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Nr. 1. 5 Buchgewerbe Buchdruck ® ® ® Buchbinderei € ® ® ® ® Steindruck ® ® ® Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung. / Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. @ —1g6% @.,e • Berliner Typographische Gesellschaft. Zu der am Dienstag, 14. d. M., abends punkt 9 Uhr im Restaurant Zum Spaten (Sedlmayr), Friedrichstr. 172, 2 Tr., statt findenden ordentlichen General-Versammlung ladet mit der Bitte um zahlreiches und pünktliches Erscheinen ergebens! ein der Vorstand _ Tages - Ordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. — 2. Aufnahme neuer Mitglieder. — 3. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr. — 4. Neuwahl des Vorstandes. — 5. Journal-Revue. — 6. Fragekasten. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachzeitschriften im Vereins- Gäste sind stets willkommen! Das lange f in der Antiqua. Bei der stetig zunehmenden Verwendung der Antiqua für deutsche Werke, besonders wissenschaftlichen Charakters, bildet es einen fortwährenden Streitpunkt, ob das f der Fraktur nicht durch das f in der Antiqua zu ersetzen sei. Es giebt Verfasser, die dies in allen Fällen verlangen, und diesem Umstande verdanken wohl die in einigen Mediaeval-Garnituren vorhandenen Ligaturen ff, fi, ft ihre Entstehung. Demgegenüber wird von den Freunden der Antiqua geltend gemacht, dass letztere ihre klassische Schön heit gerade dem Umstande verdanke, dass die Versalien durch weg und die Gemeinen zum grössten Theil einerlei Grösse haben, und dass dieser günstige Eindruck durch die Benutzung des f geschädigt würde. Nun hängen in der Fraktur von Versalien 8, $, S, P, D, 8 unter die Fusslinie herunter, von den Gemeinen f, 9, h, i, p, 9» 1,9,8 — in der Antiqua nur g, j, p, q, y; die einfache Buchstaben- (m-)Höhe überschreiten in der Fraktur und in der Antiqua b, d, f, h, k, 1, f, t. Es ergiebt sich daraus, dass die Zahl der aufwärtsstrebenden Gemeinen, abgesehen vom f, in Fraktur und Antiqua gleich ist, dass dagegen von herabhängenden Buchstaben die Antiqua nur fünf hat, gegen zehn in der Fraktur. Die Beweisführung ist daher nicht ausschlaggebend. Eine andere Erwägung dürfte aber die sein, dass das s in den modernen Sprachen in den meisten Fällen den scharfen s-Laut darstellt, während unser weiches f in anderen Sprachen durch z und nur ausnahmsweise durch s wiedergegeben wird, und dass es deshalb wünschenswerth sei, das s auch im Deutschen nur für den scharfen s-Laut (also vor Konsonanten und am Silben schluss) zu verwenden. Man könnte daher den Vorschlag machen, das f in der Antiqua in allen Fällen anzuwenden, wo der reine, weiche f-Laut dargestellt werden soll, d. h. vor Vokalen. Aber ein weiteres Zugeständniss müsste man unter allen Umständen machen, um das fj der Fraktur dort wiederzugeben, wo es zum Schlüsse einer langen Silbe (eines gedehnten Vokales) steht, also beispielsweise in Fufs, draufsen, beschliefsen. Das in der Fraktur gebrauchte B nach kurzen Vokalen, wie in Fass, Kuss usw. durch ss zu ersetzen, ist schon mehrfach angestrebt worden, aber immer noch an dem mangelnden Verständniss der Sache gescheitert; jedenfalls ist es aber ein Leichtes, die Scheidung von fs und ss in der Antiqua durchzuführen, besonders um die bekannte Ver wechselung von Masse und Mafse usw. zu verhüten; das letztere wird häufig durch die Schreibung Maasse ersetzt. Es ist nicht der Zweck dieser Zeilen, ein abschliessendes Urtheil über die f-Frage zu geben, da schliesslich die Macht der Gewohnheit im Gebrauche entscheidend bleiben wird; es dürfte aber ein Zugeständniss nach beiden Seiten hin bedeuten, wenn man sich allgemein entschliessen wollte, bei deutschem Antiqua- satz wenigstens das s nach langen Silben durch fs zu geben. — ow. Maschinen und Apparate der amerikanischen Druck-Industrie. Von E. Wentscher, Ingenieur in Berlin. Fortsetzung zu