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Seite 108 „Sächsischer Volksbote". 16. Moi 19^8 teiI der Deutschnat'ionalen Volkspartei. Die deutschnationale Arbeiterschaft betrachtet sich nicht als ab seitsstehendes Proletariat, sondern als Staatsbürger, gleich den Angehörigen anderer Berufsstände. Wir verwer fen den Klassenlampf und Klassenhatz und er streben die Einordnung der Arbeitnehmerschaft in die gesell schaftliche Ordnung. Wir kämpfen für die Volksge meinschaft. Unser Ziel ist, Verständnis in der Arbeiter schaft zu erwecken für die Nöte und Sorgen anderer Berufs stände, wie wir von diesen aber auch das gleiche gegenüber der Arbeiterschaft erwarten. Wir wollen mitarbeiten am deutschen Wiederaufstieg und führen diesen Kampf unter Hochhaltungderaltenruhm reichen Flagge Schwarz-weitz-rot. Wir erstreben eine Re form unserer Neichsverfassung im Sinne der Deutschnatio nalen Volkspartei. Unser Ziel ist daraus gerichtet, mit zuwirken an der Erhaltung und Stärkung unse rer Wirtschaft. Eine lebensfähige Industrie, ein ge sundes Handwerk und eine blühende Landwirtschaft, liegen im Interesse der Arbeitnehmerschaft selbst. Wir treten ein für eine im Interesse der Arbeitnehmerschaft liegenden sozialen Gesetzgebung, verhehlen uns aber nicht, daß es auch hier Grenzen gibt. Unser höchstes Ziel aber ist, die Arbeit nehmerschaft für den Kampf um die Be freiung Deutschlands zu begeistern. Die Ar beiterschaft soll erkennen lernen, datz mir aus den Klauen des Versailler Vertrages heraus müssen. Hier liegt der tiefste Grund unseres Elends. Unmöglich kann Unser Volk auf Jahre hinaus "jährlich 2—3 Milliarden Tribute an die Feindbundmächte leisten. Diese dem be nschen Volk zu Unrecht auferlegten Lasten trifft die Arbeiterschaft am härtesten. Unsere Parole: Los von Versailles — los vom Dawesplan. Wir fordern die Ausrottung der Kriegsschuldlüge. Hier handelt es sich nicht nur um eine Ehrensache für das deutsche Volk, sondern um das Recht. Wir verabscheuen den Kamps der deutschen Volks schichten untereinander, der uns nicht vorwärts bringt. Nur ein geeintes deutsches Volk wird erfolgreich den Kamps gegen die äuheren Bedrücker zu führen vermögen und uns der Freiheit entgegenführen. In diesem Sinne steht die Deutschnationale Arbeiter schaft im Wahlkampf und wird durch energische Mitarbeit wie im ganzen deutschen Reiche, so auch im Wahlkreis Ostsachsen mit dazu beitragen, den Sieg an die Fahnen der Deutschnationalen Volkspartei zu heften. Mittelstand - erwache! Von Baurat Hugo Paul, Dresden. Reichstagswahbu^-vch'- wenn doch dieses Wort unseren Bürgern mehr als bisher den Wert der Wahl vor Augen führen wollte! Ach, wenn sie sich doch endlich auf sich selbst besinnen könnten! Man mühte doch nach dem Ablauf der letzten Jahre mit aller Deutlichkeit erkennen, datz die Walze der sozialistischen Parteien unaufhaltsam über die ordnungs liebenden Bürger hinwegzugehen droht. Leider ließen sich viele — gerade der rechtsgerichteten Kreise — bei Wahlen stets von zu kleinlichen Gesichtspunkten leiten, sie haben zu viel starke Bedenken, die oft völlig ungerechtfertigt sind. Es muh doch endlich ausgesprochen werden, dah es bei der Reichstags- und damit Neichspolitik im allgemeinen nichtum dieInteressen eineseinzelnen Stan des geht, nicht um 2 Prozent Aufwertung, nicht um 2 Pfennige Lohn oder eine Stunde Arbeitszeit usw., son dern hier handelt es sich um Sein oder Nichtsein des gesamten deutschen Volkes. Wir sollten uns deshalb alle stets eines vor Augen halten: „Denkt deutsch und