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I WÜSbrvff« Tagedlatt ! 2. Blatt Nr. 211 / Sonnabend, den 9. September 1933 Crnteäankfelt. Fühlt ihr's heut' nicht, wie mit den Heimatschollen Verwurzelt ist des deutschen Menschen Blut, Wie tief in ihnen seiner übervollen, Lichtgläub'gen Seele ganze Liebe ruht? Begreift ihrs nicht, warum die Besten sanken Für sie vorm Feind, im Tod noch treu und groß, Und wie sich ewig heilge Bande ranken Um uns und unsrer Muttererde Schötz. Der vollbeladne letzte Erntewagen, Der heut vom Felde in die Scheuer schwankt, Er will mit seiner goldnen Fülle sagen, Was ihr der deutschen Ackerscholle dankt! Und wie vom Abendwinde leis zerrissen Der Ernteglocken Lied vom Dorf her schwinkt, Da raunt in ihnen jener Einheit Wissen, Die sich um Gott, um Mensch und Scholle schlingt. Wir konnten wohl die braunen Furchen bauen Im Ackerland, die Hand an unserm Pflug. Wir konnten Samen seinem Schötz vertrauen, Doch datz die Erde Frucht und Ernte trug Und datz durch nie erforschtes erckges Weben Der Kräfte in dem braunen Ackerland Der Scholle Segen wird, von dem wir leben, Das danken wir allein des Schöpfers Hand! Und stehn wir preisend Heutz an dem Altäre, Um uns der Ernteglocken jauchzend Lied, So folln wir wissen, datz, was alle Jahre Unfatzbar, segnend sich an uns vollzieht, Nur Zeugnis ist von jener übervollen, . Urew'gen Liebe, die im Weltall wacht, Und die auf ewig Mensch und Ackerschollen In Gottes Hut zu einer Einheit macht! Felix Leo Göckeritz. Amtliche sächsische Verordnungen. Aushänge, Warenhandel und Geldsammlungen innerhalb der Dienstgebäude. Das sächsische Gesanitministerium hat eine neue Ver ordnung über Aushänge, Warenhandel und Geldsamm lungen innerhalb der Dienstgebäude erlassen, in der unter anderem bestimmt wird: Mitteilungen von Privat personen sind zum Aushang nur zugelassen, wenn sie Angelegenheiten betreffen, an denen ein dienstliches Inter esse besteht. Zulässig sind danach insbesondere Aushänge über Fdrtbildungslehrgänge für Beamte, Erteilung von Sprach-, Kurzschrift- und Sportunterricht, Wohnungs ougebote. — Nachoem der Parteienstaat überwunden, die NSDAP, der Staat geworden und das immer tiefere Ein dringen in den nationalsozialistischen Staatsgedanken vor allem sür die Beamten, Angestellten und Arbeiter der Behörden dringlichstes Gebot geworden ist, sind Aus hänge der NSDAP, und ihrer parteiamtlichen Unterorganisationen zugelassen. Das gleiche gilt für Wsrbeaushänge der parteiamtlichen Zeitungen und Zeit schriften der NSDAP. Aushänge von Organisationen, die nicht der NSDAP, parteiamtlich zugehören (zum Beispiel Beamtenverbände, Arbcitnehmervereinigungen), sind nur dann zuzulassen, wenn die schriftliche Befürwortung der örtlichen politischen Leitung der NSDAP, oder ihrer zu ständigen Unterorganisation (zum Beispiel Fachschaft, NSBO.) beigebracht wird. Soweit Aushänge unzulässig sind, dürfen Mitteilungen innerhalb der Dienstgebäude auch nicht ausgelegt, verteilt oder in Umlauf gesetzt werden. Innerhalb der Dienstgebäude ist der Verkauf von Waren und das Sammeln von Warenbestellungen, wie überhaupt jede Art von Handelstätigkeit nicht zu gelassen. Das gilt auch für den Vertrieb von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen. Den Beamten ist auch unter ¬ sagst innerhalb der Dienstgebäude Bestellungen für den gemeinschafrlichen Bezug von Waren zu sammeln oder gemeinschaftlich bezogene Waren zu verteilen. In Speise- nnd Erfrischungsräumen dürfen die Waren verkauft werden, sür deren Vertrieb in diesen Räumen die Geneh migung erteilt worden ist. Milch darf auch außerhalb der Speise- und Erfrischungsräume zum alsbaldigen Ver brauch Vertrieben werden. Geldsammlungen sind innerhalb der Dienst