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794 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 25. Buchdruck-Ausschuss, W , 21. Februar 1896. Haben Sie die Güte, in der Papier-Zeitung folgende Frage zu be antworten : 1) Ist der Drucker des Textes eines Prachtwerkes verpflichtet, unbrauchbaren Ausschuss vor Ablieferung der Auflage herauszusortiren, oder kann er diese Pflicht dem Buchbinder zumuthen? Der übliche Zu schuss deckt in diesem Falle nicht den Abgang. 2) Wer ist dem Verleger schadenersatzpflichtig, wenn die Weiter- lieferung des Werkes an die Bezieher dadurch verhindert wird, und ein Neudruck zuviel Zeit in Anspruch nehmen würde? s 1) Der Drucker muss Auflage und Ausschuss getrennt ab liefern, da der Buchbinder nicht immer die für das Aussortiren erforderliche Beurtheilungsfähigkeit besitzt. Pflicht des Buch binders ist, sich etwa noch vorfindende fehlerhafte Bogen heraus zulegen. Bei Auflagen über 1000 wird in der Regel ein Bogen Zuschuss für jedes Hundert Druck und Farbe gerechnet. 2) Lässt sich nur nach genauerer Kenntniss der Einzelheiten des Falles beantworten. Schwefelsäure Thonerde. In Nr. 19 finde ich einen Artikel, »Schwefelsäure Thonerde« be zeichnet, und erlaube mir, folgende Richtigstellung mit der Bitte zu übersenden, derselben in einer der nächsten Nummern einen Platz gönnen zu wollen. Der bereits im Oktoberheft 1894 der Zeitschrift für angewandte Chemie erschienene Artikel von H. von Keler und G. Lunge ist ein Auszug der mit dem Hauptpreise ausgezeichneten Inaugural-Dissertation des erstgenannten Herrn. Dieser Artikel befasst sich nur mit den Eigen schaften der schwefelsauren Thonerde, welche in der Zeugfärberei und -Druckerei Verwendung finden soll. Wohl ist im Eingänge ausdrücklich erwähnt, dass die folgenden Ergebnisse für die Färberei gelten, doch dürfte' der grösste Theil der Leser an dieser kleinen Bemerkung ohne besondere Beachtung vorübergegangen sein, und in diesem Falle wäre der Artikel geeignet, fälsche Ansichten zu erwecken und dadurch den Papierfabrikanten möglicherweise auch pekuniär zu schädigen. Es besteht ein ungeheuerer Unterschied zwischen der Verwendung der schwefelsauren Thonerde als Mordant bei der Türkischroth-Färberei und jener beim Leimen des Papiers. Jedem verständigen Papier- fabrikanten gilt es heute als unbestrittene Thatsache, dass für gewöhn liche Papiersorten, wie z. B. für Druckpapier, eine schwefelsaure Thon erde mit einem Gehalte bis 0,3 pCt. (drei Zehntel), Eisen vollständig geeignet ist; dass für mittlere Papiere eine solche mit 0,05 pCt. (fünf Hundertstel), und für noch feinere mit 0,02 pCt. (zwei Hundertstel) Eisen in jeder Beziehung genügt. In Amerika und in England, wo die Papier-Industrie gewiss auf hohei - Stufe steht, wird für gewöhnliche Papiersorten allgemein Alaunkuchen (Alumina cake), welcher bis 0,4 pCt. (also vier Zehntel) Eisen enthält, "verwendet. (Siehe Preisnotirungen in der Papier-Zeitung.) Für alle andern Papiere wird schwefelsaure Thonerde mit etwa 0,01 bis 0,02pCt. Eisen gebraucht und nur diejenigen Fabrikanten machen hiervon eine Ausnahme, die sich mit der Fabrikation photographischer Papiere befassen und auf die Verwendung vollständig neutralen, eisenfreien Alaunes angewiesen sind. Bekanntlich steigt der Preis der schwefelsauren Thonerde bei gleichem Gehalte des für die Leimung allein wichtigen Faktors, der