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No. 43. PAPIER-ZEITUNG. 1407 Für Fabriken, welche farbige Sorten arbeiten wollen, ist es sehr er wünscht, dass sie möglichst viele Sorten von einer oder ähnlicher Farbe anzufertigen haben. Man vermeidet dadurch das lästige und kostspielige Ausarbeiten der Stoffe und das Waschen und Reinigen der Holländer und Maschinen. Es ist auch sehr wichtig in der Aufeinanderfolge der Sorten eine zweckmässige und bestimmte Regel zu verfolgen. Ich habe gewöhn lich nach den weissen und schwach gefärbten Sorten zuerst Gelb in seinen verschiedenen Abstufungen genommen, vom hellen Schwefelgelb an bis zu Chamois und Orange. Dann folgte Roth beginnend mit Eosin, und über gehend mit Violetroth in die blauen Töne. Grün und Braun werden entweder bei Gelb und Orange oder bei Blau bezw. Schwarz eingeschaltet. Zum Färben der besseren Schreib- und Umschlagpapiere verwendet man heute meistens Anilinfarben. Nur zu Blau und Gelb sind Kalifarben in Anwendung. Erdfarben werden meist nur für geringere Sorten angewandt. Obgleich es von Gelb auch einige Anilin- oder vielmehr Naphtalin farben giebt, so werden dieselben doch nur in beschränktem Maass ge braucht. Dieselben sind nicht farbkräftig und sicher genug und bieten auch im Preis den Farben aus Chromkali gegenüber keinen Vortheil. Die schönste Farbe in Gelb ist ein feuriges Schwefelgelb mit leichtem Stich ins Grünliche. Man erhält sie am besten, wenn man einen Theil doppelt chromsaures Kali mit 4 Theilen essigsaurem Bleioxyd mischt. Einige Farbefabriken verkaufen Chromgelb in Teigform in verschiedenen Tönen. Am billigsten und sichersten geht man indess, wenn man die Farbe selbst herstellt Um sicher zu sein, dass man stets genau dieselben Töne erhält, muss man sich zur Auflösung des chromsauren Kali, sowie des Bleizuckers zweier verschiedener Gefässe bedienen, und es ist genau darauf zu achten, dass dieselben niemals verwechselt werden. Man darf selbst nicht einmal das Rührholz, womit man das Kali umrührt, zum Aufrühren der Bleizuckerlösung verwenden, weil dies schon eine Trübung der Farbe verursachen würde. Gewöhnlich handelt es sich in den Fabriken auch namentlich darum, dass man rasch vorwärts kommt, und desshalb muss man die Auflösung des Kali sowohl wie des Bleioxyd durch heisses Wasser bewirken. Es ist genau darauf zu sehen, dass sowohl das Kali, wie auch das Blei vollständig aufgelöst, sind, ehe man die beiden Lösungen vermischt. Ist Alles vollständig aufgelöst, so bringe man beide Bütten mit den Lösungen an den Holländer, lege das Filtrirsieb auf den Holländer und giesse nun den Bleizucker plötzlich in einem Guss zum aufgelösten Kali, rühre nochmals rasch und tüchtig um und schütte die fertige Farbe sofort durch das Filtrirsieb in den Holländer. Nun wird der Stoff im Holländer tüchtig mit dem Rührscheit durchgerührt, und man kann sicher sein, dass man bei obigem Verfahren stets gleichmässigen Ton erzielt, und den Farb stoff aufs Beste ausnützt. Die. erzielte Farbe hat prachtvollen atlas- ähnlichen Glanz mit leicht grünlichem Stich und ist in Reinheit des Tones durch keine anderen Farbstoffe und Mischungen zu erreichen. Soll die Farbe noch mehr ins Grünliche spielen, so nimmt man am besten einige Gramm Malachit- oder Neugrün als Aufsatz; diese Anilin farbe ist dem Pariserblau vorzuziehen, weil der Ton reiner ausfällt. Soll die Farbe indess mehr in’s Röthliche spielen, so nimmt man am besten einen Aufsatz von Orange oder Goldorange. Mittels dieses Orange- Aufsatzes erreicht man in Goldgelb und Chamois jeden Ton in unüber troffenem Feuer und Reinheit, auch ist man durchaus sicher die richtige Farbe zu treffen, wenn die Rohstoffe gleiche Beschaffenheit haben. Bei Ledergelb wird etwas schwarze Farbe, Nigrosin oder Frankfurter Schwarz zugesetzt. Auch die braunen Farben lassen sich in beschriebener Weise durch entsprechend grössern Zusatz von Orange und Schwarz wunderschön und ganz sicher herstellen. Nachdem die braunen Sorten gearbeitet sind, müssen Holländer, Rührbütten und Papiermaschine gereinigt werden, wenn man zu den rothen Farben übergehen will. Die schönste rothe Farbe ist einEosin mit möglichst gelblichem Grundton. Die mehr bläulichen Abstufungen von Eosin