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No. 47. PAPIER-ZEITUNG. 1587 Papierprüfung. Es ist, besonders in letzter Zeit, häufig vorgekommen, dass mit Blatt metall oder Silber belegtes Papier nach kurzer Zeit bräunlich oder in letzterem Falle gelblich wurde, und sind hierdurch schon sehr schwere Schädigungen der betreffenden Industriellen hervorgerufen worden- Aehnliche Erscheinungen sind auch schon bei Papier beobachtet worden, welches zum Verpacken und Einlegen von Blattmetall und Blattsilber und versilberten Metallflittern diente. In allen solchen Fällen sind es im Papier vorhandene Verbindungen des Schwefels oder Chlor, welche die erwähnte Wirkung ausüben und das Papier für derartige Verwendungsarten untauglich er scheinen lassen- Es liegt sicher auch im Interesse der Papierfabrikanten, sich auf leichte Weise- vergewissern zu können, ob die von ihnen erzeugten Papiersorten für die in Frage kommenden Verwendungsarten geeignet sind, oder nicht, und aus diesem Grunde empfehle ich denselben folgende einfache und bequem auszuführende Methode. Zwischen einige Blätter des zu prüfenden Papieres oder, wenn es sich um Karton handelt, zwischen die Spaltflächen desselben bringt man ein Stückchen Blattsilber und lässt dann auf die Papierprobe 1 Stunde hindurch einen Wasserdampfstrahl einwirken. In jenen Fällen, in welchen das geprüfte Papier schädliche Schwefelverbindungen oder Chlor enthielt, wird das Blattsilber eine gelbliche bis bräunliche Färbung angenommen haben, in allen anderen Fällen bleibt es unverändert weiss. Bei Anwendung dieser Prüfungsmethode werden dem Papierfabrikanten voraussichtlich oft zu Prozessen führende Streitig keiten mit Abnehmern erspart. (Dr. R. Kayser in den Industrie-Blättern) Berichte unserer Korrespondenten. Aus England. London, 15. November 1886. Meinen heutigen Bericht kann ich mit einer Mittheilung einleiten, welche die Papier-Zeitung nur schmeichelhaft berühren kann und welche für den Ein fluss derselben auf das. Geschäftsleben kräftiges Zeugniss redet. Im September vorigen Jahres gab ich in diesen Spalten u. A. drei Ideen zur Ausschmückung von Photographie-Albums, welche sämmtlich im Laufe dieses Jahres benutzt wurden. Meine Andeutungen bezogen sich auf Herstellung eines Buches, welches dem Leben des Seestrandes (seaside) gewidmet sein sollte, ferner empfahl ich, die Motive zu einem solchen den schottischen Hochlanden zu entnehmen, und drittens den berechtigten Stolz des Engländers auf. sein Kolonial-Reich zu befriedigen und ihm ein besonderes Buch für „Empire“ anzubieten. Die Papier-Zeitung muss entschieden ihre Hand im Spiele gehabt haben, denn Charles Reynolds & Co., Milk Street, E. C. veröffentlichten im Anfänge dieser Saison ein „St. Andrews Album“ mit Scenen aus Schottlands Bergen und Geschichte. Die Zeichnungen selbst sind von einem englischen Künstler gut empfunden, aber die farbige Ausführung erinnert zu sehr an Bilderbücher für Erwachsene, zu denen diese illustrirten Special-Bücher herabsinken, anstatt ein erdachte Motive zu verwerthen, welche dem Ganzen mehr künstlerischen und dauernd bildenden Werth verleihen. Allerdings muss ich gestehen, dass diese, Behauptung den Vorwurf nach sich ziehen kann, ich spräche aus grauer Theorie. Der Geschäftsmann kann selten mit höheren Anforderungen rechnen und muss sich mehr der nüchternen Wirklichkeit fügen, um die verschiedenen Klassen des Publikums zu befriedigen. Schaden könnte es aber immerhin nicht, wenn man sich bessere Ziele steckte. Bei Marcus Ward & Co., Limd., Oriel House, Jarringdon Street E. C. erschien das „Seaside Album“, welches, wie der Name andeutet, die mannigfaltigen Scenen aus dem Strandleben verherrlicht. Das Buch wurde in eigener Druckerei in Belfast hergestellt, und entspricht