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MMusserTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstallen und Post boten, unsereAusträgeru. . UN" NN .. . Geschäftsstelle, nehmen zu jederZeitBestellungenent. Wochenblatt für Wllsdrusf u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger " Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Llcserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke crsolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die « gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Sieichspsennige. Borge» fchriebene Erscheinung-- .. tage und Platzoorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annahme bisvorm.10Uhr. » ' Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabaltanspruch erlisch«, wenn der Betrag durch, Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 50 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstan« den 28. Februar 1933 ReiWWMdc in Mnd MM. KmmnWW NtiWer - WM z« klMMkiWer LemmM? - Bisher 88 BttWmgks Ser Reichstag in Flammen. Brandstiftung erwiesen. Im Reichstagsgcbäude entstand ein Brand, der so gleich so große Ausmaße annahm, daß die Feuerwehr mit zehn Löschzügen zum Brandort eilte. Das Feuer ist zu gleich an mehreren Stellen — man spricht von fünf Stellen — ausgekommen. Es liegt erwiesenermaßen Brandstiftung vor. Ein großes Polizeiaufgebot hat das Reichstagsgebäude in weitem Umkreise abgcsperrt, Tausende von Schaulustigen sind zusammengeströmt. Der Brand im Reichstag ist schon von weitem sichtbar. Die große Kuppel über dem Reichstag ist vom Widerschein des Brandes hell erleuchtet. Die Flammen züngeln aus der Spitze der Kuppel, die einzustürzen droht. Kurz nach 10 Uhr abends stand der halbe Plenar sitzungssaal sowie die frühere Kaiserloge in Flammen. Der Sitzungssaal wird ganz ausbrennen. Die Kriminalpolizei soll nach noch unbestätigten Meldun gen einen Mann, der unter dem Verdacht der Brand stiftung steht, bereits festgenommen haben. Die Lösch arbeiten werden durch die unmittelbare Nachbarschaft der Spree wesentlich erleichtert. Zahlreiche Schlauchleitungen führen durch das gesamte Gebäude des Reichstages. Die Feuerwehr hat an verschiedenen Stellen Turmleitern an gesetzt, um auch von außen her dem Brande zu Leibe zu gehen. Sitler und von Papen im brennenden Reichstag. Sofort nach Bekanntwerden des Brandes eilte Reichs kanzler Hitler an die Brandstätte, um sich von dem Fort gang der Löscharbeitm persönlich zu überzeugen. Auch der Präsident des Reichstages, Göring, und Vizekanzler von Papen halten sich im Reichstagsgebäude auf. Das Plenum des Reichstages war gegen 10.30 Uhr abends bereits völlig ausgebrannt. Das Feuer sand hier reiche Nahrung, da die Holzbekleidung, die bereits dreißig Jahre alt ist, vollkommen ausgetrocknet ist. Besonders an den Tribünen brach sich daS Feuer mit reißender Geschwindigkeit Bahn, da die Tribünen völlig aus Holz bestehen. Die gewaltige Kuppel über dem Sitzungssaal, die aus Glas besteht, ist bereits an mehreren Stellen gebrochen und droht einzu stürzen. Die überaus wertvolle Bibliothek des Reichstages wird mit allen zur Verfügung stehenden Kräften, ebenso wie die Wandelhalle, geschützt. Ste Sache nach -en Brandstiftern. Die Polizei hat außerordentlich strenge Maßnahmen ergriffen, um der Schuldigen habhaft zu werden. Das ganze Haus wird systematisch durchsucht. Das kann unter Umständen Stunden und Tage dauern, da es in allen Stockwerken vom Keller bis zur Kuppel zahllose Schlupfwinkel gibt. Die Tat ist offenbar dadurch begün stigt worden, daß es für Personen, die sich auf Reichstag s- abgeordnete berufen, leicht ist, in das Reichstagsgebäude hineinzugelangen. Es ist daher möglich, daß sich nock- mehrere Personen, die an der Tat beteiligt sind, noch im Hause versteckt halten. Die polizeilichen Vernehmungen der Angestellten werden sofort nach Löschung des Brandes ausgenommen. Auch in