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1782 PAPIER-ZEITUNG. Ho. 52. Fälschungen von Kunstblättern. Aeltere Erzeugnisse des Kunstdrucks sind in hohem Maasse Fälschungs versuchen ausgesetzt. Kupferstich noch am wenigsten, denn wer die Technik so beherrscht, wie Morghen oder Boucher-Desnoyers, wird seine Arbeiten unter eigenem Namen erscheinen lassen. Dagegen werden Ra- dirungen vielfach gefälscht, obgleich ein geübtes Auge Rembrandt’s Nadel führung von der seiner zahlreichen Nachahmer unterscheiden lernt. Aussichtsvoller als die Anfertigung neuer, den alten unterzuschiebender Platten ist die Fälschung der Abzüge. Die ersten Abzüge von einer Platte zu einer Zeit, wo letztere noch vollständig scharf ist, stehen be kanntlich viel höher im Werth als spätere. Um diese verschiedenwerthigen Abdrücke auch äusserlich leicht zu unterscheiden, wird die Unterschrift gewöhnlich erst gestochen, nachdem eine Anzahl sauberster Abzüge gemacht ist. Man bezeichnet daher diese erstgedruckten werthvolleren Blätter als Drucke „avant la lettre“ und verkauft sie oft für den fünf fachen Preis der späteren Abzüge. Besser noch ist das Numeriren der Blätter, welches ein genaueres Abschätzen zulässt. Ein anderes Merkmal erster Abzüge ist die absichtliche Unfertigkeit einzelner Stellen, welche erst nach Abdruck einer kleinen Auflage ausgeführt werden. Die Bestrebungen der Fälscher richten sich nun vor allen Dingen darauf, gewöhnlichen Abzügen das Ansehen von Frühdrucken zu geben. Die Schrift zu entfernen ist sehr schwierig, und eine solche Hantirung leicht zu entdecken. Leichter schon ist das Ausradiren oder Wegwaschen einer Ziffer. Da aber gewöhnlich der Aufdruck von Ziffern nicht alleiniges Merkmal der Erstlings-Herstellung ist, sondern mit dem Freilassen von Zeichnungstheilen verbunden wird, so richten die Fälscher ihr Haupt streben darauf, jene hochgeschätzte Unfertigkeit künstlich zu erzeugen. Einzelne Blätter von Nanteuil, Masson und Edelinck bieten in dieser Hinsicht wenig Schwierigkeiten, da es nur ganz winzige Theilchen sind, welche in den ersten Abzügen fehlen. Diese Pünktchen und Strichelchen wegzunehmen, macht natürlich dem gewiegten Fälscher keine erhebliche Schwierigkeit. So fehlt auf einem Portrait von Bossuet oft der Punkt hinter dem Malernamen, ohne dass desswegen ein erster Abzug vorliegt. Bei Morghen’s Abendmahl nach Leonardo da Vinci ist oft das Komma wegradirt. Schwieriger ist das Herausnehmen ganzer Strichlagen aus der Zeichnung, und solche Fälschungen werden gewöhnlich rasch entdeckt. Mitunter enthalten aber auch die Frühdrucke nicht weniger, sondern mehr Zeichnung als die späteren. Dieser merkwürdige Fall tritt ein, wenn der Künstler während des Stechens sich kurze Notizen in den Rand gemacht hat, die bei den Frühdrucken stehen bleiben, später aber ab geschliffen werden. Diese Notizen, welche natürlich im Abdruck verkehrt erscheinen, lassen sich durch einen zweiten Druck nachahmen. Es wird dazu eine Platte genommen, die um ein Weniges grösser ist als die erste, damit der erste Rand nur etwas nach aussen gedrückt wird, die Stellen für jene Notizen werden genau bezeichnet und die Inschriften selbst nach geschrieben oder — neu erfunden- Solcher Fälschung sind namentlich Stiche von Chodowiecki, der gern seine Einfälle an den Rand schrieb, ausgesetzt, und W. Engelmann zählt in seinem Werke über Chodowiecki eine ganze Reihe derselben auf. Wessely erzählt, dass früher in Berlin eine eigene Fabrik für Fälschung Reinbrandt’scher und Chodowiecki'scher Stiche bestand. Pelz mützen wurden dort vergrössert, Hutfedern vermehrt oder aufgesetzt, wo früher