Volltext Seite (XML)
das etwaige Verdienst der Bewerber in Auffindung neuer Wege durch Bewilligung angemessener Theile der ausgeschriebenen Summe anzu erkennen. Die Herren Preisrichter lehnten dies jedoch ab, weil den vorgeschlagenen, sehr unsicheren und zum Theil unfertigen Verfahren damit ein Werth und eine Bedeutung zuertheilt würde, die ihnen nicht zukommen, und die zu Irrthümern Veranlassung geben könnten. Der Beschluss, keiner der eingegangenen Bewerbungen einen Preis zuzuerkennen, wurde schriftlich begründet und von sämmtlichen genannten Herren unterzeichnet. Die bisherigen Ergebnisse berechtigen zu der Annahme, dass zur Zeit die wissenschaftlichen Grundlagen noch fehlen, mit Hilfe deren eine genaue Ermittelung des Holzschliff-Gehalts in Papier möglich erscheint. Die nahe Verwandtschaft der verschiedenen zu Papier benutzten Fasern einerseits und die chemische Verschieden heit des von mancherlei Baumarten stammenden Holzschliffs an dererseits lassen sogar befürchten, dass es auch in Zukunft nicht mög lich sein wird, die in Papier befindlichen Mengen des Holzschliffs analytisch genau zu bestimmen. Da hiernach eine Lösung der Aufgabe zunächst nicht zu er warten sein dürfte, so wurde von einer nochmaligen Termin-Ver längerung oder einem erneuten Ausschreiben des Preises abgesehen. Londoner Papiermarkt. London, 20. November 1887. Es ist bekannt, dass die deutschen Papierfabrikanten nach London, dem ersten Papierplatz der Welt, bedeutende Mengen absetzen, zumal wenn der Vertrieb ihrer Erzeugnisse in den Händen bewährter Firmen liegt. Es ist aber auch eine nicht zu leugnende Thatsache, dass die deutschen Fabrikanten, wenn sie Geschäfte ohne Vermittlung hiesiger Agenturen machen, häufig empfindliche Verluste erleiden. Zumal kleinere Fabrikanten begehen manchmal den Fehler, nur bei den zur Empfehlung aufgegebenen Firmen Erkundigungen einzuziehen, ohne sich über die Zuverlässigkeit dieser letzteren zu unterrichten, welche oft vorgeschoben sind, um dem betrügerischen Treiben unredlicher Auftraggeber Vorschub zu leisten. Vor kurzem hat wieder ein deutscher Fabrikant einen nicht unbedeuten den Betrag eingebüsst, konnte denselben wenigstens trotz aller Anstrengungen bisher nicht erhalten. Der Auftraggeber, ein äusserlich sehr fein auftretender Mann, bestellte vor geraumer Zeit mehrere 1000 Ries. Der deutsche Fabrikant nahm den Auftrag auch an, konnte aber nach Lieferung der ersten 1000 Ries kein Geld erhalten. Er unterliess daher weitere Lieferungen und kam selbst herüber, um sein Geld einzuziehen. Der Herr Besteller empfing ihn ziemlich kühl und sagte endlich mit überlegenem Lächeln: Lieber Freund, Sie können überhaupt froh sein, dass ich Sie nicht für den grossen Schaden verantwortlich mache, welchen ich durch Nichtlieferung des noch fehlenden Postens erlitten habe. Mir fällt es unter diesen Umständen garnicht ein, zu bezahlen. Solche Firmen werden nicht nur für den gerade Geschädigten gefähr lich, sondern auch für den Handel im allgemeinen, da sie Preisverderber schlimmster Art sind. Sie können bei Bestellung verhältnissmässig hohe Preise anlegen, da sie entweder die Absicht haben überhaupt nicht zu bezahlen, oder dem Fabrikanten durch entsprechende Abzüge das Fell über die Ohren zu ziehen. * Derartige Mittheilungen sind schon mehrmals in der Papier-Zeitung erschienen, und nachgerade müsste jeder Fabrikant wissen, dass beim Ver kehr mit dem Ausland höchste Vorsicht geboten ist. Die vertraulichen Listen der Schutzvereine scheinen immer noch nicht die ihnen gebührende Beachtung zu finden. H. S. Falsche Flagge. Magdeburg, 18. Oktober 1887. Das thatkräftige