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Die Versammlung beschliesst einst mmig. es bei der bisherigen Ab machung zu belassen, wonach ein Betrag von 5 M. pro Mitglied für die Schutzlisten bezahlt wird Ueber Papiernormalien berichtet Hofmann: Die Papierprüfungs anstalt verdankt ihr Dasein einem Vorschlag, welcher von mir allein ausging und vom Reichskanzler genehmigt wurde. Schon damals hatte ich beantragt, dass in Verbindung mit dieser Prüfungsanstalt festgestellt werden möge, was die Behörden für Anforderungen an die Papiere stellen, damit die Papierfabrikanten sich danach richten könnten. Die Papierprüfungsanstalt sollte nach meinem Vorschlag zu wissenschaftlichen Arbeiten dienen und den Behörden die Möglichkeit geben, zu ermitteln, ob ihren Vorschriften ent sprochen worden. Leider wurde nicht in dieser Weise vorgegangen. Die Papierprüfungsanstalt wurde ins Leben gerufen, ohne dass man Normalien festgesetzt hatte. Letztere wurden erst nachträglich aufgestellt, nachdem sich gezeigt hatte, dass ihre Festsetzung durchaus nöthig sei. Hier bei wurden aber leider wieder keine Sachverständigen und Papierinteressenten zugezogen, sondern es wurde Alles am grünen Tisch fertiggemacht. Obgleich nun sehr viel Verdienstliches in der Arbeit liegt, — besonders die Bestimmun gen, welche nach den Vorschlägen des Vereins der Papierfabrikanten getroffen sind — so hat sie doch noch Mängel, die im Interesse der Behötden be seitigt werden müssen. Einer dieser Mängel ist, dass den Beamten aufge- geben wird, bei jeder Lieferung von mehr als 300 M. auf Kosten des Lieferanten von der Papierprüfungsanstalt ermitteln zu lassen, ob das Papier den Normalien entspricht Es giebt aber kleine Behörden, die von jeder Sorte nur wenig, vielleicht 10 Papiersorten für je 350 M. brauchen, sodass dem Lieferanten auf 3500 M. Papier 10X20=200 M. Kosten erwachsen. Dies ist bei der jetzigen heftigen Wettbewerbung vielleicht soviel, als der Händler verdient, so dass er es nothwendig bei Stellung der Preise berück sichtigen und zuschlagen muss. Bei der ersten Berathung im Handels ministerium, welcher Herr Krause und ich beiwohnten, wurde empfohlen, man solle den Papiererzeugern freistellen, ihre Stoffe ein-für allemal prüfen zu lassen und jeder Lieferung aus solchem Stoff gefertigten Papiers eine Abschrift des Prüfungsattestes beizulegen. Dies würde in den meisten Fällen ausreichen, ist jedoch leider nicht in die Verordnung betreffs der Normalien aufgenommen worden. Nach meiner Meinung wird es also nöthig werden, entweder einen Zusatz zu diesen Bestimmungen zu machen, oder Veränderungen daran vorzunehmen, so unangenehm es auch den Behörden sein mag. Abel verliest einen Brief des Herrn Drewsen, Vorsitzenden des Vereins DeutscherPapierfabrikanten, worin derselbe bedauert, nicht zur Versammlung erscheinen zu können, und betr. Papiernormalien eine mit Vorstehendem übereinstimmende Ansicht äussert. Wienrich spricht sich in demselben Sinne aus. Hofmann: In den Bestimmungen ist auch vorgeschrieben, dass die besten Sorten nur 2% Asche haben dürfen. Es giebt aber viele beste Papiere, welche mehr enthalten, weil bei der Leimung manchmal schwefelsaure Thon erde in solchen Mengen zugesetzt werden muss, dass sich eine Asche von mehr als 2 pCt. ergiebt, ohne dass das Papier darum schlechter wird. Nach weiteren Aeusserungen des Vors., Herrn Krause und Anderer hielt es die Versammlung nicht für Aufgabe des Vereins, weiter ins Einzelne zugehen. Es würde genügen, wenn der Verein eine allgemeine Ansicht über die Papiernormalien äusserte. Dieselbe erhielt nach Vorschlag des Herrn Krause folgenden Wortlaut: „Der Schutzverein der Papier-Industrie drückt seine Befriedigung darüber aus, dass Papiernormalien für den Bedarf der Behörden aufge stellt sind, bedauert jedoch, dass sich noch Mängel darin befinden, deren baldige Beseitigung erwünscht ist.