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PAPIER-ZEITUNG. 1411 Vereinfachte Halbton-Aetzung. Für direkte Herstellung von Zinkklischees nach Naturaufnahmen, Malereien oder Tuschzeichnungen giebt es bekanntlich eine grosse Menge von Verfahren, welche sämmtlich die möglichst saubere Zer legung der verschiedenen Töne in mehr oder minder feine, mehr oder minder eng gereihte Punkte erstreben. Einzelne Verfahren er zeugen das sogenannte »Netz« oder »Korn« gleich bei der Aufnahme, andre bei Herstellung des posi tiven, für Uebertragung auf Zink bestimmten Bil des im Kopirrahmen. Um Photographen und chemi- graphischen Anstalten, welchen die ziemlich um ständliche Einrichtung für Halbton - Aetzung fehlt, die Herstellung auto typischer Klischees zu ermöglichen, stellt die Schweizerische Autotyp- Anstalt von Brunner & Co. in Winterthur nach paten tirtem Ver fahren Trockenplatten her, welche das Netz oder Korn unter der lichtem pfindlichen Schicht tragen. Nach D. R. P.31 537 werden solche Autotyp- Trockenplatten in folgen der Weise hergestellt. Eine Spiegelglasplatte wird einseitig mit Gelatine übergossen, welcher mehr oder weniger doppeltchromsaures Kali zugesetzt ist, je nachdem man feines oder gröberes Korn wünscht. Bei einer Luftwärme von 30 bis 40 Grad Celsius wird die Platte getrocknet und dann während 5 bis 10 Minuten freiem Lichte aus gesetzt. Dadurch bildet sich eine dichte, eng gekörnte Fläche, deren Feinheit man durch Beschleunigung oder Verlangsamung des Trocknens regeln kann. Die körnige Chromatschicht wird nun mit Buchdruck farbe eingeschwärzt und nach erfolgtem Trocknen mit dem bekannten durchsichtigen Negativlack überzogen. Die auf solche Weise hergestellte Matrizenplatte wird nun in der Dunkelkammer auf eine gewöhnliche Trockenplatte, Schicht gegen Schicht gelegt, mit derselben in den Kopirrahmen gebracht, so dass die Glasseite der geschwärzten Platte dem Lichte zugekehrt ist, und nun kurz belichtet. Bei Tageslicht kopirt man ein gewöhnliches Negativ auf Trockenplatten in etwa einer Sekunde, bei Lampenlicht in 15 bis 30 Sekunden. Die körnige Platte dürfte etwas längere Zeit erfordern. Durch die mikroskopisch kleinen Lücken zwischen den einzelnen Kornpünktchen hindurch wirkt nun das Licht auf die Trockenplatte, reduzirt auf derselben in bekannter Weise Bromsilbertheilchen zu Subbromid, und bei der Entwickelung durch Oxalat oder Pyrogallol entsteht auf der Platte ein cberaus feines Korn, wel- ühes im Fixirbad ge festigt und lichtbeständig gemacht wird. Nach Waschung und vollstän diger Trocknung der Platte wird die Emulsionshaut durch Alaunlösung gut ge gerbt und mit einer Isolir- Schicht von Roh-Kollo- dium oder von Kollodium mit Ricinusöl übergossen. Nach vollständigem Trocknen wird die licht empfindliche Emulsion nochmals über die Platte gegossen, welche nun, gleich jeder andern Trockenplatte in der pho tographischen Kamera belichtet werden kann. In ähnlicher Weise er zeugt die Fabrik auch schraffirte und mit Netz versehene Platten. Jede Aufnahme, welche auf einer Kornplatte gemacht wird, zeigt nach dem Entwickeln eine unzählbare Menge eng gereihter, mehr oder weniger durchsichtiger Pünktchen, welche beim Kopiren auf Ueber- tragpapier als kräftige und schwächere dunkle Punkte erscheinen und durch ihre Abstufung das Bild erzeugen. Dieses wird in bekannter Weise auf Zink übertragen, eingestäubt und geätzt. Das einfache und bequeme Verfahren, welches jeder Photograph und photo- graphirende Dilettant anwenden kann, liefert, wie unser Beispiel zeigt, schon recht hübsche Ergebnisse. Die malerische Landschaftsaufnahme zeigt das Kloster »La grande Chartreuse« und würde bei gesondertem Druck mit feinerer Farbe noch bedeutend besser wirken. Schreiber dieses erhielt von der Fabrik einige gekörnte und schraffirte Platten zu eignen Versuchen und wird über deren Ergebnisse später berichten. A. H. Oelen der Holzstiche. Um neue Holzstiche zu guter Farbannahme zu veranlassen und sie zugleich gegen die Einflüsse der Feuchtigkeit zu schützen, tränkt man sie häufig mit Oel. Hierbei können Harztheilchen, welche in vielen geringen Oel- Sorten vorhanden sind, sich in feinen Vertiefungen des Bildes festsetzen und dieselben beim Druck