der Umgebung des Reichstaaes wird der Verkehr außerordentlich scharf überwacht. Selbst Personen, die mit Presse- und Polizeiausweisen versehen sind, werden auf ihre Personalien geprüft. Zwanzig IrandHerde im Reichstag. ' Der vernichtete Sitzungssaal. Eine Stunde vor Mitternacht hatte es den Anschein, als ob die Gefahr, daß das ganze Reichstagsgebäuve von dem gewaltigen Feuer in Mitleidenschaft gezogen würde, gebannt sei. Während noch eine halbe Stunde vorher die Funken bis Weit in den Tiergarten heraussprühten, lag gegen 23 Uhr die Kuppel des Reichstages in einem -unkMotLN^SchimM,^ Inzwischen konnten nicht weniger als etwa zwanzig Brandherde festaestellt werden. Es waren größtenteils Anhäufungen von Lumpen und Holzwolle, die aber nur zum Teil in Brand geraten sind. Ein Teil des Kuppelgerüstes ist gegen 22.45 Uhr ein gestürzt. Der Sitzungssaal des Reichstages bietet das Bild eines wüsten Durcheinanders. Riesige Wassermengcu sind in den Saal hinsingepumpt worden. Allenthalben liegen verkohlte Holzstücke und sonstige Gegenstände herum. Die Nachricht von dem Brande hatte sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt verbreitet. Große Men schenmengen waren herveigeeilt, die aber durch die über aus strengen Absperrungsmaßnahmen der Polizei nicht bis in die Nähe des Reichstages gelangen konnten. Auch zahlreiche Reichstagsabgeordncte erschienen in der Nähe des Wallot-Baues. Waren Kommunisten die Brandstifter? Bei dem Verhafteten soll es sich um einen holländi schen Kommunisten namens van Derling handeln. Außer ordentlich bemerkenswert ist die Tatsache, daß am gleichen Nachmittag im Gebäude des Reichstages eine kommuni Mche Versammlung statwen-ndcn Kat. Sie Trümmer-ätte im Walloibau. Kurz nach 23 Uhr verließ Reichskanzler Hitler das Reichstagsgebäude. Darauf wurde der Presse Zutritt ge währt. überall lagen noch die schweren Schlauchleitungen umher, da im Sitzungssaale das Feuer noch hell brannte, und auch auf die Pressezimmer übergegrissen hatte. Die Wandelhalle war völlig mit Rauch erfüllt. Im Sitzungs saal sind der Sitz des Präsidiums und die Abgeordneten- plätze wie die Tribünen nahezu völlig ausgebrannt. An den Wänden sind Mauerteile geborsten und hcrabgebrochen. Einzelne Pfeiler sind von der Glut geschmolzen. Die Kuppel selbst ist nicht zusammengebrochen, sondern das Glasdach. Die Feuerwehr konnte zwei Hauptfeuerherde entdecken und zahlreiche Nebenstellen. Das Feuer ist mit Feueranzündern und Petroleum entfacht worden. Eine Brandstelle befindet sich auch in unmittelbarer Nähe des Zimmers des Reichskanzlers, doch ist sie anscheinend rasch zum Erlöschen gekommen. Der Teppich weist große Brandspuren auf. Auch im Restaurant ist eins große Brandstelle vorhanden, einige Fernsprechzellen sind eben falls verbrannt. über die Persönlichkeit des festgenommenen einen Brandstifters steht noch nichts fest. Er soll ausläudischen Akzent gesprochen haben und weigerte sich, seinen Namen zu nennen. Die zahlreichen Brandstellen deuten darauf hin, daß an der Brandstiftung mehrere Personen beteiligt gewesen sein müssen. Der Direktor des Reichstages, Geheimrat Galle, wies darauf hin, daß es im Reichstag wie in einem Tauben schlag zugeht, da viele Besucher, die einen Abgeordneten sprechen wollen, zu diesem geführt werden und dann ohne Begleitung im Hause umherschweisen können, über die Besucher würde eine Liste geführt. Von 22 Uhr ab fänden regelmäßige Rundgänge der Pförtner durch alle Zimmer des Hauses statt. In dem weitverzweigten Gebäude sei es jemandem, der sich verbergen wolle, sehr leicht möglich, dies zu tun. Der Schaden gehe in die Hunderttausende. Der Schoß in das ReichStaasaehSude. Die Brandstifter arbeiteten mit Fackeln. Es steht außer allem Zweifel, daß das Feuer mit Hilfe von Fackeln an den verschiedenen Brandstellen zur Entzündung gebracht worden ist. Ein Schußpolizeibeam ter, der sich nach Ausbruch des