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No. 45. PAPIER-ZEITUNG. 1449 sehe Erfindung, welche die Rollenglätterei erst eigentlich recht in Fluss brachte, war jedoch von der meinigen so verschieden, dass sie unzweifel haft als eigene Erfindung des Herrn Wilisch sen, dasteht. Nach der Rede des Herrn Müller könnte man zu der irrigen Meinung kommen, als baue er allein Bogenfärbmaschinen und hätte diese Maschine zuerst gebaut, was jedoch nicht der Fall ist. Auch die Firma Ferdinand Flinsch-Offenbach a. M. baut solche seit dem Jahre 1879, also seit acht Jahren, welche die Rückseite ganz rein erhalten und deren Konstruktion, — was mir als Leiter des Etablissements wohl gestattet ist, hier anzu führen — nach meiner Ansicht vollkommener ist, als die anderer Maschinen bauer. Des weiteren meldete die Firma F. F., das erste Patent für Bogen trockenapparate an, ohne damit sagen zu wollen, dass es vorher keine anderen Bogentrockner in allen möglichen Formen gab. Von der Flinsch’schen Bogenfärb- und Bogentrockenmaschine liegt dieser Nummer ein Prospekt als Beilage bei. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Erzeugnissen der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei besprochen. Wunschkarten in Buchdruck. Druckleistungen ersten Ranges sind keineswegs an den Boden grosser Städte gebunden, sondern gehen oft auch aus kleineren Orten hervor. Deutschland besitzt eine Anzahl Provinz druckereien, welche die kunstgewerbliche Seite des Buchdrucks würdig vertreten, und unter diesen hat die Firma Förster & Bär in Zwickau 1 sich besonders durch ihre tüchtigen Leistungen im typographischen Bunt druck guten Ruf erworben. Ihre farbig ausgeführten Vordrucke für Ge- schäftskarten und Widmungen sind bekannt und werden von kleineren Druckereien, welche nicht für Buntdruck eingerichtet sind, gern benutzt. Wie bereits in früheren Jahren bietet die Firma auch in diesem dem Papierhandel und dem Publikum eine Anzahl typographisch ansgeführter Wunschkarten für Neujahr und andere Gelegenheiten an. Die Anordnungen sind meist mit gutem Geschmack und technischem Geschick getroffen, und auch Wahl und Vertheilung der Farben ist durchweg gelungen. Die Ornamentik zeigt theils architektonische, theils Rahmenformen. Sie vermeidet aber alle gequälten Zusammenstellungen und bekundet auch bei sehr freier Behandlung von Architekturformen Verständniss für die Bedeutung der einzelnen Figuren und Sinn für Massenwirkung. Die hier eingefügten Beispiele, welchen im Schwarzdruck allerdings der Reiz frischer Farben fehlt, veranschaulichen die Ausführungsart. Von bekannteren Buchdruck-Ornamenten wurden besonders „Holbein-Einfassung“, „Germania- Einfassung“ und die Renaissance-Einfassungen von Bauer & Co., Stutt gart, verwendet. Bei mehreren Neujahrsglückwünschen sind zum Eindrücken oder Ein schreiben des Absendernamens freie Räume gelassen. Die Ausfüllung der selben durch Buchdruck dürfte sich namentlich für Diejenigen empfehlen, welche Neujahrskarten in grösserer Anzahl zu versenden pflegen Die Kosten des Aufdrucks können dann unter Umständen durch Porto-Er- sparniss wieder gedeckt werden. Der Versuch, den Buchdruck auch zum Wettbewerb bei Herstellung von Nenjahrskarten heranzuziehen, welchen vor 15 Jahren schwerlich Jemand gewagt hätte, muss angesichts dieser sehr achtbaren Leistungen als gelungen gelten. Dieser Erfolg zeugt wieder von dem bedeutsamen Aufschwung, welchen der deutsche Kunst-Buchdruck in neuerer Zeit ge nommen hat. Die Karten können sich vielen lithographischen Erzeugnissen ähnlicher Art getrost an die Seite stellen. Ihnen fehlt bei ihrer Beschränkung auf Schrift und Ornament allerdings der Reiz menschlicher Figuren, sie zeichnen sich dafür aber durch jene dem Buchdruck eigenthümliche Glätte der Formen und strenge Regelmässigkeit aus, so dass sie gerade wegen dieser werthvollen Eigenart Freunde gewinnen dürften. Papier-Ausstattung. Die Firma Ernst Mayer, Briefhüllen- u. Papier- Ausstattungs-Fabrik in Heilbronn, hat eine Anzahl Briefschachteln in neuer und theilweise eigenartiger Ausstattung her- steilen lassen. Während die Brief bogen selbst unverziert blieben, tragen die Oberseiten der Schachteln farbige Bilder verschiedener Art. Die neben stehend in Verkleinerung abgebildete Schachtel zeigt den Trompeter von Säkkingen am Seeufer, wie er seinen Gruss nach Schloss Säkkingen hinüber sendet; oben den Schlossherrn, die holde Margarethe und den Kater Hiddigeigei. Den Inhalt der Schachtel bilden 50 Brief bogen und -Hüllen in gediegenem, matt sahnfarbigem Stoff. Das Deckelbild einer anderen Schachtel veranschaulicht die drollige Kriegslist, durch welche einst die „Weiber v o n W e i n s b e r g ihre Männer vor schimpf lichem Tode gerettet haben sollen. Der Zug der muthigen Weiber hat soeben die Thore derübel zugerichteten Stadt verlassen und beugt sich, Gnade für die schlaue Auslegung der Abzugsbedingungen er flehend, vor dem fürstlichen Sieger. Die Schachtel enthält eine Fünfundzwanziger- Füllung, wird aber auch mit 50 Bogen und Umschlägen geliefert Ein drittes Schachtelbild zeigt die Ueberreichung einer vermuthlich sehr an genehmen Botschaft durch den mit Flügel hut und Merkurstab ausgerüsteten Amor an eine junge Dame. Die Füllung der Schachtel ist dieselbe wie bei den vor beschriebenen Mustern. Abbildung nach stehend links. Zur Benutzung bei Trauerfällen ist die Füllung der rechts untenstehend ge zeigten Brief- Schachtel be stimmt. Der Deckel zeigt eine der ernsten Be stimmung solcher Briefe angemessene Zeichnung. Papier und Umschläge mit mittel breitem Trauerrand sind von erster Güte. - Sehr gefällige Ausstattung zeigt ein verschliessbares Kästchen von braun gebeiztem Holz