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Mahlen des Papierstoffes. .... 27. Februar 1896. Ich verfertige feine und grobe Packpapiere aus Jute, Sulfit- und Natron-Zellstoff, sowie Papierabfällen und habe mich bis jetzt dazu ausschliesslich der Holländer, ohne jeden andern Hilfsapparat bedient. Die Zeit, die nun auf diese Art zur Herstellung des Ganzstoffes ver wendet wird, vertheuert aber derart das Papier, dass ich der Kon kurrenz fast nicht mehr folgen kann, ohne meinen Verdienst zu sehr zu schmälern. Um dem Uebel abzuhelfen, sind mir Kollergänge und Stoffmühlen (Triturateurs) empfohlen worden, die mich in den Stand setzen sollen, in kürzerer Zeit den Stoff vorzubereiten, und zwar sind die Stoffmühlen wegen ihrer grösseren Leistungsfähigkeit besonders hervorgehoben worden. Da mir nun die Wirkung, welche diese Apparate auf die Stoff- Faser ausüben, unbekannt ist, ich auch nicht weiss! ob die Stoffmühlen nicht leicht Störungen oder Reparaturen ausgesetzt sind, so würden Sie mich zu grossem Dank verpflichten, wenn Sie mir Ihre Ansicht darüber mittheilen würden. Nach den mir gemachten Angaben würde es genügen, den mit gedachten Apparaten vorbereiteten Stoff noch eine halbe Stunde im Ganzstoff-Holländer zu behandeln, ferner soll man in dem Triturateur Simonet auch Jute verarbeiten können, während dies unter dem Koller gang nicht angängig sei. Äusser dem Triturateur Simonet ist mir auch als ebenbürtig die Stoffmühle nach Cornetts Patent empfohlen worden, welche durch ineinandergreifende Finger den Stoff zerfasert, während ja bei Simonet eher ein Vermahlen des Stoffes stattfindet. Ich möchte noch besonders hervorheben, dass die Leistungsfähig keit eines Kollerganges nach den mir gemachten Angaben genügen dürfte, d. h. mir Stoff in hinreichender Menge zu liefern imstande wäre. Ich bezweifle nicht, dass Sie auf Grund Ihrer zahlreichen Erfahrungen in der Lage sind, anzugeben, ob es für mich zweckmässiger ist, einem Triturateur oder einem Kollergang den Vorzug zu geben. L Vorstehende Frage besagt, dass hauptsächlich Jute, ausser dem aber Zellstoffe und Papierabfälle verarbeitet werden. Da jeder dieser Rohstoffe andere Behandlung erfordert, so lässt sich keine allgemeine Antwort ertheilen. In den Vereinigten Staaten von Amerika, wo vor Einführung des Sulfitstoffes etwa 100 Fabriken nur Jute verarbeiteten, geschah dies allgemein und geschieht noch in Holländern gewöhnlicher Art; nur zum Schluss geht der Stoff durch eine Kegelstoffmühle, damit er die gewünschte Gleichmässigkeit erlangt. In Amerika, wo man von jeher mit grossen Holländern von etwa 1000 Pfund Inhalt arbeitete, haben die vielen in Deutschland aufgekommenen neuen Bauarten wenig oder keinen Eingang gefunden. Der grosse Kraftverbrauch, welchen das Vermahlen von Jute erfordert, rührt lediglich daher, dass man, um die Faser nicht zu verkürzen, keine scharfen Messer anwenden darf, dass man also die Zerkleinerung durch Reibung hervorbringen muss. Diese Art von Zerkleinerung kostet jedoch, gleichviel mit welcher Einrichtung ausgeführt, viel Kraft. Es ist möglich, dass manche der neueren Bauarten gegenüber den alten Holländern Kraft ersparen. Die Amerikaner nehmen jedoch an, dass die Ersparniss nicht gross genug ist, um dafür eine sonst bewährte Maschine aufzugeben, mit deren Behandlung man völlig vertraut ist. Auf keinen Fall ist es zu empfehlen, verschiedene Mahleinrichtungen nebeneinander und miteinander zu benutzen, weil jede anders behandelt werden muss, und man den damit betrauten Arbeitern nicht soviel Verständniss zumuthen darf, dass sie alle Eigenthümlichkeiten jeder besonderen Maschine kennen und beachten. Wer sich überzeugt hat, dass eine der neueren Bau arten besser ist als seine alte, der räume vollständig mit letzterer auf, thue es aber nicht ohne sorgfältige Prüfung und Ueberlegung. Dass Jute in Kollergängen oder Simonet-Quetschern vortheil- haftet gemahlen werden könne als in Holländern, ist uns nicht bekannt. Anders verhält es sich dagegen mit Zellstoffen, die eigentlich gar keines Mahlens bedürfen, sondern nur zerrieben und fein ver theilt werden sollen. Für diese, wie für altes Papier mag die Anwendung von Kollergängen zweckmässig sein. Ausführliches darüber findet sich in Hofmanns Handbuch, neue Ausgabe, Seiten 1072 bis 1088. Elektrische Kraftübertragung. ,18. März 1896. Empfiehlt es sich, eine unregelmässige, durch Rad betriebene Wasserkraft in elektrische Energie umzuwandeln, damit durch Aus nutzung der Pausen, insbesondere der Nachtzeit, die durchschnittliche Kraft von 10 PS verdoppelt und durch Akkumulatorenbetrieb ange- sammelt weiden kann, um sie während der Tagesarbeitszeit nach Bedarf