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Stürmische Pazifistenversammlung. Die Hamburger Gruppe der deutschen Liga für Menschenrechte und verwandte pazifistische Vereine ver anstalteten eine öffentliche Kundgebung zum Zwecke der Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland. Es sprachen Rudolf Nos, der Präsident der Hamburger Bürgerschaft, der Generalsekretär der französischen Liga für Menschenrechte Advokat Guruerut und General v. Schoenaich. Eine Anzahl völkisch Gesinnter machte erregte Zwischenrufe, und es kam zu lebhaften Zusammen, flößen zwischen ihnen und dem Saalschutz des Reichs, banners Schwarz-Not-Gold. Die Völkischen mußten schließlich den Saal räumen, worauf die Versammlung zu Ende geführt werden konnte. Tschecho-Slowakei. Internationaler Bergarbeiterkongreß. Im weiteren Verlauf der Tagung hielt der französische Delegierte Vingtin ein Referat über das Thema „Fürden Frie» den und gegen den Krieg". Er beantragte eine Resolution, in der der Meinung Ausdruck verliehen wird, daß die Kriegsgefahr solange nicht beseitigt sei, als die Völker nicht befreit würden und die Regierungen aller Län der sich in den Händen der Kapitalisten befänden. Um der Möglichkeit eines Kriegsausbruches entgegenzutreten, fordert der Kongreß den Internationalen Ausschuß auf, zum Zeichen des Protestes sobald als möglich einen ge. eigneten Tag für einen eintägigen Generalstreik auf allen Gruben der Welt zu wählen, um die Regierungen aller Länder vor einem neuen Kriegsausbruch zu warnen. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Aus Iu- und Ausland Duisburg. Der Ausweisungsbefehl gegen Minister Dr. Jarres ist vom kommandierenden General des Brücken- kopfes zurückgezogen worden. Immerhin darf Dr. Jarres nicht in seiner Eigenschaft als Reichsminister das Ruhrgebiet be treten, und darf sich dort auch nicht aushalten. Köln. Nach den bis 2. August vorliegenden Meldungen sind von den ausgewiesenen 3 304 Bediensteten des Reichsbahn, direktionsbezirks Köln insgesamt 2 239 (1448 Beamte und 782 Arbeiter) zurückgekehrt. Von diesen sind bei der Regie 219 Beamte und 182 Arbeiter, zusammen 491 Bedienstete, eingestellt worden. München. Der zu 7 Monaten Gefängnis verurteilte Kommunist Dr. Franke ist entflohen, als er zu einem Zahn arzt geführt wurde. Memel. Wie von unterrichteter Seite mttgetcilt wird, haben sich Anhaltspunkte für eine Beteiligung deutscher Reichs- angehöriger an dem angeblichen Putschversuch im Memelgebiet bisher nicht ergeben. London. Wegen desGrenzkonsliktesmitJrland soll das englische Unterhaus bereits am 39. September wieder einberufen werden. Zürich. Der französische Kommunist Jlbert und der deutsche Kommunist Thomas sind in Zürich bzw. Schaffhausen verhaftet worden. Mexico. Als Mörder der britischen Staatsangehörigen Frau Evans sollen einige Leute festgestellt und sofort er schossen worden sein. Aus britischer Seite will man sich aber durch eine solche Meldung nicht beruhigen lassen. Neues aus aller Welt l *»»»«»»»»»»«»«»»«»»»»»»»»»»»>»»»»»«»»<»»»»»»«»»»»»»»»»>««»>»* Geschenk an die Berliner Säuglinge. Die kommende Berliner Generation soll schon mit der Muttermilch den Drang zum Sparen in sich aufnehmen. Dafür sorgt die Berliner Sparkasse, indem sie seit dem 1. August durch die Standesämter jedem angemeldeten neuen Erdenbürger einen Gutschein über drei Mark überreichen läßt, der bei der Anlegung eines Sparguthabens für den Säugling voll verrechnet wird. Dieses Guthaben bleibt bis zum 14. Lebensjahre des Kindes gesperrt — natürlich nur für Auszahlungen. Villeneinsturz bei Potsdam. In der Nähe von Potsdam, in Ahrendsdorf, stürzte plötzlich der Neubau einer Villa mit lautem Getöse in sich zusammen. In dem Hause befanden sich mehrere Personen, die unter den Trümmern begraben wurden. Die Schwiegermutter des Besitzers sowie ein Maurer konnten nur als Lei chen geborgen werden. Ein Arbeiter erlitt lebensgefähr liche Verletzungen, während ein Polier sich nur dadurch retten konnte, daß er durch das Fenster auf die Straße Var Probejahr der Dolores Renoldi. 