sind leicht und billig durch geringe Zusätze von Fuchsinlösung zu erzielen. Der gelbliche Ton ist nur den besten Eosinsorten eigen und lässt sich in Feuer und Reinheit des Tons durch keine andere Farbe oder Mischung erreichen. Minderwerthige Eosinsorten haben auch manchmal einen gelblichen Ton. Bei Vergleichungen der Ausfärbungen mit solchen Sorten wird man indess wahrnehmen, dass die Farbe weniger rein ist und mehr ins Bräunliche spielt als bei den Aus färbungen mit bestem Eosin. Die Eosinfarbe deckt vorzüglich und zeichnet sich vor dem Fuchsin hierdurch vortheilhaft aus. Wenn man holzschliff haltigen Papierstoff mit Fuchsin färbt, so erscheint das Papier namentlich bei den helleren Farben gesprenkelt, indem die Holzsplitterchen dunkler gefärbt werden. Man vermeidet diesen Uebelstand dadurch, dass man bei den helleren Farben Eosin und Violet anwendet. Man erhält dann schön deckende Farbe. Bei dunkleren Farben, z. B. bei de.n Papier für Eilfracht briefe, tritt das gesprenkelte Aussehen mehr zurück, und es empfiehlt sich dort stets Fuchsin zu nehmen, weil dasselbe ungefähr fünfmal farbkräftiger ist als Eosin. Bei Eosinfarben ist darauf zu achten, dass die Trockencylinder nicht zu stark erhitzt sind, weil hierdurch die Farbe ungemein leidet. Wer mit Eosin zu färben hatte, wird schon gemerkt haben, dass schwere und dicke Papiere und weicher Stoff mehr Farbe erfordern als leichte Sorten und röscher Stoff. Mancher wird schon bei Anfang einer mit Eosin gefärbten Papiersorte mit Schrecken finden, dass die Farbe bedeutend heller ausfällt als das Muster einer früheren Anfertigung, obwohl die gleiche Menge Farbstoff genommen war. Missmuthig legt er das abgerissene Stück Papier beiseite um nachzusehen, wo der Fehler zu suchen ist. Nach einiger Zeit kommt er wieder, nimmt das früher abgerissene Stück Papier wieder zur Hand, vergleicht es mit dem Muster und siehe, es stimmt jetzt ungefähr. Das Papier hat aus der Luft Feuchtigkeit angezogen, und die Farbe ist hierdurch wieder voll hervorgetreten. Bei Anfang einer mit Eosin gefärbten Sorte nehme man daher stets das zur Vergleichung bestimmte Stück Papier, halte es in den von den Trockencylindern aufsteigenden Dampf und kann dann sicher sein, dass in wenigen Augenblicken die richtige Farbe erscheint. Nach den rothen Farben kann man in der Regel die blauen arbeiten, ohne vorher die Maschine u. s. w. zu reinigen, der Uebergang macht sieh gleichsam von selbst. Von den rothen Farben mit bläulichem Stich bis zu den blauen Farben mit röthlichem Stich ist oft nur eine kleine Abstufung zu bemerken. Wo es irgend möglich war, habe ich stets zum Färben blauer Papiere Anilinviolet benutzt, weil diese Farbe ziemlich lichtecht und sehr farbkräftig ist. Ich nahm indess stets die am meisten bläuliche Sorte, weil sich die röthlichen Abstufungen leicht und vortheilhaft durch Fuchsinaufsatz erzielen lassen. Für besonders echte Farben muss man indess Berliner oder Pariser Blau verwenden. Von dieser Farbe habeich diePulverform am vortheilhaftesten gefunden, namentlich, wo es sich um völlige Genauigkeit im Treffen und Einhalten des Tones handelt. Die Teigform bietet wohl im Preis einigen Vortheil und ist für Packpapier, Affichen u s. w. vorzuziehen. Noch billiger ist es, wenn man durch blausaures Kali und Eisenbeize die Farbe direkt herstellt. Diese Farbe ist indess unbeständig, und das erzeugte Papier wird leicht röthlich, wenn es dem Einfluss von Wärme und Licht unterliegt. Eine sehr beständige und haltbare Farbe ist Ultramarin; sie ist indess theuer und wird wohl zum Färben feinster blauer Schreibpapiere, meist aber nur zu weissem Papier gebraucht. Für geringe Schreib- und Druckpapiere sollte man indess nur Anilin violett und ein mehr grünliches Blau verwenden, weil dies viel billiger und für diese Sorten haltbar genug ist. Man löst etwa 100 Gramm in einem Eimer auf und misst nun die Lösung mit einem 14 Literglas für jeden Holländer ab. Wenn die Lösung mehr als 24 Stunden alt ist, muss sie weggegossen werden, weil sie dann weniger farbkräftig wird. Man löse daher nicht mehr Farbe auf, als in 24 Stunden sicher gebraucht wird. Auf die dunkelblauen Sorten folgen die violetschwarzen und tief schwarzen Zum Färben schwarzer