gebäude zur Vermeidung von Betriebsstörungen und aus grundsätzlichen Erwägungen beamtenpolitischer Art nicht zugelassen. Das gilt auch für Geldsammlungen zu vater ländischen, wohltätigen oder gemeinnützigen Zwecken. Diese Bestimmung findet keine Anwendung auf die „Stif tung für die Opfer der Arbeit" und auf die „Freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit". Entlassungen aus dem Gemeindedienst. Der Reichsstatthalter hat auf Vorschlag des Innen ministeriums die nachstehenden Entlassungen auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamten tums vom 7. April 1933 verfügst und zwar wurden ent lassen nach 8 2: Bürgermeister i. R. Kühnel (Leutersdorf), Bürgermeister Seerig (Grießbach), Stadtrat Diez (Plauen, Vgtland), die Stadträte i. R. Schleicher und Haubold (Meerane); nach § 3 bzw. 8§ 8fl.: Assistenzarzt im Küch- waldkrankenhaus Dr. med. Georg Mallison (Chemnitz); nach 8 4: die Bürgermeister Berger (Oberweischlitz), Hof mann (Hartmannsdorf bei Chemnitz), Clauß (Hohndorf, Amtsh. Flöha), Oberstadtbaumeister Stabenau (Stollberg), Stadtamtmann Purucker (Olsnitz i. V.), Stadtamtmann Bauer (Leipzig). Sachverständige für Segelflugzeuge. Das sächsische Ministerium des Innern — Luftamt — hat zu Sachverständigen für. die Prüfung der Verkehrs sicherheit von Segelflugzeugen auf Grund des 8 13 Abs. 3 der Reichsverordnung über Luftverkehr ernannt: Prof. Dr. Erich Trefftz, Dresden-A. 24, Kulmstraße 1, Dipl.-Ing. Kurt Erdmann, Ministerium des Innern, Dresden-N., Pol.-Hauptmann Lehmann, Ministerium des Innern — Luftamt —, Dresden-A., Schloß, Polizeioberleutnant Wolff, Leipzig-N. 21, Flughafen, Polizeioberleutnant Mau, Dresden-N. 15, Flughafen^ Polizeioberleutnant Lehnert, Katastrophen Schwere GmbenkMrophen in Sstoberschlesien. Mehrere Todesopfer. In dem Mogrzijow-Schacht bei Sosnowice in Ost- oberfchlesien ereignete sich ein Pfeiler zusammenbruch, bei dem fünf Bergleute, hauptsächlich Jugendliche, verschüttet wurden. An dem zusammengebrochenen Pfeiler arbeiteten 12 Mann, von denen sich sieben rechtzeitig durch Flucht in einen nicht gefährdeten Nebenstollen in Sicherheit bringen konnten. Die fünf verschütteten Bergleute konnten trotz fieberhafter Rcttungsarbeiten noch nicht gerettet werden. Es besteht wenig Hoffnung, sie lebend zu bergen. Ein weiteres Unglück ereignete sich auf den Boer- Schächten in Kostuchna, wo zwei Bergleute von ein stürzenden Koh le nm assen verschüttet und erschlagen wurden. Auch hier handelt es sich um einen Pfeilereinsturz, was auf den Zustand der polnischen Kohlengruben ein ungünstiges Licht wirft. — Schließlich kam es auch in der Radzonkagruppe in Ostoberschlesien zu einem Kohleneinsturz, bei dem ein Bergmann verschüttet und nach 30stündiger Rettungsarbeit als Leiche "borgen wurde. * Fünf Militärflieger tödlich adge„urzi. In der Nähe von Kielce in Polen find während eines Luftmanövers des 2. Fliegerregiments aus Krakau zwei Militärflugzeuge in der Luft zu- Chemnitz,Flughäfen,'PolizeiöberHuina Berger, Planen, Flughafen. Gewährung von Werbevergütungen an Beamte. Die sächsische Negierung veröffentlicht folgende Ver ordnung: Von manchen Industrie- und Handelsunter nehmungen werden Beamten und Lehrern Vergütungen für die Zuführung neuer Kunden, die sie bei Ausübung ihres Dienstes gewinnen sollen, in Aussicht gestellt. Solche Angebote bringen die Beamten und Lehrer in die Gefahr, ihre Amtspflichten zu verletzen, denn sie setzen in der Regel voraus, daß der Beamte und Lehrer seinen dienst lichen Einfluß zu geschäftlichen Zwecken mißbrauchen soll. Die Ministerien erwarten, daß sich die in Betracht kommen den Wirtschaftskreise künftig solcher Ansinnen an die Be amten enthalten, die Beamten und Lehrer haben solche Angebote