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1400 PAPIER-ZEITUNG. No. 42. Heizung und Lüftung. Keidel’s Patent-Oefen für Dauerbrand. Der Firma Keidel & Co., Berlin-Friedenau, ist unter No. 41 039 eine Regulir-Füllofen-Konstruktion patentirt worden, welche sich nach Angabe der Erfinder in voriger Heizperiode bereits bewährt und den Vorzug haben soll, für alle Brennstoffe geeignet zu sein und das Feuer während 10 Stunden, ohne Bedienung zu erfordern, zu unterhalten. In nebenstehender Figur, welche einen Vertikal schnitt darstellt, ist A die Füllthür, B die Feuerungs thür, S der Füllraum, C die Aschenthür, F der Feuerraum, K ein Vertikalrost und P ein Pendelrost, R Rauchcylinder, W Wassertopf. Die Feuerung ist nach dem Regenerativsystem seitlich angeordnet. Der Vertikalrost K verhütet einerseits ein Durchbrennen des vom Feuer berührten Theiles des Ofens und ersetzt andrerseits die Cha- motte-Ausfütterung. Ist der Rost im Lauf der Zeit durch gebrannt, so wird er einfach durch den Aschen kasten nach vorn ausgewechselt, ohne eine Demon- tirung des Ofens zu erfordern. Durch die Löcher L tritt Luft ein, welche Ver brennung des Rauches bewirken soll. Die Feuergase nehmen ihren Weg in der Richtung der Pfeile durch den Cylinder R. Ein Wassergefäss W dient zur er forderlichen Anfeuchtung der Luft. Die Ausstattung ist sehr verschiedenartig. Für untergeordnete Räume wird der Ofen, um das seit liche Strahlen zu verhüten, mit 2 Seitenschutz blechen versehen, oder auch von einem Blechmantel, welcher an der Wand verschraubt wird, umgeben, oder mit einem einfachen runden Mantel, oder end lich nach Fig. 2 mit einem verzierten Eisenmantel mit Bekrönung aus durchbrochenem Gusseisen ver sehen, geliefert. Unter anderem dienten einige dieser Oefen im vorigen Winter auch Ventilationszwecken und sollen sich auch hier recht gut bewährt haben. Dass die Oefen auch von eleganten Kachelmänteln umgeben oder im Mauerwerk vermauert werden können, so dass nur die Schütthälse hervorragen, ist selbst verständlich. Sie würden in letzterem Fall zur Er wärmung von Ventilations- und Trockenluft dienen. Die Leistung eines derartigen Ofens genügt, für einen Zimmerraum bis 250 cbm, für einen Fabrikraum bis 350 cbm, für Kirchen-, Vestibul- und Flurräume bis 500 cbm, für einen Raum mit kräftiger Ventilation bis 200 cbm. Der Preis be trägt von 110 Mark für einen Ofen ohne Mantel, — bis zu 180 Mark für einen Ofen mit verziertem Fig 2. Mantel nach Fig. 2. Alte Geschirre aus Papier. In No. 52 des Jahrgangs 1886 der Papier-Zeitung habe ich eine reich verzierte Papierschaale des 16. Jahrhunderts beschrieben, die sich im Be sitz des Germanischen Nationalmuseums befindet. Ich habe dieselbe als einziges erhaltenes älteres Beispiel dieser Art Geschirre bezeichnet, und es ist mir auch bis heute kein zweites bekannt geworden, das in die Zeit vor unserem Jahrhundert fällt. Dagegen habe ich in einem Werk vom Jahre 1703 eine Anweisung gefunden „Wie aus Papier verschiedene Geschirre auf Gold- und Silber-Art zu machen“. Durch dieses Rezept ist also der Beweis gebracht, dass papierne Geschirre auch in früheren Zeiten nicht so grosse Seltenheiten gewesen sind, als man in der Gegenwart anzunehmen geneigt ist; nur sind sie infolge der Vergänglichkeit des Materials heute so selten geworden, dass man vor Erwerbung der Papierschaale im Germanischen Museum keine Ahnung hatte, dass es überhaupt ältere Papiergeschirre gegeben hat. Das Buch, welches die bezeichnete Anweisung enthält, ist im Verlag von Wolfg. Moritz Endter zu Nürnberg erschienen; es führt den Titel: „Die so kluge als künstliche von Arachne und Penelope getreulich unter wiesene Hauss-Halterin, Oder dem Frauen-Zimmer