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Mn Brie». ! Fortsetzung (als WMnachlsbelrachtung). Wir haben grstern, H«rr Minister Li-pin»ki, notge- dmngen die Vorwürfe zurückgewl-esen, die Sie dem „E. D." im Landtage gemacht haben. Wir möchten di« Gelegenheit der per» sSnlichen Fühlungnahme mit Ihnen laicht vopll-evgehen lasten, ohne zu versuchen, Sie mit dem ernsten Wollen der sog. bürgerlichen Presse, soweit sie gut geleitet ist, bekannt zu machen. Wir wissen, daß man in den Kreisen Ihrer alten und neuen Parteigenossen nicht gut auf die in Sachsen vorherrschenden Zeitungen, dir ehr- maligen Amtsblätter, zu sprechen ist. Man will ihnen den Garaus -machen, nachdem das einigermaßen erträgliche Kompromiß, das -wohl unter Einfluß des Herrn Ministerpräsidenten vor zwei Jahren abgeschlossen worden ist, den Zeitungen Ihrer Partei nicht das gebracht hat, was -erhofft murSc. Vielleicht ist es -möglich, daß man sich im Wege der offenen Aussprache näher kommt, zum Nutz und Frommen nicht der Zeitungen, sondern unsere» engeren Vater landes. Die Weihnachtszeit hielt man-ja, früher wenigstens, be sonders geeignet, Mißverständnisse aus -der Welt zu schaffen. Das Fest der Liebe, Lem kein Knltusministerialerl-aß etwas von seinem herkommenshemäßeu Einfluß auf die Herzen der Menschen nehmen kann, sollte auch auf politische Gegensätze seine Wirkungen aus strahlen. Die sächsischen Zeitungen vertreten zu schätzungsweise SS vom Hundert andere politische Anschauungen als Si«, Herr Minister. Das bedeutet u. E. nicht, Laß unter diesem Gegensatz allgemeine Interessen zu leiden haben. Es gibt in einem -Staate wie Sachsen Piel gemeinsamen Boden, auf dem politisch verschieden Denkende sich finden können. Zu den Zeiten, als Ihre heutigen Partei genossen Gradna-u-rr, Harnisch und Kühn noch -die Last ihrer Ministerwürden trugen, kam das oft genug zum Ausdruck. Wie kommt es, daß in den letzten Jahren sich das Verhältnis von Grund auf geändert hat? An dem sog. Bürgertum und der nicht- sozialistischen Presse liegt das nicht. Sie sind sich gleich geblieben. Wohl aber ist die Wurzel alles politischen Uebels die Lehre vom Klassenkampf, die von der Mehrheit der heutigen Minister in Wort und Dat proklamiert wird. Aus der Kl-assenkampfidee entstehen alle Unzuträglichkciten, durch die heute das Land geplagt wird. Die oben genannten Minister waren Gegner -des Dogmas von der alleinseligmachenden Wirkung -des Klassenkampfes, wie es alle Sozialisten sind, welche die Stärk« der Partei nicht nach dem Beifall einschätzen, der ihr von der Straße aus zu teil wird. Die Gunst der Masse ist ein trügerischer Boden zum Aufbau eines poli tischen Gebäudes, - Herr Minister. Wir wissen, daß der Masse der Klasscnkampfgedcmke dadurch schmackhaft gemacht wird, daß nran sagt, seine Durchführung sei notwendig zur Erlangung der politischen und wirtschaftlichen Dlacht. Nach Erreichung dieses Zieles erledige er sich automatisch-. Dieser Grdankengang ist durchaus falsch, auch in dem I-dealstaate, der mit Hilfe des Klassenkampfes aufgebaut werden soll, werden sich Klassen bilden, die sich — einem Naturgesetze folgend — be kämpfen werden. Das Beispiel dos heutigen Rußland