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1488 PAPIER-ZEITUNG. No. 44. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Fabrikaten der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei besprochen. Papier-Ausstattung von Theyer & Hardtmuth, Wien und Berlin W. (Fortsetzung zu No. 40.) Von Klappschachteln mit glatter Füllung nach Art des in No. 40 beschriebenen Musters No. 824 finden wir in der zweiten Hälfte der uns vorgelegten Herbst-Neuheiten noch mehrere: No. 809 Linen-Paper-Kassette mit 50/50 Füllung und No. 810 Tanagra-Kassette, ebenfalls mit einem Packet von 50 Briefbogen und 50 ge bauschten Umschlägen. Erstere liegen flach oben auf in einer besonderen Ab- theilung, und senkrecht darunter stehen in einem Stoss die 50 Umschläge in einem Schiebfach, welches durch zwei Bänder mit der Vorderseite verbunden ist. Klappt man den Deckel hoch, und, um an die Umschläge zu gelangen, die Vorderseite herunter, dann zieht man auch bei diesem Muster das Schieb fach und damit den Stoss Umschläge ein wenig heraus, wie in No. 40 ab- gebildet. Die äussere Form der beiden Muster wird durch bei stehende Abbildung veranschaulicht, welche auch die Zeichnung des gold, blau und zinnober- rothen Ueberzuges der Ta nagra-Schachtel wiedergiebt. Die Füllung dieses letzteren Musters besteht aus lachs farbenem, glattem Velinpapier mit Wasserzeichen. No. 816 eine geschmack volle Ausstattungs-Kassette enthält 25 Briefbogen, eben soviel Briefkarten und 50 Umschläge, halb weiss, halb farbige Füllung. Dies Muster ist nicht ganz so hoch wie die nebenst. abgebildete Schach tel, und lässt sich nach den Seiten auseinander klappen. Unmittelbar auf dem Boden stecken in einer daselbst angebrachten Tasche die Briefbogen und -Karten, während je 25 Briefbogen in den zurückzuklappenden Seitentheilen untergebracht sind. Dies Muster zeichnet sich auch durch einen gefälligen Ueberzug aus. No. 1260 Schachtel in Form einer Packkiste enthält 25/25 braune Karten und Umschläge. Letztere sind dem Charakter des Musters entsprechend als Leder-Mappe ausgeführt, indem auf den Verschlussklappen, welche die ganze Rückseite des Briefumschlages bedecken, durch Prägung das Riemen zeug einer Ledertasche nachgeahmt ist. Sogar Schnallen mit eisernen Spitzen sind an den Riemen nicht vergessen. Die Schachtelkiste ist mit hellem Holzmaserpapier beklebt, auf dem sich die schwarz aufgemalten Nägel deutlich abheben, und sie soll offenbar zum Transport zerbrechlicher Gegenstände dienen, da eine Seite eine aufgezeichnete Glasflasche, und die andere die Worte „Nicht stürzen“ trägt. _A_ No. 1270u. 1271, Billet de Correspondance, / \ M... sind kleine Schachteln mit Kurzbriefen in bei ¬ stehend skizzirter Form, die in den punktirten Linien gefalzt sind. Die Verschlussklappe ist mit Gummirung versehen und trägt bei 1270 als Ver- zierung die Prägung „Billet de Correspondance“, bei 1271 in Doppelprägung ein rundes Medaillon, welches sich zur Hälfte auf dem angedeuteten runden Ansatz der Verschlussklappe befindet — —— —— No.596. Eglantinenbriefe. No. 597. Mar- No. 1-70. No. 1271. garitenbriefe. No. 598. Vergissmeinnicht- briefe, 3 flache Schachteln, mit 25/25 Füllung, sind Luxus-Erzeugnisse, die sich durch geschmackvolle innere und äussere Ausstattung zu Ge schenken für Damen eignen. Der mattgoldene Ueberzug der Schachteln ist mit denselben Blumen bedruckt, welche zur Verzierung der Einlagen ver wendet sind, Rosen für Eglan tinenbriefe, reizende Vergiss- meinnichtsträusschen für Ver- gissmeinnichtbriefe. Die Form dieser