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972 PAPIER-ZEITUNG. No. 28. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. VII. Verbandstag des Bundes Deutscher Buchbinder-Innungen vom 14. bis 17. August 1886 zu München. FESTPROGRAMM. Sonnabend, den 14. August: Empfang der Gäste am Centralbahn hofe, woselbst sich auch das Empfangsbureau befindet, in welchem die Verbandszeichen und Festkarten ä M. 2 sowie ein Ausstellungskatalog ab gegeben und Wohnungen nachgewiesen werden, von da Führung nach den Verbandslokalitäten im Kil’s Colosseum. Abends 8 Uhr: Begrüssung der Gäste und festliche Familienunterhaltung im Verbandslokal. Sonntag, den 15. August: Vormittag 9 Uhr Beginn der I. Sitzung. Tages-Ordnung. 1. Eröffnung des Verbandstages. 2. Bericht des Schriftführers. 3. Bericht des Kassirers — Wahl der Revisoren. 4. Vorlage des Etats für das Jahr 1886/87. Vormittag 11 Uhr Eröffnung der Fachausstellung. Nach derselben gemeinsames Diner in den Verbandslokalitäten. Die Karte hierzu wolle man gleich bei Lösung der Festkarte entnehmen, da die Feststellung der Gedecke für den Restaurateur unumgänglich nothwendig ist. Nachmittags Ausflug nach Grosshesselohe. Abends gemeinsame Zusammenkunft im Münchener Rathskeller. Montag, den 16. August, Vormittag 8 Uhr: General-Versammlung der Mitglieder der Unterstützungskasse. Nach Schluss derselben Eintritt in die Tagesordnung des Verbandstages. 1. Antrag der Innung zu Köln. Der Verbandstag wolle beschliessen: Auf Grund des § 104k der Reichs-Gewerbe-Ordnung und gemäss den Bestimmungen des Gesetzes betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter eine centralisirte Verbands-Kranken-Kasse für Meister, Gehilfen und Lehrlinge zu schaffen. Den neugewählten Vorstand zu beauftragen, alle einleitenden Schritte ohne Verzug zu thun, die Statuten aufzustellen, und selbige dem Ver bandstage von 1887 zur Feststellung vorzulegen. 2. Antrag der Innung zu Dresden Der Verbandstag wolle beschliessen: a) Die Verbandstage nach Bedarf abzuhalten resp. denselben nur alle zwei Jahre zu veranstalten. b) Eine einheitliche Reiseunterstützung seitens der Verbands-Innungen an durchreisende Gehilfen, wie solche am VI. Verbandstage in Aussicht genommen, baldthunlichst einzuführen. 3. Vorlage eines Statuten - Entwurfes für die Unterstützungskasse des Verbandes seitens des Verbandsvorstandes. 4. Bericht über das Verbandsblatt und event. Wahl eines Redakteurs. 5. Wahl des Verbandsvorstandes pro 1886/87. 6. Wahl eines Ortes für Zusammentritt des nächsten Verbandstages. Nachmittag Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der Stadt; der beiden Panoramen zu ermässigten Preisen- Abends 7 Uhr Kellerfest im Arzbergerkeller. Dienstag, den 17. August: Vormittag 101/ Uhr Ausflug nach Starnberg, Rundfahrt auf dem Starnbergersee. (Ermässigte Preise.) Be sichtigung der Rottmannshöhe und gemeinsames Mittagessen dortselbst. Nachmittag Besuch der Ilkahöhe und Kellerfest in Tutzing. Sollte die Tagesordnung am Montag nicht erledigt werden, ist die Abfahrt nach Starnberg auf 21/2 Uhr festgesetzt. Abends Rückfahrt nach München und Abschiedsfeier im Verbandslokal. Zur gefl. Beachtung: In Folge des über Bayern hereingebrochenen traurigen Ereignisses muss der beabsichtigte Festball unterbleiben. Rechtschreibung - . Berlin, 3. Juli 1886. In No. 25 der Papier-Zeitung las ich einen Artikel über lauttreue Recht schreibung. Man findet leider noch häufig die Bezeichnung phonetische Laut Schreibung, welche mit lauttreuer Schreibweise geradezu im Widerspruch steht. Aus phonetisch wäre doch vor Allem das alte ph auszumerzen und fonetisch zu schreiben. Wenn auch die alten Griechen einen Unterschied in der Aus sprache des F-, V- und Ph-Lautes zu machen vermochten, so sind wir darüber längst hinaus. Wir unterscheiden in der Aussprache ja nicht einmal F und V mehr, und die überflüssige Sorge jener Gelehrten, welche bei der Uebernahme der griechischen Worte den besonderen Laut durch das gezwungene, unsprach mässige Ph wiedergegeben haben wollten, war zum mindesten sehr übertrieben. Schreiben doch die Italiener, die