lchrt über dies bereits setzt, daß di« -Klassengegensätze nach erfolgreicher Durch führung des Kampfes sich verschärfen. Dio Herrschaft einer Klasse kann nur erreicht werden durch den Terror, den Sie, Herr Minister, theoretisch ab lehnen -und unter dem Ihre Parteigenossen in Rußland unsäglich zu leiden haben. Das ist wohl jedem klar, daß -der Terror -der -Straße auch bei uns nicht halt machen wird G vor den Sozialdemokraten. Die Abgeordneten Siewert und Böttcher haben -erst in -den letzten L-andtagssitzungen darüber keinen Zweifel gelassen. Die Kl-assenkampfidee steht im Gegensatz zu den sozia listischen Idealen. Deshalb vertritt das Bürgertum letzten Endes Ihre Sachs, Herr Minister, wenn es -sich mit aller Schärfe gegen den Klassenk-ampf wendet, der die gem-einsame Arbeit am Volke, zu Ler das Mvgert-um durchaus -bereit ist, gefährdet oder sogar un möglich macht. -Wenn -wir Sie -warnten, durch Ihre Politik -dir Gegensätze im Volk« zu verschärfen, so erfüllten wir nur eine Pflicht gegenüber unseren Volksgenossen. Denn das traurige Ende kann nur der Bürgerkrieg sein. Di« außerordentliche Wirkung -es Klassenkampses muß besonders in unserer Lage vernichtend sein. Wir hüben darauf auch in dem Artikel, den Sie im Landtage beanstande ten, kurz hingewiesen. Di« politische und wirtschaftliche Entwicklung eines Volkes geht über -den Ausgleich der Interessen, nicht über ihre gegenseitig« Be kämpfung bis auf-Messer. Lassen Sie also, Herr Minister, von dem unfruchtbaren Ehrgeiz, das Land Sachsen zur' Keimzelle -des Klaffenkampfcs zu machen, und -Sie können versichert sein, daß die sog. bürgerliche Presse -dann ein -gutes Stück mit Ihnen -und Ihren Kollegen zusammengehen kann. Zum Wohle -des Volkes, dem Ihre und unser« Arbeit und Liebe gehört. Di« Weihnachtszeit ist, wir sagten es schon- dazu denen günstig, die guten Willens sind. Politische Weihnachtsgaben für Deutschland. —l. Poinrare, die Verkörperung des Elementes des Bösen in der Politik, hat es für richtig gehalten, kurz vor dem Feste der Liebe seinen Haßgesang zu wiederholen. Wir berichtete» darüber gestern im Auszug. Rhein und Ruhr will er haben, dazu das ae- aesamte deutsche Volksvermögen. Daß seine ausschweifenden Wün sche sich nicht einmal mit dem Sch-and-vertrag von Versailles verein baren lassen, stört den Herrn nicht. E. will uns mit weiteren Legio nen französischer Beamter segnen, er will mit einem Wort Deutsch land unter das Sklavenjoch beugen. Frankreich soll das Herren volt der Welt werden, welches im Nichtstun verpraßt, was andere Völker erarbeitet habdn. Um Iden deutsch«! Arbeitern dis Sache schmack haft zu machen, versucht Poincare sie gegen -i«Mla*n aufzuhetzen, welche die deutsche Wirtschaft aufrecht erhalten. Leider haben Teile der deutschen Linkspresse dieses Spiel noch nicht durchschaut, sie sekundieren dem Verderber und werden dabei von sogen. Führer- un terstützt. Wenn man den Meldungen aus Paris Glauben schenken darf, so hat das Wiederherstellungsproblem auch sonst eher eine Verschärfung als eine Entspannung erfahren. Das zu einer Zeit, In der die deutsche Regierung sich abmükst, Vorschläge zu machen, di« bi» zu der äußersten Grenze der