36 Roman von Fr. Lehne. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentral« T. Acker» mann, Stuttgart. »Rita, warum quälen Sie mich so " „Ich quäle Sie doch nicht! Eine Frage wird Wohl noch erlaubt sein —", entgegnete sie schnippisch. Doch in ihren Augen lag dabei ein heißer, unruhiger Schein, ein bettelnder Blick, und sie ließ es zu, daß er ihre Hand mit leidenschaftlichem Druck preßte. Dann sagte sie plötzlich: „Adieu, Baron Emdingenl Ich habe nicht viel Zeit, da ich am Abend ins Theater will, „Aida" möchte ich mir nicht entgehen lassen!" Er ließ ihre Hand nicht los. Er blickte sich um. Die entlegene Straße, in die sie ihre Schritte gelenkt hatten, war menschenleer, und die Luft so dick und nebelig, daß man kaum einige Schritte weit sehen konnte. Mit trü bem, milchigem Schein brannten die Gaslaternen. „Rita!" flüsterte er heiser vor Erregung, und dann riß er sie in seine Arme, und heiß brannten seine Lippen auf ihrem Munde — „Rita, die Sehnsucht nach dir ver zehrt mich fast —" Sie erschauerte unter seinem Kuß und gab ihn ihm kn einer seligen Minute der Selbstvergessenheit zurück. Dann stieß sie den Mann aber in gut gespielter Ent rüstung von sich, in ein krampfhaftes Weinen ausbrechend. „Das war nicht ritterlich, Baron Emdingenl" „Rita, Rita ,verzeihen Sie mir! Ich bin ja ganz von Sinnen — aber Sie tragen die Schuld —", stammelte er. „Gut, ich will vergessen, Baron — aber nie mehr —! Denken Sie an Ihre Braut!" und sie lächelte ein gefähr liches Lächeln, ein katzenhaftes, grausames Lächeln, da sie ihn so in ihrer Gewalt wußte — sie machte sich wirklich keine Gewissensbisse. sprang. Die Ursache der Katastrophe ist zwar einwandfrei noch nicht festgestellt, wird aber wohl in der jetzt üblichen leichten Bauweise zu suchen sein. Katastrophe auf dem Exerzierplatz. Auf dem Exer zierplatz Willenberg bei Marienburg explodierte während militärischer Übungen unerwartet eine Handgranate. Der Feldwebel Karrasch war sofort tot, Feldwebel Engel brecht starb auf dem Transport nach dem Diakonissen hause; der Kompagnieführer wurde leicht verletzt. Die Schaufensterscheiben müssen büßen. Ein Wiener Kriegsbeschädigter, der mit seiner Familie schon seit Jahren ohne Wohnung ist und in bitterem Kampfe mit dem Wohnungsamts liegt, zertrümmerte mit einem Stein die Auslagenscheiben eines Konfitürengeschästes, einer Tischlerei und die Riesenscheibe einer Automobilhandlung. Als er festgenommen wurde, erklärte er, er werde so lange Auslagen zertrümmern, bis er eine Wohnung erhalte. Er wurde dem Landesgericht eingeliefert. Auch ein Kapitel zum Wohnungselend. _ Llgrubenbrand in der Tschechoslowakei. Seit einigen Tagen brennen beiGöding die Slgruben der Berg- baugesellschast. Obwohl mehrere Feuerwehren anwesend sind, gelang es noch nicht, den Brand zu lokalisieren. Das Feuer gewinnt an Ausdehnung. Bisher such zwei Zisternen mit vier Waggons Ql verbrannt. Der Sturz des Dachdeckers und seine Folgen. In Lavan, Frankreich, war ein Dachdecker auf dem Dache eines Hotels beschäftigt, als er plötzlich das Gleichgewicht verlor und in die Tiefe stürzte. Er fiel auf zwei Gäste, die auf der Terrasse eine