handelt deutsch!" Damit ist auch immer und stets die gerade Linie für die gesamte Innen- und Auhenpolitik gegeben. Haben wir denn im Inlands uns schon damit abgefunden, dah noch 10 Jahre nach Kriegsende unkultivierte schwarze Truppen als Aufpasser über Deutsche wachen, und dies innerhalb der deutschen Grenzen?! Hat man vergessen, datz wir beim Völkerbunde stets und immerdar mit leeren Reden abge speist worden sind?! Hat man vergessen, datz die anderen Reiche stets ausrüsten, während wir fast kein Heer mehr besitzen?! Bitter not tun uns die Leute, die offen für Er haltung der nationalen Würde eintreten. Der berühmte Internationalismus ist und bleibt leeres Geschwätz, solange sich die englischen und französischen Sozialisten in erster Linie eben als Engländer oder Franzosen fühlen. Und wenn wir eine gesunde Staatspoli tik treiben, dann wird auch die Gesundung unserer Wirtschaft nicht ausbleiben. Mit am meisten hat in den letzten Jahren gerade der deutsche MitteIstand gelitten, ein Stand, der in anderen Reichen überhaupt nicht in diesen Ausmatzen in Erscheinung tritt. Er war früher stets die Hauptstütze für den Staat, vor allem in steuerlicher Hinsicht. Früher genotz der Mittelstand sogar besondere Vergünstigungen, auch für die Kleinbe triebe. In deü Nöten der Jetztzeit verlangen wir für den Mittelstand nicht Sondergesetze — nur das Recht. Es darf das Recht nicht zum Unrecht werden. Die Erzbergersche Steuerreform hat sich zum Unheil für alle Beteiligten ausgewirkt, sowohl für die Steuerbehörden als auch für die Steuerzahler. Wir müssen verlangen die Zusammen- Zfassung der vielen, vielen Steuern in wenige klare Stcuer- arten und die Abstellung der Steuern nach dem Ertrage; denn ein Bem'essen nach dem Vermögen wirkt wie Sub- stanzraub. Leider beschlichen Höhe und Umfang der Steuern heute meist die politischen Kreise, die keine Steuern oder nur wenige zu bezahlen haben. Wir fordern Zurück führung auf ein erträgliches Steuermah. Wir kämpfen nach wie vor gegen jede Zwangs wirtschaft und für unbedingte Erhaltung des .Eigentums. Leider Zat sogar bei der Behandlung der Fürstenabfindung eine bürgerliche Partei den Eigen tumsbegriff vergessen. Es geht in Zukunft nicht an, dah durch einen Fehler im Aufbau des Parlamentarismus das Wohl eines 60- Millionen-Volkes u. U. abhängt von dem „Schnupfen eines Einzelnen". Zufallsmehrheiten im Parlament müssen in Zukunft durch eine von der Wahl unabhängige Stelle korrigiert werden können. Aus diesem Grunde fordern wir Abänderung der Verfassung und Schaffung einer solchen, die sich den deutschen Verhältnissen in jeder Beziehung besser anpatzt. Es geht nicht an, dah Reich und Staat mit Konkurrenzunternehmen in die Privatwirtschaft ein- greifcn. Es darf nicht sein, datz unser altes bewährtes Be amtentum um ein Recht gebracht wird, nur um Partei funktionären Platz zu machen. Aus alledem ergibt sich: Wahlrecht ist Wahlpflicht! Stimmenthaltung ist Verbrechen! Die Frau unö öie Reichstagswahl. Von Frau S. W e i tz w a n g e - Rödern. Wir deutschnationalen Frauen haben das Wahlrecht nicht gewünscht. Nachdem wir es aber durch die „glorreiche" Revolution erhalten haben, treten wir voll und ganz da für ein, in der festen Ueberzeugung, daß Wahlrecht Wahl pflicht bedeutet. Ich fordere daher alle deutschen Frauen auf, soweit es in ihren Kräften liegt, aufklärend zu wirken und zu versuchen, zum 20. Mai alle nationaldenkenden Frauen an die Wahlurne zu bringen. Gerade uns Frauen droht durch einen schlechten Ausfall dieser Reichstagswahl große