künftig unbedingt abzulehnen und alle Unter nehmungen, die in dieser Weise an sie herantreten, dem Wirtschaftsministerium namhäft zu machen. Prüfungsordnung sür Krankenkassenangestellte. In einer 3. Änderung der Prüfungsordnung für Krankenkassenangestellte erklärt das sächsische Arbeits- und Wohlfahrtsministerium die Amtsdauer der gegenwärtigen berufenen Mitglieder des Prüfungsamtes und der Prü fungsausschüsse für Angestellte von Krankenkassen im Frei staat Sachsen und ihrer Stellvertreter für beendet. Für den Bezirk des Freistaates Sachsen wird ein Prüfungs amt mit dem Sitze in Dresden gegründet. Es besteht aus einem Regierungsvertreter, für den Stellvertreter ernannt werden können, und sechs weiteren Mitgliedern. Von diesen werden drei als Vertreter der Krankenkassen und die übrigen drei als Vertreter der Angestellten durch das Arbeits- und WohLahrtsministerium berufen. Schankerlaubnis und Speisenabgabe in Warenhäusern. Das sächsische Wirtschaftsministeriüm hat auf Grund von Artikel 18 7 Abs. 2 des Gesetzes zum Schutze des Einzelhandels vom 12. Mai 1933 einer großen Anzahl von Warenhäusern und Einheitspreisgeschäften di« Schankerlaubnis entzogen sowie die Abgabe zubereiteter Speisen zum Genuß auf der Stelle verboten. Für die Auflösung der Schank- und Speisebetriebe ist eine Frist bis Ende September 1933 gewährt worden. in aller Welt. sammengestoßen.' Die beiden Flugzeuge stürzten ab und wurden völlig zertrümmert. Die vier Insassen, zwei Fliegerofsiziere und zwei Unter offiziere, fanden den Tod. — Ferner ereignete sich auf dem Flugplatz in Thorn ein Flugzeugunglück, dem der 29jährige Fliegerleutnant Fichs zum Opfer fiel. Während einer Kampfübung des 4. Fliegerrcgiments versagte plötzlich die Steuerung des Flug zeuges und die Maschine stürzte ab. Unter den Trüm mern wurde die Leiche des Fliegers hervorgezogen. Japanische Stadt durch Seebeben zerstört. Aus einer westlich von Japan gelegenen Insel wurde durch den Ausbruch eines unterseeischen Vul - laus die Stadt Napoo säst vollkommen zerstört. 18V Häuser wurden vernichtet. Nach vorläufigen Angaben kamen 70 Personen ums Leben. Güterzug fährt in einen Kraftwagen. Drei Todesopfer. Bei Einfahrt eines Güterzuges auf dem unbeschrank ten Bahnübergang bei Schlüsselburg (Weser) aus der Strecke Nienburg—Minden wurde ein Personen kraftwagen überfahren. Drei Personen wurden getötet eine Person ist schwer ver- l e tz t. Der Führer der Kraftwagens war ein Herr Fritz Dresemann aus Hamburg, neben dem seine Frau und eine Frau Tieting aus Stemmer bei Minden und eine Frau Lisette Krüger aus Hausberge sich in dem Wagen befanden. Dresemann, seine Gattin und Frau Tieting sind tot, während Frau Krüger schwere Verletzungen da vontrug. 60) „Aber das ist ja ganz entsetzlich — mir zittern alle Glieder vor Schreck." Frau Siebert ließ sich in einen Stuhl fallen. „Weitz man denn schon etwas über den Inhalt dieses fürchterlichen Testaments?" „Nein. Es soll morgen in Gegenwart von uns Er ben bei Gericht eröffnet werden!" „Aber was fangen wir denn nun an, Olga? Kann man uns denn zwingen, alles wieder heräuszugeben? Ich habe ja nicht einmal mehr das ganze Geld! Ich schaffte doch allerlei an für die Mädchen —" „Darüber eben wollte ich mich ja mit Adolf beraten! Wir müssen da natürlich solidarisch vorgehen. Meiner Meinung nach müßte sich das Testament doch an fechten lassen, da Sylvia nicht mit Randals verwandt war." Drautzen klingelte es. Frau Siebert sprang auf. „Das ist Adolf — gott lob!" — Siebert kam in Lester Stimmung heim. Die in Lin denhof erlittene Demütigung hatte er bereits so ziem lich überwunden. Schließlich war die Anweisung in seiner Tasche doch eine Tatsache so erfreulicher Art, datz man die unangenehmen