Erfrischung einnahmen. Einer von ihnen erlitt einen Schädelbruch und war sofort tot, während der andere mit einem Beinbruch davonkam. Wölfe vor den Toren. In dem Augenblick, wo sich die Einwohner von San Vito, einer kleinen Ortschaft bei Neapel, in der Kirche befanden, drang ein Rudel Wölfe in das Dorf ein. Die Gläubigen verbarrikadierten sich in der Kirche, um später einen Ausfall gegen die Wölfe zu unternehmen. Dabei wurde ein großer Wolf getötet. Der Wassertod in China. Durch große Überschwem mungen in der nordchinesischen Provinz Petschili sind mehr als 3000 Dörfer vernichtet worden. In der Gegend von Kalgan sind 3500 Menschen in den Fluten um gekommen. Die Regierung hat für mehr als eine Million völlig mittelloser Menschen zu sorgen. Bunte Tageschronik. München. Das „Deutsche Museum", das eine Übersicht über das gesamte deutsche Wirken zeigen soll, stech unmittelbar vor der Vollendung. Die Eröffnung soll endgültig im Mai 1925 stattfinden, und es sollen dazu Ein ladungen an alle Förderer im neutralen und auch ehemals feindlichen Ausland gehen. Wien. Großes Aufsehen ries hier der Selbstmord des Leiters der staatlichen Brennstoff-Abteilung, Hosrai Ing. Hillebrand, hervor, der freiwillig den Tod in der Donau gesucht hat. Hillebrand war der Kohlenschiebung be schuldigt worden, war aber in Wirklichkeit nur ein Opfer des Kohlenschiebers Franz Paulsteiners. London. Bei einem Automobilunglück in der Nähe von Blockley (Worcestershire) wurden sieben Frauen und Kinder getötet und zahlreiche Personen verwundet. Newyork. In Newyork stieß ein Hochbahnzug bei einer Unterführung aus einen anderen Zug, dem gerade die Fahrgäste entstiegen; dabei wurden zwei Personen getötet und hundert verwundet. Tokio. Drei japanische Zerstörer gerieten bei Manöver übungen in einen Sturm und wurden abgetrieben, über ihr Schicksal ist nichts bekannt. - Kol unck Ssrten - *»»»»»»»»»»»»«»»»»»»»»»»»»»„»»»»»»»»»»»»»»»»»„»»»«»»»«»* ZAStlliuge an ZlacdelbeerkuNuren. Auch m diesem Sahre macht sich -vielerorts der amerikanische StacheVdeermehltiau unliebsam bemerkbar. Dieser aus Osten eingorvcmiderte Pilz tritt als ssibergrauer, filziger Belag auf unid befällt bis jungen Triebe, bie dadurch absterben. Mancher Besitzer von Beerensträuchern geht wohl achtlos vorbei, da er nicht weiß, baß 'dieser Pilz bie ganze Kultur vernichten kann. Dieser Schädling kann nie zeitig genug bekämpft werden. Und wer damit beglückt ist, aber noch nichts dagegen getan hat, mag dies jetzt in zwölfter Stunde tun. Die befallenen Triebe sind erbarmungslos wegzuschneiden (lieber zu viel als zu wenig) und Er drückte ihre Hände gegen fein Gesicht. „Leben Sie wohl, Emdingen! — Und auf Wiedersehen erst dann, wenn Sie vernünftiger sind —" Sie eilte davon, ehe er sie zurückhalten konnte, und voller Genugtuung dachte sie: „Jetzt habe ich dich, Roger Emdingen! Und ich lasse dich auch nicht mehr! Nun wollen wir sehen, Dolores Renoldi, wessen Macht stärker ist — dein Geld oder meine Schönheit!" Am übernächsten Tage ging Rita Scharbeck zu Dolo res Renoldi. Sie hatte vorher telephonisch angefragt, ob ihr Besuch angenehm sei und den Bescheid erhalten, daß sie, Dolores, sich freuen würde, wenn sie zur Teestunde käme. Die beiden jungen Damen hatten sich mehrere Wochen nicht gesehen. Mit heimlicher Befriedigung stellte Rita bei sich fest, daß Dolores wenig vorteilhaft in der Trauer kleidung aussah, sie war mager geworden und das Gesicht schmal und blaß durch den Kummer. Dolores entschuldigte die Mutter, die wegen einer Mi gräne im Bett lag. Gemütlich saßen die beiden zusammen. Dolores hatte den