“ Vorsitzender: Diesem Vorschlag schliesse ich mich auch an. Wir fassen also die von Herrn Krause vorgeschlagene Resolution und bitten Herm Hofmann als unseren Vertrauensmann, die Nummer der Papier-Zeitung, welche die Resolution enthält, der Behörde vorzulegen. Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden. 4. Neuwahl der Ehrenrathsmitglieder und Berathung wegen allenfalsiger Aenderu ng der für den Ehrenrath bestehenden Bestimmungen. Vorsitzender: Im Jahre 1881 fassten wir den Beschluss, einen Ehren rath zu bilden. 1882 wurde derselbe gewählt, ohne dass er aber bisher Veranlassung hatte, zur Schlichtung einer Streitfrage zusammenzutreten. Von berufener Seite ist nun die Ansicht ausgesprochen worden, wir sollten die Anrufung einer solchen schiedsrichterlichen Entscheidung dadurch erleichtern, dass wir den Parteien, die Wahl der Personen des Schieds gerichts ganz freistellen, also den bisherigen Ehrenrath auflösen. Bei der Besprechung dieser Frage erwähnte Herr Krause, dass er als gerichtl. Sachverständiger sich vielfach mit Erfolg bemüht habe, Streitfragen, welche ihm vom Gericht vorgelegt wurden, durch Vergleich zu erledigen. Die Erwägung, dass das Urtheil des Sachverständigen in der Regel von den Richtern als maassgebend angesehen wird, veranlasste die Parteien, dies Urtheil vorher anzunehmen und die Kosten eines richterlichen Termins zu sparen. Die meisten Streitfragen liessen sich durch Schiedsgerichte rascher, sachgemässer und billiger erledigen, als durch Anrufung der Gerichte. Es wurde auch erwähnt, dass sich solche Einrichtungen am besten bewährt haben, wonach es jeder Partei freisteht, einen b liebigen Vertreter zu ernennen. Wenn die beiden Vertreter sich nicht einigen können, wählen sie gemeinsam einen Obmann, der die Entscheidung fällt; für den Fall, dass sie sich über die Person des Obmanns nicht einigen können, muss jedoch eine Behörde im Voraus bestimmt sein, welche diesen Obmann er nennt, und als solche könnte der Vorstand des Schutzvereins der Papier industrie eintreten. Wenn ein derartiges Schiedsgericht endgültig e.t- scheiden soll, müssen sich jedoch beide Parteien in rechtsverbindlicher Form im Voraus mit der Entscheidung zufrieden geben. Die Versammlung be schliesst hiernach, den bisherigen Ehrenrath als aufgelöst zu erklären, und in die zu entwerfenden Vereinssatzungen die Regelung von Streitfragen durch Schiedsgerichte in der erwähnten Weise aufzunehmen. Gleichzeitig empfiehlt sie ihren Mitgliedern jetzt schon, sich eines solchen Schiedsgerichts in vor kommenden Fällen zu bedienen und ermächtigt den Vorstand, dasselbe auf Anrufung in der erwähnten Weise zu leiten. 5. Die Papierausstellungsfrage in Anknüpfung an den in der vorjährigen General-Versammlung gefassten Beschluss. Herr Abel erkennt den Fachausstellungen höheren Werth zu als den allge meinen Industrie-Ausstellungen, glaubt aber, dass die grosse Mehrzahl der Mitglieder des Schutzvereins, die allein bei diesen Verhandlungen in Frage kommen, einer Papierausstellung z. Z. abgeneigt ist. Die vielen Aus stellungen, welche in den letzten Jahren abgehalten wurden, sowie die äusserst gedrückten Preise der Fabrikate lassen es wünschenswerth erscheinen, eine Pause eintreten zu lassen. Krause: Fachausstellungen haben gewiss die meiste Berechtigung. Ich halte aber auch die jetzige Zeit für eine Fachausstellung der Papier industrie nicht günstig. Es steht fest, dass wir in vielen Zweigen unseres Faches, besonders in