Nr. 102 vor. Js. Bezüglich des Verlaufs der Mangelrechenbewegung ergiebt sich aus Fig. 202 in Nr. 102, 1895 Folgendes: Solange das Rad h auf der Oberseite oder auf der Unterseite der Rechenstange abrollt, bewegt sich diese Stange und mithin auch das mit ihr fest ver bundene Fundament mit gleichförmiger und grösster Geschwindig keit. Hat Rad h bei dem eingezeichneten Umdrehungssinn die relative Lage h‘. eingenommen, so beginnt die bis dahin gleichförmige Geschwindigkeit abzunehmen und wird zu Null, wenn Rad h in die relative Lage h“ kommt. Von da ab nimmt die Geschwindig keit wieder zu und beginnt wieder gleichförmig zu werden, so bald Rad h die relative Lage h'" erreicht. Derselbe Vorgang wiederholt sich beim zweiten Hubwechsel. Nun folgt aus Fig. 202 in Nr. 102, 1895 ohne weiteres, dass beim Uebergang des Rades h aus der relativen Lage h‘ in die relative Lage h" das Fundament einen Weg macht, der gleich dem Halbmesser (r) des Rades h ist, und einen ebenso grossen Weg in entgegengesetzter Richtung beim Uebergang des Rades h aus der Lage h“ in die Lage h'“. Dasselbe gilt für den zweiten Hubwechsel. Die Abnahme der gleich förmigen grössten Geschwindigkeit bis zu Null, desgleichen das Anwachsen der Geschwindigkeit von Null bis zu ihrem gleich förmigen Höchstbetrage vollzieht sich sonach in der kurzen Zeit, während „der das Fundament vor oder nach den Hubwechseln die Strecke r zurücklegt. Diese Strecke ist nun bei der in Fig. 202 zu Grunde gelegten Annahme, dass Rad h bei einer Umdrehung einen der Länge der Rechenstange gleichen Rollweg zurücklegt, etwa gleich 1/8 des Fundamentweges und beträgt nur noch etwa ;/ dieses Weges, wenn man dem Rade h den kleinstmöglichen halben Durchmesser giebt. Gegenüber der gewöhnlichen Kurbel bewegung, wobei die Zunahme der Geschwindigkeit von Null bis zum Höchstbetrage und ebenso die Abnahme von diesem bis zu Null je auf dem halben Fundamentwege, also sehr allmälig er folgt, vollziehen sich die Geschwindigkeitswechsel bei der Mangel rechenbewegung demnach sozusagen plötzlich, und da die diesen Geschwindigkeitswechseln ausgesetzten Massen (Fundament und Form) sehr bedeutend sind, würde die Mangelrechenbewegung in der bisher beschriebenen Einrichtung bei nur einigermaassen schnellem Gang die Maschine in kurzer Zeit völlig unbrauchbar machen, für besonders schnellen Gang aber, für den sie doch eigentlich bestimmt ist, überhaupt nicht tauglich sein. Diese Unvollkommenheiten der Mangelrechenbewegung sind nun vonden amerikanischen Pressenbauern in einer so sinnreichen Weise beseitigt, dass man zweifelhaft ist, ob man einem mechanischen Wunder oder einem Spielzeug gegenübersteht, wenn man die schnelllaufende Two Revolution-Maschine zum ersten Male sieht. Cylinder, Fundament, Form, alles in fieberhafter Bewegung, spie lend und geräuschlos, als ob ihnen jede Masse fehlte, und dabei die sich fast plötzlich vollziehenden Hubwechsel! Zur Erreichung dieser Wirkung kommt das Princip des elastischen Stosses in Anwendung, wobei bekanntlich die im Augenblick der Berüh rung vorhandene Bewegungsgrösse ohne Verlust in Spannkraft um gesetzt wird, bis die Bewegung aufhört (Hubwechsel), worauf die Spannkraft sich von neuem ohne Verlust in entgegengesetzte Bewegung umsetzt, derart dass im Augenblick des Aufhörens der Berührung die ursprüngliche Bewegungsgrösse wieder erscheint. Ein einfaches und allgemein bekanntes Beispiel hier für ist die elastische Billardkugel, die mit einer gewissen Ge schwindigkeit senkrecht gegen die Bande auftreffend in sich zu sammenfedert, bis die Geschwindigkeit zu Null geworden ist, worauf die in der Kugel angesammelte Spannkraft unter Aufhebung der Deformation die entgegengesetzte Bewegung mit gleicher Anfangsgeschwindigkeit veranlasst. Nachdem man ursprünglich als elastisches Mittel die unvoll kommen elastische Spiralfeder, die infolgedessen ihre Elastizität mit