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1486 PAPIER-ZEITUNG. Papier-Normalien. Aus Skandinavien. Es scheint, dass die in Deutschland entstandene Papier-Normalien- Frage allmälig ihre Runde durch alle europäischen Staaten machen wird. Dies ist auch sehr erklärlich, weil der schlechten Zeiten wegen das Papier in den meisten Ländern nach und nach zu schlecht geworden ist. Einer Nachricht aus Finnland der „Nationaltidende" in Kopenhagen entnehme ich, dass auch dort die Frage ganz rege ist. Zwei finnländischen Fabriken soll es gelungen sein, den Beweis zu liefern, dass die Ansprüche der Königl. Preussischen Behörden zur Klasse I. 1 nicht zu streng sind, wie vielfach in Deutschland behauptet worden ist. Der Berichterstatter stellt folgendes Schema auf: D. A. B. C. 6000 6 höchstens F. W. Abel-Magdeburg. . 5590 5,3 7 1,50 Otto Winckler-Leipzig . . 5217 5,28 ? 0,94 Tervakoski-Finnland . . . 7060 5,9 7 0,75 Frenckel-Finnland 7425 7 Frenckel mit Wasserlinien 6860 6,1 7 0,75 Es bedeuten A. Reisslänge, B. Bruchdehnung, C. Widerstand gegen Zerknittern, D. Aschenmenge in %. Man muss wohl jetzt abwarten, ob diese Ergebnisse sich bestätigen, da es allerdings zweifelhaft erscheint, ob sich so hohe Reisslängen regelmässig werden erreichen lassen. K. J. Harzleimung. Ans den Erfahrungen eines alten Papiermachers. Die Harzleimung fand 1833, als ich sie zuerst ausübte, keinen rechten Anklang bei den Papiermaehern, weil das Papier häufig nicht hielt, namentlich, wenn die Pressfilze frisch gewaschen waren, weil viele Mühlen nicht die kräftigen Pressen zum Auspressen des Bütten-Papiers hatten. Dasselbe wurde nicht genug zusammengedrückt. Die Bogen oben und unten waren mehr zusammengepresst als die in der Mitte und hielten auch besser im Leim als diese; auch durch öfteres Umlegen wurde diese Verschiedenheit nicht ausgeglichen. Die Harzleimung erschwerte auch das Schöpfen und noch mehr das Gautschen, weil die Filze sich bald verstopften und das Wasser nicht durchliessen. Sie beanspruchte desshalb viele Filze und war daher für kleinere Mühlen, die keine grossen Filzvorräthe hatten, nicht gut verwendbar. Ueberdies litten die Meister und Leim- kocher Schaden an ihrem Einkommen, welches zum Theil aus dem Knochen fett beim Leimkochen bestand, und diese suchten desshalb die Anordnung der Harzleimung zu hintertreiben, wie ich noch, 1841 und 1842 in einer grösseren Mühle mit 8 Bütten erfuhr. Hier bildete das Knochenfett eine bedeutende Einnahmequelle. In der Westigerbach - Mühle bei Iserlohn wurde die Harzleimung von 1829—1830 ausgeübt, aber als tiefes Geheim niss betrachtet und bewahrt. Hier hatten die Leimkocher keinen Schaden, weil das Knochenfett nicht zu ihrem Einkommen gehörte, die Mühlen in Westfalen und Rheinland nicht zünftig waren und ungestört jede Art Leimung anwenden konnten, was bei den zünftigen nur nach Zustimmung der Zunftmeister geschehen durfte. Die Papiermühlen in Westfalen und Rheinland machten überhaupt viel grössere Fortschritte, weil sie nicht zünftig waren und alle Neuerungen aufnehmen und versuchen konnten. Desshalb kam dort auch zuerst Chlorgasbleiche u. s. w. in Anwendung. Im Jahr 1833 u. s. w. war in Wertheim bei Hameln in der Mühle des Herrn G. v. Gülich (jetzt Wintersche Papierfabrik) der mit Zubereitung des Harzleims betraute' Arbeiter auf Verschwiegenheit vereidigt. Der Leim wurde damals aus Burgunder Pech und nicht kaustizirter Potasche bereitet und mit Alaun niedergeschlagen, ungefähr in dem Verhältniss wie in der Illig’schen Schrift angegeben. Um eine bessere Pressung in den Filzen zu erlangen, wurden bei 150 Filzen 3 bis 4 Bretter zwischenge legt, was sehr gute Wirkung that. Die Leimsicherheit war indessen nicht sehr gross. Der Klang, wie ihn die mit Thierleim geleimten Papiere hatten, war nicht hineinzubringen und die Glätte auch nicht, und desshalb wurde die Harzleimung später nur bei Packpapieren ausgeführt. Erst 1837—1841 konnte ich Harzleimung auf einer Papiermaschine in Schries heim bei Heidelberg in der Papierfabrik der Herren Finkenstein & Co- in