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No. 33. PAPIER-ZEITUNG. 1125 Amerikanische Papierfabrikation. Wir berichteten in No. 8 von 1886 über die grosse Holzschleiferei der Hudson River Pulp & Paper Company, welcher der 80 Fuss hohe Wasserfall des Hudson Flusses in Palmer Falls, New-York, zur Ver fügung steht. Jetzt wird unterhalb der Schleiferei von der Gesellschaft eine grosse Papierfabrik mit einem Gebäude von 380 auf 100' er richtet, für welche der Raum aus den Granitfelsen gewonnen werden muss. Für den Bau sind 300 000 Dollar in Aussicht genommen. Das Interessanteste ist aber, dass für die Fabrik 4 Harper-Papiermaschinen bei der Pusey & Jones Co., Wilmington Del., bestellt sind, von denen eine ein Metalltuch von 50' Länge und 110" Breite erhält, also 98" (2 m 45) breites Papier liefern, kann. Es ist bemerkenswerth, dass die Harper’sche Maschine jetzt, nachdem das Patent längst abgelaufen ist, so sehr in Aufnahme kommt. Wir drucken die Abbildung aus Hofmann’s Handbuch Seite 342 nachstehend ab. Das Wesentliche der Einrichtung besteht, wie die Abbildung zeigt, darin, dass der Nassfilz das Papier direkt von der Gautschwalze ab nimmt und oberhalb des Siebes, rückwärts gehend, zur ersten Presse führt. Von da ab unterscheidet sich die Maschine wenig von anderen. Der Verfasser des genannten Handbuchs hat schon 1872 eine solche Maschine beim Erfinder, James Harper in New Haven, Conn., in Betrieb gesehen, musste aber be richten, dass das System wegen des langen Nass filzes und dessen kostspie liger Erneuung keine Ver breitung gefunden hatte. Wenn dies jetzt anders ge worden ist, wird man an nehmen dürfen, dass die Techniker die damaligen Schwierigkeiten überwun den haben. Wollfilze sind auch billiger geworden und halten vielleicht infolge verbesserter Maschinen- Konstruktion länger aus. Da bei diesem System das lästige Abnehmen des Papiers mit der Hand von der Gautschpresse vermie den ist, und die Nassfilze, wie von j eher in A merika, in der Maschine gewaschen werden, so kann damit länger ununterbrochen gearbeitet, also mehr geleistet werden. Eine derartige amerikanische Maschine befindet sich auch in einer deutschen Papierfabrik; sie soll, wie uns mitgetheilt wurde, mit 50 m in der Minute auf Zeitungsdruckpapier laufen und eine ganze Woche ohne Stillstand, also auch mit sehr wenig Ausschuss, gearbeitet haben. Für feine Papiere werden Maschinen dieser Art noch nicht angewandt, weil man fürchtet, dass der lange Filz darin Eindrücke macht. Strohpappen-Fabrikation in England. Bisher bezog England seine Strohpappen beinahe ausschliesslich aus Holland und Deutschland. Die Preise solcher Pappen wurden in den letzten Jahren derartig gedrückt, dass die kontinentalen Fa briken nichts mehr verdienten, wie deren Bilanzen und Aeusserungen beweisen. Die deutschen und holländischen Fabriken haben dabei noch den Vorzug, sich mitten in einem grossen, Stroh erzeugenden Lande zu befinden, während in England dieser Rohstoff ziemlich theuer ist und vermuthlich vom Kontinent bezogen werden muss. Es ist desshalb um so auffallender, dass in England vor kurzem eine Strohpappen-Fabrik errichtet wurde, von welcher »The Paper Record« eine ausführliche Beschreibung giebt. The St. Louis Park Paper Mills liegen an der Themse und eine halbe Meile von der Purfleet-Eisenbahn-Station. Während man sonst beim Bau von Fabriken festen Grund aufsucht, um schwierige Funda mente zu vermeiden, liegen diese Fabrikgebäude auf torfartigem Morast. Auf