Teetisch in ihrer geschmackvollen Weise hergerichtet; ein paar Dablien in einem wundervollen Sammetbraun standen gut in einer lavendelblauen Vase auf dem Weißen Tuch mit den Klöppeleinsätzen, und Dahlien in den Far ben vom hellsten Gelb bis zum dunkelsten Braun schmück ten auch das Zimmer. Dolores konnte ja nie ohne Blu men sein, und immer erfand sie neue Farbenzusammen stellungen. Fragend blickte Rita auf das dritte Gedeck des Tisches. „Ah, Fräulein Völkel kommt auch?" „Nein, heute kann sie nicht Wort halten — ich erwarte meinen Verlobten —" Obwohl sie diese Antwort zu hören «hofft und sich zu verbrennen. Ja nicht auf den Kompvfthaufen werfen! Da neben ist mrf jeden Fall zu spritzen. Empfohlen wird besonders „Bordelaiser" Brühe. Ich kenne dieses Mittel nicht aus meiner Praxis. Bisher wandte ich mit gutem Erfolg Calcium sulfurmum (Schwefelkalimn) an. Bei Spritzen in belaubtem Ausland rech net man 40 bis 50 Gramm, in unibelaubtem Zustand 1O0 Gramm auf je 10 Liter Wasser. Ich Habe die Mischung stets etwas stänker genommen. Oftmals verschwindet biefer Pilz allerdings auch ohne menschliches Dazutun so plötzlich wie er kam. Manch anderer Beerenobstbesitzer hat vielleicht Sträucher, äderen Blät ter schon in herbstlichen Farben leuchten und krankhaft aussehen. Betrachtet er den Strauch genauer, so sieht er an den Zweigen braune, warzrwahnliche Erhöhungen in reichlich Linsen größe. Kratzt er eine solche Warze auf, kommt weißes Pulver heraus, die Eier der Gchüblaus, die Krankheitsursache seines Strauches. An Obstbäumen geht man nun mit scharfer Bürste und Seifen brühe dagegen vor. 'Bei den dünnen Zweigen 'der Beerensträu cher ist dieises Mittel -über etwas bedenklich. Darum warte man noch, bis die Blätter fallen, Ler Herbst steht ja vor der Tür. In unbelaubtem Zustande spritze man dann mit lOprozentigem Karbosineum, aber gründlich, oder bestreiche die Rinde damit. Nur einmal spritzen! Wasserlösliches Karbolineum läßt sich, put mit Wasser mischen und mit der Spritze verteilen. Eine günstige Dekämpfungszeit ist Ler Wonnemonat. Da erscheinen die jungen, noch ^empfindlichen Lästse. Da gilt es, scharf Obacht zu geben und bann etwa dreimal mit je einer Woche Zwischenraum zu spritzen. Empfehlenswert ist folgende Lösung: 150 Gramm Schmierseife, 150 Gramm Tabakexwakt, 50 Gramm Soda auf 10 Liter Wäs ser, am besten warm (etwa 30 bis 35 Gr. C.) angewendet. — Zweckmäßig ist neben dieser Behandlung eine Verjüngung der Sträucher durch Herausfchmeiden alter ftarkbefallener Zweige. Der dritte Hauptfeind unstrer Sträucher, die Raupe der Stachel- beerbkattwefpe, wird Heuer nicht mehr gefährlich. Gegen ihn wird Uraniagrün empfohlen. In kleineren Stabten wird man dieses vielfach nicht einmal in den Apotheken bekommen. Darum will ich Interessenten mein Mittel fürs -nächste Jahr empfehlen. Beim Bestneuen mit Kalkstaub — was auch angeraten wird — liegt der Staub oben, die Raupe sitzt unten. Regen und Wind -beseitigen rasch den Staub und die Raupe frißt weiter. Ich lösche -darum Kalk in Wasser zu Kalkmilch und bespritze damit -die Sträucher, wobei auch die Unterseiten ihr Teil erhalten. Das Mittel -wirkt vorzüglich, hält lange an und ist leicht zu beschaffen. Daneben -ist es nicht giftig und kann ruhig noch kurz -vvr der Reife angewendet -werden. Es tut dem Strauch weder an Blättern noch an Beeren -Schaden. Die Raupen treten in zwei Hauor- zeiteni auf, einmal zur Blüte, dann kurz vor der Reife. Ob- man zur Reife noch mit Uraniagrün spritzen kann, weiß ich nicht, bezweifle es aber stark, da dieses ein starkes Gist ist. Nebenbei ist aber — selbst wenn