Leistungsfähigkeit gehen. Ihre Lage wird künstlich erschwert durch demütigende Forderungen wie wir sie in den Fallen Ingolstadt und Passau eben erlebten. Das über das Maß des Erträglichen hinausgehende Sühneanerbicten wurde mit ätzendem Hohn zmückgewiescn. Die Boischafterkonferenz scheint kein Gefühl dafür zu haben, daß es von minderwertiger politischer Moral z«ugt. wenn sie Lern Unglück eine» Volkes Demütigungen über De mütigungen hinzufügt. Al« äußer«» -«ich— <«»er -errsHergelv^e s-ickt K« kouM- ^chr Regierung jetzt zwei Kreuzer in da» deutsche Meer, die Ost- c e. Si» soll»» dort feste Station nehmen, um den traurigen Rest der deutschen Flotte zu „überwachen*. Der gesunkenen Moral paart ich die Lächerlichkeit. Wie sich die Leute sonst benehmen, geht aus einer Entschließung des Reichstag,» hervor, die erst jetzt bekannt wird und folgenden Wortlaut hat: , Im besetzten Gebiet sind durch die Besatzuiig»behörden Frankreichs öffentliche Häuser zwangsweise ein gerichtet worden. Dor der ganzen gesitteten Welt erheben wir Einspruch gegen diese Kulturschande, der die Bevölkerung im besetzten Gebiet wehrlos preisgegeben ist und die zum Himmel schreit. — Zn einer dem Reichstage im Januar zugehenben Denkschrift wir- die Reichsregierung neues Material über die Verbrechen der Bcsatzungssvldaten am Rhein veröffentlichen und auch die Bordell- frage eingehend beleuchten. » Wieder «in Weihnachten in Not und Schande. Das ist ein trauriges Fazit aus den politischen Vorgängen der letzten Zeit. Wir könnten cs ändern, wenn wir einen Teil der Kraft auf- brächten, mit der wir während der Kriegsjähre die Welt in Erstaunen setzten. Werden wir dasWollen endlich lernen? ' ————— ... L Da» amerikanische „Wunder*. London, 23. Dez. „Daily Mail* meldet aus Newyork: Sin hoher Beamter des Staatsdepartements stellte die Meldung in Ab rede, daß ein-Vorschlag von der amerikanischen Negierung an England und Frankreich zwecks Ernennung einer amerikanischen Kommission zur Schätzung des Neparationsbetragcs, den Deutschland zahlen könne, gemacht worden sei. Die amerikanische Negierung könne keinerlei Aktion unternehmen, wenn sie nicht beson ders durch die französische und britische Regierung dazu aufgefardcrt werde. Geschäftsleute könnten jedoch einen Rcparationsplan aufstellen. Paris, 22. Dez. Einer Meldung aus Washington zufolge, beabsichtigt die amerikanische Negierung, Poincare aufzufordcrn, in definitiver und präziser Weise auseinan^rzusctzen, zu welchen äußersten Zugeständnissen er in der Frage der Reparatio nen und anderer sich anschließender Fragen -bereit wäre. In Washingtoner Kreisen wies man darauf hin, daß die ameri kanische Negierung diesen Schritt mit allen Formen der Höflichkeit und des Entgegenkommens umgeben werde, denn man lege sich volle Rechenschaft darüber ab, welchen innerpolitischen Schwierig keiten Poincare gcgenüberstehe, denen man in dem Beziehungen mit Frankreich Rechnung tragen müßte. Paris, 23. Dez. Der „New Park Herold" meldet aus Washington: Das Staatsdepartement hat von Paris die Bestätigung der Blätter» Meldungen erhalten, daß Frankreich sich zur Zeit nicht mit dem Plan trage, Anfang Januar das Ruhrgebiet zu besetzen. Staats