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1520 PAPIER-ZEITUNG. No. 45. Bau von Fabriken. In Amerika ist es üblich, dass man bei Versicherungen nur die Summe versichert, welche man im Fall eines Feuerschadens ersetzt zu haben wünscht, d. h. man versichert nur den möglichen oder voraussichtlichen Schaden. Hat Jemand auf seine Fabrik eine Versicherung von 20 000 Dollar abgeschlossen, so erhält er diese Summe, wenn ein Schaden von dieser Höhe oder mehr entsteht. In Deutschland hat man jedoch, um sich zu decken, den vollen Werth der Fabrik zu versichern und nach dem Brande den Bestand nacbzuweisen, der vergütet werden soll. Nach ersterem Ver fahren erfolgt die Abwickelung in der Regel sehr rasch, nach letzterem ist dieselbe sehr mühevoll. Die Verschiedenheit dieser Systeme und auch der sonstigen Verhältnisse ist wohl die Ursache, dass Papierfabriken in Amerika etwa 2 bis 3 und mehr vom Hundert der versicherten Summe jährlich zur Deckung gegen Feuerschaden zahlen, während in Deutschland etwa 2 bis 3 vom Tausend dazu ausreichen. Die hohen amerikanischen Prämiensätze haben zur Folge, dass man sich bemüht, durch entsprechenden Bau der Fabriken die Prämie möglichst billig oder ganz entbehrlich zu machen, und dass sich die Gesellschaften bemühen, die Fabrikanten in dieser Richtung zu belehren. In der am 28. Juli 1886 zu Saratoga abgehaltenen Versammlung des Vereins amerikanischer Papierfabrikanten hielt ein Ver sicherungs-Sachverständiger einen Vortrag über diesen Gegenstand, dem wir einige, auch für europäische Verhältnisse passende, Mittheilungen ent nehmen. Vor Allem erklärte es der Vortragende für unsinnig, Fabriken viele Stockwerke hoch zu bauen, wenn man Raum zur Ausdehnung auf ebener Erde hat. Je niedriger die Fabriken sind — und er empfiehlt höchstens ein Stockwerk, womöglich nur ebene Erde — desto billiger werden Anlage, Betrieb, Uebersichtlichkeit und Feuersicherheit. Er glaubt, die hohen Gebäude nur der aus den Städten übertragenen Gewohnheit und gedankenloser Nach ahmung zuschreiben zu müssen. Wer aber dennoch hoch baut, sollte wenigstens dafür sorgen, dass sich niedrige Gebäude an die hohen an schliessen, da dieselben das Löschen bedeutend erleichtern. Ebenso entschieden spricht er sich gegen steile Dächer aus, die höchstens den Regen ableiten, aber die oberen Räume verderben, und weder warm halten noch sonst einen Vortheil bieten. Gegenüber der üblichen Kon struktion der Dächer aus vielen Sparren mit einer Bedeckung dünner Bretter empfiehlt er an Stelle der Sparren 25X30 cm starke Balken bis zu 3 m auseinander anzuwenden, diese aber mit 3zölligen, stumpf an einander stossenden Fig. 1. herstellen liessen, bringt auch den in Fig. 2 und 3 dargestellten Plan einer nach solchen Grundsätzen angeordneten Papierfabrik. Darin bedeuten: 1. Lumpen-Vorräthe und Sortirerei. 2. Holzschliff-, Kalk-, Erde- etc. Lager. 3. Papierlager. 4. Aufzug und Treppe. 5. Nach innen offene Verbindung über den Mühlgraben. 6. Wassermotoren. 7. Oelvorrath. 8. Ebener Erde Lumpenkocher, darüber Stäuber. 9. Ebener Erde Stoffkasten, darüber Holländer. 10. Dampfkessel. 10a. Schornstein. 11. Papiermaschine. 12. Aufzug und Treppe. 13. Ebene Erde Kalander und andere Zurichtmaschine in 3 Stock- werken, darüber Trockenböden für thierisch geleimtes Papier. Fig. 2. Planken zu bedecken. Das Dach soll eine Neigung von etwa 1 zu 25 haben und mit einer vorstehenden Planke aussen abschliessen, ohne irgend welche Verzierungen oder sonstige hölzerne Zuthaten, da diese nur als Feuerfänger dienen und zwecklos sind. Die Wahl der Eindeckung solcher Dächer über lässt er dem Erbauer und hofft, dass noch eine zweckmässige, feuerfeste Masse dafür erfunden wird. Einstweilen genügen mehrere Lagen Dachfilz oder Pappe mit Theer dazwischen und darauf; das Ganze mit Kies bedeckt. Dasselbe System wie für das Dach empfiehlt er für die Fussböden, nämlich 30X35 cm starke Balken und darüber dreizöllige stumpfe, an einander stossende Planken. Auf diese Planken kommt eine 12 bis 15 mm dicke Lage Mörtel, oder 3 Lagen Dachpappe, und darüber der übliche Fuss boden-Belag aus 5/4 zölligen Brettern. Ein Gebäude-Gerippe solcher Art ist in Fig. 1. dargestellt. Schreiber Dieses kann bestätigen, dass sich Fuss böden aus dreizölligen Planken, ohne weitere Auflage, besonders für Holländersäle gut bewährt haben. Die Fussböden sollten möglichst wenig durchbrochen, Aufzüge und Treppen desshalb in besondere anstossende Gebäude verlegt werden. Die Thüren zwischen den verschiedenen Ab- theilungen sind mit Blech zu verkleiden. Die Oelvorräthe, welche zu so vielen Bränden Anlass geben, müssen ausserhalb der Fabrik aufbewahrt werden und zwar in einem besonderen Gebäude, dessen Fussboden einige Fuss tiefer als der des Grundstückes liegt. The Paper World, nach der wir unsere Zeichnungen zinkographisch Auf das stete Vorhandensein vieler mit Wasser gefüllter Eimer legt er mehr Werth als auf künstliche Löscheinrichtungen, die im Bedarfsfälle häufig versagen. Die Fenster sollten, wie in Fig. 1, bis an die Decke reichen, da das von oben einfallende Licht am besten wirkt. Um allzu grelles Licht fern zu halten, empfiehlt es sich, wie es in England geschieht, statt durch sichtiger Gläser matte dicke Glasplatten anzuwenden, die das Licht gleich mässig angenehm vertheilen und im Winter viel weniger Wärme durch lassen. Einige dieser Fenster kann man so einrichten, dass sie sich um eine mittlere senkrechte Achse aufdrehen lassen. Fenster dieser Art werden bei der Anschaffung nicht theurer als die bisher üblichen, auf die Dauer aber viel billiger, weil die dicken Glasplatten sehr haltbar sind und selten zerbrechen. Anstatt Riemen werden Seiltransmissioneu empfohlen. Man hat bei den selben eine viel geringere Reibung in den Zapfenlagern, wo die meisten Feuer ausbrechen und braucht zu ihrer Durchleitung nur kleine Oeffnungen in dem Fussboden. In Fig. 4 und 5 sind beispielsweise Anordnungen von Seiltransmissionen dargestellt, welche grosse Kräfte unter rechtem Winkel und in gerader paralleler Richtung übertragen. In England bemüht man sich, Seile, wo es irgend geht, an Stelle von Riemen zu verwenden und hat in Folge dessen auch grosse Erfahrung darin. Diese Erfahrung hat folgende Vorschriften für die Anwendung von Seiltransmissionen ergeben: