angeklagten werden verurteilt: 1. von Hippel wegen Untreue zu neun Monaten Gefängnis, 2. Gras zu Eulenbnrg-Prassen wegen Untreue zu dreieinhalb Monaten Gefängnis, 3. Rohde wegen Untreue zu drei Monaten Gefängnis und 4. Dr. Hinz wegen Beihilfe zur Untreue zu sechs Monaten Gefäng nis. Die von Graf zu Eulenburg und Hinz erlittene Untersuchungshaft wird ihnen auf die Strafe in vollem Umfange angerechnet. Hroßfeuer in einem lettischen Städtchen. Fünfzig Gebäude niedergebrannt. Durch einen Riesenbrand in Dagda in Ostlettland wurde die gesamte Stadtmitte vernichtet, über fünfzig Gebäude sind niedergebrannt. Das Feuer entstand durch die Explosion eines Ventilationsapparates in einer Apo theke. Zahlreiche Familien sind obdachlos. Menschenopfer sind jedoch nicht zu beklagen. Neues aus Mee Wett. Keine Postbeförderung mit Raumrakete. Zu Ver öffentlichungen über Postbeförderung mit einer Raum- rakete nach dem System von Gerhard Zucker zwischen Duhnen bei Cuxhaven und Neuwerk teilt das Reichspost ministerium mit, daß eine Posibeförderung mit Rakete in Deutschland bis jetzt nicht stattgrfunden bat, und daß nach dem bisherigen Ergebnis der Versuche eine Be nutzung der Zuckerschen Raumrakete zur Postbeförderung vorläufig nicht in Frage kommt. Getarnte Marxisten mit — Puppentheater. In kom munistischen Waldheimen und Volkshäusern der SPD. um Stuttgart fand man eine große Zahl von Puppen theatern, mit denen der Marxismus bewußt in die Jugend hineingetragen wurde. Nun tauchen in letzter Zeit, vor allem aus dem Lande, wieder eine Menge neuer Leute mit solchen Theatern auf. Der Deutsche Bund der Puppen spieler wendet sich daher an die Behörden, Kulturstellen und Schulleitungen und bittet, die deutsche Jugend vor solchen unkontrollierbaren Darbietungen zu schützen. Kommunist auf der Flucht erschossen. In der Nähe des Konzentrationslagers Esterwegen im Emsland wurde ein Insasse des Lagers auf der Flucht erschossen. Zwei neue Fliegerweltrekorde. Der bekannte fran zösische Flieger Marcel Doret hat auf der Strecke Paris— Orleans zwei neue Weltrekorde aufgestellt, indem er mit 2000 ilnd 1000 Kilogramm Nutzlast 2000 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 255 Stundenkilo metern zurücklegte. Wunderbare Heilung in Lourdes. Die Pariser Presse berichtet, daß in dem berühmten französischen Wallfahrtsort Lourdes , an den Pyrenäen, der in einer Grotte eine wunderbar heilkräftige Quelle besitzt, wieder ein aufsehenerregender Fall einer plötzlichen Heilung vor gekommen sei. Ein dreijähriges schwer schwindsüchtiges Kind, das von den Ärzten schon völlig aufgegeben war, wurde durch Trinken von Wasser aus der heuigen Grotte in Lourdes nach drei Tagen völlig gesund. Deutscher Kommunistenführcr in Polen ermordet. Aus einem Nebenfluß der Weichsel bei Warschau wurde eine Leiche geborgen, deren Identität nicht gleich fest gestellt werden konnte. Nun stellt es sich heraus, daß es sich um einen führenden deutschen Kommunisten handelt, der vor kurzem illegal nach Polen kam und größere Geld summen, wie vermutet wird, einen Teil der kommunisti schen Parteikasse, bei sich führte. Man nimmt an, daß es sich um einen Raubmord handelt. Der Name des Er mordeten wird geheimgehalten. Die offizielle Aufklärungsschrift der großen bevölkerungs politischen Propagandaaltion des Neichsministeriums für Volksausklärung und Propaganda. Kleine NachelSte«. Besprechung beim Führer über landwirtschaftliche Fragen. Berchtesgaden. Die Ncichspressestelle der NSDAP, teilt mit: Reichskanzler Adolf Hitler empfing den Reichs- ernährungsministcr Darrs, Ministerpräsidenten Gran zow, die Staatsräte Meinberg und Pappe sowie die Herren Dr. Neischle und von Zeppelin zu einer Besprechung über aktuelle agrarpolitische Fragen. Der Schauspieler Max Adalbert gestorben. München. Der bekannte Berliner Schauspieler Max Adalbert ist in einem Münchener Hotel an Nierenerweiterung und Lungenentzündung gestorben. Er war in den Münchener Kammcrspielen im Schauspielhaus ausgetreten und hatte noch mit hohem Fieber gespielt. Schwedischer Gcwerlschaftsboykott gegen Deutschland mißglückt. Stockholm. Der von den sozialdemokratischen schwedischen Gewerkschaften mit großem Apparat aufgezogene Boykott deutscher Waren ist vollkommen mißglückt. Wie aus der schwedischen Presse