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228 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 8. viel weniger erfreulich erscheinen, als die Vergangenheit war. Abgesehen davon, dass die finnische Zollfrage noch immer nicht um eines Haares Breite vorgerückt ist und Niemand ahnen kann, wie diese Angelegenheit enden wird, sowie davon, dass wieder eine Menge neuer Langsiebmaschinen in Aufstellung begriffen sind, die den Markt drücken müssen, scheint die Haupt schwierigkeit der nächsten Zukunft eine Verschiebung des Ab satzes zu sein, wie sie wohl nur in Ländern vorkommen kann, wo, wie hier, die Regierung die grösste Käuferin ist. Geht diese von’ einem Lieferanten zum andern über, so können die Folgen nicht ausbleiben. Die Spielkarten für das ganze weite russische Reich werden in der kaiserlichen Kartenfabrik hier in Petersburg hergestellt, sind recht theuer, und der sehr grosse Verdienst geht an das Findelhaus. Der Papierverbrauch dieser Fabrik ist recht erheblich, er dürfte wohl etwa eine Million Mark ausmachen und wurde seit Jahren von der Vargunin’schen Fabrik geliefert. Vor einigen Monaten wandte sich die Direktion der Kartenfabrik an sämmtliche Erzeuger besserer Papiere Russlands, unter Einsendung von Mustern und Angabe der Stoffzusammensetzung, und ersuchte um Angebote. An diesem lockenden Anerbieten betheiligten sich äusser dem bisherigen Lieferanten nur zwei andere, und es gelang den Troitzki-Konratjewschen Fabriken (Howard) den Kontrakt ab zuschliessen. Dadurch sind die Varguninschen Fabriken gezwungen, sich anderen Absatz zu suchen. Dieselben Fabriken hatten bisher auch die Lieferung des Banderollen-Papiers für die kaiserliche Expedition der Staatspapiere, und da hier alles nur Erdenkliche banderollirt wird, wie Cigarren, Cigaretten, Zündhölzer, Thee, Weine usw., so war der Papierverbrauch sehr erheblich, man sagt annähernd so gross wie der der Kartenfabrik. Die Expedition hat sich jetzt entschlossen, diese Banderollen-Papiere selbst herzu stellen, sodass für diesen ganzen grossen Ausfall ebenfalls Ersatz geschafft werden muss. Wenn sich durch den Uebergang dieser beiden grossen Posten auch die Erzeugungs- und Verbrauchs verhältnisse an und für sich nicht ändern, so verschieben sich doch die Marktverhältnisse plötzlich sehr bedeutend. Ich weiss von einem Grossfabrikanten im Innern, der seinerzeit frohlockte, dass er einen grossen Theil der schweren Howardschen Mitbewerbschaft dadurch los wurde, dass diese die Lieferungen an die Karten fabrik glücklich erhielten, und glaube, dass manch Anderer jetzt nicht frohlocken wird. Mit solchen Schwierigkeiten haben wohl Fabrikanten in anderen Ländern weniger zu kämpfen, dafür droht ims aber nicht das anderwärts herrschende Strikegespenst. Ob aber nicht die mit grossen Machtvollkommenheiten ausgestatteten Fabrikinspektoren, die uns davor beschützen sollen, zum grossen Schaden für die gesammte Industrie werden, bleibt abzuwarten. In der hiesigen grossen Cigarettenfabrik von Laferme war kürzlich ein kleiner Tumult ausgebrochen, der infolge von Lohn streitigkeiten entstanden war und gleich aufs Entschiedenste unter drückt wurde. Jetzt lese ich im Anschluss daran eine Bekannt machung der Fabrikinspektoren, dass es den Fabrikanten nicht ge stattet ist, den Arbeitern, auch wenn sie in Akkord arbeiten, für durch ihre Schuld verdorbene Waaren irgendwelche Abzüge zu machen. Die Arbeiter haben ihren Lohn voll zu erhalten, doch steht es den Arbeitgebern frei, den Klageweg zu beschreiten! Die einzelnen Arbeiter und Arbeiterinnen für verpfuschte Arbeiten gerichtlich zu belangen hat sicherlich viel Verlockendes!? nn. Das eingesandte Cigarettenpapier ist ein gelungenes Erzeugniss, das den Vergleich mit den besten Papieren dieser Art aushält. Auch die weissen und braunen Seidenpapiermuster sind schön. D. Red. Mündliche Verdingungen. Vor kurzem erhielten wir ein Blatt des Hannoverschen Couriers mit der Verdingungs-Anzeige einer Behörde in Lüneburg, worin gesagt wurde, dass die Lieferungs-Erbietungen im Termine mündlich abgegeben werden sollen. Wir wissen nicht, ob dies Verfahren neu ist, und wie es ge handhabt wird, glauben aber, dass es vielen Lesern interessant wäre, darüber Näheres zu erfahren. Wir bitten deshalb um Auf klärung, d. h. Darstellung des ganzen Vorganges seitens unter richteter Fachgenossen. Norwegische Ziegel ist der Name der künstlichen Dach schieferplatten, welche die Firma Ambrosius Hausen in Christiania in den Handel bringt. Sie werden in Fjeldhammer Brug her gestellt und bestehen aus stark gepresstem, mit einer geheim gehaltenen Mischung getränktem Holzschliff. Wie »The World’s Paper Trade Review« mittheilt, sind die Fabriken zu Embretsfos, Thursfos und Skien mit diesen norwegischen Ziegeln gedeckt. Die Dächer sollen 35 pCt. billiger als gewöhnliche sein und sich sehr gut bewähren. Probenschau. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und S ohreib waaren - Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Briefsammler mit Stahlklammern von J. C. König & Ebhardt in Hannover, London, Wien. D. R. G. M. Nr. 42 213. Der auch in Oesterreich-Ungarn, England und Belgien patentirte Brief- Sammler dient zum sofortigen buchförmigen Aufbewahren von Schriftstücken jeder Art, ohne dass diese durchlocht, eingeheftet oder eingeklebt werden müssen. Der uns vorliegende Briefsammler besteht aus einer festen, 25 : 30 cm grossen Mappe, in deren 5 cm starken Rücken vier vernickelte Stahlklammern derartig an gebracht sind, dass sie sich bequem von rechts nach links bewegen) lassen. Die Form und Anbringung der Stahlklammern ist aus der hier gegebenen Abbildung leicht er kenntlich. Jede Stahl klammer enthält eine gelbliche Papierein lage, die aus einem sehr festen, karton artigen Umschlagbogen und 21/3 Bogen sehr zähem Tauenpapier besteht; in einer sol chen Lage ist Raum für etwa 60 Schrift stücke, die entsprechend'den'auf den'Blättern befindlichen deut lichen Registerbuchstaben schnell geordnet und beliebig wieder herausgenommen werden können. Beim Einlegen oder Heraus nehmen der Schriftstücke zieht man einfach den Umschlagbogen mit seinem gesammten Inhalt lang herunter durch die Stahl klammer. Die Hauptvorzüge dieses zweckmässigen Briefsammlers bestehen in der Einfachheit und Leichtigkeit seiner Anwendung. Die ganze Arbeit an den Mappen, die in verschiedenen Aus stattungen mit einer oder mehreren, bis zu 6 Stahlklammern ge liefert werden, zeigt die den Erzeugnissen dieses Geschäftes eigene Sorgfalt und Sauberkeit. Die einzelnen auch lose erhältlichen Stahlklammern sind ein zweckmässiges Werkzeug, um Schrift stücke, die man zur Hand haben will, zu ordnen und festzuhalten. Gegenüber den bisher dazu benutzten Klammern (Lettreclips') haben diese neuen Stahlklammern den Vorzug, dass sie flacher sind und den Inhalt fester halten. Preise und Angaben über Ausstattung usw. befinden sich auf Seite 235. Tischkarten.j [ J. Miesler, chromolithographische Kunstanstalt, Berlin S. 42, übersandte uns eine Auswahl ihrer neuesten Erzeug nisse auf diesem Gebiete. Es giebt kaum einen Anlass zu fest- liehen Gelagen oder freundschaftlichen Zusammenkünften bei ge decktem Tische, für den in dieser Sammlung nicht [ eine Reihe passender Karten zu finden wäre. Jagd, Manöver, Ball, Konzert, Hochzeit, Taufe; Kegelklub, Katerfrühstück usw. sind eigens bedacht; die farbigen Figuren und hübschen Prägungen zeugen von sorgfältiger und geschmackvoller Arbeit. Näheres über Ver sendung der Mustersammlung besagt die Anzeige auf Seite 246. »F. Soennecken’s Schreibwaren« steht in grossen, flott ge schriebenen Rundschriftbuchstaben auf dem Titelblatt eines Heftes in Grossquartformat, das ausserdem eine Ansicht der Fabrikan lage in Poppelsdorf bei Bonn bietet. F. Soennecken in Bonn und Leipzig, Zweiggeschäft Berlin W., Friedrichstr. 78, führt auf den 28 Seiten des Heftes seine mannigfaltigen Erzeugnisse mit Angabe der Preise in sehr geschickter Art vor. Alle wichtigeren Gegenstände sind durch gute Abbildungen dargestellt, die in brauner Farbe sauber gedruckt sind; der dazu gehörige Text und die Linieneinfassung ist in Schwarz ausgeführt. Da der Werth und die Zweckmässigkeit der von Soennecken« in den Handel gebrach ten Schreibwaaren wohl überall anerkannt ist, brauchen wir ihre Vorzüge hier nicht besonders festzustellen, wir können uns viel mehr damit begnügen, einige der wichtigsten Gegenstände zu er wähnen. Den Schreib-, Zeichen- und Rundschriftfedern, sowie den dazu passenden Federhaltern folgen Briefordner, Kopirpressen usw. Tintenfässer, Löschrollen und alle die hunderterlei verschiedenen kleinen Dinge, die für Schreibtische und Schreibstuben wichtig sind, reihen sich an. Die Vorführung der Soennecken’schen National-Schreibmaschine und die Empfehlung des Werkes »Das deutsche Schriftwesen« bilden den Schluss.