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PAPIER-ZEITUNG. 1691 No. 50. jeder Theilhaber nun auf alleinige Rechnung eine Papier-Grosshandlung, oder legt sich einen neuen Theilhaber zu, diesmal mit ganzen 8 — 10 000 Mir. Kapital. Jetzt ist man aber schon befähigt, in die Reihe der Exporteure zu treten und thut’s natürlich auch. Merkwürdigerweise kann aber das Ausland ganz gut ohne die Herren X. & Co. fertig werden, und im Inlande will’s auch nicht so. recht ziehen. Neue Trennung, neue Etablirung, und so kann es durch Sprossung (wie es Darwin in seiner Entwickelungslehre nennt) in die Unendlichkeit fort- gehen zu Nutz und Frommen der Geschäftswelt und des guten Rufs des deutschen Handelsstandes. Wenn ich hier etwas drastisch geschildert habe, so geschah es, um zu zeigen, wohin es schliesslich führen kann, wenn es sich die Fabrikanten nicht versagen können, solche Eintagsfliegen durch Kreditgewährung lebensfähig zu erhalten. Solche Leute, welche von der Hand in den Mund leben, verderben nothgedrungen die Preise und erschweren dem gediegenen wirklichen Gross händler das Geschäft auf unverantwortliche Weise. Wenn deren Bestellungen daher an Umfang nachlassen, sie weniger auf Lager nehmen, so haben die Herren Fabrikanten es sich bis zu einem gewissen Grade selbst zuzuschreiben. Ehe sie sich desshalb auf die schiefe Ebene des direkten Verkehrs mit Ver brauchern begeben, und nebenbei solche Pseudo-Grossisten versorgen, sollten sie sich mit wirklichen Grosshändlern in Einvernehmen setzen und ihnen solche Vortheile von vornherein einräumen, welche sie in die Lage setzen, einen hübschen Umsatz mit angemessenem Nutzen zu erzielen. Ist aber der Karren erst einmal festgefahren, so bringen Reue und Klagen ihn nicht mehr aus dem Schlamme! Nixi. Aus Sachsen. Die jetzt durch einiges Zusammengehen Sachs, und Schles. Papierfabrikanten entstandene Erhöhung der Papierpreise begrüsse ich als Händler ebenfalls mit Freuden und ist zu wünschen, dass der Beschluss auch allseitig gehalten wird. Den Ausführungen unter „Papiermarkt“ in No. 46 der Pap.-Ztg. und „Fabrikanten und Händler“ in No. 48 muss ich in Vielem widersprechen und behaupte, dass die Fabrikanten ebensoviel Schuld wie die Händler tragen. Eine grosse Aktien-Fabrik hies. Gegend z. B„ weiche in den letzten Jahren meist Druck arbeitete, verkaufte offen nur an ihre grossen Abnehmer und antwortete auf andere Anfragen kurz ablehnend. Der Kontordiener der Fabrik hatte aber das Privilegium, Druck etc. in der Stadt und Umgegend zu einem Preise zu detailliren, wie ihn ein Händler nicht abgiebt. Dadurch sind selbstredend dem Händler die Preise von der Fabrik aus verdorben worden. Auch verkaufte dieselbe Fabrik direkt an die Verbraucher namentlich billige Lagerposten besserer Sorten, die nur ein Händler richtig ausnützen und desshalb dasselbe dafür zahlen kann. Die Verbraucher wurden durch die gehabten Preise für alte Lager- und Ausschussposten verwöhnt Und wollen dem Händler höhere Preise nicht mehr bewilligen namentlich dort, wo die Fabrik es heute noch so treibt. Ich habe zwar nur von einer Fabrik und einem kleinen Umkreis gesprochen, doch gilt dasselbe von vielen, die es in ihrer nächsten Umgebung ebenso halten und dadurch vielen Händlern und sich selbst die Preise mit verdorben haben. Es giebt auch Schreib- und Postpapier-Fabriken, die an kleine Geschäfte, Bureaux und sogar Private ihrer Gegend kleine Posten zu niedrigem Preise abgeben, weil es sich nur um den nächsten Kreis handelt. Da es aber Viele so machen, und dadurch grosse Kreise und sehr viele Händler im Absatz wie im Preise schädigen, so haben die Fabriken sich die Preise dadurch selbst verderben helfen. Der Verbraucher sagt zum Händler „ich