Schachteln zeigt bei stehender Holzschnitt. Den ¬ selben angenehmen Eindruck wie diese Briefschachteln machen die dazu gehörigen Briefkarten. Die Hauptverbraucher der Luxus-Briefschachteln sind Damen und für diese scheinen die in diesem Jahr von Theyer & Hardtmuth geschaffenen Neuheiten vorzugsweise bestimmt zu sein, da zur Verzierung die stets be liebten Blumen-Prägungen wieder zahlreich angewandt sind. Passen doch derartige Blumen-Verzierungen fast für jede Gelegenheit, für jedes Alter, und auch die Herrenwelt wird bei Benutzung derselben nirgends Anstoss erregen. Dem Geschmack der Damenwelt ist ferner dadurch Rechnung getragen, dass die betr. Briefschachteln mit Wohlgerüchen versehen sind. Sehr niedlich sind auch No. 293, Blumensträusse, farbig geprägt, 25 Doppelkarten mit Umschlägen, und eine Reihe von Neuheiten in Wunsch karten, auf welchen die vorzüglichen Prägungen wiederkehren, welche in den Briefschachteln das Entzücken der Beschauer herausfordern. Neue Polygrades-Bleistifte von Johann Faber in Nürnberg sollen Künstlern, Architekten und ähnlichen Verbrauchern Gewähr bieten, Bleifedern in 14 stets übereinstimmend abgestimmten Härtegraden zu er halten. Der Fabrikant nimmt für seine aus sibirischem Graphit hergestellten Polygrades-Bleistifte folgende Vorzüge in Anspruch: I. Ihr Graphit ist von Natur aus beinahe schon ganz rein, auf das feinste geschlämmt und ganz frei von fremden Mineralien. II. Vollständige Gleichmässigkeit der einzelnen Härtegrade wird mit absoluter Sicherheit garantirt. III. Die Bleimine ist fest, selbst in den weichsten Graden; in den härtesten Nummern gestattet sie noch den zartesten und feinsten Strich. IV. Die feinste Spitze lässt sich jedesmal unfehlbar erreichen; — langsames Abnützen des Bleies wird beobachtet werden können. V. Jede Mine besteht aus einem Stück Blei. VI. Die vielen Vortheile der Stifte wiegen deren Preis mehr als einfach auf. Die Härten B B B B B B bis B eignen sich zum Schattiren und Schraffiren. Die Härten HB F zum gewöhnlichen Schreib- und Zeichnengebrauch und zum Kontorgebrauch (Buchhaltung u. s. w.). Die Härten F H HH werden Photographen als geeignetes Material zu Retouchen empfohlen. Die Härten F und H sind die geeignetsten für Stenographen. Die Härten H HH und HHH eignen sich am Besten für Xylographen. Die Härten H bis HHHHHH für Architekten, Ingenieure, Baumeister u. s. w. Das uns gesandte Muster-Dutzend sechseckiger Stifte ruht in einer, wie immer, elegant ausgestatteten, flachen Schachtel, einstweilen mit fran- französischer Inschrift, da die deutsche Verpackung noch nicht fertig ist. Da wir die Stifte nicht genügend geprüft haben, um darüber ein Urtheil abgeben zu können, so führen wir die Ansicht sachverständiger Fachleute an, welche dieselben für die vollkommensten Zeichen-Bleistifte halten. Bei Gelegenheit der Besprechung dieses neuesten und vollendetsten Erzeugnisses der rührigen erst 1880 gegründeten Firma wollen wir darauf hinweisen, dass dieselbe aus kleinem Anfang schon zu einer Fabrik von 300 Arbeitern angewachsen ist. Japan-Papiere aus den Kaiserlich Japanischen Papierfabriken zu Tokio (Insetsu-Kioku) werden neuerdings von R. Wagner, Kunst- und Verlags-Handlung, Berlin SW., Dessauerstr. 