Thonerde, wesentlich in dem Maasse, in welchem der Eisengehalt ab- nimmt. Der Preisunterschied zwischen einem Sulfate mit 0,01 bis 0,02 pCt. Eisen und einem solchen mit 0,002 pCt. Eisen beträgt 250 bis 300 M. für die Wagenladung von 10 000 kg. Für eine Fabrik, welche jährlich 25 Wagenladungen benöthigt, beträgt dieser Preisunterschied 6250 bis 7500 M., ohne dass das erzeugte Papier auch nur um eine Spur schöner oder besser geworden wäre. Schreiber dieses Artikels hat erst vor kurzem Schreibpapiere gesehen, die 1878 in der Pariser Weltausstellung lagen, seinerzeit mit schwefel saurer Thonerde von 0,02 pCt. Eisen geleimt worden sind und heute noch ihre blendende Weisse haben. Heute, wo an jedem Punkte der Fabrikation die allergrösste Spar samkeit dringendes Gebot ist, um der ausländischen Konkurrenz begegnen zu können, müssen wir unsere Fachgenossen vor jeder unnützen Aus gabe dringendst warnen. Verlanget daher beim Ankäufe von schwefelsaurer Thonerde ein mindestens 15 pCt. Thonerde enthaltendes Erzeugniss, das sich leicht und ohne Rückstand im Wasser löst, nicht mehr als 0,2 pCt. Eisen und 0,8 pCt. freie Säure enthält, und verwendet nur für Eure feinsten Papiersorten, deren wesentlich höherer Verkaufspreis die Mehrausgabe gestattet, ein Erzeugniss, dessen Eisengehalt 0,005 pCt. nicht übersteigt. R. S. Aus Amerika. Starke Regen- und Schneefälle, verursachten viele Schäden und Stillstände in den Papierfabriken der Neu-England-Staaten. 21/ Millionen Dollars betragen die staatlichen Pensionen, die in Boston allein für den Monat Februar grösstentheils an die Veteranen aus dem Kriege mit den Südstaaten ausbezahlt wurden. Uebergewicht. Zu Frage 1126 in Nr. 17 und Kritik in Nr. 22. ,15. März 1896. Den Widerspruch gegen die Entscheidung der Papier-Zeitung halte ich für verfehlt. Zunächst war es ein Irrthum des ursprünglichen Fragestellers, wenn er annahm, sein Käufer hätte ihm das Papier zur Verfügung stellen müssen. Diese Pflicht hat ein Käufer nicht; er kann auch Schadenersatz fordern und die Sendung behalten. Sodann aber irrt Herr K. mit seiner Behauptung, der Käufer hätte in diesem Falle seinen Anspruch unverzüglich mittheilen müssen. Augenscheinlich schwebt Herrn K. nur der Art. 347 D. H. G. vor; dieser fordert sofortige Mängelanzeige, bezieht sich aber nur auf die Güte, nicht auf eine angeblich irrige Berechnung. Es ist garnicht ersichtlich, welches Interesse ein Verkäufer daran haben kann, sofort zu erfahren, ob seine Berechnung beanstandet wird. Vor dem Zeit punkte der Fälligkeit wird er die Differenz ohnehin kaum mit Erfolg einklagen können; seine Rechte bleiben ungeschmälert, und die Beweis führung ist durch eine frühere oder spätere Rüge der Berechnung in keiner Weise beeinträchtigt. Ob das Uebergewicht überhaupt abgezogen werden darf, ist eine Frage, die sachverständigerseits zu entscheiden ist. _e Papierbildung. Mit grossem Interesse habe ich die an dieser Stelle veröffentlichte Habilitationsschrift des Herrn Privatdozenten Direktors Max Schubert, Dresden über Lagerung der Fasern im Papier gelesen. Die fleissige Arbeit Schuberts entbehrt interessanter Gesichtspunkte allerdings, nicht, ist aber leider mit Mancherlei behaftet, was nicht einwandsfrei ist. Im allgemeinen gesagt, ist die Klarstellung des Vorganges der Papierbildung nicht nur interessant, sondern auch hochwichtig! Denn die