hervorgcht, nehmen alle einsichtigen und ausschlaggebenden Wirtschaftskreise geschlossen von dem Boy kott Abstand. Aus Gachsrns Gerichissälen. Urteile des sächsischen Sondergerichts. Das Sondergericht für Sachsen in Freiberg beschäftigte sich mit einer Reihe Straffällen wegen Verbreitung kommu nistischer Druckschriften und Aufstellung unwahrer Behauptung. Wegen Verbreitung verbotener Schriften hatten sich der Schuhmacher Hettwer, Schlosser Schrapel und Möbeltischler Panitz aus Dresden zu verantworten. Da es sich um Schriften hochverräterischen Inhalts handelte, mußte wieder einmal scharf durchgegriffen werden, und so erhielten Hettwer ein Jahr zwei Monate, Schrapel und Panitz je acht Monats Gefängnis. — Der Kapellmeister Brettschneider aus Klotzsche hatte in der Mitternachtsstunde in der Waldschänke Hellerau in angcheitertem Zustande sich über die Mitglieder der säch sischen Regierung in der Weise ausgesprochen, daß diese Ver bindungen zu Logen hätten und aus ihren Stellen entfernt werden müßten. Da er sonst in politischer Beziehung sich nichts hat zuschulden kommen lassen und stets für die national sozialistische Regierung eingctreten ist, ließ das Gericht Milde walten und verurteilte ihn zu fünf Monaten Gefängnis. — Wegen Verbreitung kommunistischer Druckschriften standen der Dreher Gräfe, Schlosser Grimmer, Arbeiter Laga und Berg mann Pätzold, sämtlich aus Chemnitz, unter Anklage. Tie Angeklagten haben gemeinsam im Juni die Druckschrift „Fan fare" der antifaschistischen Front vertrieben. Die Verhandlung bot ein interessantes Bild über die kommunistische Taktik beim Vertrieb illegaler Hetzschriften. Da deni Vertrieb endlich Einhalt geboten werden muß, wurden verurteilt: Gräfe zu zehn, Grimmer zu acht Monaten, Laga zu einem Jahr vier Monaten und Pätzold zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis. — Die letzte Verhandlung brachte wieder den Beweis des leb haften Schmuggels kommunistischer Druck schriften aus der Tschechoslowakei. Der tsche chische Staatsangehörige Reichert aus Haßlau hat mit einem anderen Genossen ein größeres Paket Zeitungen „Die neue Welt", die in Straßburg gedruckt werden, über die Grenze ge bracht und vom nächsten Postamt an die Frau des Angeklagten Schmidt nach Slsnitz gesandt. Bereits eine Stunde nach Ein treffen des Paketes in der Wohnung des Schmidt wurde von der Polizei zugcgrifsen und die Zeitungen beschlagnahmt. Tas Gericht verurteilte Reichert und Schmidt zu je acht Monaten Gefängnis. -t- Verurteilte kommunistische Hochverräter. Schwere Zuchthausstrafen wegen Sprengstoffdiebstahls. Der 1. Strafsenat des Oberlandesgerichtes Dresden per- handelte gegen sechs Angehörige der früheren KPD. in Rei - chenback i N. Sie hatten im Februar 150 Sprengkapseln und sechzig Pfund, Sprengstoff, der aus einem bereits im ^ahre 1924 ausgefnhrten Diebstahl herrührte und seitdem verborgen gehalten worden war, in die Wohnung eines der Angeklagten geschasst und spater in einem Steinbruch gut ver packt vergraben. Einen Teil des Sprengstoffes hatten sie an Gennnungsgsnossen in Falkenstein abgeliefert und dafür Zünd schnur eingetauscht. Die Angeklagten leugneten zwar, die Sprengmittel für den geplanten Umsturz bereit gehalten zu haben. Das Gericht schenkte ihnen aber keinen Glauben und ver- urteilte den Hofarbeiler Zeidler zu drei Jahren sechs Monaten, den Masaumsten Zeidler zu zwei Jahren sechs Monaten, den Maler Leithold und den Bauarbeiter Eckstein zu drei Jabrcn sechs Monaten, den Beifahrer Mühlmann zu zwei Jahren sechs Monaten und den Installateur Beyer zu drei Jahren Zuchthaus. U ruedsrscllutr cknrcb L. ^.lLermsnu komanrsntraie Ltatlgart 62) Richard« ließ das Blatt sinken und starrte verstört vor sich hin. „In Verfolgung Sylvias — was soll das bedeuten? Was ist geschehen? Warum kann sie denn entflohen sein? Wo befindet sie sich gegenwärtig?" „2a, nicht wahr — all dies fragte ich mich auch, leider ohne Antwort darauf zu finden! Und wie war es mit deinem Kutscher, liebe Richards? Hat er tatsächlich ein Gesicht gehabt?" Frau Helleport berichtete niedergeschlagen, was sich zugetragsn. Dr. Runger, der wohl sah, daß sie am Ende ihrer Kraft war und beständig mit Tränen kämpfte, wetterte und schalt auf den abergläubischen „Hokuspokus", durch den sich vernünftige Menschen