sekretär Hughes sei von Paris aus inoffiziell davon in Kenntnis ge setzt worden, daß Frankreich in der Reparationsfrage keine ge waltsamen Schritte unternehmen werde, bis die schwebenden Verhandlungen zwischen den alliierten Premierministern einiger maßen einen Abschluß erhalten hätten. Gleichzeitig wird dem „New Port Herald" zufolge in Washington der Nachricht widersprochen, daß die Vereinigten Staaten ihre Truppen vom Rhein zurückzichen wür den, wenn die Franzosen weiter nach Deutschland einrückten. Berlin, 23. Drz. Bei der gestrigen Besprechung -der Reichs- rcgiorrmg mit -den Parteiführen wurden Lie Vertreter -er Demokraten, des Zentums und -er Deutschen Vo-lkspartei von Dr. Hermes, die anderen Parlamentarier von Minister von Rosenberg empfangen. Die Minister machten Mitteilungen über ihrs weiteren Pläne zur Reparationsfrage. Zeitungen wollen wissen, daß Lie deutschen Vorschläge erst nach Len Weihnachtsfeiertagen fertiggestellt werben können. MerLings sei inan im Laufe -des gestrigen Tages einen guten Schritt vo-rwärts- gekommen, sodaß sich ein bestimmter Plan erkennen lasse. * Berlin, 22. Dez. Die Verhandlungen der Sachverständi gen aus Industrie- und Bankwelt im Neichsfinanzministerium dauer ten gestern bis zum späten Abend. Die von der Reichsrcgierung vor- bereiteten Pläne wurden im Laufe dieser Besprechungen- spezialisiert, sind aber noch nicht abgeschlossen, vielmehr werden die Besprechungen nach Weihnachten fortgeführt werden. Ne russisch-türkische Freundschaft. Moskau, 22. Dez. Bei der Ueberreichung seines Beglaubigungs schreibens hielt der neu ernannte türkische Gesandte Muchtar Bei eine Ansprache, in der er sagte, ungeachtet der Versuche der ausläu- dischen Mächte, die gegenseitige Annäherung -cs russischen und türki schen Volkes zu verhindern, hätten die beiden Völker einander gefun den und einander verstehen gelernt. So habe sich die russisch- türkische Freundschaft entwickelt, die durch den Moskauer Vertrag von 1921 ihre Weihe erhalten habe. Berlin, 22. Dez. Der neue Staatssekretär Führ. v. Maltzahn hat die Geschäfte des Auswärtigen- Amtes übernommen. Berlin, 23. Dez. Don -er Entfernung Ler kaiserlichen Hoheitszeichen an Len Fassaden -des Parlaments ist Ab- st an- genommen worden. Die Gutachten der Sachverständigen spre chen sich gegen eine Entfernung der Kronen, Wappen und Namen der früheren Bundesfürsten aus. London, 22. Dez: Einem Telegramm aus Bombay zufolge ha ben 16 englische Militärflugzeuge eine Strafcxpedition gegen rebellifche Dörfer unternommen in der Gegen- von Ahmode. Die Nebellen wurden mit Bomben und Maschinengewehrfeuer a-ngegrisfen. Die Zabl der Toten und Verwundeten ist sebr aroß. OerMchs Angelegenheiten. Feiertags. Mehr als vier Jahre stand -ie Welt im Kriegsb-ranL, mehr als vier Jahre sin- seitdem vergangen, und wir haben -den Welt frieden nicht, ja nickst einmal -en Frieden- innerhalb Deutschlands. Ist es bei einer solchen Sachlage erlaubt, Feste zu begehen? Schwindet nickst vor -der -düsteren -Gl-ut -er gegenwärtigen- Trüb sal jegliches Recht auf Feiertag«? Die Masse der K-riegs-gowiim- ler uuL Schieber, -i« Taus ende -er wi- immer in se lbstsückstig-er Stumpfheit -whiniöben-cn Gcimßmcttschcn -werden diese Doppel- frag-r nicht verstehen, oder, wenn sic ihnen in ihrer ganzen Be deutung -dämmert, mit einer selbstverständlichen Bejahung ant worten. Wie -aber steht es mit -er Antwort derjenigen, die da wissen, -aß Mitorleb-sn Mittet-«» bedeutet? Man wivd es be greiflich sin-en, -wenn ein Tsil dieser Menschen sich bebiuMiWslos aus L«n Ltandp-irnkt stellt,- daß die trüb« Gegenwart jeglicher Feste- feiern, jeder Feiertag, -er -etwas anderes als ein Ausruhen von Ler Arbeit durch Unterbrechung dieser Arbeit ist, verbiel-et. Co ganz einfach, wie diese Antwort es -erscheinen laßt, ist jedoch- di« Sachlage keineswegs. Wenn freilich -unter Festcs-öiorn und Feier tag das Ausli-ben im- Genießen eines schrankcnlo cn Dergnügungs- treiben« verstanden wird, dann trägt die Abl-ehuu-ng solcher -Feier tage ihte Beveckstigunq von vornherein in sich. Aber Feiertag« im edlen Sinne sind garnicht mit schrankenlosem Vergnllgungs- gen-uß verbunden. Lin echter Feiertag und ein echtes Fest sind vielmehr Oasen- der Seele in -cr Wüste -der Alltagsarbeit. Und solche Oasen- aufzusuchcn ist das Rocht, ja die Pflicht aller ge quälten -Gcgcn-wartsmenschcn, -i« in Ler Erinnerung an ver- gangen-e besscre Zeiten und in -er Hoffnung aus eine hellere Zu- kurvt -i« AusruhpunÜ« -würdi-a! vollbrachter Feiertage für liür S»l»nM« «W- 1IV Lich LK FKttiMM E «Vst nachten -bi« Neujahr nicht unbenutzt und ungenutzt in -i-esom Jahr» vergehen. Im engen Kreise Lor Familie uns in -dem -weiten Kreis» Oleichgrsinnter Freunde sollen uns -wollen wir -die Weihnachtszeit und Len Jahreswechsel s-stlich begehen, auf daß wir -neue seelische Kraft gewinn«», L«r Zukunft entschloss«» in» Auge zu schauen. Nicht nur -er Gatz, Latz geteilte Freude doppelte Freude ist, son dern auch -ie Wahcheit: Geteiltes Leid ist -halbes Lei-,, soll uns in den jetzigen Feiertagen wie bet allen Festen In Ler Gegeerwart offenbar werden und in uns be-w-ußt sein, -dann brauchen wir uns nicht zu scheuen vor Lem Bekrnnmi», die Feiertage festlich be- gang«» zu haben, sondern -werden in uns die Kraft und -i« Lust spüren, -den seelischen -Gewinn, de» wir uns <nrs -en- Feiortage» gezogen haben, auch den anderen zuteil werden zu -lassen, di« in ihrer Niedergeschlagenheit noch nicht wieder zu der.Erkenntnis ge- kommen sind, -daß ein würdig begangener Festtag moralisch ebenso berechtigt und wertvoll ist -wie eine Reih« saurer Arbeitswochen. Und in diesem Sinne wünschen 'wir alle» unseren Lesern fröhliche, gesegnete Feiertage! * * Abermalige Erhöhung d«r Postgebühr««. Dem Reichsrat ist" der Entwurf der neuen Post-gebührenor-nung zuge gangen. Dieser neue Posttarif tritt am 15. Januar in Kvaft. Er wird im allgemeinen «ine Verdoppelung Ler jetzige» Tarife bringen. Die Postkarte im Ortsverkehr wird 10 Mark, der Ortsbrief 20 Mark, -er Brief im Fernverkehr SO Mark kosten. * Sparmaßnahmen. Bei -cr Reichstise n-bahnver» -waltuug werden -bis Ende März 8000 W-wkstättenarbeiter, ein schließlich der 2800 ausgelernten Lehrlinge, entlassen. Außer»' dem wird 20 000 Bediensteten gekündigt -werden. Hiervon werd«!» 