erhalte die Papiere billiger von der H’schen Fabrik (in nächster Nähe)“ und der Händler giebt schliesslich auch zu diesem Preis, mit dem dann wieder die Fabrik gedrückt wird u. s. w. Ich nehme selbstredend nur solche Händler in Schutz, welche durch Fabriken geschädigt wurden. Aber alle Fabriken, auf welche meine Beispiele passen, müssten sich bessern, wenn sie Händler von der Sorte erziehen wollen, wovon es zu wenig giebt und wie sie nach „Fabrikanten und Händler in No. 48“ sein sollten. H. B. Handelsvertrag' mit Oesterreich. Der österreichische Handelsminister hat gelegentlich der beabsichtigten Erneuerung der Handelsverträge Oesterreich-Ungarns mit dem Deutschen Reich und Italien dem Verein der Oesterr.-ung. Papierfabrikanten Gelegen heit gegeben, seine Ansichten und Wünsche bezüglich der Papierzölle zu äussern. Dem Gutachten, welches darauf vom Verein abgegeben wurde, ent nehmen wir nach dem Centralbl. f. d. österr.-ung. Pap.-Ind. die wesentlich sten Punkte. Die Ausfuhr von Papier und Papierwaaren aus Oesterreich betrug: 1878 193 246 M.-Ctr. 1885 507 806 „ Dagegen betrug die Einfuhr: 1878 57 616 M.-Ctr. 1885 67 201 „ Die Ausfuhr ist daher seit 1878 um etwa 160 pCt., die Einfuhr um etwa 16 pCt. gewachsen. Vom Gesammt-Aussenhandel betrug im letztvergangenen Jahre die Ausfuhr nach Italien ungefähr 78 000 M.-Ctr. Wie viel nach dem deutschen Reiche geliefert wurde, ist nicht bestimmbar; den amtlichen Ausweisen zufolge traten im Jahre 1885: 224 702 M.-Ctr. über die.deutsche Grenze. Weitaus der grösste Theil davon nimmt seinen Weg jedoch über die deutschen Hafenplätze, während nur der Rest, etwa 20 pCt., seine Be stimmung in Deutschland findet. 1885 sind von 224 000 M.-Ctrn. nur etwa 44 000 in Deutschland verblieben, die übrigen 180 000 waren zur Durch fuhr bestimmt. Die häufig festgestellte Auslegungsfähigkeit der Zolltarife veranlasste den Verein zu dem sehr beachtenswerthen Vorschlag, einen internatio nalen Zolltarif mit gleichem Wortlaut für alle Verträge auszuar beiten. Da es meist die Einordnung der Waaren in bestimmte Rubriken ist, welche Tarifstreitigkeiten erzeugt, so müsste zum Zweck einer für alle Staaten gleichmässigen Behandlung zugleich auch ein internationales einheitliches Waarenverzeichniss vereinbart werden. Als Beweis für die Unzuträglichkeiten, welche die gegenwärtigen, oft deutungsfähigen Bestimmungen herbeiführen können, wird folgender Fall erzählt: In dem Zollvertrag mit Italien ist die Einfuhr von Papier buvard und Papier epais d’emballage freigegeben. Nachdem auf Grund dieser Vertragsbestimmung durch mehr als vier Jahre, 1879—1883, eine bedeutende Ausfuhr in geringen, groben Pack papieren nach Italien stattfinden konnte, nachdem eine Anzahl Packpapier fabriken, welche ihrer geographischen Lage nach auf die Ausfuhr nach Italien angewiesen sind, ihre Fabrikation für diesen Export eingerichtet hatten und eifrigst Handelsverbindungen mit Italien pflegten, beanstandeten plötzlich die italienischen Zollbehörden im Jahre 1883 eine grosse Anzahl Sendungen von groben Packpapieren und belegten dieselben als unter die Tarifpost 48 a gehörig mit 10 Lire Eingangszoll per 100 Kilo. Diese Verhältnisse sind trotz mehrfacher Eingaben auch gegenwärtig noch nicht geregelt, da „Papier epais d’emballage“ sowohl als grobes, wie als rauhes, geringwerthiges, und auch als dickes Packpapier aufgefasst werden kann. Die Vertragsbestimmungen sollten daher unter Beirath von Sachver ständigen auf das sorgfältigste stilisirt und die amtlichen WaarenVerzeich nisse in allen Fällen als allein maassgebend betrachtet werden. Bei Erneuung des Handelsvertrags mit Italien empfiehlt der Verein niedrige, für beide Theile möglichst gleiche Zölle für längere Dauer,, da Italien viel Papier aus Oesterreich bezieht, — 78 000 M.