verschmieren. Oft lassen sie sich nicht einmal durch Waschen mit Terpentin entfernen. Um diesem Uebelstand abzu helfen, empfiehlt Herr Ober-Maschinenmeister H. Prescher in Berlin die Stöcke nicht auf der ganzen Oberfläche einzuölen, das Bild überhaupt nicht mit Oel in Berührung zu bringen, sondern einfach ein wenig Oel auf die Schliessplatte zu tropfen, es entsprechend der Grösse des Schnittes mit dem Finger auseinander zu reiben und dann den Stich mit der Rückseite hineinzustellen. In wenig mehr Zeit, als wenn man von beiden Seiten ölte, ist der Stock bis oben durchzogen, was man an dem Dunklerwerden des Holzes erkennt. Die Bildseite wird auf diese Weise hinreichend mit Oel gespeist, dasselbe kann aber nicht heraustreten, sich nicht in den Vertiefungen sammeln und dort verharzen. M. Hinrichtung von Schiffsbuchhandlungen empfiehlt ein längerer Aufsatz in „British and Colonial Printer and Stationer“. Auf den oceanischen Dampfern ist das Lesebedürfniss sehr stark, und bei der langen Reise dauer ist nicht nur der eigene Vorrath an Lesestoff rasch erschöpft, sondern auch die im Austausch von Mitreisenden erlangten Bücher sind bald gelesen. Wenn nun auf jedem Schiff eine kleine Buchhandlung mitgeführt würde, ähnlich unsern fliegenden Buchhandlungen auf Bahnhöfen, so könnte manche Stunde, die jetzt der Langweile oder dem Kartenspiel gewidmet ist, in nützlicher Weise ausgefüllt werden. Die besseren deutschen, und wahrscheinlich auch englischen Dampferlinien halten Schiffsbibliotheken zur freien Verfügung der Reisenden. In diesen wenig planmässig an gelegten Sammlungen sind aber fast nur bekannte Klassiker und illustrirte Zeitschriften vertreten, so dass der literarisch bewanderte Leser nur wenig Neues finden dürfte. Die Vereinigung besserer Erzeugnisse der neueren Unterhaltungsliteratur zu einem kleinen Verkaufslager würde daher bei vielen Reisenden Beifall finden. Einer der unteren Schiffsbeamten könnte vielleicht die Genehmigung seiner Gesellschaft einholen und mit einem mässigen Büchervorrath den wenig gewagten Versuch machen. Reklame für Zeitungsromane. Kurz vor Erscheinen des Lindau’schen Romanes „Arme Mädchen“ im Unterhaltungstheil des Berliner Tageblattes verkündeten grosse Anschläge an den Litfasssäulen dem Publikum der Grossstadt dieses wichtige Ereigniss. Die Firma Rudolf Mosse liess sich die Reklame für den „Sittenroman“ etwas kosten und erzielte auch bedeutenden Erfolg. Die erheblichen Ausgaben für Anlenkung der öffent lichen Aufmerksamkeit dürften aber in diesem Fall geringfügig gewesen sein, gegenüber den Summen, welche kürzlich „Petit Journal“ in Paris für Ankündigung des Romans von d’Ennery: „Les remords d’un ange“ (Ge wissensbisse eines Engels) aufwendete. Die Verwaltung dieses auflage reichsten Blattes zahlte, wie „Bulletin de l'Imprimerie“ meldet, an die Verwaltungen der Anschlagtafeln in Paris und anderen Städten für An bringung von Anschlägen mit Bildnissen von Hauptpersonen dieses Romans, die Summe von rund 50 000 Fres. Musterbuch von Angerer & Göschl in Wien. Die bekannte Kunstanstalt versendet in einem ziemlich starken Grossoktavheft Proben ihrer neuesten Leistungen auf dem bedeutungsvollen Gebiet der Zinkätzung. Die einzelnen, auf kräftiges Kupferdruckpapier gedruckten Bilder ver anschaulichen die hauptsächlichsten Arten dieser Technik. Das Titelblatt, nach einer Farben -Vorlage von F. Stuck, zeigt Halbtonätzung in Mehr farbendruck und ist in kräftiger Umrisszeichnung und abgesetzten Tönen, mit zurückhaltenden stumpfen Farben ausgeführt; es wirkt ruhig und freund lich. Andre Blätter zeigen Aetzungen nach Federzeichnung, Holzschnitt, Tuschzeichnung, Stahlstich und photographischer Aufnahme. Sehr gut ge lungen ist das Brustbild des Kronprinzen Rudolf, welches auf feingekörntem präparirtem Papier mit lithographischer Kreide gezeichnet und direkt auf Zink übertragen wurde. Einige Verkleinerungen nach Zeichnungen auf Schabe papier zeigen aufs neue, wie viel sich mit dieser Technik erreichen lässt. Der geringste Mensch kann komplett sein, wenn er sich innerhalb der Grenzen seiner Fähigkeiten bewegt; aber selbst schöne Vorzüge werden verdunkelt, aufgehoben und vernichtet, wenn jenes unerlässlich geforderte Ebenmaass abgeht.