wohlanständiger Kunst- Bericht und Gründlicher Hausshaltungs-Unterricht“ etc. Auf 955 Quart seiten giebt der nicht genannte Verfasser Anweisungen zur vernünftigen Einrichtung und Führung des Haushaltes, zur Erziehung der Kinder, namentlich der Töchter, über das Verhalten in Krankheiten der Frauen und Kinder, zur Schönheitspflege, zur Gartenbestellung, über das Halten von Vieh und Geflügel u. s. w-, die theilweise für die Kulturgeschichte nicht ohne Interesse sind. In der I. Abtheilung „die Auferziehung und Anweisung der Töchter betreffend“ finden sich in 38 Mittheilungen über weibliche Hand arbeiten, von welchen die 29. Abtheilung das Rezept zur Anfertigung der Papiergeschirre auf Gold- und Silberart enthält. Es lautet: „Man trachte sich ernstlich Model (zu verschaffen), die von Holz ge- drehet sind, in der Form wie silberhe Schalen, Kannen oder Becher, jedoch nur ganz glatt, so dann auch Model von Haffners-Arbeit, diese müssen formiret sein, wie die Blumen auf denen vergoldeten Geschirren und nach mal auf das Glatte befestigt werden. Ist nun dieses beisammen, so nehme man gemein, oder, welches besser zart Papier, wie es die Goldschläger pflegen zu gebrauchen (Löschpapier), solches weiche man in frisches Brunnen Wasser und lasse es über Nacht stehen; dann siede man es in einer Pfanne so lang, bis es wie ein Brei wird, alsdann seihe man es ab und zerstosse es in einem Mörser, dass es so hart werde als ein Teig. Hernach thue es wieder in ein kaltes Wasser, und schlage es über die Model, drucke es mit einem Schwämme auf, dass es aber fein in einer Gleiche komme, auch schön dick und fest aufeinander liege; alsdann lasse man es auf dem Model so lange liegen, bis es recht trocken und hart wird, denn sonsten wirft es sich krumm. Wann solches geschehen, muss es 3 oder 4 mal mit Leim wasser bestrichen werden. Nach diesem reibe man eine Kreide mit Leim wasser auf einem Reibstein ab, gründe die Arbeit 4 oder 5 mal damit, und lasse sie allezeit trocken werden. Zum letzten mal aber muss man solche über Nacht stehen lassen, damit sie recht durchaus trockne; alsdann überreibe man sie mit gelindem Sand allenthalben wohl, hernach mit den Schachtel-Halmen, bis sie schön glatt werden, nachmals überstreiche man solches Geschirr mit dem Pollement, 4 bis 5 mal, doch also, dass es in zwischen allezeit trockne; letztlich aber wische man es mit einem wollenen Tuch also trocken wohl ab. Inzwischen müssen aber die dazu gehörigen Blumen auch verfertigt werden. Hiezu drucket man den gestossenen Papierteig fein gleich in die geglaste irdene Model, dass er an einem Ort so dick ist als an den andern, und lasset ihn gleichfalls recht durchaus trocken werden, dass er nicht schwinden oder sich werfen könne. Sind sie nun gegründet und mit dem Pollement bestrichen, wie zuvor gemeldet, so schneide man sie mit einem scharfen Federmesserlein fein gleich zu, dass sie gantz gehob auf dem Geschirr aufliegen und leime sie mit gutem Leim auf dasselbige recht an, doch müssen sie dabei mit etwas beschweret oder fest aufgedrucket werden, dass sie nicht so leicht wieder in die Höhe steigen und abspringen können, ist nun dieses alles geschehen, so nehme man guten Branntwein, bestreiche so viel damit an dem Geschirr, als man auf einmal vergulden kann, und lege das Gold gleich darauf, denn es trocknet schnell. Wann es über Nacht gestanden und recht durchaus getrocknet, so nehme man einen reinen Hundes-Zahn, der im Holz eingefasset ist, wie es die Buchbinder ge brauchen und pollire das Verguldete damit, die weisse Blumen aber werden matt gelassen und mit Silber überleget, so kommet beedes recht schön. Dabei ist noch zu merken, dass wann ein Geschirr, Kanne oder