mittels Motoren zu verbrauchen? Eine Kraft von etwa 20 PS ist für Fragesteller wesentlich, da eine Gesammtkraft von 40 PS genügt. Oder lohnt es sich bei solch’ kleiner Wasserkraft nicht? Vielleicht könnte man wenigstens des Nachts die Energie zur Lichterzeugung aufsammeln? Bevor ein elektrotechnisches Bureau zu Rathe gezogen wird, würde eine Antwort aus dem Kreise erfahrener Fabrikanten mit Dank aufgenommen werden. t Es ist nicht möglich, die Kraft durch Aufspeicherung während der Nachtpausen für die Tagesleistung zu verdoppeln. Schon die Umwandlung der Wasserkraft in Elektrizität mittels der Dynamo maschine verursacht einen Kraftverlust von 10 bis 15 pCt; bei der Aufspeicherung in Akkumulatoren und Wiederverwendung der elektrischen Kraft mittels Dynamomaschinen gehen weitere 20 bis 30 pCt. verloren. Die Kosten einer Akkumulatoren-Anlage sind verhältnissmässig so gross, der Verbrauch an Bleiplatten während des Betriebes ist so kostspielig, dass Akkumulatoren heute fast nur dort angewendet werden, wo die Sicherheit des Betriebes eine Reserve unbedingt erfordert, z. B. im Beleuchtungswesen, oder wo Raum gespart und Belästigung vermieden werden soll, wie bei Strassenbahnwagen und Wasserfahrzeugen. Pappenfabriken ohne fliessendes Wasser. Zu Nrn. 19 und 22. ,18. März 1896. Meiner Ansicht nach kann man sehr gut ohne fliessendes Wasser eine Pappenfabrik anlegen. In einer von mir geleiteten Papier- und Pappenfabrik, wo trotz verschiedener Pumpen nicht das nöthige Wasser zu beschaffen ist, wird das von den Siebcylinderu der Cylindermaschinen kommende Wasser aus dem Cylinderkasten mittels kleiner Zentrifugal pumpen in einen höher stehenden Kasten gepumpt und theilweise dem Stoff aus der Bütte zugemischt, theilweise durch Ueberlaufrohr wieder in den Cylinderkasten geleitet, macht also einen Kreislauf. Es tritt nur wenig Wasser vom Spritzrohr zu und giebt wenig oder gar kein Abwasser. Das Wasser von der Filzwäsche und den Pressen läuft nach dem Stofffang, der fast keinen Stoff absetzt, da fast nichts im Wasser ist und wird von da nach einem Behälter hochgepumpt, um zum Holländerspeisen benutzt zu werden. Das Wasser, welches zeit weilig überläuft, geht wieder nach dem Stofffang und ist auf diese Weise stets im Kreislauf. Das Papier und die Pappe werden ohne jeden andern Zusatz als Erdfarbe aus ordinärem Papierabfall angefertigt. Die Reinheit ist aus beifolgender Probe erkennbar, nur die weisse Seite wurde mit reinem Wasser angefertigt. Bei ungebleichten Zellstoff-Papieren hatte ich manchmal Schererei, weil das viele Harz nicht so abgeschieden werden kann, um das Ab wasser wieder alles zu benutzen. Auch bei fettdichten Papieren ist die Hauptsache frisches reines Wasser. Wenn obenstehendes Verfahren eingerichtet wird, so braucht nur wenig Wasser gepumpt zu werden, sodass auch nur wenig Abflusswasser wegzuleiten ist. rn Die mit obiger dankenswerther Zuschrift eingegangenen Proben sind Doppel-Papiere aus einer Lage ziemlich weissen Papiers und einer Lage erdfarbigen Papiers. Das weisse Papier ist, wie schon gesagt, mit reinem, vorher nicht benutztem Wasser gemacht. Hieraus geht hervor, dass die Wiederbenutzung von gebrauchtem Wasser sich nur für solche Erzeugnisse eignet, von denen man keinen reinen Ton fordert, oder bei denen der Grund ton durch Farbe gedeckt wird. Damit ist die Leistungsfähigkeit der Fabrik einigermaassen beschränkt; man kann nicht alle Sorten machen, sondern hat stets auf die Waschwasserverhältnisse Rück sicht zu nehmen. Ausserdem verursacht das Auf fangen, Wieder aufpumpen und Wiederzuleiten des gebrauchten Wassers Anlage kosten und Betriebskraft. Mit obiger Darstellung ist somit bestätigt, was wir in Nr. 19 über Wiederverwendung des Wassers gesagt haben. Das Ergebniss lässt sich dahin zusammenfassen, dass man für geringe Papiere und Pappen mit wenig Wasser auskommen kann, dass aber reichliches möglichst klares Waschwasser weit vorzuziehen ist. Wer daher eine Neuanlage macht und dafür möglichst viele Vortheile sichern will, sollte in erster Linie auf reichliches reines Waschwasser bedacht sein. Papierindustrie in Kanada. Zum Beweise, welch’ grosse Erwartungen an die Zukunft der kanadischen Papierindustrie geknüpft werden, dient die Thatsache, dass die Pusey & Jones Co. in Wilmington, Del. von der Wasser kraft-Gesellschaft des Oberen Sees Land und Wasserkraft auf der kanadischen Seite der »Soo« erworben hat, um in unmittelbarer Nähe der von uns wiederholt besprochenen grossen Papierfabrik eine Maschinenfabrik zu erbauen, die hauptsächlich den Bedürf nissen der Papierindustrie dienen wird. Mit der Errichtung der Giesserei und der Werkstätten wurde bereits begonnen.