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Papierfächer, Leder-Nachahmungen u. s. w. gebührend zu beschreiben. Die prächtige Stickerei von echten Goldpapier-Fäden auf schwarzem Sammet z. B. würde bei uns zu Lande schwerlich fabricirt werden können. In Be zug auf diese Ausstellung leistet sich der „Ulk“ in seiner letzten Nummer folgendes Wortspiel: „Interessant auf der Papierfach - Ausstellung war die Papierfächer- Ausstellung.“ In zwei nebeneinanderliegenden Kojen hatte die Königl. Hof-Stein druckerei von Adolph Engel, Berlin, Am Tempelhofer Berg No. 5, ihre Lehrmittel, Beschäftigungs-Spiele, Bilderbücher u. s. w. ausgelegt. Mehrere erleuchtete Papier-Schlösser zeigten, was für Prachtbauten man aus ihren Modell-Kartons zusammenkleben kann. In der gegenüberliegenden Abtheilung empfing jeder Besucher eine gedruckte Erklärung der Amtlich geprüften vorschriftsmässigen Normal - Papiere von Fried. Wilh. Abel, Magdeburg. Für das hervorragende Interesse, welches diese in grossen Mengen ausgestellten Papiere erregten, sprach der stete Andrang und der flotte Absatz des Abel'schen Musterbuches, welches wir schon in No. 39 erwähnten, und auf das wir noch weiter zurückkommen werden. Trotz der kurzen Zeit hat die Firma es vermocht, dem Erlass des Ministers für Handel und Gewerbe vom 26. Juli d. J. genau ent sprechende, vorschriftsmässige Normal-Papiere herstellen zu lassen. Die ausgestellten Papiere sollen theilweise sehr bedeutend die von amt licher Seite an die besseren Sorten gestellten Anforderungen übertreffen und von vorzüglicher Güte und Haltbarkeit sein. Die Verpackung ist entsprechend und praktisch, da die einzelnen 500 Bogen-Packete einen Aufdruck tragen, welcher die Attest-Nummer, die amtliche Bezeichnung und die amtlich gestattete Verwendung angiebt. Jedes 500 er -Packet besteht aus 5 Päckchen zu 100 Bogen mit gleichem Aufdruck. Jeder Käufer von 100 Bogen hat also die Sicherheit, die gewünschte Soite vor schriftsmässigen Papieres zu erhalten. Diese 100 OT -Packung dürfte Wieder verkäufern den 100 Bogen-Verkauf fördern und erleichtern Julius Rosenthal, Berlin, Alexandrinenstr. 97, hatte eine grosse Auswahl Geschäftsbücher, Notizbücher u. dergl. ausgestellt. Seine Waaren haben mit allen anderen den Vorzug, dass sie keine Parade-Gegenstände, sondern kurzweg vom Lager genommen waren. Die Abnehmer konnten sich also von der Beschaffenheit der regelmässig zur Lieferung kommenden Waaren überzeugen. Eine grosse Büch-Attrappe und Schaufensterplakate, wie sie den Händlern in der Provinz geliefert werden, waren ebenfalls zur Ansicht ausgelegt. Mit Geschäfts- und Kopirbüchern waren ferner vertreten Schnellenkamp & Weber, Behrenstr. 28, Berlin. Buchbinderbedarf war auf der Ausstellung reichlich vertreten: Buntpapier von Herrmann Gmeiner in Goldbach bei Bischoffs- werda, von Franz Dittrich jr. in Schirgiswalde i. S. und von Armin Krah, Berlin S., Alte Jacobstr. 78, der ausserdem Kaliko, Marmorir- farben, Heftdraht, Zwirn und Leim vorführte. Buchbinder - Handwerkszeug und alle in Buchbindereien gebrauchten Waaren stellte Carl Thümeckejr., Berlin C., Neue Grünstr. 26, aus, Draht-Heftmaschinen, Musterhefter mit Hebelbetrieb Lasch & Co in Leipzig-Reudnitz, Pressvergoldeplatten, Fileten, Stempel, Plattenschriften für Presse und Handvergoldung Oscar Grunow, Berlin, Ritterstr. 73, und Stempel- und Graveur-Arbeiten Ed. Posner, Berlin C., Neue Friedrichstr. 39. Franz Franke, Berlin W., Mauerstr. 