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832 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 26. Berliner Frühjahrs-Messe. In Nr. 18 brachten wir einen Bericht über die Eröffnung des Messpalastes und das zugehörige Festessen. Am 11. März, am letzten Tage der Messe, statteten wir derselben noch einen Besuch ab und sprachen über das Ergebniss mit einer grossen Zahl von Ausstellern. Aus den freimüthigen und zum Theil sehr ausführlichen Mittheilungen geht hervor, dass manche Aussteller mit dem erzielten Umsatz unzufrieden waren, dass viele aber ihre Erwartungen erfüllt und andere sogar übertroffen fanden. Nach einem Durchschnitt aus dem Gehörten können wir annehmen, dass der Verkauf mindestens befriedigend, vielleicht sogar mehr als dies war. In Lederwaaren wurden zum Theil recht gute Geschäfte gemacht, und auch Fabrikanten von Papierwaaren, z. B. Papier- Ausstattungen, Lampenschirmen und dergleichen, sprachen sich befriedigend aus. Verkäufer, die keine Geschäfte machten, hatten dies grösstentheils dem Umstand zuzuschreiben, dass sie entweder keine neuen Waaren mitbrachten oder nicht solche, die bei den Käufern Anklang fanden. Für manche Artikel ist die Früh jahrsmesse nicht günstig, weil dieselben erst später gesucht werden. Wer Neues und Preiswürdiges hatte, scheint auch angemessenen Absatz gefunden zu haben. Einkäufer sind aus allen Gegenden und Ländern dagewesen. Die Errichtung des Messpalastes hat jedenfalls wesentlich dazu beigetragen, dass sich die 245 Aussteller der vorigen Messe auf 480 vermehrt haben. Die Käufer finden ausserdem in den benachbarten Strassen so viele Musterlager, dass deren Gesammt- zahl mindestens 2000 beträgt. Soweit unsere Beobachtung geht, ist das für den Zweck errichtete Gebäude nach jeder Richtung hin vorzüglich geplant und ausgeführt. In Fig. 1 geben wir ein Bild des Gebäudes Alexandrinenstrasse 110, und Fig. 2 zeigt eine Hälfte des prächtigen Hofes, der etwa 25 m Breite und 34 m Länge hat. Der um diesen Hof aufgebaute Palast erhält Licht sowohl von innen, als von zwei Aussenseiten. Fig. 3 zeigt einen Grundriss des ersten Stockwerks in 1:500 der wahren Grösse, woraus die Eintheilung ohne weitere Erklärung ersichtlich ist. In den vier Ecken des grossen Hofes befinden sich Eingänge zu ebensovielen Treppenhäusern, nebst Personen- und Güterfahrstühlen. Die Treppen sind wie das ganze Gebäude aus Stein und Eisen hergestellt, und die Fussböden liegen auf so starken eisernen, durch Moniergewölbe verbundenen Trägern, dass man überall die schwersten Maschinen aufstellen könnte. Die Treppen von 2,5 m Breite sind äusserst bequem, und Gänge In Fig. 4 ist der Grundriss des dritten Stockwerkes gegeben, der sich dadurch von den anderen unterscheidet, dass links und rechts grosse Säle mit je 40 Kojen angeordnet sind. Die grossen Bogenfenster in Fig. 2 gehören zu einem dieser Säle. Jede Koje ist von der benachbarten durch genügend hohe Zwischenwände abgegrenzt, sodass Geschäfte darin ungestört erledigt werden von 3 m Breite erleichtern den Verkehr und die Beförderung von Waaren. Die Ausstellungszimmer sind mit Nummern versehen und empfangen reichliches Licht vom Hofe, sowie von aussen; die Wände nach den Gängen bestehen aus Glas, sodass man beim Durchwandern den Inhalt überschaut. können. Die Plätze in diesen Sälen scheinen sehr beliebt zu sein, da sie für die nächsten vier Messen bereits völlig ver miet! ict sind. Das neue Gebäude ist so ausgedehnt, dass trotz der grossen Zunahme von Ausstellern noch Raum frei ist. Anstatt der