Franzosen viel vernünftiger und naturgemässer Filippo, Adolfo etc., warum sollten wir nicht schreiben Filipp, Adolf etc.? Zu dem Artikel in No. 25 gestatte ich mir als Laie, welcher der Sache mit Interesse folgt, die unmaassgebliche Meinung auszusprechen, dass die Bewegung daran zu scheitern droht, dass die Herren viel zu viel auf einmal zu ändern versuchen. Man fange mit Kleinerem an, begnüge sich mit dem für den Augen blick Erreichbaren, und versuche nach und nach die lobenswerthe Bewegung auszubreiten. Will man bei der grossen Masse der Gebildeten und der kauf männischen Welt Erfolge erringen, so darf man nicht mit solchen radikalen Veränderungen kommen; es ist Keinem zu verdenken, wenn er in der heute so wie so den Menschen vollauf in Anspruch nehmenden Zeit es ablehnt, mit allen Gewöhnungen, mit allem in der Schule und im Leben Erlernten zu brechen. Wer hat denn Zeit und freien Kopf genug, um sich an eine ganz neue Schreib weise zu gewöhnen, welche, wie wir alle wissen, ungemeiner Uebung bedarf, um uns hand- und augegewohnt zu werden. Ich muss gestehen, dass es mir, der ich mir schmeichle, einige fremde Sprachen, auch solche mit fremden Schriftzeichen, lesen zu können, ungemein schwer geworden, die abgedruckten Schriftzeichen der fonetischen Lautschreibung das erste Mal zu lesen und zu verstehen. Ausserdem muss ich dem Verfasser des Artikels in Nrn. 23 und 25 in aller Höflichkeit widersprechen; ich finde die Schrift beider Arten ungemein hässlich, für jedes Auge unschön und undeutlich. Die Druckschrift ist noch nicht so schlimm, obgleich mich die vielen Striche und Zeichen über den Buch staben sehr stören, ein Fehler, an welchem unsere deutsche Schrift überhaupt schon krankt (ü ö ä). Entschieden ganz zu verwerfen scheint aber die Schreib schrift mit den langen Strichen, weil damit jede Gleichmässigkeit aufhört, und der schlechtesten, unregelmässigsten Schreibweise Vorschub geleistet wird. Wie soll das erst werden bei den zumeist schlechten Handschriften, die durch das viele und schnelle Schreiben veranlasst sind? Die Leserlichkeit würde in vielen Fällen ganz aufhören, und im günstigsten Falle verschwänden die Unterschiede in den zweierlei Buchstaben, wodurch die Deutlichkeit und Lesbarkeit des ge schriebenen Textes sehr verlöre. Das vorgeschlagene s für sch ist wohl in den slavischen Sprachen heimisch, aber damit noch nicht nachahmenswerth, h für ch ist althochdeutsch, aber auch nicht empfehlenswerth, denn wie will man nun den einfachen h- von dem ch-Laut, der auch h geschrieben wird, unterscheiden? z. B. sahen oder Sahen (neu für Sachen)? Ebenso verhält es sich mit dem vorgeschlagenen 11 für ng etc., worüber sich noch viel sagen liesse. Ich bitte, meine Aeusserung nicht übelzunehmen, ich denke nur, dass die Meinung eines im praktischen Leben stehenden Mannes vielleicht doch Inter esse hat, umsomehr, da mein Beruf mich veranlasst, dem Schreiben und Allem, was darauf bezüglich, besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, da ich auch den graphischen Fächern nahe stehe. Ich fühle mich nicht berechtigt, Gegen vorschläge zu machen, bemerke aber, dass wir mit einer Vereinfachung der Schreibweise einverstanden sind, und alle dahingehenden Bestrebungen gern unter stützen, so lange sie in den Grenzen des Möglichen und Erreichbaren verbleiben. Das weitaus überflüssige h in vielen Wörtern z. B. zu entfernen, wäre ein be deutendes Verdienst. —1. Anm. d. Red. Der Deutsche Sprachverein, über den wir in No. 46, Seite 1784 vorigen Jahrganges berichteten, empfiehlt auch keine blinde Reinigungswuth, sondern nur: „Kein Fremdwort für das, was gut deutsch ausgedrückt werden kann!“ Aktien -Gesellschaft für Pappen-Fabrikation Berlin NW., Schiffbauerdamm 22, empfiehlt alle Sorten Pappen für die verschiedensten Zwecke. Neuer dings ermässigte, sehr billige Preise. Grösste Auswahl in den ver schiedensten Formaten. Tägl. Produktion 350 Ctr. 125587 Chr. Wandel, Reutlingen, empfiehlt seine mehrfach prämiirten [26715 Rotirenden Knotenfänger bewährtester Konstruction. 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