6670 Arbeiter und Angestellte betroffen und 13330 Beamt«. Pou diesen werden wiederum 4489 mittlere Beamte in -er Finanzver« waltung untergebracht, 1115 Beamte, di« Las 65. Lebensjahr über schritten haben, werden zwangspensioniert und 7796 Beamte, -io noch nicht vier Dienstjahre bei der Eisenbahn hinter- sich haben, wer den ohne Versorgung entlassen. Die Auswahl -wir- sich besonders -ahin erstrecken, daß unbrauchbare und arbeits» nnlustigc Beamte für die Entlassung in Frag« kommen. Wegen einer Uebergangsenischädigung für -le zu Entlassenden -wird noch init -em Hauptb-samtenrat besonders verhandelt werden. Außer dem beabsichtigt dis Reichsrcgierung im neuen Urlaubsjahrc «in« Kürzung des Urlaubes für sämtliche Beamte um je drei Tage durch» zuführen. Di« Kürzung -Ler Urlaubszeit wird sich nicht nur -auf die Eisen-bahnvcrwaltung, sondern auf sänrtli-chc Bcamtcnkaie- gorien erstrecken. ' Der Personalabbau -erfolgt auf -Verlangen -er Entente. ' > „ ' Gesten den Preisabbau. Im Verein -er Berliner Feinküst- großhändler -w-urüc mitgeteilt, daß die neue Gütertarifcrhöhung des Reiches um 70 Prozent -ein weiteres Anziehen aller Preise im Durchschnitt von 40—45 Prozent im Monat Januar zur Folge haben würde. Mit dieser Politik -cr fortgesetzten Tarif-, Gehalts- und Lohnerhöhungen treibe das Reich -io schärfst» Politik gegen jede Preistreiberei. * Der Arckauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 25.—31. d. Mts. unverändert zum Preise von 20 000 Mk. für ein Zwanzigmarkstiick, 10 000 Mk. für «in Zehnmarkstück. Für ausländische Goldmünzen werden entsprechend« Preise gezahlt. Der Ankauf von Roichssilbermünzcn durch die Neichs- bank und Post erfolgt ebenfalls unverändert bis auf weiteres zum MOfachcn Betrag des Nennwertes. ' Der deutsche Gegenwert des Goldfranken bei -er Gebühren» erhrb-ung im Ausl-an-spakct-, Fcitungs-, Telegramm- und Fern sprechverkehr ist vom 25. Dezember -an auf 1400 Mark festgesetzt worden. Dieses Umrcchnungsverhältms ist auch für -ie Wertan gabe nach -em Ausland maßgebend. * Die Gewerkschaft -der Technische» Eifeubcchnbeamten, -io 20 660 Eisenbahnboamte aller Menstzweige umfaßt, und -io in Arbeitsgemeinschaft mit -er Gewerkschaft Deutscher Eis en-bahn.be- amten steht, bat sich -dem Deutschen Beamtenbund angeschlossen-. * Kaltgestellt. Der bisherig« Leiter Ler LanL-es-stvÜe für Ss» mcinwirtsch-aft in Dresden, Max Schippel, bekanntlich sozial demokratischer Gegner -es AchtstÄn-enta-gcs, ist zum ordentlichen Professor für wirtschaftliche -S-tvateniwisscHch-astumi a-n -er Tech nischen Hochschule ernannt worden. * Neue Einkommenstenermarren. Die Reichsdruckerei hat neu« Einkommensieucrmarken zu 2000, 1000, 500 und 200 Mark fertigge stellt. Die neuen Marken sind in zweifarbigem Buchdruck aus weißem Dierpaßpapier in doppelter Größe der Postfrcimarkeii hergestcllt. Sie bilden ein liegendes Rechteck, in dessen Mitte sich ein Rhombus aus einem feinen 'Netzwerk befindet. In dem Rhombus steht die Wert- zisfer. Ob-n steht „Einkommensteuer", unten der Wert in Buchstaben. * Die Lernunttelnot an den höheren Schulen. Angesichts der Tatsache, daß eine Sextaner-Ausrüstung mit den notwendigsten Schul« büchern nicht unter 20 000 Mk. zu beschaffen ist, daß ein gwßer Atta» allein 5500 