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PAPIER-ZEITUNG. No 27. Falsche Aufschrift. Wir haben schon oft darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass die Fabrikanten ihre Waare nur mit eigener Marke oder besser noch mit voller Firma verkaufen. Dass dies zu grossem Erfolg führt, zeigen die Faber’schen Bleistifte und viele andere Artikel. Aber auch jüngere und ganz junge Firmen haben gezeigt, und beweisen täglich, dass es bei guter Leitung trotz aller Wettbewerbung möglich ist, den Grundsatz „die eigene Waare nur mit eigenem Namen zu verkaufen“, durchzuführen. Viele Fabrikanten haben jedoch nicht den Muth, hierauf zu bestehen und auch einmal einen Auftrag abzulehnen. Wie „Geyer s Stationer“ meldet, haben solche Fabrikanten in Amerika durch schlimme Erfahrung einsehen gelernt, dass sie sich durch Aufdrucken von Firmen der bestellenden Händler grossen Schaden zufügten. Sie wurden, da sie die Fühlung mit den Abnehmern verloren, von diesen Händlern vollständig abhängig, und haben desshalb neuerdings beschlossen, ihre Fabrikate nur noch mit eigener Finna zu versehen. Kartenspiel der Logik. Den durch Fröbel zu besonderer Bedeutung erhobenen und zur Geltung gebrachten Satz „lerne beim Spiele“, haben die Kartenmacher des 17. und 18. Jahrhunderts schon ganz gut gekannt; es giebt Spiele aus jener Zeit, Fig. 1. (8 Bll) 7. Suppositio (Unterschiebung) hat Herze (3 Bll.). Die nach folgenden fünf haben nur je ein Blatt 8. Amplificatio (Erweiterung) mit den Heuschrecken. 9. Restrictio (Einschränkung) mit der Sonne. 10. Appe- latio (Berufung) mit dem Stern. 11. Distributio (Vertheilung) mit der Taube. 12. Expositio (Darlegung) mit dem Mond. Die folgenden drei Formen 13. Exclusio (Ausschliessung) mit der Katze, 14. Exceptio (Aus nahme) mit dem Wappenschild, und 15. Reduplicatio (WiederVerdoppelung) mit der Krone, haben zusammen nur eine Karte. 16. Descensus (die Ab steigung zum Schluss) mit der Schlange, hat eine Karte. Nach der zweiten im Jahre 1509 zu Strassburg erschienenen Ausgabe dieses Werkes geben wir Krebsvier und Schellensieben hier in getreuen Nachbildungen wieder. Wie aus diesen zu ersehen ist, findet sich auf jeder Karte, deren jede immer irgend eine logische Form vertritt, eine ganze Figur, welche zu den verschiedenen Theilen der Darstellungen auf der Karte in Beziehung gesetzt ist. Jede dieser Beziehungen deutet einen bestimmten Fall an, der sich durch die Vorstellungen, die durch das Bild geschaffen, dem Gedächtniss leichter einprägen, durch dasselbe versinn bildlicht werden soll. Die verschiedenen Fälle sind durch Zahlen und Buchstaben bezeichnet, und werden in einem beigegebenen Texte erklärt. Die Figur in Fig. 1 der abgebildeten Krebs vier stellt z. B. die Accidenzien (Eigen- Fig. 2. welche die Wappen der hervorragendsten Fürsten zeigten, also zur Ver breitung der Kenntnisse in der Heraldik dienten; ferner solche, welche geographische, mathematische, astronomische, historische und kriegswissen schaftliche Kenntnisse verbreiten sollten. Von Gelehrten sind diese Spiele wohl nur ausnahmsweise ausgegangen; der Kartenmacher wird sie meistens selbst gemacht und sich höchstens darauf beschränkt haben, sich von irgend einem Lehrer Rath bezüglich der Anlage des Spieles zu erholen. Es ist daher von Interesse, zu sehen, dass schon viel früher, im Anfänge des XVI. Jahrhunderts, ein seiner Zeit vielgenannter Gelehrter, ein Universi tätslehrer, den Versuch machte, nicht Kindern irgend welche Kenntnisse auf diese Weise beizubringen, sondern Studirenden die Wissenschaften durch das Kartenspiel zu lehren. Thomas Murner, hauptsächlich bekannt als Gegner Luthers, liess im Jahre 1507, als er in Krakau lehrte, dort- selbst ein heute ausserordentlich seltenes Büchlein „Chartiludium logicae“ d. i. Kartenspiel der Logik, betitelt, erscheinen, das seiner Zeit grosses Aufsehen erregte, und durch welches er die Studenten in die Geheimnisse der Logik, d. i. der Wissenschaft von den Gesetzen und den Formen des richtigen Denkens, einführen wollte, und damit auch in der That ganz ausserordentliche Erfolge erzielte. Betrachten wir uns dieses „Chartiludium logicae“ näher, so finden wir, dass Murner für jede der logischen und rhetorischen Formen der Scholastik, durch deren Anwendung man zum richtigen Denken und zur richtigen Ausdrucksweise gelangt, eine besondere Farbe bestimmte, so dass er deren im Ganzen 16 hat. Die Zahl der einzelnen Blätter jeder Farbe ist sehr verschieden, wie nachstehende Mittheilungen erkennen lassen. 1. Enunciatio (die Behauptung) hat Schellen zur Farbe (8 Bll.), von denen Fig. 2 ein Blatt zeigt. 2. Predicabile (ein allgemeiner Begriff oder Verstandsbegriff) hat Krebse (6 Bll.) von denen Fig. 1 ein Blatt zeigt. 3. Predicamentum (die Kategorie) hat Fische (8 Bll.) 4. Sillogismus (schulgerechter Schluss) hat Eicheln (4 Bll.) 5. Locus dialecticus (dialektische Methode) hat Skor pionen (7 Bll.), 6. Fallacia (Trugsschluss, Scheinbeweis) hat Turbane schäften) der Substanz dar, und die verschiedenen Bilder die verschiedenen Arten des Accidenz. In welch origineller Weise Murner verfuhr, wolle man aus Nachstehendem ersehen. Der mit 4 a bezeichnete herunter hängende nicht gebundene Strumpf deutet das Accidenz an, das nicht an die Substanz gebunden ist, nicht in unmittelbarer Beziehung zur Substanz steht. Wie z- B.: das Wasser ist trüb; es kann trüb sein, muss aber nicht trüb sein; das Wasser ist also nicht an das Trübe gebunden. Der mit 4b bezeichnete gebundene Strumpf deutet dagegen das Accidenz an, das an die Substanz gebunden, von dieser nicht trennbar ist. Z. B.r das Wasser ist flüssig; das Wasser ist an das Flüssige gebunden, nicht ohne dieses denkbar. Durch diese beiden Strümpfe, den gebundenen und den ungebundenen, wurde dem Studenten also die Lehre von den untrenn baren und trennbaren Accidenzien ins Gedächtniss geprägt, ein Verfahren, das wir heute wohl bei Kindern in Ordnung finden würden, nicht aber bei Studirenden einer Hochschule und einer so ernsten Wissenschaft wie die Logik. Doch muss allerdings zugegeben werden, dass dasselbe zwar geeignet war, die betreffenden Lehren ins Gedächtniss zu prägen, kaum aber um zum Selbstdenken anzuregen. Die andere Karte, Fig. 2, die Schellensieben, versinnbildlicht die vier Regelnder Aequipollenz (der Gleichgültigkeit, gleichen Bedeutung), nach denen durch Negierung 1. des Subjektes. 2. des Prädikates, 3. des Subjektes und Prädikates und 4. des negativen Subjektes aequivalente (gleichbedeutende) Sätze entstehen. Der erste Fall, in welchem die Negation vor das Sub jekt tritt, wird durch den vorgesetzten Stein 1 des Brettspieles ver sinnbildlicht, das die Figur der Karte auf den Knieen hält. Der zweite Fall, in welchem die Negation hinter das Subjekt tritt, zeigt der zurück gesetzte Stein 2 an. Der dritte Fall, in dem die Negation sowohl vor als hinter dem Subjekt steht, wird durch die in der Mitte zwischen 1 und 2 stehenden beiden Steine 3 veranschaulicht. Der vierte Fall, die doppelte Verneinung, wird durch die beiden, ausserhalb der übrigen stehenden Steine 4 dargestellt. (Schluss folgt.)