-Ctr. im Jahre 1885 — aber wenig — 3300 M.-Ctr. — dorthin liefert. Cellulose, Holzstoff und sonstige Halbfabrikate könnten zu Gunsten Italiens, welches in diesen Erzeugnissen auf Einfuhr angewiesen ist, frei gegeben werden. Der Ausfuhrzoll auf Hadern ist unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, da die österreichisch-ungarische Papierfabrikation dieses Schutzes für das Rohmaterial ohne Gefährdung ihres Fortbestandes nicht ent behren kann. Von der Gesammt-Einfuhrmenge von 67 000 M.-Ctrn. stammt weitaus der grösste Theil — ca. 90 pCt. oder ca. 60 000 M.-Ctr. — aus dem deutschen Reiche, dessen Papierindustrie überhaupt der gefährlichste Konkurrent für diejenige Oesterreich-Ungarns auf dem Weltmärkte ist. Daher wünscht der Verein im Interesse der österreichischen Papier industrie, dass in keinem Falle die Einfuhrzölle für deutsche Waaren nach Oesterreich niedriger angesetzt werden, als die Einfuhrzölle Deutschlands für österreichische Waaren. Der Ausfuhrzoll auf Hadern ist auch Deutschland gegenüber beizu behalten. Der Verein wünscht, dass auch die Spinnabfälle, welche als ein für die Papierfabrikation vorzüglich geeignetes Rohmaterial nocli in grossen Mengen nach Deutschland ausgeführt werden, als unter den Artikel „Ha dern“ gehörig mit diesem Ausfuhrzoll belegt werden. Die Aufmerksamkeit der Zollbehörden wird bei dieser Gelegenheit auf den ander deutschen Grenze angeblich stark betriebenen Hadernschmug- gel gelenkt. Das Gutachten schliesst mit dem Wunsche, Deutschland möge für den Fall, dass kein Tarifvertrag zu Stande kommt, keinesfalls dieselben niedri gen Zollsätze erhalten wie etwa Italien. Rheinische Schiefertafel-Fabrik in Worms. Seit einigen Jahren sahen wir in der Stadt der „Nibelungen-Sage“ eine Anlage entstehen, welche sich die Aufgabe gestellt, für unsere A. B. C.-Schützen eine Schreibtafel herzustellen, die als ein Fortschritt zu begrüssen ist, wenn wir der alten, mit allen Gebrechen behafteten Schiefertafel gedenken, auf der wir unsere Schreibstudien begonnen. Beim Eintritt in den geräumigen Fabrikhof sahen wir Berge der schönsten Buchenstämme, wovon einige schon auf kleine Wagen geladen, über zahlreichen Schienenstränge ihrer Vernichtung entgegenfahren. Durch das Kesselhaus geführt, an drei mächtigen Dampfkesseln vorbei, gelangten wir in den Maschinenraum, wo uns eine 60 Dampfmaschine die Grösse der Produktion ahnen lässt. In der grossen Sägehalle sahen wir auf verschiedenen Säge-Gattern die stärksten Stämme dem emsig und sicher nagenden Zahne der Säge verfallen. Die ge schnittenen Bohlen gingen dann weiter durch verschiedene Kreissägen ihrer Zerkleinerung entgegen, wir sahen die Leisten herunterfallen, welche dann auf die Stärke der Tafelrahmen gehobelt, den Nuthmaschinen zugeführt werden, um uns zuletzt von den am Eingang gesehenen grossen Stämmen nur noch kleine Rahmenstücke vorfinden zu lassen. Nachdem wir an Absatz- und Frais-Hebel maschinen gesehen, wie die Rahmen schön abgerundet werden, begaben wir uns in die Schleiferei, wo der rohe Schiefer zerschnitten wird, und aus der rohen Platte schliesslich eine hübsche glatte Schieferfläche entsteht. In der Liniir- Stube erfreute uns die Gewandtheit der Liniirerinnen; dann durchwanderten wir noch die mechanische Werkstatt und gelangten in den Saal, wo aus den ver schiedenen Holz- und Schiefertheilen endlich die fertige Schiefertafel noch zusammengepresst und festgeleimt wird. Auf Schienengeleisen fährt die tadellose, saubere Waare in den Packraum, wo die letzte Arbeit ihrer harrt, um dann, in Kisten oder Bunden gepackt, hinaus in die Welt zu ziehen, um deutschem Fleiss ein Feld nach dem anderen zu erobern. x.