Becher gemacht wird, solches auf beeden Seiten aufgeschnitten, von dem Model herabgenommen, und fein subtil wieder zusammen gemacht werden müsse, sollte man es aber etwan merken, dass er aus zweyen Stücken zusamm gesetzt seye, kann man solches mit dem Falzbein wieder verstreichen und niederdrucken, dass man es nicht ferner siehet“. Diese Nachbildungen goldener und silberner Geschirre wurden also in der Weise hergestellt, dass man auf die ganz glatten Gefässe die Blumen befestigte und dann das Ganze vergoldete oder versilberte, auch zur Erhöhung der Wirkung beide Metalle nebeneinander verwendete. Die nach dieser Anweisung gefertigten Geschirre glichen ganz den aus edeln Metallen getriebenen des 17. und 18. Jahrhunderts, die gleichfalls, dem Geschmack jener Zeit entsprechend, mit Blumen und Blättern geschmückt sind, ebenso wie die gemusterten Seidenstoffe, die goldgepressten Papiere u. s. w. Die früher beschriebene ältere Schaale im Germanischen Museum ist wohl nur mit einem „Model“ gefertigt und die erhabenen Verzierungen sind nicht aufgelegt worden. Gold oder Silber wurde bei derselben nicht verwendet, dagegen sind die Ornamente und Darstellungen bunt bemalt. Vielleicht gelingt es mit der Zeit, auch noch ein Exemplar der Papier geschirre auf Gold- und Silberart aufzutreiben, deren Erhaltung allerdings, da die aufgesetzten Blumen sich wohl leicht wieder loslösten, noch schwieriger gewesen sein dürfte, als die der Schaale. Im Anschluss an die obige Anweisung enthält das besprochene Werk noch ein Rezept, wie das zu den Vergoldungen dienende „Pollement“ und ein besonderer „Glantz-Firniss," die Geschirre damit zu bestreichen, zu bereiten sei. Ich lasse diese Rezepte nachstehend ebenfalls folgen, da sie doch vielleicht von Interesse sein können. Sie lauten: „Das zu dieser Arbeit benöthigte, und zu andern Verguldungen dien liche Pollement, wird also gemacht: Man schütte Terpentin und Bolus auf einen Reibstein, zerdrücke ihn klein, reibe beydes durchein ander, thue es in eine Pfanne, schabe weisses Wachs gantz dünn darein, setze die Pfanne auf das Kohlfeuer und rühre es so lang, bis das Wachs wohl darinnen zerschmoltzen ist. Darnach schabe man Venedische Seiffe ebenfalls dünn, so viel als des weissen Wachses gewesen ist, und werfe es auch in die Pfannen, vermische dieses alles auf der Kohlen wohl durch einander, hernach giesse man es auf einen Reibstein, werffe einer Erbiss (Erbse) gross gefeiltes Blei darzu, und reib es mit Eyerklar, so viel als hiezu vonnöthen, den ganzen Tag ab; ist es indessen öfters vonnöthen Eyerklar nachzugiessen, so kann solches ohne einigen Bedacht geschehen: so dann dieses Pollement in ein reines Geschirr gegossen und zu beliebigen Gebrauch aufbehalten werden. Besonderer Glantz-Firniss, diese Geschirre damit zu überstreichen. Wollte man diese vor geschriebene Silber-Geschirre noch glänzender haben, so konnten sie mit folgendem Firniss zu letzt noch einmal überstrichen werden: „hiezu nimmt man Silberglätt und ein Seidlein Leinöl, mischt es durch einander auf dem Kohlfeuer, so lang bis es zu steigen anfähet; alsdann nimmt man es wieder vom Feuer herab, so lang, bis es sich gesetzet hat. Dann setzet man es zum dritten mal darauf, und lasset es allezeit wieder fallen, als dann wirfft man ein Rindlein Brod und ein kleines Zwiebelein darein, nachmals bestreichet man die Geschirre damit, so es aber nicht beliebt, kann man sie auch nur also bleiben lassen.“ Als 35. Kapitel enthält das Werk eine Anweisung „Papier-Früchte zu verfertigen“, die in passenden „Modeln“ ähnlich wie die Geschirre hergestellt wurden; etwas besonders Erwähnenswerthes enthält dieses Rezept nicht. Nürnberg. Hans Boesch. Fig- L 1