nicht beeinflussen lassen dürfen, aber Richard« hörte gar nicht zu. Mitten in des Doktors Predigt hinein erschien abermals Frau Gröger und meldete den Polizeirat Werlinger an. Wie elektrisiert sprang Richard« auf. Sie nahm sich kaum Zeit, den Beamten mit den An wesenden bekannt zu machen. Dann fragte sie schon un geduldig: „Sie bringen mir Nachricht von meiner Toch ter, Herr Polizeirat?" „2a — und hoffentlich gute, vorausgesetzt, daß un sere auf Grund der vorläufig noch etwas dürftigen Nach richten hin gefaßten Annahmen richtig sind. Dies aber wird sich sogleich feststellen lassen, wenn Sie mir sagen, gnädige Frau, ob Amen ein Mann namens BelaLaß- witz bekannt ist?" „Gewiß! Er ist mein Neffe und war bisher der Verwalter meiner ungarischen Güter!" „Sehr gut! Dann entsprechen auch die uns zugekom menen Nachrichten der Wahrheit, und unsere darauf ge baute Annahme erweist sich als richtig! Ich glaube Ihnen daher schon jetzt die Versicherung geben zu kön nen, daß Sie 2hr Fräulein Tochter spätestens im Laufe des morgigen Vormittags wohlbehalten in die Arms werden schließen können!" Richarda atmete tief auf. „O Gott, ich danke dir!" Dann wandte sich Frau Helleport an den Be amten: „Aber, wo befindet sich meine Tochter gegen wärtig? Wie fanden Sie Ihre Spur? Was veranlaßte sie, mein Haus zu verlassen und vor allem, was hat mein Neffe Laßwitz mit all dem zu schaffen?" „Darauf kann ich vorläufig nur durch Wiedergabe der uns heute im Laufe dss Tages bekannt gewordenen Tatsachen antworten, deren Zusammenhang Sie jeden falls klarer durchschauen können, als es uns zur Zeit möglich ist. Also hören Sie: Kurz, nachdem Sie uns heute verlassen hatten, wurden wir von einem kleinen ungarischen Erenzamt amtlich angerufen. Man hatte dort gestern kurz vor Mitternacht ein Automobil an gehalten, das die Grenze ohne Paß passierte. Zwei Männer befanden sich darin, von denen der eine sich als Chauffeur Marbler, der andere als Ingenieur Trojan ausgab, beide in Diensten des Landesbauamtes stehend. Auch das Auto war ein Dienstauto des Bau amtes. Da aber der sich für den Ingenieur Trojan aus gebende Fahrgast keine Legitimationspapiere besaß und ich außerdem in verdächtig erscheinendem Zustand be- and — seine Kleider waren zerrissen und voll Straßen- ot, sein.Gesicht über und über mit Blut befleckt, wie auch seine Kleider " „Mit Blut? O Gott, so ist ihm doch ein Unglück zugestoßen? unterbrach Frau Troian den Sprecher heftig erschrocken, ! II „Es scheint nicht, denn man fügte hinzu, daß sich keinerlei Verletzungen an ihm festststellen ließen, außer unbedeutenden Hautabschürfungen im Gesicht. Er selbst behauptete, von unbekannter Hand meuchlings nieder geschlagen worden zu sein, als er sich eben zu einem Stelldichein mit seiner Braut begeben habe, und dis Blutspuren rührten von Nasenbluten her, das durch den Fall hervorgerufen wurde. „Die ungarische Erenzbehörde aber glaubte kein Wort von dieser Rechtfertigung, ebenso wie sie den Aus sagen des Mannes mißtraue, daß seins Braut gewalt sam entführt wurde und er hinter ihr her sei. Sie nehme vielmehr an, der Mann komme direkt von einem begangenen Verbrechen und habe mit seinem Helfers helfer in dem offenbar gestohlenen Auto über die Grenze flüchten wollen. Um so mehr, als das von ihm angeblich verfolgte Auto einem reichen ungarischen Sportsmann gehörte, dessen Paß sich in tadelloser Ord nung befand und auf Bsla Laßwitz samt Frau mrd Kammerdiener ausgestellt war. Man setzte also die beiden verdächtigen Männer hin ter Schloß und Riegel und fragte bei uns an, ob wir etwas über ein am Abend zuvor begangenes Verbrechen wüßten, dem wahrscheinlich der wirkliche 2ngenieur Trojan zum Opfer fiel. Nun war hier nichts über ein derartiges Verbrechen bekannt und Angaben im Bau amt ergaben, daß die in Ungarn festgehaltenen Män ner sehr wohl diejenigen sein könnten, für die sie sich ausgaben, denn beide waren samt dem von ihnen be nützten Dienstauto abgängig. Allerdings konnte ebenso gut die Annahme des Crenzamtes richtig sein. Wir er suchten also um genaueste Personalbeschreibung. In zwischen hatte sich das Erenzamt aber auch mit Buda pest in Verbindung gesetzt und angefragt, ob Herr Bel« Laßwitz samt Frau tatsächlich verreist gewesen und glücklich heimgekehrt sei." > (Forts, folgt.)