33, Gutenberghaus, war mit Maschinen für Buchbinder und Buchdrucker erschienen. In Bleifedern war Johann Faber, Nürnberg würdig vertreten. Er hält Agentur und Muster-Lager in Berlin, Leipzigerstrasse No. 11 (Ch. Moerl) und stellte 2 grosse Schaukästen aus. Einer enthielt die be kannten eingeführten Sorten Blei- und Buntstifte; der andere eine grosse Anzahl Automat-Stifte in rund und kantig Holz, in Bein, Metall, Celluloid, mit Blei, Kopir- und farbigen Einlagen, auch sogenannte Riesenstifte, als ganz neu Ferner eine hübsche Auswahl in Federhaltern, die sich durch saubere Arbeit auszeichnen und neuerdings in der Fabrik der Firma ange fertigt werden. Polygrades-Bleistifte mit sibirischem Grafit waren in 14 verschiedenen Härten ausgestellt, dazu ein neuer Stift „Dermatograph" oder Hautschreiber, der speziell Aerzten und Studirenden der Medizin gute Dienste erweisen soll. Fein ausgestattete Cederholz-Kasten mit feinen Bleistiften gefüllt waren in grosser Auswahl vorhanden. Auch unter den Schreib-Garnituren befanden sich viele hübsche und neue Muster. Soennecken’s Specialitäten wurden vom Berliner Vertreter, Herrn R. Roeder, Schützenstr. 18, mit Unterstützung des persönlich an wesenden Herm Eltzbacher, vorgeführt. An sonstigem Bedarf für Papiergeschäfte fanden wir Tinten von Reinh. Tetzer, Berlin SO., mit seinen Specialitäten: amtlich geprüfte Normal-Tinte und Börsen-Kopiitinte. Albrecht & Co., Berlin SO , Oranienstr. 2a, Specialität: schwarze Tinten. Aug. Leonhardi-Dresden mit seinen Kopirtinten. Brandauer’sche Federn vonS. Loewenhain, Berlin W ,Friedrichstr. 178, welcher gleichzeitig Metallbuchstaben in grosser Auswahl bemustert hatte. Kopirpressen von Cohn & Co., Berlin NW., Markthalle E. Gesangbücher von H. Hurlin, Berlin SW., Markgrafenstr. 100. Portemonnaie-Kalender von Alb. Behrend, Berlin S-, Prinzen strasse 10. Briefwaagen von L. Schopper, Leipzig. Holzwaaren von Rob. Schubert, Berlin S., Mathieustr. 14. Lederwaaren, gepresste Natur-Kalbleder und Necessaires von Paul Formansky, Berlin C., Seydelstr. 25. Brief- und Tafelwaagen und Münzprüfer von Otto Rechlin. Berlin C. 2. Die Schriftenvervielfältigung war durch den Autokopist und den Tachograph vertreten, welche in Arbeit gezeigt wurden. Beide Verfahren und Apparate dürften unseren Lesern aus den Beschreibungen in No. 9 und No. 12, Jahrg. 1886, hinlänglich bekannt sein Dammanns Pantograph von G. Dammann, Berlin C., An der Fischerbrücke 7, ein verbesserter Storchschnabel war ebenfalls zum Selbstprobiren ausgelegt. Ein Schreibpult von Louis Atzert, Kassel. Papier-Wnrstdärme von Rud. Eckler, Nauen, deren Festigkeit durch Wasserproben gezeigt wurde. Schablonen und Kautschuk-Stempel von Aug. Mentel, Berlin S, Neue Rossstr. 9. Schrift-Schablonen von C. W. Heyl, Berlin S, Alte Jacobstr. 76. Klosetpapiere von Adolph Fiegel, Berlin SW., Kommandanten strasse 86. J. Keidel, Heiz-Ingenieur, Berlin W., Linkstr. 22, führte Ventilatoren, Funkenfänger, Oefen, Deflektoren vor und überhaupt alles, was zur Einrichtung von Trocken-Räumen für Pappen etc. gehört. Wie eingangs erwähnt, hatten verschiedene Vertreter auswärtiger Häuser deren Erzeugnisse zu kleinen Ausstellungen vereinigt, die durch Mannigfaltigkeit recht vortheilhaft zur Geltung kamen, so namentlich Herrmann Schlittermann, Berlin S., Stall schreiberstr. 46, mit Pariser Chromobildern und anderen Waaren, prächtigen Mustern von Prang in Boston, Schreib- und Zeichenbedarf. W. Rosenkranz, Berlin, Sebastianstr. 