Uramagrün nicht auf die Früchte wirkt bei spätem Spritzen — doch von seinem Gebrauch stark abzü- raten. Wohl in jeden Garten kommen mal Kinder oder fremde Leute. Heute spritze ich nun, mvngen kommen Menschen, die nichts davon wissen, und kosten die unreifen Beeren. Das Un glück ist fertig. Dieser Gefahr ist man beim Gebrauch von Kalkwasser bezw. Kalkmilch nicht ausgesetzt. Dieses Mittel macht ein Ablesen überflüssig. Wer es einmal versuchte, macht es wibber. Freilich, eine Spritze iNuß dazu sein. Mit einer Gieß kanne kann man nur nach unten, aber nicht auch, was die Haupt sache ist, nach oben spritzen. Willy Götz, Nugiswalbe. Humor vom Tage. Behördliche Weisheiten. Der JagbpSchter Koldl in Aurach bei Innsbruck brachte einen schönen Bock zur Strecke. Da im Auracber Gebiet Tierseuchenfäll« Vorkommen, gibt es für den Transport von Klauentteren amtliche Vorschriften. Kokd! wandte sich daher wegen Ablieferung -des rechlichen Leichnam« an die Behörde. Zurück kam die Weisung: „Das Stück kann getragen oder per Achse hin-ausge führt werden, aber auj keinen Fall darf es getrieben werden." — Zu dieser tiefgründigen österreichischen Weisheit als Pendant ein« reichsdeutsche. die der Friedhossordnung von Gkeßen vom 12. Juni 1903 entnommen ist; es heißt dort wörtlich: „Die Be- erdigung ist erst nach eingetretenem Tode gestattet. Ausnahmen bedürfen der Genehmigung des Bürger meisters." Das Fräulein und der Bua. Auf der Straße nach Appen- zell begegnet eine deutsche Touristengesellschaft einem echten Schtveizerbubcn. Ein fein heransgeputztes, aber schon etwa- ältliches Fräulein fragt ihn, wo er her sei. „Aus Appenzell/ lautet die Antwort. — „Und wo bischt du denn her?" — „AuL Sachsen, wo die schönen Mädchen wachsen!" — Da tritt der Bub breitbeinig vor sie hin, besteht sie sich von oben bis unten, stemmt die Hände in die Seite und sagt: „-Sell kann ich di? soagen, da bischt aber unreif vom Bäumle gefalle ft nun vornahm, erst recht zu bleiben, sagte sie: „Und da muß ich nun stören! Wenn ich das gewußt hätte — nein, Fräulin Dolly, ich komme eben so gern morgen wieder —" „Nler, Baronesse, fürchten Sie sich denn vor/ihm?" meinte Dolores freundlich lächelnd, „er wird sich sehr freuen, Sie auch einmal wieder zu fehen —" „Ich bezweifle, daß der Baron sich meiner noch erin nern wird —", entgegnete sie zurückhaltend, dann fragte sie voller Interesse nach Dollys Aussteuer und künftigem Hausstand. Bereitwillig wurde ihr Auskunft gegeben — denn welche Braut erzählte nicht gern davon! „Also Sie bleiben hier im Elternhause?" „Ja, Baronesse, ich kann mich so schwer davon tren- nen — der herrliche Garten und Park, wo findet man den gleichen in der ganzen Stadt? Papas Zimmer bleiben unangetastet. Das Haus ist ja so geräumig; es bietet Platz für zwei Familien. Mama hat die Absicht, gleich nach meiner Hochzeit nach Rio zu fahren, wo sie vielleicht ein halbes Jahr oder noch länger zu bleiben gedenkt; fünf Jahre sind seit unserem letzten Aufenthalt drüben ver strichen! Am liebsten möchte ich ja meinem Roger auch mein Geburtsland zeigen — doch er will nicht gern um einen so langen Urlaub für die Hochzeitsreise bitten." Man plauderte noch von allerlei, bis das Stubenmäd chen den Baron Emdingen meldete. Sofort erhob sich Rita. „Ich möchte doch lieber gehen —" „Bleiben Sie bitte, Baronesse! Von einer Störung kann doch keine Rede sein!" Dolores ging dem Verlobten entgegen, der ihr respekt voll die Hand küßte. Als er Rita Scharbeck erblickte, flog eine dunkle Nöte über sein Gesicht. Es war ihm peinlich, sie hier zu sehen — es machte ihn unfrei. tSortsetzNua kolat.)