der Luxus-Papier-Industrie, schwierige Zeitverhältnisse haben. Die Berliner Fabrikanten, die mit ihren etwa 10 000 Arbeitern nahezu den vierten Theil der Papier-Verarbeitungs-Berufsgenossenschaft bilden, werden bestätigen, dass sie mit ausserordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, welche ihre Thatkraft voll in Anspruch nehmen. Es fehlt ihnen desshalb Zeit und Lust, um sich einem Ausstellungsunternehmen zu widmen, abgesehen davon, dass das Ausstellen auch recht bedeutende Kosten ver ursacht. In den Kreisen, mit denen ich Fühlung habe, herrscht demgemäss durchaus keine Neigung zu einer Fachausstellung. Winckler: Ich nehme den entgegengesetzten Standpunkt ein und gebe doch den Herren Vorrednern Recht. Allerdings besteht eine Aus stellungsmüdigkeit, wie ich sie mir vorher nicht gedacht hätte- Dies habe ich bestätigt gefunden, als ich mich in Süd-, Mittel- und Nord-Deutschland erkundigte, und dies wird wohl diejenigen Herren, welche sich bemüht haben, einmal eine Ausstellung für unser Gewerbe ins Leben zu rufen, be stimmen, es für die nächste Zeit nicht zu thun. Die Herren, die sich aus Liebe zu ihrem Fach diese Aufgabe stellten, haben sich indess zu einer Kommission zusammengethan. Das Ausstellungskomitee soll aber erst in Wirksamkeit treten, wenn bessere Zeiten vorhanden sind. Ein besonderer Beschluss Ihrerseits in dieser Frage würde vielleicht nicht angezeigt sein, da wir der Meinung sind, dass für nächstes Jahr eine Ausstellung nicht wünschenswerth ist. Trotzdem halte ich sie aber im Allgemeinen für sehr erwünscht, denn wir Alle wissen ja, dass Fachaus stellungen nicht bloss ein Bilderbuch sind, sondern etwas Rechtschaffenes leisten. Ich selbst habe 1882 als Mitglied der Buchbinderinnung eine kleine Ausstellung in Leipzig eingerichtet, und kann versichern, dass diese Aus stellung sowohl auf die Industrie, als auch auf die Verbraucher der Ma schinen etc. grossen Eindruck gemacht hat. Sie hat die Fabrikanten an geregt, Neues, Besseres zu schaffen, die Verbraucher aufgeklärt und belehrt und zum Fortschritt beigetragen. Ich möchte also nicht, dass Ihr Beschluss vielleicht heute derartig klingt, als ob Sie sich überhaupt gegen Aus stellungen in unserer Industrie aussprechen wollten. Hofmann: Sie wissen, dass ich einer früheren Ausstellung der Papier industrie, der ersten ihrer Art, nicht ganz fern gestanden habe. Man hat mich auch bei Gelegenheit des neuen Planes häufig angeführt und gesagt, die Ausstellung damals wäre ja auch ganz gut gelungen, obwohl man nicht erst viel gefragt hatte. Dies ist nicht richtig. Die Ausstellung von 1878 wurde erst ins Leben gerufen, nachdem sich die hervorragendsten Industriellen des Papierfaches dafür erklärt hatten und dem Komitee beigetreten waren. Dem damaligen Grundsatz getreu halte ich es auch jetzt für Pflicht jedes Unternehmers, sich zuerst zu vergewissern, ob Diejenigen, die ihr Geld dazu hergeben, ihre Haut zu Markte tragen sollen auch Willens sind, eine derartige Ausstellung zu veranstalten. Vor Allem müsste man sich ver sichern, dass die leistungsfähigsten Fabrikanten sich betheiligen, da die Ausstellung ohne diese dem Rufe „billig und schlecht“ neue Nahrung geben und dem Fache vielleicht mehr schaden als nützen würde. Weinberg: Mir wurde mitgetheilt, das geplante Unternehmen gehe von Mitgliedern des Papier-Vereins aus, die doch zum grössten Theil nicht zu den Fabrikanten, sondern zu den Papier-Händlern zählen, und auch ich war der Meinung, dass das nicht die richtige Stelle sei, von welcher aus eine Ausstellung angeregt werden könnte. Ich möchte desshalb darauf auf merksam machen, dass wir in den Berufsgenossenschaften eine wirkliche Ver-