Pforzheim, deren Direktor Herr P. E. Koenen aus Düren war, ordentlich aus üben. Der Leim wurde mit kaustischem Kali, mit Kartoffelstärke gemischt, her gestellt, der Alaun aber in pulverisirtem Zustand in den Holländer geschüttet. Man that dies, um nicht zu viel Flüssigkeit in den Holländer zu bekommen. Dies hatte den Nachtheil, dass sich ein Boden von Alaun, der nicht ganz gelöst war, in den Stoffbütten bildete. Das Papier hielt aber immer gut, weil es durch die Pressen ging und hier sehr stark zusammengedrückt wurde. Die Papier maschine war ungefähr 50 Zoll breit, mit 2 kupfernen Trockencylindern, und 1824 von Köchlin in Mülhausen im Elsass gebaut. Der Direktor war seines Zeichens Apotheker; da ich auf einer Gewerbeschule etwas Chemie gelernt hatte, so konnte das richtige Verhältniss für die Leimung hergestellt werden. Zu jener Zeit (1839) kamen gefärbte Seidenpapiere, die zu Blumen ver arbeitet wurden, aus Frankreich, diese wurden von uns glücklich nachgeahmt, und zu guten Preisen nach Frankfurt a. M., Berlin u. s. w. abgesetzt. Ich habe oft 4—5 Monate Tag und Nacht Seidenpapier gemacht. Die Soda kam mehr und mehr in Gebrauch, verursachte aber wegen der vielen Beimischungen (schwefelsaures Natron u. s. w.) viel Unsicherheit und wurde, weil sie kaustizirt werden musste, theurer als Potasche. Im Jahr 1841 trat ich bei E. in S. ein. Die Papiermühle hatte damals 8 Bütten und eine gute Papiermaschine von Donkin. Ich fand eine Harzleim bereitung vor, die ein Franzose aus Annonay dort als tiefes Geheimniss für 500 Thaler verkauft hatte und die sehr schöne Leimseife lieferte. Man konnte aber trotzdem nicht damit leimen, weil ein Leimkocher da war, der das Knochenfett zu seinem Einkommen hatte. Der Prinzipal war ebenfalls von der Unbrauchbarkeit des Leims überzeugt, ich aber vom Gegentheil. Ich leimte gegen seinen Willen sogenanntes Patentkonzept mit dem besten Erfolg und konnte in kurzer Zeit 4 Bütten stehen lassen, um mehr Papier auf der Maschine zu machen. Ich habe aber nicht gehört, dass der Franzose die Harzleimung als eine französische Erfindung ausgegeben hat. Bis jetzt sind die Leimbereitungen gleich geblieben, mit dem Unterschied, dass man grössere Auswahl in Harzen hat. Nachdem die meisten Papiermühlen sich einer guten Harzleimung be- fleissigten und das Publikum sich an dies Papier gewöhnt hatte, kamen höhere Ansprüche an die Schönheit des Papiers, namentlich wurde höhere Weisse beansprucht. Da man schon sein Möglichstes mit Chlorgasbleiche (es kamen nicht selten dreimalige Bleichen vor) gethan hatte, suchte man sich dadurch zu helfen, dass man das bessere Harz nach Art des Schellacks mit Chlorkalk bleichte, was auch guten Erfolg hatte, denn das gebleichte Harz gab der Weisse des Schellacks nichts nach. Die Leimfähigkeit war dieselbe, die Menge des Harzes aber geringer geworden. Es konnte damals nicht entschieden werden, ob einzelne Bestandtheile des Harzes und welche aufgelöst und zersetzt, oder ob das Harz selbst gelöst worden. Der Erfolg war auch einigermaassen günstig, aber nicht so, wie erwartet werden konnte, weil man vergessen hatte, dass der Niederschlag des Harzes auf den Trockencylindern nachbräunt. Diese Bleicherei war auch sehr um ständlich, zeitraubend und desshalb kostspielig, auch konnten die erforder lichen grossen Mengen in kurzer Zeit nicht beschafft werden. Man erreicht schliesslich beinahe Dasselbe, wenn man Harzseife mit überschüssiger Lauge darstellt, die Harzseife absetzen lässt, die überstehende braune Lauge ab giesst und die übrige Leimseife zwei- bis dreimal mit schwacher Kochsalz lösung, in welcher die Leimseife sich nicht löst, auswäscht. Es ist merk würdig, welch günstige Veränderung dabei mit der Leimseife vor sich geht, sie wird beinahe weiss. Man findet dies übrigens ganz natürlich, wenn man die überstehende braune Lauge untersucht und mit Schwefelsäure bis zur Neutralisation behandelt. Es entsteht ein schmutzig-grauer Nieder schlag, der getrocknet und geschmolzen eine Art Harzkuchen ohne muscheligen Bruch giebt, wahrscheinlich aus