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1492 PAPIER-ZEITUNG. No. 44. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Mehrfarbendruck in Zeitungen. Künstlern der Reklame hat vielleicht in kühnen Träumen schon das Bild einer Anzeige vorgeschwebt, welches inmitten schwarzen Textes in strahlendem Roth oder Blau sich abhebt. Dass derartige Auszeichnung bei Wochen- und Monatsblättern keine technischen Schwierigkeiten verursacht, ist bekannt. Die Kosten aber sind selbst bei Anwendung der Zweifarben raaschine noch immer recht bedeutend, sie erhöhen den Druckpreis um etwa die Hälfte. In ungefähr gleichem prozentualen Verhältniss wird die Herstellung verlangsamt, und aus diesem Grunde kann eine Tageszeitung selbst dann nicht mit Farbendruck sich befassen, wenn bezüglich der Kosten keinerlei Einschränkung stattfindet. Hierzu kommtnoch, dass bei den werthvollsten Insertionsorganen, den Tages zeitungen mit sehr hoher Auflage der Rotationsmaschinenbetrieb eingeführt ist, welcher nur bei sehr erheblichen maschinellen Veränderungen und gleichzeitiger Verlangsamung der Herstellung die Einführung einer neuen Farbe gestattte. Dürer. Vier Holzschnittfolgen (Apokalypse, Grosse Passion, Marienleben. Kleine Passion). Phototypische Nachbildungen in Originalgrösse mit Text von Bruno Meyer. Helios, photographische Kunst- und Verlagsanstalt, Charlottenburg-Berlin. Wir hatten schon mehrmals Veranlassung, unsre Leser mit älteren Werken des Kunstdruckes bekanntzumachen, und wollen heute auf eine literarische Erscheinung aufmerksam machen, welche in würdiger Weise das Beste, was uns von Werken dieser Art erhalten ist, den weitesten Kreisen des gebildeten kunstliebenden Publikums zugänglich macht. In dem Prospekt heisst es: „Unter den edelsten Schätzen unserer nationalen Kunst steht das Kupferstich und Holzschnittwerk Albrecht Dürers obenan, ein Vermächtniss einer grossen Vergangenheit, um das die fremden Nationen das deutsche Volk beneiden, beinahe das Einzige von deutscher Kunst, was über den ganzen Erdball, so weit geistige Kultur auch das Schöne pflegen und schätzen gelehrt hat, schlechthin allgemeiner Bewunderung unter den höchsten Schöpfungen der Menschenhand sich ei freut. „Innerhalb der überreichlichen Fülle aber, welche Dürers unerschöpfliche Erfindung hier hervorgebracht, ragen als die gewaltigsten und ergreifendsten Gebilde jene vier zusammenhängenden Bilderfolgen in Holzschnitt hervor, in , Mit dem Problem des farbigen Anzeigendrucks hat sich unzweifelhaft schon mancher Maschinen-Techniker beschäftigt, an den vorerwähnten Schwierigkeiten aber sind bisher alle dahin zielenden Versuche gescheitert. Nun bringt das Bulletin de l’imprimerie et de la librairie in seiner neuesten Nummer vom 23. Oktober die Nachricht, dass die bekannte Maschinenbau-Firma Alauzet & Co. in Paris ein neues System zum Zwei farbendruck auf raschgehenden Rotationsmaschinen erfunden hat. Nach der Beschreibung des „Bulletin“ handelt es sich hier um einen, der Rotationsmaschine anzufügenden, Ergänzungsapparat von geringem Umfang, welcher je nach der Lage der farbig zu druckenden Textstelle beliebig verstellt werden kann. Leider ist weder aus der beigefügten perspektivischen Maschinen-Ansicht noch aus dem erläuternden Text die Konstruktion des Apparats so weit zu erkennen, dass man über seine Brauchbarkeit schon ein vorläufiges Urtheil zu fällen im Stande wäre. Dass er bei guten Leistungen eine grosse Zukunft haben kann, ist gar nicht zu verkennen. Es würden sich unzweifelhaft Inserenten finden, welche für eine solch gewaltige Hervorhebung inmitten einer Seite gern das Hundertfache der gewöhnlichen Anzeigegebühren anwenden würden. Ein weiterer Vortheil, welchen auch das französische Fachblatt bereits anführt, wäre die Möglichkeit, spät eintreffende Depeschen noch einzuschalten, und zwar könnten dieselben schlimmstenfalls in Rothdruck oder fettem Schwarzdruck dem Texte einfach quer aufged ruckt werden. Sie würden sich dadurch noch besonders abheben. Wir bitten diejenigen Leser, welche die erwähnte aber leider nicht be- schriebene Alauzet'sche Einrichtung kennen, um nähere Mittheilung darüber. denen er, das Mittelalter in der Kunst abschliessend und zugleich überwindend, die spröden Vorstellungen der Offenbarung Johannis veranschaulicht und danach’ den Geist der angebrochenen neuen Zeit je lauter und lauter verkündigend« zweimal in ganz verschiedener künstlerischer Grundstimmung das Leiden des Heilandes und endlich das Leben der Jungfrau Maria geschildert hat.“ Von diesen in den Originalen immer seltener und immer theurer werdenden Holzschnitten existirte bis jetzt (äusser von der „kleinen“ Passion) noch keine phototypische Nachbildung, d. h. also noch keine, welche den Charakter der Originale ganz unverfälscht wiedergiebt. Denn Letzteres ist nur durch ein photographisches Verfahren, und zwar nur durch ein solches möglich, welches die Herstellung der Blätter auf der Buchdruckpresse und auf Papieren, welche den zu Dürer’s Zeit üblichen ähnlich sind, gestattet. Dies ist bei der Phototypie, der Zinkhochätzung, der Fall. Vorliegende Reproduktion ist in den Ateliers der Verlagsanstalt — die auch für unsre Zeitung seit längerer Zeit viele Klichees liefert — mit gewissenhaftester Sorgfalt ausgeführt worden. Das Papier — mit dem Wasserzeichen HELIOS versehen, — ist holländisches Handbüttenpapier von van Gelder Zonen zu Apeldoorn, in dem stattlichen Format von 58 : 45,5 cm. Die grösseren Holzschnitte haben ein Ausmass von fast 40X30 cm. Auch sonst ist die Ausstattung so stilgemäss wie möglich. So sind z. B. Titelschriften und Umrahmung des Umschlages mit Benutzung Dürer’scher Motive und Vor bilder hergestellt. Der Druck selber ist aus dem typographischen Institut von Giesecke und Devrient in Leipzig hervorgegangen. Das Werk besteht aus 15 Lieferungen zu 4 Blatt, zum Preise von je 3 M. und soll bestimmt bis Anfang Dezember vollständig in den Händen