keine waren, Rembrandt mit dem Säbel erhielt einen zweiten Säbel, und ins Zimmer der heiligen Familie wurde ein zwar unentbehrliches, aber gewöhnlich nicht als Dekorationsstück verwendetes Gefäss gestellt. Wie verblasste Abdrücke durch Nachziehen aller Linien mit Gummi- Zuckerwasser und Aufstäuben von Kienruss aufgefrischt werden, ist bei früherer Gelegenheit erzählt worden. (Jahrgang 1885, Seite 848.) Hier sei nur noch der Fälschung von Sammler-Stempeln Erwähnung gethan. Oeffentliche Bibliotheken und bedeutendere Sammler pflegen die in ihrem Besitz befindlichen Stiche durch vorsichtige Abstempelung zu kennzeichnen. Dies geschieht entweder durch Stempel-Aufdruck auf der Rückseite, einer möglichst vollschwarzen Bildparthie gegenüber, oder durch Trocken- Prägung. Da nun die frühere Zugehörigkeit zu einer berühmten Bibliothek eine gewisse Gewähr für den Werth eines Stiches bietet, so werden auch diese Stempel-Abdrücke gefälscht. Noch häufiger sind Fälschungen von aufgeschriebenen Namen früherer Besitzer; so ist z. B. erst vor wenigen Jahren die Fälschung der Unterschrift des Wiener Sammlers Rechberger entdeckt worden. Julius Lessing und der Franzose Eudel haben Bücher über Fälschung von Kunstwerken geschrieben, doch giebt es noch kein Werk, welches die Fälschung von Kunstblättern ausschliesslich behandelt- Es wäre zu wünschen, dass ein fachkundiger Sammler sich einmal dieser Aufgabe unterzöge, — die Ergebnisse würden sehr interessant sein. 2AAAAAAAAAAAAAAA 3 Papierstoff-Fabrik Altdamm Stettin • (Aktien-Gesellschaft) 4 liefert [29822 $ 4 Holzzellstoff (Natroncellulose) > 4 nach verbessertem Verfahren in vorzüglicher Qualität, ge- > bleicht oder ungebleicht, lufttrocken oder feucht. Eyw ywvw ww wvE Deutschlands Einfuhr und Ausfuhr, von Papier etc. nach bezw. von Italien im Jahre 1885. 1. Einfuhr aus Deutschland. Doppel- Werth zentner 1000 Lire Holz-, Stroh- und sonstige Papiermasse 21057 526 Papier, weiss oder in der Masse gefärbt 4 031 443 Papier, buntes, vergoldetes oder bemaltes, Tapeten ¬ papier 1250 231 Löschpapier 115 12 Packpapier 1 174 41 Hundert Dutzend Spiel- und Tarokkarten 13 1 Doppel-Zentner Stiche, Lithographieen und Etiketten 505 758 Pappe, gemeine 675 20 » feine 700 88 Bücher, gedruckte, in losen Bogen oder einfach geheftet 430 215 Desgl., in Pappe gebunden 51 31 Desgl, in Leder oder Pergament gebunden . . . 132 92 Desgl., in anderer Art gebunden, in Sammet etc.. 4 14 Register, in losen Bogen oder in Pappe gebunden 83 14 Desgl., in Leder oder Pergament gebunden. ... 19 5 Musikalien, gedruckte 43 34 Siegellack 33 12 Bleistifte, nicht gefasste 14 3 „ gefasste 257 90 Tinte aller Art 163 22 2. Ausfuhr nach Deutschland. Papier, weiss oder in der Masse gefärbt, aller Art 1 208 121 Löschpapier 120 13 Packpapier 4 328 151 Landkarten 7 10 Stiche, Lithographieen und Etiketten 76 114 Pappe, feine 25 3 Bücher, gedruckte, in losen Bogen oder brochirt . 130 52 Desgl. in Leder oder Pergament gebunden.... 33 20 Chr. Wandel, Reutlingen, empfiehlt seine mehrfach prämiirten [26715 Rotirenden Knotenfänger bewährtester Konstruction. Bie jetzt sind über 600 dieser Apparate in Betrieb gekommen. Zeichnungen nebst Beschreibung und Preisangabe stehen gerne zu Diensten. Soeben erschien: Ein Handbnch ii. Rathgeber für Papier-Käufer u. -Verkäufer. Zum praktischen Gebrauch bearbeitet. Mit 127 Illustrationen und 36 Original-Proben aus ge bräuchlichsten Papier-Sorten mit Stoffangabe und Werth- Verhältnissen. Preis: broch. 8 M., in Satine- band 10 M. »■ Auch vorzüglich zum Geschenk an Gehilfen und Lehrlinge geeignet. Th. Grieben’s Verlag. (L. Fernau.) Leipzig. [30332