Vorgehen der Papier-Zeitung für die Reinheit der deutschen Sprache, ihre lobenden Anerkennungen der Erfolge des deutschen Gewerbefleisses, besonders im Papierfach, ihre Bekanntmachungen, wenn dieser den anderer Völker überflügelt hat, sind entschieden zum Vor theil des Deutschen Volkes gewesen. Es wird dadurch manchem einheimischen Fabrikanten leichter geworden sein, die fremdländische Waare aus dem Felde zu schlagen, wo das Vor urtheil, dass das, was nicht weit her ist, auch nichts werth sei, erschüttert ist. Die lobende Anerkennung wird auch häufig den Muth gestärkt haben, im Auslande das deutsche Absatzgebiet zu erweitern. Dies veranlasst mich, für Nachstehendes um Aufnahme zu ersuchen. K. Wohl überall, wo Bildung vorhanden ist, giebt es Waaren, die deutscher Betriebsamkeit ihr Dasein verdanken, aber selten ist ihnen in der Fremde ihr Heimathland anzusehen, denn was in Deutschland hergestellt wird, hat leider, wenn Schriftzeichen darauf angebracht werden, diese in fremder Sprache. Das wird vorläufig nicht zu ändern sein, da das höher ent wickelte Nationalbewusstsein vieler fremden Völker auf den Gegenständen, die sie brauchen, keine andere Bezeichnung als in ihrer Sprache duldet. Wir Deutschen freuen uns, wenn auf einer Sache, die aus Paris kommt, recht hübsch „Souvenir“ steht, sind aber zu schüchtern, den Herren Fran zosen etwas zu liefern, worauf das Wort „Andenken“ angebracht ist, weil wir wissen, dass sie es nicht kaufen würden, wenn es auch noch so geschmackvoll wäre. Selten halten es die Kaufleute anderer Völker, die ihre Waaren nach Deutschland senden, für der Mühe werth, deren Umhüllungen mit deutschen Worten zu versehen. Der Russe druckt auf seine Cigarettenschachteln Russisch, der Ungar hat auf den Büchsen seiner Bartwichse magyarische Worte, der Chinese malt auf die Theekasten seine geschmacklosen Schrift zeichen, was aus Japan kommt, hat die uns unverständlichen Buchstaben dieses Volkes. Wir lesen Schwedisch auf den Streichholzschachteln, Spanisch auf den Fleischtöpfen Argentiniens, wir bekommen sogar arabische, persische und indische Schriften vor Augen, — der deutsche Michel muss alle Sprachen können. In einem Fall nur sind bei ausländischen Waaren deutsche Worte zu lesen: nämlich wenn ihr Urheber fürchtet, sein Er zeugniss könnte bei uns nachgeahmt sein, klebt er einen Zettel darauf mit den deutschen Worten: wir möchten ja nichts anderes kaufen, als nur seine allein gute Waare — alles Andere, wie Gebrauchsanweisung u. s- w., ist selbstverständlich in seiner Sprache. Leider dürfte vorläufig wenig Aussicht auf Besserung vorhanden sein. Man hat im Auslande keine Veranlassung, unsere Sprache zu berücksich tigen, wenn man uns Waare liefert; dieselbe kann eine fremde Geschäfts marke haben, die Anzeigen und sonstigen Mittel, sie anzupreisen, können französisch, englisch oder sonstwie lauten, uns Deutschen ist dies gleich- gütig, wir sind es nicht anders gewöhnt. Der deutsche Grosskaufmann wird in seltenen Fällen etwas für unsere Muttersprache thun, weil er keinen persönlichen Vortheil darin sieht und es ihm Mühe macht, den fremden Verfertiger zum Anwenden des Deutschen zu bewegen. Ueber- dies weiss er nicht, wie der Kleinhändler eine solche Aenderung aufnimmt; dieser fürchtet, der Verbraucher könnte, wenn er die gewohnten ihm un verständlichen Worte durch lesbare ersetzt sieht, schlechtere Waare ver- muthen. Wenn aber Neuheiten aus dem Auslande kommen, sollten die, welche sie bei uns einführen, im eigenen Vortheil dafür sorgen, dass die Erklärungen und Namen in unserer Sprache aufgedruckt werden, damit Jeder dieselben sofort versteht; das