dieser mangelhaften Grundlage befindet sich eine Schicht von etwa 1 m Thonerde, und diese ist mit über 8000 Tonnen Cementmasse (concrete) belegt, welche ihrerseits durch mehr als 400 Tonnen unter rechten Winkeln eingelegte Stahlschienen zu einer geschlossenen Masse vereinigt ist. Zu der Fabrik gehört ein Verladungsufer an der Themse, welches, auf eingerammten Pfählen erbaut, mit grossem Dampfkrahn und Schienenwegen versehen ist. Alle Rohstoffe kommen hier an, und das Stroh wird von dem Krahn direkt in auf Schienen laufende Wagen gehoben, welche auf schiefer Ebene in ein Stockwerk über «lern Kochraum gelangen. In dem 131 zu 43 Fuss grossen Ge bäude stehen 6 Strohkocher aus 7/8 zölligen Stahlplatten, welche täglich 100 Tonnen Stroh verarbeiten können. An dieses Gebäude stösst ein anderes von 130 zu 30 Fuss, in welchem das gekochte Stroh auf Schienen zu den Kollergängen (Edge Runners) gebracht wird. Das Hauptgebäude ist 295 zu 65 Fuss gross und enthält die Maschinen, Holländer, Kalander, Pumpen u. s. w. Die Papier- Maschine läuft mit 30 Fuss in der Minute und ist mit der erforder- liehen Zahl von Trocken - Cylindem versehen. Ausserdem sind zwei gewöhnliche Nass- oder Pappen-Maschinen vorhanden, deren Er zeugniss in Pappenform auf grossen eisenbedeckten Zügen getrocknet wird, durch welche die Feuergase der Dampfkessel gehen. Diese Feuergase werden also zweimal ausgenutzt, indem sie erst durch Green’- sche Vorwärmer gehen und dann noch die Eisenplatten erwärmen, auf denen die Strohpappen der beiden Nass-Maschinen getrocknet werden. Die Gebäude bestehen in der Hauptsache aus Eisen und Glas. Das grosse Maschinengebäude hat eine Spannweite von 65 Fuss, die Pfosten, welche das Ganze tragen, bestehen aus —| förmigem Eisen, in dessen Flanken neunzöllige Ziegelsteine Platz finden. Der Raum zwischen diesen ist bis zu 2/3 der Höhe mit Backstein-Mauerwerk und darüber mit Glasfenstern ausgefüllt. Durch die Mitte des Ge bäudes geht der Haupt-Wasserabzugskanal von 2 zu 3 Fuss Grösse. Zwei artesische Brunnen von 250 Fuss Tiefe liefern mehr als 100 000 1 sehr reines Wasser in der Stunde. Um den Zufluss von Oberflächenwasser in die Brunnenröhren zu vermeiden, ist das innere zehnzöllige Rohr von einem achtzehnzölligen umgeben, und der Raum zwischen beiden mit Thonerde vollgestampft. Der Schornstein ist aus Eisen, 125 Fuss hoch und 5 Fuss im Durchmesser. Vier Dynamo-Maschinen liefern das erforderliche elektrische Licht. Die Fabrik soll durchschnittlich 100 Tonnen dicke und dünne Pappen wöchentlich erzeugen. Luxuspapier in Frankreich. Die Syndikatskammer der Stein- drucket von Paris hat in Verbindung mit derjenigen der Papierhändler an die Pariser Handelskammer das Ersuchen gerichtet, bei Erneuerung des Handelsvertrags mit Italien Maassregeln zu treffen, um die Konkurrenz der französischen Luxuspapier-Industrie mit dem Ausland günstiger zu gestalten. In dem Anschreiben heisst es: „Die gegenwärtig giltigen Tarife sind im allgemeinen ungünstig für die französische Industrie. Sie hatten jedenfalls das traurige Ergebniss, die Ausbreitung französischer Erzeugnisse in Italien zu beschränken und anderseits die Einfuhr ähn licher italienischer Erzeugnisse nach Frankreich zu begünstigen. Die Ein gabe erhofft zum mindesten Herstellung des Gleichgewichts in den Be ziehungen beider Länder. Geregelte Lebensverhältnisse schaffen geistiges Gleichgewicht, verleihen den Menschen frohes und frisches Aussehen und lassen sie liebens würdig und angenehm erscheinen.