Brandes vor dem Neichs- tagsgebäude aufhielt, bemerkte plötzlich hinter der Scheibe einen Vorbeihuschenden Fackelträger, auf den er sofort einen Schuß abfeuerte. Ob der Be treffende getroffen worden ist, ließ sich bisher noch nicht feststellen. Sicher ist jedenfalls, daß an mehreren Stellen des Reichstagsgebäudes einwandfrei das Aufflackern von Feuer beobachtet wordeu ist. 80 Verhaftungen. Berlin. Im Zusammenhang mit der Brandstiftung im Reichstagsgebäude sind bis heute vormittag 80 Verhaftungen erfolgt. Unter den Festgenommenen befinden sich zahlreiche kommunistische Abgeordnete, deren Namen aber noch nicht be kannt sind. U. a. ist auch der bekannte kommunistische Vertei- diger, Rechtsanwalt Litten, sestgenommen worden. Gründliche Untersuchung des Rsichstags- gebäudes. Das Feuer schwelt noch. Berlin. Vor dem Reichstagsgebäude hatten sich zahl reiche Reichstagsabgeordnete eingefuden, die sich nach ihren Arbeitszimmern begeben wollten. Auch sie wurden nicht ins Haus gelassen, da eine gründliche Untersuchung des ganzen Reichstagsgebäudes von den Kellern bis zur Kuppel nach Mit helfern des Brandstifters vorgenommen wird. Diese Unter suchung kann noch viele Stunden in Anspruch nehmen. Das Feuer schwelt im Sitzungsfaale immer noch weiter, so daß noch immer aus zwei großen Rohren Wasser gegeben werden muß. Der Sitzungssaal selbst bietet ein trostloses Bild. Er ist voll kommen ausgebrannt. Dicke Rauchwolken lagern noch über dem Naum. Das Glasdach des Sitzungssaales ist vollkommen zerbrochen. Das Feuer hat auch in den Räumen, die für die Presse bestimmt sind, großen Scheden ungerichtet. Dort sind die Pressezimmer der Parlamentsdienste, der Tclegrap'en- Union, der Zentrumspresse, der sozialdemokratischen Presse u d einiger Zeitungen des Reiches vollkommen ausgebrannt. Ls muß angenommen werden, das; hier ebenfalls ein großer Brandherd gelegt worden ist. Die Kuppel des Reichstages selbst ist auch erheblich mitgenommen. Zahlreiche Glasscheiben der Kuppel sind zerbrochen. Einige Eisenstangen sind zusam mengestürzt. Im ganzen ist aber das Kuppelgewölbe erhalten geblieben. Durchgreifende Maßnahmen gegen den kommunistischen Terror. Berlin. In dem Bericht des amtlichen preußischen Pressedienstes über den Brand im Reichstag wird das vor läufige Ergebnis der Untersuchung bekanntgegebcu: Man hat unter dem kommunistischen Zersctzungsmaterial, das im Karl-Liebknccht-Haus gefunden wordeu ist, Anweisun gen gefunden, wonach Regicrungsgebäude und lebens wichtige Betriebe in Braud gesteckt werden sollten. Schon für Dienstag 4 Uhr sollten für Berlin große Plünderungen angesctzt werden. Es stehe fest, daß in diesen Tagen in ganz Deutschland kommunistische Terrorakte gegen einzelne Persönlichkeiten begonnen und der allgemeine Bürgerkrieg entfesselt werden sollten. Der Neichskommissar für das preußische Juncnmiuisterium hat nunmehr verfügt, daß die Abgeordneten und Funktionäre der Kommunistischen Partei in Schutzhaft genommen werden. Die kommuni stische Presse ist auf 4 Wochen für ganz Preußen verboten worden. Auf 14 Tage verboten ist die sozialdemokratische Presse, weil der Brandstifter die Verbindung mit der SPD. zugegeben hat. Biandsiistmig im Berliner Schloß. Der Brand rechtzeitig gelöfcht. Auf noch rätselhafte Art brach in dem früheren kaiseo» lichen Schloß in Berlin ein Brand aus. Ein Doppel-' senster im Dachgeschoß hatte Feuer gefangen, doch konnte! der Brand noch rechtzeitig gelöscht werden. Von de« Kriminalpolizei wurde sestgestellt, daß Brandstiftung vor^ liegt. ! Von den Beamten wurden sogenannte Kohle- uniS Feueranzünder und verkohlte Reste von solchen vor<q gefunden. Auch lagen in der Umgebung des Brandherdes mehrere abgebrannte Streichholzreste. Man neigt zu de« Vermutung, daß die brennenden Anzünder durch den int der Nähe liegenden Luftschacht an den Brandherd be< sördert worden sind. Die Ermittlungen jin- »och nicht