Brandharz besteht und die weisse Beschaffenheit beeinträchtigt, wenn er nicht auf eine oder andere Weise entfernt wird. Später wurde der Weisse des Papiers durch ver besserte Chlorkalkbleiche nachgeholfen. In der jetzt eingegangenen Patent papierfabrik in Berlin hatte der damalige Leiter, Herr Leinhas, sich eine eigene Leimerei zurechtgemacht, die lange Zeit als tiefes Geheimniss bewahrt wurde. Herr Leinhas bereitete den Harzleim stets selbst mit einigen vereidigten Leuten. Die Bereitung bestand darin, dass, nachdem die verdünnte Leimseife mit Kartoffelstärke vermischt war und einen steifen Kleister bildete, so lange mit freiem Dampf gekocht wurde, bis sie wieder ganz dünnflüssig war, was wahrscheinlich geschah, um die Kartoffel stärke in eine Art Dextrin zu verwandeln. Man liess nun die Flüssigkeit stehen, bis sie lauwarm war, seihte sie durch Flanell in ein anderes Gefäss und setzte nun verdünntes Alaunwasser (lauwarm) so lange zu, bis sich ein weisser Niederschlag in starken Flocken bildete, und eine Probe der Flüssigkeit keinen Niederschlag mehr mit Alaunwasser ergab. 1 Auf den Holländer von 90 Pfd. wurden 4 Pfd. Alaun gerechnet und in den Holländer so viel nachgegeben, als nicht zur Herstellung des bereiteten Leims gebraucht wurde. Wenn also 4 Pfd. Alaun in 10 1 Wasser gelöst waren, und es wurden 8 1 davon verbraucht, so mussten noch 2 1 nach gegeben werden, sonst hielt das Papier nicht. Die Patentpapierfabrik hatte damals den besten Ruf für alle Schreibpapiere und kümmerte sich nicht viel um höhere Weisse, das Papier hatte doch seinen sichern Absatz seiner festen Leimung und sonstiger guten Eigenschaften wegen. Herr Leinhas starb 1852, und der neuen Leitung wurde von den Abnehmern wegen höherer Weisse scharf zugesetzt. Es fand sich zuweilen, dass feinstes Papier zwei verschiedene Seiten hatte, eine schön weiss, die andere gelblich, und es dauerte lange, bis dieser Uebelstand beseitigt wurde. Der neue Leifer fand, dass die obere Seite etwas gelber war als die untere und die weitere Untersuchung ergab, dass diese Färbung von Harzstaub her rührte. Woher kam dieser Staub? Es wurde frischer Leim gekocht und nicht vor dem Zugeben in den Holländer niedergeschlagen, sondern wie gewöhnlich verwendet: die gelbe Färbung war weg und die Leimung ebenso leimfest wie früher. Man fand nach scharfer Beobachtung, dass sich in dem niedergeschlagenen Leim, wei n er einen oder mehrere Tage alt war, das Harz in ganz feinem, kaum sicutbarem Staub ausschied und sieh nun, im Wasser schwimmend, hoch auf der Oberfläche des Papiers ablagerte. Von da an wurde dies Leimverfahren aufgegeben. Eine Zeit lang war diese Leimerei mit geringen Abänderungen auch in Cröllwitz in Anwendung. Es kommt nun die Zeit, wo die Gelehrten behaupten, dass die Leimung sich nicht durch Bildung einer harzsauren Thonerde, wie bis dahin angenommen, vollziehe, sondern dass eine derartige Verbindung garnicht vorkomme, dass nur das Harz die Leimung bewirke. Es ist auch wohl an einigen Stellen eine angebliche Leimung nach einer neuern Art versucht worden. Herr Dr. C. Wurster hat sich viele Mühe damit gegeben, ich habe aber nicht gehört, dass es ihm gelungen ist, direkte Harzleimung dauernd zu er zielen. Die Verwendung sogenannten weissen Leimes hat grössere Aus dehnung gefunden, wurde theilweise sehr gelobt, theilweise wieder aufgegeben. Eine Mischung von Harzleim mit Thierleim hat sich in vielen Fabriken sehr bewährt und wird häufig bei feinen und sehr leimfesten Sorten ange wendet. Das Verfahren ist einfach. Der gut aufgeweichte Thierleim, wird der mit Kartoffelstärke versetzten Harzseife bei mittlerer Temperatur zuigesetzt (4—8 Pfd. auf 100 Pfd. Harz) dann einmal aufgekocht und wie gewöhnlich mit einem geringen Zusatz von Alaun verwendet. Da dieser Leim nicht schäumt, so muss man annehmen, dass die Harzseife sich mit dem Thierleim innig verbindet und sich so den Fasern anschliesst. Die Wirkung ist augenscheinlich, denn das so geleimte Papier, hat eine ge schlossenere glättere Oberfläche und bedeutende Leimfestigkeit.