Mk. kostet — wahrscheinlich sind diese Preise zu Oster» bereits wieder überholt — ist ein Beispiel, das ein Dresdener Gym» nnsium gibt, beachtens- und nachahmenswert. Das Blascwitzcr Real? gymnasium wird bereits für Ostern 1923 gemeinschaftlich mit der Elternvcrsammlung einen Plan durchfuhren, der die teuren Anschas- suvgslostcn für jeden einzelnen erspart. Die Schule wird Anteil scheine an die Eltern ausgebcn, die in beliebiger Höhe gezcichnei werden- können. Mit diesem Betrag, der nicht als Geschenk, sonder» als tilgbares Darlehen gilt, wird die Schule die nNMn Lehrbüchci anschaffen und gegen bescheidene Leihgebühren an die Schüler aus geben und nm Iahresschluß wieder einsammeln. S jicit Schüler noH jetzt das Eigentumsrecht an Büchern haben, werden sic gebeten-, diesh soweit sie nicht mchr gebraucht werden, der Schulbibliothck schenkweis» oder billig zu überlassen. Im Laufe weniger Jahre wird sich diese» System erst richtig auswirken können. Nebenher wird im Wer» unterricht dafür gesorgt, daß sich die Schüler Im Einbinden von Bücher« u. a. üben. Zweifellos werden diese Maßnahmen geeignet sein, de» Kindern des Mittelstandes und der geistigen Berufe den höhere» Schulbesuch weiter zu ermöglichen. * Schülerfcrielckarten. Um den Schülern und Studierenden di« Möglichkeit zu geben, aus den Weihnachtsfericn noch zu den bis zum 31 Dezember gültigen niedrigeren Fahrpreisen zum Schulart zurück- zukehren, wird "ausnahmsweise zugelasscn, daß die Schülerferienkarten ohne Rücksicht auf den Tag des Schulbeginns bereits vom 29. Dezent der ast ausgegcbcn werden. Da bis zum 31. Dezember die zu» jetzigen Fahrpreise gelösten Fahrkarten eine viertägige Gültigkeit be halten, können die Schüler und Studierenden mithin bis zum 3. Ja- nuar die billigen Fahrpreise benutzen. * Die vier letzten deutsche» Kriegsgefangenen, die von der fran zösischen Regierung begnad-gt worden sind, sind aus Toulon in Be gleitung von Gendarmen nach der Grenze abgereist. Aue, 23. Dez. Die gestrige.Weihnachtsfeier In -er Bürgerschule war ein Ereignis, für das sich namentlich musikalische Kresse mehr hätten interessieren sollen. Denn außer einem Krippenspiel, da recht munter und nrtt war, kam Paul Gerhardts Weihnachtsfeier zur Aufführung. Da» ist eine ganz prächtige Sache: straft un- tabello» in der Kontrapunktik, kühn und geistvoll in der Harmonie siernng und Verarbeitung -er WeihnachtsIIcLer lGngführungfh jedenfalls ein glänzender Beweis dafür, daß bei aller Mo-dernitÄ eins die Hauptsache bleibt: „Dis superba formae". Vo-m Stand punkte der Architektonik und des Effekts aus wäre nur ein umge kehrter Aufbau der dtei Bfeile zu wünschen. Gcist, Feurr u-n- Stabilität der Aufführung wurden durch -I« Mitwirkun-g de» Komponisten noch gesteigert. Der Kin-rrchor läßt zwar in Sprach», Dortrag un-L Ton noch manches zu wünschen ührig, aber es ist über haupt cin Wunder, wie so etwas mit Kindern möglich Ist. Das isk ein« Leistung, auf die man stolz sein kann und die hoffentlich In einem -Kirchenkonzert recht bald weiteren Kreisen zugänglich ge macht wird. H- S. Aue, 23. Dez. Ne Ehrtstmeite in der Nicolaikirch, am 1. Weihnachtrfoierlaa beainnt früh 5 Uhr. AuL ft»chi«i»« Iah»