Anforderungen, welche das Publikum an das Papier stellt, wachsen fortwährend, und die wirthschaftlichen Verhältnisse zwingen den Papierfabrikanten fortgesetzt, qualitativ und quantitativ mehr zu schaffen. Die Schlussworte Herrn Schuberts werden mich veranlassen, in allernächster Zeit auf das von ihm beackerte Feld ausführlich zurück zukommen. Heute möchte ich nur einige Irrthümer berichtigen, welche Herrn Schubert bei der Erwähnung meiner früheren diesbezüglichen Arbeiten unterlaufen sind. Ich bedaure, dass Herrn Schubert meine Abhandlungen über Papierbildung aus der Papier-Zeitung Berlin, Jahr gang 1889, Nrn. 34 und 35, und Jahrgang 1890, Nrn. 13 und 14, erst nach Beendigung seiner Schrift in die Hände gekommen sind, denn ich ver- muthe, dass meine dort niedergelegten Untersuchungen und Beob achtungen ihm bei seinen Forschungen zweckdienlich gewesen wären. Hätte ich zu ahnen vermocht, dass Herr Schubert sich mit der artigen Untersuchungen befasste, so würde ich mir erlaubt haben, ihm rechtzeitig vorher diesbezügliche Arbeiten aus Jahrgängen der Papier- Zeitung an Hand zu geben. Weiterhin hätte nämlich Herrn Schubert u. A. der Artikel eines Fachgenossen auf Seiten 571 und 572 in Nr. 29 der Papier-Zeitung, Jahr gang 1888, und meine Aeusserungen über die Verfilzung des Papier zeuges auf Seite 1758 in Nr. 87 der Papier-Zeitung von 1888 interessiren müssen. Auf die Aussprache des Fachgenossen in Nr. 29, Jahrgang 1888, erschien auch eine kurze Richtigstellung von Professor Martens, Seite 610, Nr. 31 der Papier-Zeitung gleichen Jahrganges, und eine andere von Eduard Walzenburg auf Seite 787 in Nr. 40 der Papier- Zeitung 1888, welcher bereits auf Seite 38 in Nr. 2 der Papier-Zeitung von 1887 »Schüttelwerke für möglichste Querlegung der Fasern bei Siebcylindern « die Papierverfilzung kurz berührt hatte. Meine früheren Anschauungen, die, ich auf diesem Gebiete auf Grund eingehenden Studiums und gesammelter Erfahrungen gemacht habe, habe ich im wesentlichen heute noch. emmn In der Habilitationsschrift sagt nun Schubert: (5» »Herr Schacht hat zu diesem Zwecke auch Papiere untersucht, die ohne Schüttelung hergestellt wurden, und wenn er auch nur vom rein praktischen Standpunkte ausging, die iMftfeuchtu/keit unberück sichtigt liess, die Rase nlage garnicht beobachten konnte und ihm nur ein Wendler’scher Zerreissapparat zur Verfügung stand, so sind seine Resultate doch interessant und decken sich in dem praktischen Ergebniss mit den von mir durch genauere Forschungen gefundenen.« Herr Schubert hat nun offenbar meine Abhandlungen wohl kaum durchgelesen, denn sonst müsste er gefunden haben, dass ich die Luft feuchtigkeit stets insofern mit berücksichtigt habe, als ich bei meinen Untersuchungen immer auf gleiche Papierfeuchtigkeit sah. Diesem Umstande trug ich stets Rechnung, wo es darauf ankam, und diesbezügliche Aeusserungen finden sich auf Seite 719, Spalte 1, Nr. 34 der Papier-Zeitung, Jahrgang 1889; es heisst an der Stelle wörtlich: »Die Festigkeitsprüfungen sind mit dem Wendlerschen Apparat ausgeführt worden, und dabei wurden alle Faktoren genau berück sichtigt, um Ergebnisse zu erzielen, deren Werthe durch keinerlei Umstände in ihrer Richtigkeit geschmälert werden.« Sodann sage ich unter Anmerkung in der Schlusstabelle meiner Arbeit vom November 1889, veröffentlicht in Nrn. 10 und 14 der 1 Papier-Zeitung 1890 wörtlich :