2, eingeführt, welchem alleinige Vertretung und Lager für Deutschland und Oesterreich-Ungarn übertragen worden ist. Die Firma bezieht und vertreibt japanische Kunst- Erzeugnisse aller Art und hat eine besondere Abtheilung für japanische Kunstarbeiten errichtet. Für’s Papierfach dürfte es angenehm sein, die durch ungewöhnliche Festigkeit, Seidenglanz und angenehme Färbung beliebten und bei uns in dieser Vollkommenheit nicht herzustellenden japanischen Papiere jederzeit in beliebigen Mengen zur Verfügung zu haben. Nach dem Musterbuch sind 12 Lagersorten vorhanden. Diese 12 Lagersorten unterscheiden sich durch ihre Stärke. Von den 3 gangbarsten Stärken, also dünn, mittel und dick, sind je 7 Formate von 34 : 44 bis 55 : 70 cm am Lager, von den übrigen Stärken nur bestimmte Grössen. Die vorzüglichste Eigenschaft der japanischen Papiere besteht in ihrer grossen Festigkeit. Dieselbe wird bekanntlich erzielt durch vorzüglichen Rohstoff aus Pflanzen, die dort zu Lande zur Erzeugung von Papier be sonders angebaut und gepflegt werden. Ausserdem erfährt dieser Stoff höchst sorgsame Behandlung, bei der jede gewaltsame äussere Einwirkung chemischer und mechanischer Art vermieden wird, die aber auch nur durch Jahrhunderte fortgesetzte Uebung und die ausserordentlich niedrigen Arbeits löhne der Japaner ermöglicht ist. Sind die an sich schon starken Fasern gehörig vorbereitet, so werden sie nicht wie bei uns mit Messern in Holländern zermahlen, sondern von Hand mit Holzhämmern zerklopft. Die Fasern der Papierpflanzen behalten dabei ihre ursprüngliche Länge und Festigkeit und werden nicht gewaltsam zerstört. Diese Eigenschaften sind auch bei den uns vorgelegten Muster-Blättern bemerkbar. Da die neuen Papiere als Handfabrikat eingeführt werden, so darf man annehmen, dass der Stoff dazu in der erwähnten Weise bereitet wird, die in Hofmann’s Handbuch Lieferung 1, S. 2—4, ausführlich beschrieben ist. Die Massen erzeugung und der Umstand, dass das Papier sich in eine Anzahl Lagen spalten lässt, ferner, dass es nur glatt beschnitten hierher gelangt, sprechen dafür, dass die Verfilzung aber nicht mehr auf dem Bambus-Sieb vor genommen ist, sondern, dass das Papier vielleicht auf einer Nassmaschine, ähnlich wie Pappen, erzeugt wird, d. h., dass es sich auf einem endlosen Metalltuch bildet und in nassem Zustand auf eine Formatwalze wickelt, bis es die gewünschte Dicke hat. Die Bereitung des Stoffs kann dabei möglicher Weise noch wie seit Alters her als Hausindustrie und gänzlich von Hand besorgt werden. Wie sehr die Bereitung des Stoffes auf die Festigkeit dieses Papiers Einfluss ausgeübt hat, geht aus dem Zeugniss der Königlichen Papierprüfungs-Anstalt hervor, welche für die stärkste Sorte 44 X 56 cm, bei einem Gewicht von 49 k 120 g p. 1000 Bogen eine Reiss länge von 9,18 km, und für die dünnste Sorte eine solche von 8,63 km ermittelt hat. Die preussischen Behörden verlangen für die beste Sorte Dokumentenpapier eine Reisslänge von 6 km, die nur selten von unseren Fabrikanten erreicht wird. (Reisslänge heisst diejenige geringste Länge eines paralellkantigen, freihängend gedachten Streifens, bei welcher in Folge des Eigengewichtes die Zerreissung eintritt.) Die Japan-Papiere haben sich für Illustrationszwecke, für Pracht- Ausgaben und Luxusdrucke, für Landkarten u. s. w, sehr gut eingeführt. Sie sind für Luxuspapier-Ausstattungen, für Banknoten und Urkunden beliebt und eignen sich ferner für unzerreissbare Besuchs-, Tisch-, Ball- und dergl. Karten. Auf dem gelblichen Papier wirkt lithographischer Ton druck vorzüglich, wie einige vorgelegte Besuchskarten erkennen lassen. Be sonders werthvoll ist das Papier jedoch, wie gesagt, zum Druck feiner Kupfer-, Stahlstiche und Lichtdrucke, deren feinste Linien es zart wieder giebt. Bei solchen Kunstwerken wird auch der Preis kaum abschrecken.