Gefahr. Nicht wählen ist gleichbedeutend mit einem Sieg der Linken, also einem schlechten Wahlausfall für uns Deutschnationale. Der Kampf geht diesmal um unseren ureigensten Besitz, um unsere Kinder. Durch das Scheitern des Reichsschul gesetzes im vergangenen Reichstag ist die sittliche Erziehung unserer Kinder in größte Gefahr gebracht. Gelingt es nicht, eine noch stärkere Anzahl deutschnationaler Sitze im Reichs tage durch die kommenden Wahlen zu erreichen, so werden unsere Kinder auf Jahre hinaus, vielleicht auf immer dem krassesten Realismus ausgeliefert werden. Wir haben schon Beispiele in Sachsen und neuerdings auch in Preußen, daß die radikale linkseingestellte Lehrerschaft unsere Kinder um Las höchste Gut in ihrem Leben, um die religiöse Erziehung bringt. Das religiöse Empfinden unserer Kinder wird schon jetzt in den Schulen, wo radikale Lehrer herrschen, mit Füßen getreten, und die große Gefahr besteht, daß das, was jetzt glücklicherweise nur Ausnahme war, durch einen linkseingestellten Reichstag zur Norm werden wird. Die moderne Schule zieht die Kinder aus dem Hause. Alles Erleben soll in und durch die Schule kommen. Man denke zum Beispiel an die Aufklärung der Jugendlichen — Die heutigen Mütter haben es schwer. Sie müssen ver suchen, mit ihren Kindern weiterzuleben. Durch Teilnahme an ihren Aufgaben, an ihren Büchern, an ihrem Verkehr müssen sie Einfluß zu gewinnen versuchen auf die Entwick lung ihrer Kinder. Sie müssen Elternratsversammlungen besuchen, danach trachten, die Eltern ihrer Mitschüler und die Lehrer ihrer Kinder kennen zu lernen, um so ein Bild zu gewinnen, welchen Einflüssen die Kinder ausgesetzt sind.! Früher wußten wir, wenn wir unsere Kinder in die evan gelische Volksschule schickten, daß sie unseren Wünschen ent sprechend daselbst erzogen wurden. Heute haben wir Staats schulen, die je nach der Gesinnung der jeweiligen Lehrer eingestellt sind. Darin liegt eben die große Gefahr für unsere heutige Jugend. Die meisten Euern ahnen die Ge fahren g»r nicht, da sie noch nicht an die neuen Verhältnisse und Umstellungen gewöhnt sind. Sie glauben, daß die Schule immer noch dasselbe Gepräge hat wie in ihrer Kind heit. Dem ist aber nicht so. Aus keinem Gebiete ist die Umwälzung wohl so durch greifend und schwerwiegend wie gerade auf dem Gebiete der Schule. Das Reichsschulgesetz sollte uns unsere bewährte evangelische Volksschule wiedergeben, die unser Volk auf jene sittliche Höhe gebracht hat, um die uns andere Völker beneideten. Scheitert das Reichsschulgesetz durch die Lax heit und Verständnislosigkeit der nationalen Wähler, dann sind unsere Kinder auf Jahre hinaus um ihr schönstes, innerstes Erleben betrogen, sie lernen keine biblischen Ge schichten, keine unserer herrlichen alten Lieder, keine vater ländischen und nationalen Gesänge, keine Gebete und Sprüche mehr, nicht einmal die Weihnachtsgeschichte wird den Kin dern die :ung des Weihnachtsfestes in seiner tief- innerlichei schon Weihe mehr vermitteln. Ich werde nie vergessen. as für einen erschütternden Eindruck ich er litt, als vor einiger Zeit eine Dresdner Volksschulklasse ein- goladen wurde, ein Krippenspiel zu besuchen. Da saßen die sechs- und siebenjährigen Kinder, Knaben und Mädchen, und wußten mit dem Christkind in der Krippe nichts an zufangen. Das einzige, was ihnen als Eroßstadtkinder im ponierte, waren Ochs und Eselein im Stall, denn die waren wirklich lebendig und für sie etwas Außergewöhnliches. — Wähler und Wählerinnen, daran denkt, wenn ihr am 20. Mai zur Wahlurne