Begleitumstände darüber ver gessen konnte. Aber sein Gesicht wurde nun doch von Minute zu Minute länger, als die beiden Frauen mit der Hiobs post von dem aufgefundenen Testament über ihn her fielen. Die Erbschaft wieder herausgeben — das war freilich keine angenehme Ueberraschung! Indes, während er zuhörte, berechnete er im stillen bereits, datz es für ihn persönlich gar nicht so schlimm aussah. Denn während die anderen drei Erben nun alles verloren, blieb ihm selbst ja doch immer noch die Million, also weit mehr, als sein Anteil an der Randal- schen Erbschaft nach Abzug der Steuern und Gebühren betragen Hütte. Adolf Siebert zerstörte alle Hoffnungen auf eine mögliche Anfechtbarkeit des Testaments, indem er den beiden Frauen mitteilte, datz Sylvia Karl Theodors Tochter sei, was gewiß auch in dem Testament erwähnt sein würde. „Aber woher weißt du denn dies alles?" fragte die Hofrätin kleinlaut, als er schwieg. Siebert antwortete ruhig: „Durch Nachforschungen, die ich jener Briefe wegen — du weißt, sie wurden seinerzeit als Autogramme ausgeboten — anstellte. Marenzeller leitete mich auf die Spur, so brachte ich alles heraus. Sylvia befindet sich übrigens bereits — was euch gewiß interessieren wird, — bei ihrer Mutter, einer Frau Helleport, die viele Millionen besitzt!" „Welche Ungerechtigkeit vom Schicksal!" rief Frau Malwine empört. „Und da erbt sie uns nun auch noch Karl Theodors Geld vor der Nase weg!" Richarda Helleport war etwas ruhiger aus dem Po lizeibureau heimgekehrt. Der negative Erfolg — daß bisher kein Unglücksfall gemeldet worden war, auf dessen Opfer die Personalbeschreibung der beiden Ver schwundenen irgendwie stimmte — erschien ihr schon etwas tröstlich. Und da sie sofort hohe Preise aussetzte für die Aus findigmachung ihrer Tochter sowie deren Bräutigam, ja sogar für jede Nachricht über die beiden, kamen ihr die Beamten äußerst liebenswürdig entgegen, und das ganze verfügbare Personal war bald auf den Beinen. Telegraph und Telephon spielten nach allen Rich tungen; und als der Leiter Les Amtes sie schließlich per ¬ sönlich bis an ihren Wagen begleitete, gab er ihr die tröstlichsten Versicherungen mit auf den Weg. Auch versprach er sofortige Verständigung, sobald irgend eine Spur der Vermißten gesunden worden sei. Für Richarda und Elena bedeutete hauptsächlich das Gefühl eine Erleichterung, daß nun wenigstens alles geschehen sei, was sich für den Augenblick hatte tun lassen. Richarda war vollkommen damit einverstanden, daß das junge Paar sobald als möglich heiratete, bat aber Elena um Fürsprache bei ihrem Sohn, daß er ein willige, mit Sylvia auf Lindenhof zu wohnen, wohin auch Frau Trojan übersiedeln solle. „Glaubst du, daß er es tun wird? Ich will ihm ja ganz gewiß nicht lästig fallen als Schwiegermutter und Sylvia nur dann für mich beanspruchen, wenn sein Be« ruf ihn auswärts in Anspruch nimmt," sagte sie. „Aber sie in meiner Nähe zu wissen und mich an ihrem Glück mitfreuen zu dürfen, würde ja schon Son nenschein für mich sein!" „Das Haus hier ist ja groß genug! Wir räumenden jungen Leuten eine behagliche Wohnung im Mittel flügel ein, und für dich und mich bleiben nach dem ehe maligen Weinberg zu im Anbau noch zwei nette Quar tiere zu je drei Zimmern. „Das Erdgeschoß bleibt den jungen Leuten für ge sellige Zwecke. Und natürlich mutz Roby ein Auto be kommen, damit er durch die weite Entfernung keine Zeit verliert. Das Auto soll mein Hochzeitsgeschenk für sie sein." So spannen sie Pläne und vergaßen beide darüber ein wenig ihre Sorge, obwohl sie einander oft mitten in einem Satz beklommen in die Augen sahen, und Elena Trojan seufzend murmelte: „Ach, es wäre alles so wunderschön —-1swenn wir nur auch schon Nachricht von ihnen hätten^^^^^