wird deren Eingang bei uns sicher erleichtern. Wenn der Ausländer es nicht nöthig hat, unserer Sprache ihr ge bührendes Recht zukommen zu lassen, so ist diese Unterlassung bei dem einheimischen Fabrikanten entschieden zu missbilligen. Leider haben viele kein Gefühl für dieses Recht und versehen ihre Erzeugnisse mit allen möglichen Schriften, nur nicht mit deutschen. Es ist vor einigen Jahren vorgekommen, dass ein Herr in Berlin für ein Stück Seife, auf dem statt „Savon" oder „Soap“ Seife stehen sollte, einen Thaler bot, und — er vermochte keins aufzutreiben. Auch bei anderen Gegenständen sieht es nicht besser aus. Viele Fabrikanten von Papierausstattungen haben heute noch keine mit deutschen Worten versehenen Schachteln herausgegeben. Besonders schlimm treiben es manche Wiener, die nicht ein Stück nach Ländern, wo englisch, und kaum etwas dahin, wo französisch gesprochen wird, liefern und doch Papiere verwenden, die als Wasserzeichen den Namen irgend einer nicht vorhandenen Mühle tragen, die man aber nach der Sprache in England oder Frankreich vermuthen müsste. Aus Wien kann man fast gar keine Papierausstattnngen in Schachtelpackungen, die mit deutschen Worten versehen sind, beziehen. Ein dortiger Fabrikant sollte Briefkarten ohne die Worte Billet de correspondance liefern, hatte sie aber nur in französischer und tschechischer Sprache auf Lager. Und da beklagen sich die Herren über die Unterdrückung ihrer Sprache, die sie selbst so stiefmütterlich behandeln! Aehnlich ist es mit Bleifedern und verwandten Gegenständen. Auf den feineren Farbstiften selbst angesehener Fabrikanten ist hinter deren Namen das Wort „Manufakturer" eingeprägt, die besseren Sorten Zeichen gummi haben ausschliesslich fremdländische Bezeichnungen, und wenn man die Verpackungen der Bleistifte betrachtet, möchte man bei den meisten glauben, sie wären statt in Nürnberg in England oder Frankreich her gestellt. Da liest man „Crayons, pencils, automatics, klimax“ u. s. w. Fast alle Briefumschläge, die in unserem Vaterlande angefertigt werden, haben auf den Schachteln und Bändern das Wort „Enveloppes", weil dies für das Ausland nöthig ist. Für die deutsche Kundschaft werden die ge ringen Unkosten, die das Aufdrucken deutscher Worte statt der englischen verursachen würde, vermieden, und so ist es in vielen Geschäftszweigen. Selbstverständlich wird dadurch das Vertrauen zur deutschen Waare im In- und Auslande erschüttert, und wir sind dadurch gegen fremde Fabrikanten im Nachtheil. Die Ladeninhaber können gewiss viel dazu beitragen, dass die Worte, die auf ihren Waaren angebracht sind, deutsch werden, der Fabrikant wird gern entgegenkommen, denn wenn er Gutes erzeugt, kann er nur wünschen, dass dies in weiten Kreisen bekannt wird, und auch der Käufer ist meistens zufrieden, wenn die Worte auf seiner Waare für ihn lesbar sind. Es ist nothwendig, dass auch das Deutschthum bei dem was wir ver fertigen zur Geltung kommt, damit wir uns gewöhnen, das Einheimische dem Fremden vorzuziehen. Ausfuhr nach Rumänien. Da zwischen Oesterreich und Rumänien kein neuer Handels vertrag zu Stande gekommen ist, so gelten für österr. Papier die hohen Zollsätze von 18 frcs. für geringes Papier, 30 frcs. für Schreib und 200—300 frcs. für Luxuspapier, während für deutsche Waare die Vertragssätze 8, 19 und 60 frcs. gelten. Die Aussichten für Papier-Ausfuhr nach Rumänien sind um so besser, da die zwar nicht leistungsfähige aber doch vom Staat geförderte Papierfabrik zu Letea- Bacau (vergl. No. 37, Seite 1276) abgebrannt ist und die Aktionäre, nachdem sie 800 000 frcs. verloren, keine Lust zum Wiederaufbau haben.