32, mit Schauenburg’schen Kalendern, Pauspapieren von C. Berckmüller, Bruchsal, Bleistiften von J. J. Rehbach, Regensburg, Papyrolin und Couverts von Aug. Ruf, Constanz, Biblorhaptes von Olaus & Mayer, Göppingen, Mal pinsel von Louis Meunier, München, Julius Kernich, Berlin SW., Barutherstr 8, mit Pauspapieren von Robert Leunis & Chapman, Hannover, Papier-Kassetten der Osna brücker Papierwaaren - Fabrik Berlin SW., Zeichenwaaren von J. Schröder, Darmstadt, Kopirmaschine von Max Cohn, Leipzig und Fliegenbüschel. S. Kohn, Berlin, Neu Köln a. W. No. 1, mit Albums von Fran- ois Vite, Berlin S., Elfenbein-Artikeln von H. Schulz, Berlin, Lederwaaren von Otto Matern, Berlin und Bureau-Artikeln des Eisen werks Gaggenau. Anton Swoboda, Berlin C., Wallstr. 72, mit den mannigfachsten Papier-Artikeln. In der Koje des Herrn B. Fröhlich, Berlin, Grünstr. 26, waren Leonhardi’s Tinten, Meissner Lithophanie-Lampenschirme, und eine grosse Auswahl feinster Wunschkarten, Handmalerei auf Sammet und auf Seiden schleier, vereinigt. Dicht am Eingänge fiel eine Papp-Pyramide auf, welche dazu diente, Patentbuchstaben von 0. F. Fiedler Nachf., Berlin, Prinzenstr. 33, vorzuführen, und am entgegengesetzten Ende konnte man die Reklame-Plakate und -Schilder von S. Lubczynski, Berlin W., Friedrichstr. 162 finden. Zur äusseren Ausschmückung trugen sehr wesentlich die durch Herrn Carl Fränkel, Berlin W., Französische Str. 33, ausgestellten Theater waffen und -Rüstungen bei. Vor dem Eingang hielt ein Papiermensch, d. h. eine vollständig ausgerüstete Ritterfigur, Wacht, innen am Eingang stand sogar ein stummer Ritter zu Pferde, der scherzhafter Weise mit einem Plakat versehen war „Nicht anfassen, sehr kitzlich." Die Pfeiler zwischen den Kojen waren häufig mit Medaillonbildern oder broncirten Figuren geziert, die neben Papierstöcken, Telephon-Armstützen und allem Bureaubedarf auch die sehenswerthe Eckkoje der Firma Fränkel füllten. Als Vertreter des Ausstellungs-Komitees waren stets einige Vorstands- Mitglieder des Papier-Vereins Berlin anwesend, welche die Besucher em pfingen, zurechtwiesen und ihnen häufig sogar als Führer und Erklärer dienten. Der Erfolg war, wie eingangs gesagt, so unerwartet gross, dass er den Gedanken zu einer acht bis vierzehn Tage währenden Neuheiten oder Mess-Ausstellung des Papierfaches im nächsten Jahr gezeitigt hat. Billet-Papier? Herrn Carl Hofmann, Magdeburg, den 6. Oktober 1886. Herausgeber der Papier-Zeitung, Berlin. Mit besonderer Freude habe ich immer empfunden, dass Ihre Papier-Zeitung den Vortheil der deutschen Industrie und die Reinheit der deutschen Sprache befördert und wünsche Ihnen und Ihrer mir dadurch noch mehr lieb gewordenen Zeitung mit Ihren Bestrebungen besten Erfolg. Im hiesigen Zweigvereine des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins war neulich die Rede, ob wir Deutschen in unserer Muttersprache einen passenden Ausdruck für „Billet-Papier“ hätten, und der dafür hier gebräuchliche Ausdruck „Englisches Format“ vermochte unser vaterländisches Ehrgefühl nicht zu er götzen, desshalb erbot ich mich, Sie um Ihre Meinung zu bitten und glaube, Sie werden die beste Bezeichnung dafür finden und uns unterstützen, dass sie zum Eigenthum des deutschen Volkes wird. Von Ihrer Bereitwilligkeit, uns bei unseren Bestreburgen kräftig zu unter stützen, sind wir alle überzeugt, desshalb sage ich Ihnen im Namen meiner Gesinnungsgenossen im Voraus besten Dank. Mit vorzüglicher Hochachtung Albert Kunitz. Wir glauben dem Wunsche unseres geschätzten Korrespondenten am besten durch Abdruck seines freundlichen Schreibens zu entsprechen, mit der Bitte an alle Leser, uns Vorschläge zum Ersatz des Wortes Billet- Papier durch eiae deutsche Bezeichnung zugehen zu lassen. Die Herren Einsender wollen dabei gefl. stets bemerken, ob ihr Name genannt werden darf. Wir werden dies voraussetzen, wenn es nicht verbeten wird.