Papiere wird in der Hauptsache Blauholz auszug mit entsprechendem Aufsatz von doppeltchromsaurem Kali ver wendet. Der Blauholzauszug muss mit Kalkzusatz im Holländer gebeizt werden, da sonst die Papiere abfärben und man überhaupt zuviel Farbstoff auf der Papiermaschine verliert. Auch darf man beim Leim keinen Alaun zusetzen. Die Papiere werden dennoch leimfest. Nach den schwarzen Sorten kommt Grau, d. h. die einzige Farbe, wozu ich Erdfarben verwende. In der Regel nehme ich schwarze Erdfarbe oder Frankfurter Schwarz mit einem Aufsatz von Oker bei gelblich Grau, oder Blau bei Silbergrau. Sehr wichtig ist, dass man wenig Vorrath von den verschiedenen Farbsorten hält. Ich glaube mit den möglichst wenigen Farben ausgekommen zu sein und habe mit den angeführten Farbsorten alle Töne erzielt. Man braucht also an Anilinfarben: Eosin, Fuchsin, Goldorange, Methyl- Violett B, Papierblau, Malachit- oder Neugrün. Ferner doppeltchrom saures Kali und essigsaures Bleioxyd, Pariser Blau und Ultramarin und auch Goldoker, Frankfurter Schwarz und zum Schwarzfärben Blauholz auszug und Eisenbeize. Sehr zu empfehlen und für manche Sorten uner lässlich ist es, dass die Holländer mit Dampfzuleitung versehen sind, damit man den Stoff erwärmen kann. Man erzielt durch Erwärmen des Stoffes nicht allein schönere und gleichmässigere Farben, sondern erhält auch ein Papier von schönerer und klarerer Durchsicht. Von grösster Wichtigkeit ist bei Anfertigung farbiger Papiere die Einrichtung der Papiermaschine und die Verarbeitung der Stoffe auf der selben. Das Sieb oder Metalltuch ist möglichst fein zu nehmen, keines falls soll dasselbe gröber als No. 65 sein. Drei Saugapparate und drei Nasspressen sind zweckmässiger, als wenn weniger vorhanden sind. Die Trockencylinder müssen in möglichst grosser Anzahl vorhanden sein und ganz besonders ist darauf zu achten, dass dieselben mit steigender Tempe ratur geheizt werden, damit das Papierblatt möglichst langsam trocknet. Die Erhitzung des oder der ersten Trockencylinder muss möglichst schwach sein, dieselbe ist mit dem fortschreitenden Trocknen zu steigern und genau darauf zu achten, dass keiner der mittleren Cylinder stärker erhitzt ist, da manche Farben, z. B Eosin, hierdurch ganz verdorben werden können. Die Erhitzung der Trockencylinder hat indess nach meiner Beob achtung nicht den Einfluss auf die ungleichmässige Färbung der einzelnen Seiten der Papierbahn, den man ihr gewöhnlich zuschreibt. Die Ursachen dieser ungleichmässigen Färbung beider Seiten der Papierbahn sind viel mehr auf dem Siebtisch und an den Saugapparaten zu suchen. Man wird bemerkt haben, dass manchmal die untere, meist aber die obere Seite der Papierbahn dunkler gefärbt erscheint. Bei Anilinfarben ist die obere Seite der Papierbahn stets dunkler, wenn auch dieser Unterschied kaum merklich ist. Der Unterschied ist um so grösser, je weicher der Stoff gemahlen wurde. Bei sehr weichem Stoff ist das durch diesen Stoff gebildete Filter so dicht, dass die reine Farbmasse auf der oberen Seite schwimmt und diese daher bedeutend dunkler ist, weil die Farbe an der untern Seite durch die Saugapparate weggesaugt wird. Hierzu kommt noch, dass sich die Füllstoffe, Chinaclay u. s. w., durch das Saugen der Luftpumpen u- s. w. ebenfalls senken, und da dieselben auch eine grössere Menge Farbstoff er fordern, so muss nothwendig die untere Seite noch heller gefärbt ausfallen. Bei Ultramarin erscheint die untere Seite der Papierbahn dunkler gefärbt, wenn etwa 3 kg auf 100 kg Papier genommen wurden. Ultramarin ist spezifisch schwer und wird bei grösseren Mengen auf dem Siebtisch nach unten geschwemmt und von den Saug-Einrichtungen noch mehr nach unten gesaugt. Bei Anwendung geringerer Mengen, z. B. bei weissen Sorten, ist indess die obere Seite dunkler gefärbt, weil dann das Ultramarin durch die Fasermasse und den Leim festgehalten werden kann und China clay n. s. w. sich senken. Bei groben Metalltüchern, bei raschem Lauf der Maschine und starkem Arbeiten der Saugvorrichtungen, ferner bei weniger starker Leimung und Holzschliffzusatz, wird die untere Seite verhältniss- mässig stärker gefärbt erscheinen, wenn Ultramarin und ähnliche Farben, z. B. Erdfarben, verwendet werden- i.