geht! Tragt diese Gedanken in die Kreise eurer Verwandten und Bekannten, klärt sie auf über das, was uns droht, und beweist durch die Tat, daß ihr wißt, worauf es ankommt. Kämpft für unser heiligstes Gut, für die deutsche Seele unserer Kinder! Sie MsWÄMlei - oder Wen Is! geluni. Wenn ein Wähler ein^r Partei seine Stimme gibt, so erwartet er, daß deren Abgeordnete seine politischen oder wirtschaftlichen Belange mit Ernst und Sachkenntnis im Parlament vertreten. Diejenigen Wähler, die bei der letz ten Wahl ihre Stimme der Wirtschaftspartei gaben, werden bitter enttäuscht fein, wenn sie die Tätigkeit dieser „Par tei" sorgfältig verfolgt haben. Von Sachkenntnis wollen wir bei der Wirtschaftspartei schon gar nicht erst reden und wie es mit dem Ernst aussieht, mögen folgende Beispiele für viele zeigen. Im Herbst 1925 ereignete sich im Preußischen Landtag folgender Vorfall: Die Wirtschaftspartei hatte eine große Anfrage eingereicht, die der Abgeordnete Artelt begrün den sollte. Er entledigte sich seiner Aufgabe in folgender Form: e . —— — — „Ich kann diese Anfrage nicht begründen, bis die Re gierung uns über den Stand der Dinge informiert 'hat. Vor der Hand wissen wir noch nicht, was wir mit Ler großen Anfrage Nr. 69 wollen. Ich bitte deshalb, unsere Anfrage vorläufig zurückzustellsn." Der Sitzungsbericht verzeichnete nach dieser Erklärung „Schallende Heiterkeit". Bei der letzten Abstimmung über den Haushaltplan im Mecklenburg-Schweriner Landtag wußte die Wirtschafts partei wieder mal nicht, ob sie sich aufs rechte oder linke Bein stellen sollte. Ihr Abgeordneter Bull gab daher die klassische Erklärung ab: „Aus diesem Grunde ist es möglich, daß wir das Experiment mitmachen, und sagen, für uns ist der Haus haltplan vielleicht annehmbar, vielleicht unannehm bar." (!!!) Das Stenogramm vermerkt „Stürmische Heiterkeit". Die wirtfchaftsparteilichen Patentparlamentarier wissen meist nicht nur nicht, was sie tun sollen, sondern oft nicht mal, was sie getan haben. Da beschwerte sich der Wirt schaftsparteiler Haake im Berliner Stadtverordnetenkolle gium, daß die Bettstellen, die die Anschaffungsstelle für 'städtische Anstalten geliefert habe, viel zu teuer seien. Die Preise seien von der Anschaffungsstelle so ungebührlich hoch hinausgeschraubt worden, um auf diese Weise andere Defi zite zu decken. Der Obermagistrat Scholldoch stellte dem gegenüber fest, daß die Betten nicht von der Anschaffungs stelle, sondern von dem wirtschaftsparteilichen Abgeordneten Mollath geliefert wurden. Der Bericht verzeichnet „Schallende Heiterkeit". „Stürmische Heiterkeit, schallende Heiterkeit", das ist das ganze Ergebnis der parlamentarischen Tätigkeit der Wirt'chaftspartei. Es ist ja ganz nett, wenn es eine Partei gibt, die in der trockenen Parlamentsarbeit für den nötigen Spaß sorgt. Die Lage des deutschen Mittelstandes ist aber doch viel zu ernst, als daß er seine Interessen einer Partei anvertraut, die im Parlament die Rolle des Spaßmachers spielt. Im Gegensatz zur Wirtschaftspartei hat die Deutsch- nationale Volkspartei die Belange des werktätigen Mittel standes stets mit Energie und Erfolg wahrgenommen, so daß selbst der Abgeordnete Artelt, Mitglied der Wirt schaftlichen Vereinigung, im Preußischen Landtag am 1. April 1925 die Arbeit der Deutschnationalen mit den Worten: „Das ist wirklich ein Schutz für das seßhafte Gewerbe" anerkannte. Auch für den handel- und gewerbetreibenden Mittel stand gilt die Losung: Bei -er Reichstagswahl Am 2V. Mai Nur -errtschnativnat. Nur Liste 2!