in der Ausführung dem von diesem Hause stets entwickelten guten Geschmack. „Empire Album“ ist der Name eines dritten Buches, von einer Berliner Firma auf den hiesigen Markt gebracht. Es ist in wenigen Farben hergestellt, wirkt jedoch äusserst effektvoll. Das Titelblatt ist sehr sinnreich entworfen, und die verschiedenen, hübsch zusammengestellten Ansichten aus den über seeischen Besitzungen, meistens Städte-Abbildungen in Vogel-Perspektive, werden gewiss nicht verfehlen, dem Album guten Absatz zu verschaffen. Dies sind kurz erwähnt die hervorragendsten Special-Bücher; einen aus führlichen Bericht über den Albummarkt werde ich baldmöglichst folgen lassen, nachdem ich meine Umschau beendet habe. Das kommende Jahr verspricht für die hiesige Geschäftswelt recht lebhaft zu werden. Die Königin Victoria beendet das 50. Jahr ihrer Regierung. Zur würdigen Feier ihres Jubiläums werden in allen Schichten der Bevölkerung umfangreiche Vorkehrungen getroffen. Man kann sich über die Art und Weise wie sie die ihr von der Konstitution zugeschriebenen Rechte benutzt hat, nicht eklagen. Dies ist die vorherrschende Meinung. Und da es viele loyale Briten giebt, die diese Ansicht gern dokumentiren werden, wird es an Nachfrage für Gegenstände, welche auf das Jubiläumsjahr hinweisen, oder entsprechende Widmung tragen, nicht fehlen, passende Neuheiten im Bereiche der Kurz- und Galanteriewaaren, Papier-Ausstattungen u. s. w. werden guten Absatz finden, und die deutschen Fabrikanten werden nicht verfehlen, daraus Kapital zu schlagen. Wie die „Society-Zeitungen“ verkünden, hat die Königin versprochen, ihre der Geschäftswelt so nachtheilige Abgeschlossenheit zur Feier des Jahres ausnahmsweise aufzugeben, mehr in Gesellschaft zu erscheinen und somit der Gesellschaft neuen Impuls zu geben, dem man allseitig mit Freuden entgegensieht. Der Papierkenner. Unsere Ueberschrift ist der Titel eines von dem in Fachkreisen bekannten Herrn Otto Winckler in Leipzig verfassten und in Tb. Grieben’s Verlag daselbst erschienenen Handbuchs und Rathgebers für Papier-Käufer und -Verkäufer. Der Verfasser hat sein Werk Herrn Herrmann Gmeiner-Benndorf, Präsident des Deutschen Papier-Vereins, gewidmet. Er vollendete es in einjähriger Arbeit und hofft damit eine Lücke auszufüllen und ein Werk geliefert zu haben, welches dem gesammten Papierfach, besonders dem Papier-Handel, dienen wird. Folgendes sind die Titel der 9 einzelnen Abtheilungen, in welchen er den Stoff zerlegt hat. 1. Papier sonst und jetzt. — 2 Fasergewinnung. — 3. Faserverbesserung. — 4. die Papiermaschinen. — 5. Im Papier-Lager. — 6. Die Papier-Sorten. — 7. Papier - Prüfungsmittel. — 8. Der Papier - Markt. — 9. Papierbear beitungs-Maschinen. In einem Anhang enthält das Buch ferner 36 Papierproben, -auf welche in den einzelnen Abschnitten Bezug genommen ist. Die Abtheilungen 1—4 behandeln die Papierfabrikation in solchem Umfange, dass sie dem Laien wenigstens einen Begriff davon geben, in welcher Weise und mit welchen Maschinen hauptsächlich Papier erzeugt wird. Da es für diesen Zweck mehrere ausführlichere Werke giebt, und das Buch in erster Linie dem Papierhandel gewidmet ist, so glauben wir nun den folgenden Theil ausführlicher durchgehen zu Rollen Abtheilung 5 „Im Papierlager“ enthält auf 15 Seiten Anweisung über „Schneiden, Glätten, Falzen und Beschneiden, Sortirung und Gewichtsberechnung, Papierzählen, Packung und Lagerung und Grössenverhältnisse der Papiere, so dass jedem dieser Theile durchschnittlich 11/, Seiten gewidmet sind. Im Abschnitt Packung und Lagerung wird der Papierhändler werthvolle Fingerzeige finden, durch deren Beachtung er sich vor Schaden bewahren kann. Für „Papierzählen mit einfachem Hochheben“ und „für Papierzählen mit aufgeblätterter Lage“ geben deutliche Abbildungen genaue Anweisung. In der darauf folgenden Abhandlung werden die gangbaren Papierformate, voran die Normalformate, erklärt. Wir haben mit Vergnügen gefunden, dass der Herr Verfasser für Mancherlei eingetreten ist, wofür wir, wie er bei den Normalformaten erwähnt, seit Jahren geschrieben haben. In Abtheilung VI, die Papiersorten, Auswahl unter den Papieren, werden in den beigegebenen 36 Proben die wesentlichsten Papierarten vor geführt, und ihre Verwendung beschrieben. Den beigegebenen Proben sind zum Theil Notizen über ihre Rohstoffe, Aschengehalt, Dehnungsfähigkeit u. s. w. aufgedruckt. Der Papierhändler wird auch diesen Theil nicht ohne Nutzen lesen. VII. Abtheilung, Papierprüfung, macht mit den bei Untersuchungen von Papier gebräuchlichen Verfahren und Apparaten in ausgedehntem Maasse bekannt, Unter-Abtheilungen behandeln die Prüfung durch physi kalische Instrumente und die mikroskopische Papierprüfung. Letztere Abhandlung ist von Dr. Paul Klemm bearbeitet und mit Abbildungen der verschiedenen Faser-Präparate, wie das Mikroskop sie zeigt, versehen. Die Prüfung auf verholzte Fasern u. s. w. vervollständigt diesen über 90 Seiten füllenden Theil. Die VIII. Abtheilung der Papiermarkt. Vom Papierhandel be arbeitet von M. F. Bahse. Auch hier finden sich beherzigenswerthe von uns oft gegebene Winke, die wohl dem Verfasser des Werkes nicht dem Herrn Bearbeiter dieses Abschnittes zuzurechnen sind. In der kurzen Einleitung, welche von den Gebräuchen im Papierhandel und von dem ein schlägigen Artikel 347 des Handelsgesetzbuches spricht, heisst es nämlich: In der Praxis kommen mehr Schädigungen der Fachgenossen durch ungenaue Bestellung, falsch verstandene undeutliche Angaben, als durch die Absicht der Uebervortheilung vor. Nachdem nachgewiesen ist, dass Streitigkeiten, welche die Güte der Waare betreffen, nicht vor Gericht gezogen werden sollten, weil nicht Richter sondern stets Sachverständige den Ausschlag geben, und letztere im Auslande selten vorhanden sind, heisst es weiter: „Nur einen Weg giebt es, solche Schwierigkeiten beizulegen, das ist das Schiedsgericht.“ Der folgende Abschnitt giebt Winke dafür, welche Punkte die Papier fabriken bei Annahme von Papier-Bestellungen beachten sollten. Bei 122 „Vom auswärtigen Handel“ sind aus der Reichs-Statistik für das Jahr 1884 inter essante Zahlen mitgetheilt, die unsere Leser in der Hauptsache kennen. Der Einfuhr von 13,491 OOP Mk. steht eine Ausfuhr von 83,388,000 Mk. gegenüber. Diesel Theil aes Werkes bietet auf etwa 40 Seiten eingehende statistische Zahlen, Tabellen und zieht aus diesen den Schluss, dass „dem deutschen Exporteur noch ein grosses Feld im überseeischen Handel offen steht.“ IX. Abtheilung beschreibt die Maschinen für Papierbearbeitung, ein schliesslich der Buchbinder-Maschinen. Letztere, aus der Maschinenfabrik von Karl Krause, sind auf den beigegebenen Proben abgebildet. Kurze Beschreibungen der Schreibmaschinen, Umschlag-, Liniir-, Buchdruck- und Heftmaschinen machen den Schluss. Auch Jie äussere Ausstattung des Werkes lässt auf die Sorgfalt und den Fleiss schliessen, mit welchem sein Inhalt zusammengetragen ist. Es ist auf holzfrei Druck von Sieler & Vogel sauber gedruckt und das uns zugesandte Exemplar elegant in schwarz Zeugstoff gebunden, auf welchem in goldenen Lettern der Titel prangt. Es ist eigenthümlich, dass zu ungefähr gleicher Zeit mit obigem Werk, vielleicht etwas früher, in England ein Buch zu demselben Zweck erschien, dessen Titel lautet: „A Treatise on Paper“ (Abhandlung über Papier) für Buchdrucker und Papierhändler von Richard Parkinson, Drucker und Lehrer an der technischen Schule von Manchester u. s. w. Es ist bei R. Parkinson, 50, St. Georges Road in Preston erschienen und bildet